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Die Ersten werden die Letzten sein – der Letzte wird der Erste sein

So lautet mein Motto des diesjährigen Erbeskopfmarathons, Ausgabe 2016. Die 15. Veranstaltung und ich bin zum 13. Mal dabei. Außer mir sind wir mit der Rekordanzahl von sechs Leuten auf der und 2 Fahrern auf der Mitteldistanz vertreten.
Was hat sich alles getan in den letzten 15 Jahren?! Mittlerweile existiert der Nationalpark und die Strecken sind nicht mehr die selben wie früher. Leichter ist es deshalb nicht geworden, im Gegenteil, so hat die Langstrecke diesmal 210 mehr als noch 2015. Dafür ist das Wetter ähnlich wie bei meiner Premiere 2003.


Die Sonne knallt von früh bis spät, die Strecke ist bis auf ein paar Schlammlöcher weitgehend trocken. Eine gravierende Änderung erkenne ich sowohl in meiner, als auch der Fitness meiner Mitfahrer. Während ich 15 Kilo schwerer geworden bin, scheinen die anderen fitter denn je. Die Zeiten der Sieger sind kontinuierlich besser geworden, meine stets schlechter.
Aber was solls, ich will diesen Parcour zehn Mal finishen, da hilft kein jammern.

Wir haben uns wie in den vergangenen Jahren im Ferienpark Himmelpark oberhalb der Gemeinde Thalfang einquartiert. Perfekte Ausgangslage mit Blick auf den und in Hörweite des Start- und Zielbereichs. Schon Klasse, wenn man Sonntags vor dem Start auf der Terasse frühstücken kann und eine halbe Stunde vor dem Start dem Streckensprecher lauscht und dabei denkt „So, jetzt mal anziehen und runter zum Start rollen“.
Unsere Vorbereitung soll am Vorabend nahezu Nonnengleich sein, mit gedrosseltem Bierkonsum relativ früh im Bett und ohne Schädel am nächsten Morgen wach. Hats auch lange nicht gegeben…

Samstags werden die letzten Mechanikarbeiten an den Maschinen getätigt und alle sind „heiß“ auf das Rennen am darauf folgenden Tag. Einzig der Veranstalter bringt uns etwas durcheinander und schlägt kurz vor 22 Uhr noch mit einer Kiste Hopfenkaltschalen an unserer Unterkunft auf. Danke Stefan! ;-)))

Die Ausgangslage ist klar, Frö und Rob greifen vorne an, dazu Muschi und Lorenzo, beide bärenfit in 2016 und am Ende sichern Nic und meine Wenigkeit das Feld nach hinten ab. Natürlich ergeben sich im Laufe eines Rennens mit 110 Kilometern und mehr als 3200 Höhenmetern immer wieder neue Situationen, trotzdem läuft es ziemlich genau wie vorhergesehen ab. Am Start ein gemeinsames Gruppenbild und dann bezwingt jeder seinen inneren Schweinehund.
Nic und ich bilden die rote Laterne der Langstreckler, irgendwann überholen uns die E-Biker sowie die schnellen Kurzstreckler. Wir lassen uns auch von einem kleinen Verfahrer gleich in der Einführungsrunde nicht aus der Ruhe bringen und rollen gemütlich unsere „Tagestour“. Wie gewöhnlich brauche ich eine Stunde bis der alte Diesel anläuft, aber dann rollt es eigentlich ganz gut für meine Verhältnisse. Grob kann man die Strecke in drei Abschnitte einteilen. Im ersten Drittel lauern steile, kurze Rampen, es geht stetig auf und ab. Im mittleren Teil sind lange Auf- und Abfahrten zu bewältigen und das letzte Drittel nach der langen Erbeskopfabfahrt ist eigentlich nur noch Tunnel.
Entsprechend verläuft auch mein Tag, die Rampen am Anfang schmerzen ungemein, sind jedoch mit „frischen“ Beinen noch ganz ok. Die langen Anstiege im Mittelteil ziehen die Reserven aus meiner Muskelatur. Und am Schluss ist nur noch Schmerz und Leid…

