One und Ritzelflitzer bei den Wikingern

Wir verbringen unsere erste Nacht in der landestypischen “Hytta“. Ein Bretterverschlag, den der gemeine Norweger zu Gold macht. Piefige, alte Holzbuden, die in Deutschland als 2-Mann Sauna verkauft werden, sind hier spartanischer ausgestattet, als das Baumhaus vom Nachbars Bengel. Und als Krönung der Touristenabzocke soll die Bude bei der Abreise in einem gewienerten und gebohnerten Zustand übergeben werden.

Zur Freude jedes Reisenden versteht man es hier die Duschen und WCs sauber zu halten. Meister Proper scheint aus Norwegen zu kommen. Von jeder Toilette, selbst vom Trackerklo an der Tanke, kann man hier essen. Wahrscheinlich sind deshalb die Benzinpreise hier teurer als in Deutschland. Fällt uns aber nicht so auf, da ein leerer Moppedtank ein nicht all zu großes Loch in die Reisekasse reißt.

Nach dem die eine Blase geleert ist und die andere mit Kraftstoff gefüllt wurde, kann es wieder in die endlose menschenleere Landschaft der Fjorde losgehen. Sagte ich menschenleer? Vor wegen, alle 50km eine Tanke. In ist die Wahrscheinlichkeit größer mit leeren Tank liegen zu bleiben und in 1000 Jahren als Mumie entdeckt zu werden. Und hinter jeder Kurve muss man mit einem Lastwagenfahren rechnen, der mit überhörter Geschwindigkeit um die Kurve driftet. Apropo driften, bekanntlich fahren die Skandinavier im Winter mit Spikes und die machen so nette Spurrillen in die Straße. Am Anfang mache ich mir in der Kurve auch jedes Mal in die Hose aber bald, nutze ich sie als Anlieger um noch schneller und tiefer die Kurve zu nehmen.

Es ist schon interessant wieviel Ähnlichkeit zwischen und Mopped fahren besteht. Alleine die Grußzeremonien bei einer Begegnung. Der coole grüßt mit zwei abgespreizten Finger, die Hand dabei leicht unter dem Lenker. Der gerade Angereiste durch die noch frischen emotionalen tief bewegten Landschaftseindrücken überschwenglich winkend und dabei beinahe die nächste Serpentine verpassend. Der ängstliche hebt wenn überhaupt einen oder zwei Finger von der verkrampft festgehaltenen Lenkstange. Der Nichtgrüßende ist entweder nur genervt von der ganzen Winkerei oder einfach extrem ängstlich. Fahrer von Motorrollern werden wie Mountenbiker grundsätzlich ignoriert.

Ob Moppedfahrer auch ihre Beine rasieren, konnte ich nicht feststellen. Aber der Hang zu eng anliegenden Klamotten und bunten Helmen ist wie beim Rennradler proportional zu zurückgelegten Durchschnittsgeschwindigkeit. Die Reifenbreite eher indirekt proportional.

Unsere Reifen sind eher schmal, die ersten Sepentinen nehmen wir wie eine Oma mit Gehhilfe. Aber mit jeder Haarnadelkurve werden wir mutiger und spätestens nach dem zweiten Tag werden wir nicht mehr innen überholt. Selbst das Winken während der Kurvenfahrt wird möglich. Immer wieder muss man aufpassen die nächste Kurve nicht zu verpassen, da die faszinierende Fjordlandschaft immer wieder ablenkt. Die Geschwindigkeiten bleiben eher moderat, da die norwegische Politi konsequent die Überschreitung der 80km/h Grenze ahndet und man sehr schnell zum Fußgänger wird. Achja Geschwindigkeit, da war noch was. Der Tacho meiner Mietmöhre verweigerte nach nur 350 km seinen Dienst. Reparatur ausgeschlossen. Also ab in den nächsten Fahrradladen und den billigsten Fahrradcomputer gekauft und ich hatte die erste Honda mit Digitaltacho.

Fortsetzung folgt…

ritzelflitzer

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