Das Märchen vom alten Fährtenleger

In gemässigter Fahrt ging es zurück, abermals über viele schöne Pfade.

Über Heldentaten gab es wenig zu berichten, obwohl die müden Reiter am Ende des Tages doch 50 – 70 Meilen auf die Zählwerke gespult hatten, denn allesamt traten sie den Heimweg auf eigenem Pneu an und besonders der lange Rifli hatte einen langen Weg ins ferne Pankow.

So legte sich denn der alte Fährtenleger getrost in ein warmes Bad von duftendem Wasser, welches sein treues Weib ihm bereitet hatte und dankte den Göttern des Trails, daß sie ihn in ihrem Großmut davor bewahrt hatten, als Einäugiger unter den Blinden die Meute in die Ungewisheit führen zu müssen,

und wenn er nicht gestorben ist dann reitet er bald wieder…….
ritzelflitzers Anmerkungen

Man, da warte ich extra ab, damit die Jungkader mal ihre lyrischen Künste zeigen können. 2 Tage vergebliches warten und dann hält es den Großmeister nicht mehr aus und zeigt mit einer Lässigkeit, was ein wahres Eisenschwein noch ausmacht. Das war mal wieder echt knorke, Husten. Da lass ich mich mal nicht Lumpen und werde mit dem Höhenprofil unsere Heldentat bestätigen.

Das dies kein Rentnergeschubse war zeigt doch deutlich meine Herzkurve. Und Husten, wie konntest du in deinem erzählerischen Meisterwerk meinen deutlich im Steigungsprofil erkennbaren Sturz vergessen. Zwei deutliche Spitzen mit -30% sind dort zu erkennen. Die erste ist wie folgt zu erklären:

Auf dem Gretelbesteigungspfad waren in einer Nacht und Nebelaktion vom Trailmaster ausgewählte Gehölze quer bzw. leicht diagonal positioniert worden. Husten hatte anscheinend schon eine fehlerfreie Überquerung vor der gemensamen geübt, denn die meisten hatten deutlich frische Spuren von hängengebliebenen Kettenblättern. Husten und RieWu glitten in einer Eleganz über jene leicht feuchten und glitschigen Gehölze. In der Ignoranz meiner 10-jährigen Erfahrung als Hardtail-Fahrere überließ ich meinem Fully die Verantwortung für die fahrerisch korrekte Überquerung. Das die Bestrafung auf dem Füße folgte kann sich jeder denken.

Die erste Phase der Zielanvisierung und Einleitung zur Überwindung der Erdanziehungskraft waren erfolgreich abgeschlossen. Die zweite Phase des Verkeilens zwischen Lenker und Pedal vollzog ich nur noch halbherzig, vertrauend auf die feste Verbindung des Schuh-Pedalsystems, riss ich mein Bike aus den Fängen der Erdanziehungswichtel. Die optimale Flughöhe war auch schnell erreicht. Die Überfliegung des leicht diagonal liegenden Stammes war eingeleitet. Als sich das Kettenblatt über dem Hindernis befand, vertraut ich der Suspensionsfähigkeit des schwingend gelagertem Hinterbaus, die noch nicht erreichte Flughöhe des Hinterrades auszugleichen. Diese Nachlässigkeit und die Gedankenlosigkeit über die Beschaffenheit des rindenlosen Naturproduktes war der Anfang des Endes eines erfolgreichen Überfluges. Wie ich erwartet habe blieb das Hinterrad am Stamm hängen. Infolge der glitschigen mit Wichtelschleim überzogenen Oberfläche fand der leicht profilose Hinterreifen keinen Halt. Die plötzlich einsetzende Richtungsänderung des gesamten Hinterbaues, ließ meine eingeschlagene Lauflinie ad absurdum(m) führen. Durch die lachse Haltung in den Pedalen verlor ich den Kontakt zu selbigen. Mit weit aufgerissenen Augen und kramphaften Gegensteuerversuchen versuchte ich auf dem nur ca. 30cm schmalen Trail zu bleiben. Das plötzlich aufsteigende Adrenalin spürte ich bis in die Fingerspitzen. In Bruchteilen von Sekunden suchte ich verzweifelt eine geeigneten Ausweichstrecke neben dem Pfad. Die Anzahl und unübersichtlich angeordneten Begleithölzer nebem dem Trail ließen mir nur wenig Spielraum für Entscheidungen. Wieder mal vertrauend auf die Suspensionsfähigkeit eines Fullys erwog ich die Möglichkeit die Unebenheiten dieser Knöchelbrecherstrecke zu egalisieren. Da diese genauso rindenlos und Wichtelschleim überzogen waren, wurden die folgenden Richtungswechsel nicht mehr koordinierbar. Ich entschloß mich daher kurzfristig für ein Abgang vom Gerät. Diese Prozedur hatte ich auf einigen Icerides erfolgreich proben können. Das immer noch pulsierende Adrenalin in meinen Adern vesetzte mich in die Lage mich leicht wie eine Feder und unverwundbar zu fühlen. Also befreite ich mich von allen Bindungen zu meinem Bike, legte dieses gefühlvoll zu Seite (Steigung -30%) und rollte mit einer leichten Schulterrolle im Geholz aus. Die sofortige Kontrolle des Bikematerials ergab keine Schäden an dem selbigen und so konnte die Tour fortgesetzt werden.

Paperman und Arthur D. gaben mir volle Punktzahl in der A-Wertung, zogen aber in der B-Wertung wertvolle Punkte wieder ab. Die Überprüfung der Korrektheit dieses Ergenisses konnte Mangels fehlender Videoauswertung nicht nachvollzogen werden. Der Hinweis auf einer blutende Wunde am Schienbein zeigte mir deutlich wozu Adrenalin noch gut ist…

Der aufmerksame Leser wird sich jetzt fragen: Wie kam die 2. Steigungsspitze zu stande? Husten hatte nach seiner Begegnung mit seinem Altvorderen den klassischen Pfad an der ehm. Müllkippe Wannsee wegen zuvielen Dornen abgelehnt und bolzte senkrecht quer durchs Gestrüpp den Berg hinunter. Und da sag nochmal einer in gibt es keine steilen Berge!

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