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Kiek wedder in!

Dem geneigten Leser des Forum dürfe nicht entgangen sein, dass es für dieses Wochenende keinen Tourenaufruf von mir gab und das hatte seinen guten Grund. Bevor ich mich nächste Woche auf den Sprung über den großen Teich mache, wollte ich noch einmal meine Eltern besuchen. Da der Wetterbericht ein prächtiges Wetter ankündigte und ich zuletzt als Steppke mit meinem Dreirad die nähere Umgebung meines Elternhauses erkundigt, packte ich spontan meinen Drahtesel mit ins Gepäck um eine kleine zu unternehmen.

Nach einem gemütlichen Frühstück mit meinen Eltern ging es dann am Samstag bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen um den Gefrierpunkt von Fredenbeck aus los. Es rollte sich ganz gut und so flogen die, jedenfalls für mich, geschichtsträchtigen Orte wie Wedel (hier verbrachte ich meine ersten Lebensjahre), Lünenspecken und Sandkrug nur so vorbei. Der Wetterbericht hatte wirklich nicht zu viel versprochen und so stieg meine Laune umso mehr.

Als Nächstes streifte ich Issendorf, wo es übrigens immer die mordsmäßigsten Zeltdiskos gab – ich glaube, jetzt nennt man so etwas Koma-Flatsaufen. Auf dem weiteren Weg kam ich dann an einen Teich vorbei. Da ich ja von Natur aus neugierig bin, wollte ich dann unbedingt wissen was passiert, wenn ich an dem, aus dem Wasser kommenden Seil mit den Aufkleber „Achtung Stöpsel“ ziehe.

Es machte einmal kurz Gluck und innerhalb weniger Sekunden sah es dann so aus.

Ich habe mich dann lieber schnell aus dem Staub gemacht.

Dank meines ausgeprägten Orientierungssinnes hatte ich mich dann komplett verfahren und musste ein paar Abstecher über die Felder machen. Die Sonne hatte mittlerweile die ersten Zentimeter des gefrorenen Bodens aufgetaut und so gestaltete sich dieser Weg doch als sehr glitschig und kräftezehrend.

Endlich hatte ich dann die so sehnlich herbei gewünschte Brücke über die Aue gefunden und es konnte wie geplant weitergehen.

Bald sah ich vor Neukloster die ersten Ausläufer des Alten Lands mit seinen Obstanbaugebieten. Bevor es aber dahin gehen sollte, machte ich einen Schlenker Richtung Osten über Apensen, Moisburg in die Eversener Heide.

Von dort ging es dann Richtung Harburg zum Tempelberg. Die Heidelandschaft erinnerte mich wieder an den heißen Tag im August, als ich als Fünfjähriger zusammen mit meinen Eltern eine Wanderung durch die Lüneburger Heide unternehmen musste. Wir waren bestimmt schon 500 Meter gelaufen, als ich mich brüllend in die Heide warf, da ich glaubte mein junges Leben würde dem Dehydrierungstod zum Opfer fallen und die fies dreinschauenden Heidschnucken warteten nur darauf, mich als Nachtisch zu verspeisen.

Harburg wurde nur kurz gequert und jetzt sollte es in Richtung des größten europäischen Obstanbaugebietes, dem Alten Land, gehen. Kurz hinter Rübke schlug ich mich durch die Obstplantage nach Jork durch.

Hier flog mir dann noch dieser Erlkönig vor das Objektiv.

Da das Flugobjekt aus Richtung Finkenwerder, dem Ort der Fertigungsstätten des Airbus 380 kam, vermute ich mal es handelt sich um den Prototypen eines kleinen Airbus, den ich jetzt mal Afor1 taufe.

Die letzten Kilometer hatten es dann noch mal richtig in sich, da ein fieser Hungerast mir den Leben zur machte. Das machte mir ein und alle Mal bewusst, das ich nie wieder ohne einen Fünferpack Pick Up im Rucksack, das Haus verlassen sollte. Als ich nach 105 Kilometern dann aber zu Hause ankam und an der Haustür schon den herrlich duftenden Grünkohl mit Kassler roch, war die Welt schon wieder in Ordnung.

