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Wir haben ihn besiegt, den Schneematsch

von rikman

Es hat geschneit, es wurde matschig, es war eben richtiges Wetter um Eisenschweine zu schmieden. Nachdem Schotter an der von ihm geplanten Tour nicht teilnehmen konnte, war jockels Wissen mal wieder sehr begehrt. Keiner kennt so viele Touren im Berliner Umland (man kann natürlich auch Brandenburg sagen) wie er. Jockel ließ sich nicht lumpen und plante einen schönen Streifzug durch den Gamengrund. Die Teilnahme am Ausflug wurde von jockel himself, Rostsammler, ritzelflitzer und mir angekündigt.

Pünktlich 11.10 Uhr CET traf ich den schon wartenden Rostsammler am Ostbahnhof (unser Standard-Startplatz; wenn eines Tages mal das Nordkreuz fertig gestellt ist, wird das der Ausgangspunkt unserer Touren; so hat es jockel mir am Donnerstag versprochen – das mit Donnerstag ist aber wieder eine ganz andere Geschichte). Jockel kündigte heute früh per Telefon bei mir an, dass er schon in der S-Bahn nach Strausberg sitzen würde. Fehlte noch ritzelflitzer. Dieser Kollege ließ sich aber nicht blicken – warum wusste man bis dato noch nicht. Wir stiegen pünktlich um 11.14 in die S-Bahn und düsten nur eine sensationelle Minute später los. Unterwegs wurden vielfältige Mutmaßungen über den Aufenthaltsort von ritzelflitzer angestellt, als die glaubhafteste Möglichkeit kristallisierte sich heraus, dass er mal wieder mit dem Bike nach Strausberg gefahren ist, quasi, so gesehen, gewissermaßen, an und für sich, zum „Einrollen“, da er dies schon des Öfteren so gehandhabt hat.

Eine knappe dreiviertel Stunde später räumten wir das warme S-Bahn-Abteil, um uns ganz unseren sportlichen Aktivitäten hinzugeben. Die ersten Meter prophezeiten nichts gutes, sauten wir uns doch schon hier so ein (und das auf der asphaltierten Straße), dass uns unsere eigenen Eltern nicht wieder erkannt hätten. Irgendwann schlugen wir dann auch in bewaldetem Gebiet ein um es richtig krachen zu lassen. Die Erwartungshaltung wurde aber recht schnell gedämpft. Die Witterung der vergangenen Tage hat auch in den Brandenburger Forsten recht große Devastationen hinterlassen. Auf den ersten 1500 Metern galt es ungefähr sieben bis acht Mal das Ross über umgeknickte Bäume zu tragen. Hinzufügen sollte man vielleicht, dass es sich hier um recht sumpfigen Boden handelte, der dafür sorgte, dass meine Neopren-Überschuhe nach dieser kurzen Strecke eigentlich schon überflüssig geworden sind. Es nützt der beste Wasserschutz nichts, wenn man bis zu den Waden im Modder watet. Die Schuhe waren jedenfalls ab diesem Moment nass und die Chancen, dass sich das Wasser irgendwohin verflüchtigt, standen nicht gut – ich hoffte auf etwas Windschutz seitens der Neopren-Überschuhe. Egal, sagte ich mir, im Hinterkopf immer das Hirngespinst, dass wir Eisenschweine sind und das es nichts gibt (und schon gar nicht das bisschen kalte Wasser), was uns aufhalten zu vermag. Irgendwann rollte es dann. Na ja, „rollen“ ist etwas hochgestochen, bestand der Untergrund auf dem überwiegenden Teil der Tour doch aus Schneematsch. Dass das Kutschieren auf dem Modder eine recht Kraft zehrende Angelegenheit ist, wird der eine oder andere möglicherweise nachvollziehen können.

Es ging aber trotzdem merklich vorwärts. Rostsammler ließ es ruhiger angehen und sicherte uns den Rücken. Der Vorteil mit dem Schneematsch ist, dass man genau sieht, wo die Leiteber ihre Gräben ziehen. Unsere Stollenabdrücke waren nämlich meist die einzigen Anzeichen auf menschliche Wesen in den Tiefen des Gamengrundes. Dies gestattete uns die kurzen Wartepausen auf Rostsammler recht weit auseinander liegen zu lassen. Jockel versprach bei einer dieser kleinen Verschnaufpausen das Einkehren in die nächste Wirtschaft auf dem Weg. Bis dahin war es aber schon noch ein kleines Stück. Weiter ging es. Hätten wir zu dem Zeitpunkt gewusst, dass uns dicht auf den Fersen ein wahrhaftes Ferrat Pedaluum (ver-)folgte, hätten wir die Pausen sicher etwas ausgiebiger gestaltet. Irgendwann war es dann soweit. Kurz nach einer kleinen Zwangspause (mal wieder ein Baum über dem Weg) hörte ich es von hinten rufen. Was gerufen wurde vermag ich nun nicht mehr zu sagen, aber umgedreht habe ich mich trotzdem. Ich zählte drei Mountainbiker und überlegte kurz und berechnete in Gedanken noch mal die exakte Teilnehmerzahl der Tour: jockel, Rostsammler und ich. Macht drei. Dann machte es „Klick!“ und ich glaubte es kaum: ritzelflitzer ist uns hinterher gefahren und hat uns eingeholt. Diese Heldentat verdient ungeheure Ehrerbietung – wer weiß, dass die S-Bahnen nur im 20-Minuten-Takt fahren, kann daraus sofort implizieren, dass die harte Sau ganze 20 Minuten auf uns gut gemacht hat. Er meinte, dass er einen 180er Puls auf der Strecke (bis dahin knappe 20 Kilometer!) gefahren ist. Ich glaubte in seinem Gesicht etwas Glückseligkeit erkennen zu können.

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