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Wie der Hesse an sich, ein langes Wochenende zelebriert…

von DD“Eule“

Am Anfang stand das Feuer und das Wasser, zusammen wurde daraus Feuerwasser, in reichlicher Menge wurde der Mittwoch Abend dazu genutzt, selbiges zu vernichten.

Der nächste Morgen stand plötzlich da und meinen großen Worten am Vorabend, sollten nun Taten folgen. So kroch ich aus dem Bettchen und begab ich zu früher Stunde, 853 Abfahrt an Gleis 24, nach Rüdesheim am Rhein. Dort angekommen spendete ich der maroden Rheinschiffahrt 1,70 € für eine Überfahrt mit Zweirad.

Im Rheinlandpfälzischen Bingen angelandet bestieg ich mein Spochtgefährt und machte mich sogleich daran, die höchste Erhebung des Städtchens, den Rochusberg (Es existieren legendäre Weine aus dieser Lage) zu befahren. In langgezogenen Serpentinen bewältigte ich die ersten Höhenmeter. Oben angekommen erwartete mich eine traumhafte Aussicht, auf der einen Seite lag das Rheintal mit dem Niederwalddenkmal und dem Rheingau-Taunus und auf der anderen Seite das Nahetal und seine weiten Becken und die sonnenüberfluteten Weinberge soweit das Auge reicht.

Ich knallte durch die Weinterassen abwärts nach Büdesheim um mich rechts der Nahe, weit oberhalb durch die Rebgärten entlang zu schlängeln. Als nächstes Hindernis lag das Trollbachtal mit seinen Felsen aus Fanglomerat vor mir, ich konnte ein paar Höhenmeter sparen, letztendlich musste ich jedoch erkennen, daß an diesem Tage die Devise nur „auf und nieder – immer wieder“ lautete. Kaum war ich oberhalb von Dorsheim angelangt und hatte ein paar Meter auf der Plateaufläche zurückgelegt, ging es auch schon wieder runter. Ständig lagen irgendwelche Quertäler im Weg und immer wieder das selbe Spiel.

Etwas breiter gestaltete sich das Guldental, an einer geeigneten Stelle überquerte ich die vermutlich stillgelegte Bahnlinie und setzte die Reise gen Westen fort. Vor mir lag ein kleiner Rücken (dachte ich) mit ein paar Höhenmetern. Dieser fiese kleine Hügel entpuppte sich zu einem steilen Pfad mit bis zu 25% Steigung, ich schob…

Oben angekommen mußte ich feststellen, daß mein Thermometer mittlerweile die 30° Grenze überschritten hatte. Mitten in den Weinbergen, ohne Schatten und mein Wasser neigte sich dem Ende. Erstmal ging es weiter bis zur nächsten zivilen Siedlung. Bei Hargesheim unterquerte ich den Hunsrückschnellweg B41 und gelangte in den Bad Kreuznacher Wald. Jetzt hieß es erstmal wieder mächtig Höhenmeter machen.

Nach endlosen Pedalumdrehungen war das Hochplateau „Hardt“ mit dem Rotenfels erreicht. Ich genoß die herrliche Aussicht über Weinberge bis ins Alzeyer Becken und den Hunsrück im Rücken. Dort oben beschloß ich erstmal eine Pause einzulegen und nahm den Gasthof „Bastei“ in Anspruch. Das Käse-Schinken Graubrot für 4,50 EUR erzürnte dann kurzfristig mein Gemüt, doch konnte mich der Downhill nach Bad Münster am Stein wieder vollauf entschädigen. Nach DIMP-Regeln hätte ich da bestimmt nicht runtergedurft, jedoch bin ich mir 100% sicher, daß selbst der Präsi da immer noch gerne runterknallt. Hammer, ganz enge Serpentinen und ne 200m Steilwand…

In Bad Münster kam ich mit weichen Knien an und rollte zum verschnaufen an der Nahe lang, Auf der anderen Flußseite gab es einen ähnlichen Berg und diesen fuhr ich jetzt hoch. Bei weitem nicht so dramatisch und wild wie der Rotenfels, aber von nicht minder schöner Natur. Das Gebiet um Bad Kreuznach und Bad Münster ist der nördlichste Raum in dem mediterane Vegetationsverhältnisse zu finden sind. Flora und Fauna fühlen sich hier pudelwohl. Bei den Temperaturen von deutlich über 30°C war das heute auch mir toatal klar warum.

