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Ritt durch die sibirische Mark

Nach dem gestrigen Nightride, den ich trotz eines trotzigen Katers und allgemeinem Unwohlseins überstanden hatte, beschloss ich aufs schärfte Drängeln des Obersts, mich nicht lumpen zu lassen ihn und auf seinem Wege von Frankfurt (Oder) zurück in heimische Gefilde zu begleiten. Nach einigem Zögern ob meiner versoffenen Befindlichkeit ließ ich mich breitschlagen, auch weil mir die Aussicht auf eine Fahrt durch die verschneiten Weiten der Mark sehr gefiel.

Jockel fuhr schon am Morgen vor und ich sollte ihn um Halb eins am Bahnhof treffen, aufdass wir dann gleich auf unseren Weg gen Westen aufbrechen konnten. Wir waren beide pünklich, der Oberst hatte vorneweg schon eine kleiner Runde zur Oder gedreht, sodass wir, mit den Blick zurück zur Oder aus Frankfurt hinaus die Berge hochfuhren. Zunächst erklommen wir einen Hügel mit einem aufgesetzten Wasserturm. von diesem hinab ging es nur noch über einen weiten, ruppeligen und verschneiten Acker. Der Oberst kannte schon kurz nach Beginn der Tour keine Gnade und prügelte über das Feld. Von Frankfurt auf 40m ging es hinauf auf über 100. Wir fanden den rechten Weg noch und gelangten über die Bahntrassen der Schesichen Bahn auf einem Viadukt hinüber in das beschauliche Örtchen Rosengarten. Von dort aus ging es in den Frankfurter Stadtwald. In sehr hügeligem Terrain ging es auf verschneiten Wegen auf und abwärst. Der dichte Laubwald war in ein herrlichen weißes Kleid gelegt. Nach etlichen Richtungswechseln fanden wir uns wider Erwarten an der B5 wieder, folgten für einen halben Kilometer ihrem westlichen Verlauf und begaben uns als bald in den hügeligen Wald um die Schornsteinfegerberge. Das Wegnetz war hier sehr wirr und wir verloren recht bald die Orientierung. Selbst der Oberst war unschlüssig. Wir wählten die Richtung die war als richtig einschätzten, fuhren einige Zeit, überquerten Äcker und fanden uns später an der selben Kreuzung wieder an der wir schoneinmal waren. Unsere Spuren im Schnee verrieten uns. Jockel fuhr aus der Haut, verfluchte dieses Stück Wald und sprach etliche unsittliche Worte aus.

Nach einer neuerlichen Richtungsorientierung fuhren wir ein Stück Querfeldein durch den Wald und Bromberggebüsch, dessen Stacheln mir die Bikehose zerfetzen, fanden uns aber bald an einem Entwässerungsgraben eines Feldes wieder. Birken rankten über den Graben und wir konnten darauf stützend und daran festhaltend auf die anderen Seite balancieren. Nach der Überquerung des anschließenden Ackers entdeckte der Oberst einen bekannten Weg. Dieser war von Forstfahrzeugen zerfurcht und vereist, sodass es mich nach ungestümer Farhweise nach ein paar hundert Meter hinwarf. Unsanft ging ich auf die rechte Seite nieder.

Nach ein paar weiteren Kilometern gelangten wir wie gewollt nach Sieversdorf. Von hier aus ging es weiter in westlicher Richtung zur Madlitzer Mühle am Madlitzer See. Da uns beide, aber besonders mich, ein unbedingtes Hungergefühl plagte, entschlossen wir, die erstbeste kulinarsche Einrichtung am Wegesrand in Beschlag zu nehmen. Unsere Entscheidung entfiel auf das Hotel Fischerdingsdabums. Bei gehobenen Preisen aber reizender Bedienung gab es Ofenkartoffel mit Quark und für Jockel noch eine Portion Milchreis, für mich ein großes Stück Kirschstreuselkuchen. Die leckere Ofenkartoffel war so groß wie ein Rugby und besänftigte unsere Mägen zufriedenstellend. Wir verplauderten die Zeit in der netten Atmosphäre mit Seeblick, sodass es beim Weiterfahren schon kurz vor 1600 war. Nun hieß es sich sputen – und wer weiß was das beim Oberst hieß, der weiß, dass jetzt nicht mehr gekleckert wurde. Das fiel mit dem schweren, vollgefressenen Magen aber garnicht so leicht. Wir gelangten über ellenlange Waldwege nach Demnitz und von dort aus auf Umwegen nach Frankfurt herran. Die letzten Meter waren etwas unspektakulär, aber wir erreichten mit einestzender Dunkelheit den Frankfurter Bahnhof. Auf den Zug mussten wir nur 20 Minuten warten.

Im warmen Fahrradabteil konnten wir etwas relaxen und dem Schnee an unseren Rädern beim Abtauen zusehen. Die Fahrt war recht kurzweilig wir waren bald wieder zurück in Berlin.

Es war eine schöne Tour durch einen grandos verschneiten tiefen Wald, druch sibirisch anmutende Weiten und unwegsames Terrain. Einen Dank an den Oberst für seine vorblidliche Wegführung und für den sehr ausdrucksstarken Vortrag der Todesgeschichte des pflichtbewußten Försters.

1 Kommentar

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  • Oh, das klingt nach einer schoenen Tour. Vor allem wenn der Oberst himself unterwegs mit unsittlichen Worten um sich wirft, ist es schon was besonderes.

    Arbeiten am Freitag war uebrigens auch schoen! 😉

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