Ampelhasser

11 Kommentare

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  • Krass – Ampel! Wir waren – räumlich gesehen – ja nahezu Kindheitsnachbarn! MicMac Moisburg, Zeppelin, Dörphof – hach, was war das schön! Sogar meine holde Ehefrau wurde in der Dorfkirche Moisburg unter die Haube gebracht. Zeitlich gesehen hast du dich wohl parallel zu meine Eheschliessung mit trommelnden Fäusten in der Lüneburger Heide gerollt. Schöner Bericht aus der Heimat! Danke… menis

  • Ganz schön retrospektiv die Geschichte, aber sehr schön. Und war das Wetter in Deinen Kindheitserinnerungen auch immer so schön? Ich dachte immer, da drüben gibt es vor allem Nebel und Nieselregen…

    Schönen Flug und gute Reise,
    Gruß stw

  • Sehr schön, lieber Ampel. Und ich bin in meinen Studi-Tagen immer nur mit dem Rad um die Alster gefahren, um bei gewagten Überholmanövern der Sonntagsflaneure diesen affigen, hanseatischen Pelzträgern Dreck auf ihre Sonnenbrillen zu spritzen. Da hab‘ ich offensichtlich was verpasst!

    Viel Spaß da drüben und viele Grüße an M.

    Jen*

  • Man Ampel, wo hast Du denn Deine Bilder gehorstet? Ich kann sie von hier aus gar nicht sehen. Schade drum.
    Ansonsten wünsche ich Dir eine schöne Reise und lass Dir nicht von irgendwelchen Pistoleros Löcher in den Pelz brennen.

  • MicMac Moisburg, Zeppelin, Dörphof – hach, was war das schön!

    Da klingeln die Ohren, alles Orte jugendlicher Schandtaten. Man haben wir da immer gesoffen, aber das ist eine ganz andere Geschichte. Kennt noch wer diesen komischen Laden in Winsen, ich komm nicht auf den Namen… lang ist es her.

    Ampel viel Spaß in Guatemala.

  • Na, da kommen ja anscheinend nicht nur bei mir Jugenderinnerungen hoch. War in Winsen nicht das Zeppelin? So richtig bin ich mir aber auch nicht sicher, da es manchmal ein paar Gedächnislücken gab;)

    Wir sehen uns spätestens am 22.03 und dann kann uns Jockel auf einer Tour mal zeigen, wo er seine wilden Zeiten verbracht hat!

    Vielen Dank für die „gute Reise Wünsche“ und die Grüsse werden ausgerichtet – ich freu mir!

    Ampel

  • Herr Ampel,
    sehr schöner Bericht! Ess Dich da unten endlich mal ordentlich satt! Deinen ewigen Hungerast hält ja keiner mehr aus 🙂

    Viel Spass
    Carl

  • Interessant, wie viele Kaderteile aus der Gegend kommen! Vor allem vielen Dank für den schönen Bericht mit Heimatanklängen – tausche Apfelwein gegen Grünkohl und babbele gegen schnacken! 😉

  • Gute Reise nach Westindien. Nimm genügend Glasperlen. (Aua!)

    Ehrerbietende Grüße natürlich an Deine holde Gattin und komm gesund wieder!

  • Menno, ich war am Wochenende ebenfalls am Tor zur Welt. Hab ich allerdings den kulturellen Highlights zugewandt und „The Cure“ über 3 Stunden lauschen dürfen… Ach war das schön!!!

  • Ein echter Klassiker, diese Ronde van Moise Bourg und het Oude Land.
    Diese Tour hat längst vergessene Erinnerungen geweckt, ja ganze Offenbarungen welche heute die Erklärung liefern, warum der Kader solch gestählte Athleten wie Ampel und Menis, um nur einige zu nennen, empor gebracht hat. Ihre Wiege stand in Vlaanderen und das fängt gleich hinter Hamburg an.

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