Ich verließ nun die Gegend um Bad Kreuznach und wollte auf direktem Wege nach Mainz. Vor mir lagen aber noch mindestens drei Knüppel im Weg. Da ich keine Karte mit diesem gebiet beiführte, entschied ich mich fürs „ausdemBauchnavigieren“. Welch Entscheidung an diesem heißen Tag… Als nächste Siedlung querte ich Bosenheim, wieder so ein Winzerdorf in dem alle Eltern Geschwister sind, jedoch waren sie nett und gaben Wasser. Dies war ab jetzt fast in jedem Dorf notwendig, zeigte das Thermometer in der Sonne bereits Werte von 40°C an.

Nach Bosenheim hatte ich die Wahl, entweder zwei fiese Köpfe anzusteuern oder die Mitte beider zu nehmen, ich nahm die Mitte. Auf der anderen Seite dieses Weinbergrückens lag Sprendlingen. Wieder hieß es klettern und endlich mal konnten auf einem Plateau einige Kilometer gemacht werden. In meiner Sichtweite lagen zwei Rennradler einige Meter hinter mir, anklampen ließ ich sie jedoch nicht, niemals!

Leider folgte nun mit dem Ingelheimer Grund nochmal so eine bescheidene Senke auf deren gegenüberliegender Hangseite, der letzte, aber dafür mächtigste Anstieg lag. Nun gut, ich will nicht bestreiten es hätte mir keinen Spaß gemacht, jedoch bei KM 85 und den Temperaturen, hätte ich mir den Bahnhof von MZ einfach näher gewünscht. Ab Elzheim hieß es nur noch klettern, ich nahm ab dort die Asphaltpiste, versprach sie doch geringfügig angenehmer als die Diretissima der Weinbergswege zu sein. Nach endlosen 150 Höhenmetern war ich oben, vor mir das ZDF Sendezentrum auf dem Lerchenberg und im Tal Mainz, fern am Horizont war Frankfurt zu sehen und ich war glücklich.

Nun hieß es nur noch zum Bahnhof rollen und per Zug zurück an den Main. Fazit 100km mit 1500hm.

Freitag gab ich mich dann passender Weise einem lokalen Weinfest hin, allerdings hatte ich von Wein sowas von die Nase voll, das ich Bier trank Die Nacht war lang, bzw. der Morgen kurz und so hieß es nach nur 3 Stunden Schlaf um 1200 Samstach mittach wieder raus aus der Koje. Es war genauso schönes Wetter wie die Tage zuvor und ich hatte im nördlichsten Odenwaldzipfel meinen Auftritt an einer CTF zugesagt. Ich stand noch gut unter Strom als mein Fahrzeug mich nach Wenigumstadt beförderte. Für schlappe 4,-€ ging ich mit Tim, Verena, André und seiner frau auf die Runde.

Nach dem ersten Anstieg entschieden sich Tim und meine Wenigkeit dafür, die anderen es ruhiger angehen zu lassen (33km). Wir nahmen die 50km in Angriff und wollten zeitgleich im Ziel sein. Auf und ab, wie am Donnerstag, dafür deutlich mehr Schatten bot der Odenwald. Ich war froh und es lief ab KM 30 wie gemalt. Immer wieder landschaftliche Leckerbissen und meine Kraft schien unerschüpflich. Das Fazit dieses Tages ist zwar nicht so spektukalär, aber es war trotzdem sehr schön und mit 47km und 1000hm auch sportlich anspruchsvoll.

Der letzte Teil meines langen Wochenendes sollte der krönende Höhepunkt werden. Etwas ängstlich wegen der angekündigten Gewitter bestieg ich diesmal schon um 653 den Regionalexpress nach Koblenz. In Wiesbaden stieg ich aus um die ersten 90hm zu sammeln. Am Dotzheimer Bahnhof bestieg ích einen der historischen Wagons und ließ mich bis nach Taunusstein bringen. Die Dampflokfreunde machen öfter im Sommer Sonderfahrten und bieten dazu noch einen Biketransport an. Mit einem Sonderzug der Aartalbahn (nicht zu verwechseln mit dem bekannteren Ahrtal) fuhr uber die Platte von Wiesbaden nach Taunusstein. dort entstieg ich dem Zug und machte mich auf den Weg zum Einstieg in den Aarhöhenweg.