Bis zur 4. Verpflegung am Erbeskopf fühle ich mich ok, aber dann kommt der Mann mit dem Hammer. Und was für ein Hammer! Schwindel, Übelkeit, innere Leere – ohne Nic wäre ich am Verpflegungspunkt 5, spätestens jedoch am Abzweig nach der 6. Verpflegung eingeknickt. Danke, dass Du mich zum Weiterfahren motiviert hast. O-Ton: „Also ich fahr jetzt die Originalroute weiter, mach was Du willst“. Ich Depp rolle einfach hinterher…

Noch ein Dank an das Schlussmotorrad mit Fahrer Patrick „ihr seid die Sieger der Herzen“ 😉 Wirklich großartig! Oder an der Verpflegung auf meine Frage: „Habt ihr noch mal ein Höhenprofil?“ Antwort: „Nö, Du weißt doch was kommt.“

Nach 9 Stunden und 14 Minuten ist die Qual dann zu Ende. Als 100. und damit Letzter erreiche ich das Ziel. Nun habe ich also (als vermutlich erster, die Rennleitung prüft noch die Ergebnislisten aller Veranstaltungen) die Langstrecke zum 10. Mal gefinisht. Stille – Leere – es dauert eine Riesenportion Nudeln und zwei Bier bis ich wieder fähig bin, zu unserer Herberge zu fahren. Der Abend endet für mich noch vor dem EM-, so fertig war ich noch nie. Erst heute, Mittwoch kann ich wieder halbwegs normal laufen. Dicke, alte untrainierte Menschen sollten so etwas definitiv nicht tun. Man lernt nicht aus 😉

Unser Team hat ansonsten fast nur Bestzeiten im Ziel, Frö unfassbar schnell in 6h24min auf Platz 46, Rob folgt mit 6h58min auf Platz 71, knapp dahinter Muschi mit 7h01min auf Platz 75 und Lorenzo mit 4 Platten auf Rang 96 in 8h21min. Nicht unterschlagen wollen wir Flo mit Bruder Felix auf der Mittelstrecke mit guten Mittelfeldplatzierungen im über 300 Fahrer starken Feld.

Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal bei allen Helfern und Organisatoren des Erbeskopfmarathons bedanken. Eure Herzlichkeit und Gastfreundschaft sind absolute Klasse!!!

PS: Einziger Kritikpunkt in diesem Jahr sind die abermillionen Moskitos und Bremsen, die uns komplett zerstochen haben. Aber für den nassen Sommer konntet ihr wirklich nichts…

darkdesigner

3 Kommentare

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  • Hallo Tobi,

    Danke für den Bericht. Habe ihn gleich mit uns verlinkt.

    Das alles war/ist eine TOP-LEISTUNG, nicht nur in diesem Jahr !! Über die Jahre gesehen wohl die beste Leistung beim Erbeskopfmarathon überhaupt. So viele Erbeskopf-Kilo-/Höhenmeter hat wohl noch kein anderer Teilnehmer.

    Ich habe gestern gehört, Du hättest Dich am VP Deuselbach schon „verabschiedet“, weil es in Zukunft (also junger Papi und Eigenheim-Besitzer) „nur“ noch die Mitteldistanz werden soll. Grundsätzlich OK. Die Mitteldistanz geht allerdings auch in Deuselbach vorbei.
    Kathi (mein Patenkind), Inge (meine Mutti), Manni und Elke (Tante und Onkel) freuen sich schon auf Dich !!

    Und wenn Du mal in der Nähe bist (z.B. auf Familientour): Melde Dich. ’ne kleine Hunsrück-Mosel-Tour mit anschließendem Nachtanken isotonischer Flüssigkeiten und Vergrillung diverser Essbarkeiten in unserem Garten ist bei mir immer drin…

    Grüße aus dem Hunsrück

    Stefan

  • Glückwunsch zum Jubiläum! Und sechs (6) Verpflegungspunkte? Dabei ist doch bestimmt eine Stunde liegen geblieben….

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