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Fluch und Segen auf der Transalp

Menis hat ein kurzes aber packendes Stimmungsbild zu der täglichen Hitzeschlacht bei der diesjährigen Jeantex Transalp vefasst, dass sich lohnt der geneigten Leserschaft nahe gebracht zu werden. Lesst selbst:

„Wasser läuft an den Beinen hinab, sammelt sich in schneeweissen Sidis. Klatschnass liegt das Trikot am Rücken, Schweiss tropf auf schwarzes Carbon, auf den Vorbau und auf das kleine, mit Höhenprofilen versehene Bildchen auf dem Oberrohr. „1600Hm“ am Stück steht darauf, aber von 40° im Schatten war nichts zu lesen. Der pechschwarze Flüsterasphalt wird zum Spiegel des Todes. Gluthitze steigt auf. Die langsam mahlenden Umdrehungen der Kurbel halten die Zeit an. Schier endlos schraubt man sich, Kurve, um Kurve der brennenden Sonne entgegen.

Panorama – was ist das? Ich erkenne verschwommen das Trikot meines Passmannes am Horizont. 20, 25 Meter vor mir schlingert er die Wand empor. Salzwasser rinnt durch meine Augen; ich schließe sie, hoffe auf Erlösung, hoffe auf kaltes Wasser, hoffe auf den Gipfel… . Immer wieder passiere ich schnaufene Mitstreiter. Rythmisch rasselnd, bis hektisch hechelnd versuchen die Fahrer die Hürde zu nehmen. Fragen bedrängen mich. „Warum?“, „Wielange?“ oder gar zweifelnde Ängste, dass Kreislauf, Beine oder Rücken den erbarmungslos eingeforderten Dienst quitieren.

Plötzlich bin ich von Luft umhüllt. Bergluft. Es richt nach Schnee. Wie ein Freund kühlt sie die Schläven, dringt durch die nassen Maschen der Funktionswäsche, legt sich – wie ein Lebenselixier – auf die glutheisse Haut. Ich hebe den tonnenschweren Kopf, Wasser topft aus dem verhassten Helmpolster, doch ich erkenne eine Kuppe, das Ende des lavaheissen Asphaltbandes!

Langsam erreichen mich Bilder von schoffen Felsen, hunderte Meter hoch, Schnee bedeckt und gottesnah. Die Kurbel dreht sich schneller, die Hände lösen den verkrampften Griff, fassen nach, leben. „Ja…“, denke ich „jajajajajaaa!!“. Das Ende der Qual öffnet ein atemberaubendes Panorama! Die Dolomiten! Die Sellagruppe! Giganten der !

Wie von Geisterhand gezogen rolle ich über den Pass, Menschen jubeln, klatschen, schieben, drücken mir Nahrung in die Hand – doch ich stürze kopfüber, frei fallend, schwerelos in das Kilometertiefe Tal. Mein Atem stockt – schwindelnde Höhe, hunderte von engen Kurven, soweit das Auge wieder reicht. 60, 65 zeigt die emotionslose Digitalanzeige, ich fasse den Lenker unten. 70, 80, 85 – kalter Sturm rüttelt mir das Wasser aus der Kleidung. Ich reisse den Mund auf, geniesse die frische Luft. 90 – Wind knattert in meinen Ohren, berauschendes Tempo! Berge – wie geil ist das denn!“

menis

Danke!

1 Kommentar

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  • Wow, erst sind bei der Lektüre meine zarten Füße in den Budapestern feucht geworden, dann habe ich mir den Wind vom Ventilator unter die Krawatte wehen lassen und mit dir die Abfahrt genommen. Dazu noch ein gepfelgtes Alpenpanoramawallpaper auf dem Flatscreen – Wozu in die Ferne schweifen…?

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