Der Aarhöhenweg verläuft ab der Aar-Quelle im Taunus bis zur Mündung in die Lahn bei Limburg. Während unten im Tal sich an diesem Autofreien Sonntag zehntausende Rollerskater und Radfahrer sich über den Haufen fuhren, genoß ich nur wenige Meter über ihnen feinste Trails und die Einsamkeit des Waldes. Auf 45km begegnete ich bis zum Ausstieg aus dem Höhenweg niemanden!!! Im Einzelnen will ich den Höhenweg garnicht kommentieren, bietet er doch einfach alles an, TRAUMHAFT SCHÖN!!! Einzig der Uphill zur Burgschwalbach (PDa, hast Du damit etwas zu tun?) bedarf einer kleinen Extraerwähnung, mit durchschnitllich 20% Steigung heißt es beißen bis das Blut aus den Augen kommt, ich war kurz vorm Koller. In Niederneisen suchte ich kurz Kontakt zu Einheimischen um mir meine Wasservorräte auffüllen zu lassen und verließ dann den beschriebenen Weg in richtung Mensfelder Kopf.

Der Mensfelder Kopf ist weiteres faszinierendes Naturschauspiel, eine unvergleichliche Aussicht über Taunus und Westerwald, bietet sich hier an der Ländergrenze zwischen Rheinland-Pfalz und Hessen. Irgendwann hieß es Abschied nehmen und ich beschloß nicht von Limburg per Bahn nach Hause zu fahren, sondern den Weg über den Taunushauptkamm zu wählen. Welch grandiose, verrückte und vielleicht auch dumme Idee…

Die ersten beiden Wellen schluckte ich noch ganz erwartungsvoll, dann hatte ich ein kleines Tief. Ab Bad Camberg nahm ich das Asphaltband der B8. Ich hatte nun die Wahl entweder einen großen Bogen in Richtung FFM zu fahren, durch das Tal welches die Rennradler beim Henninger Rennen in umgekehrter Richtung knallten, oder aber den direkten Weg über den Kamm zu nehmen. Der Nachteil an diesem Weg besteht darin, es handelt sich um eine von geisteskranken Motorradfahrern stark befahrene Bundesstraße. Spätestens als eine Horde von Ninja, Hayabuza, FRZ, etc. mit ca. 200km/h an mir vorbei rauschten hatte ich echt die Nase voll vom Asphalt. Gottseidank erreichte ich da auch Glashütten (Aldi), kennen die RR´ler auch noch´(ja, ich bin auch den Anstieg hoch…) und suchte ab da wieder losen Untergrund.

Vertraute Wege ließen mich das MTB-Mekka des Taunus, den Fuchstanz erreichen und ab da gönnte ich mir meine Lieblingstrails bis Frankfurt. Nicht verschweigen will ich noch einen Abwurf kurz vor den Toren der Mainmetropole. Wenigstens erntete ich dafür noch ein spöttisches Lächeln zweier junger Mädchen, welche mir hoch zu Ross entgegen kamen. Mein Kommentar war nur „beim Reiten wär mir das nicht passiert“, Danke. Ich kam mit lädiertem Knie trotzdem sicher und zufrieden in Bockenheim an und gönnte mir direkt ein Duschzäpfle auf meine Wunden. Fazit dieses heißen und langen Tages waren 115km mit 2000hm.

Insgesamt waren das an dem langen Wochenende ca. 270km mit 4500hm, ich hätte das ganze auch gerne unter Tourberichte eingestellt, nur schaff ich das irgendwie nicht…

2 Kommentare

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  • Wirklich fein, Eule! Hört sich irgendwie verdammt heftig an, aber Du stehst ja auch hervorragend im Saft.

    Schöne Grüße ins Hessische…

  • Hallo Tobias,
    bin letzten Herbst am Rhein gewesen: Rüdesheim, Bingen, die Gegend. Leider, leider ohne Rad.
    Zumindest hab ich eine Vorstellung von der landschaftlichen Schönheit, durch die deine Tour lief.
    Klasse Bericht, macht nur gleich wieder Lust zum fahren und es ist noch sooo lange bis zum WE. :‘-( 😉

    Grüße,
    sketcher

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