Vorspiel
Ein langer gehegter Wunsch sollte nach Jahren der Coronaeinschränkungen endlich in Erfüllung gehen – Süditalien! Lange wurde der Traum in Planungen gewälzt, angepasst, verworfen, Nala kam als neues Familienmitglied und damit wurde der Zeitrahmen verringert. Als die Reisebeschränkungen im April weitgehend gelockert wurden, wurde folgender Plan entwickelt:
mit dem Flieger nach Neapel, mit dem Rad nach Süden immer an der Küste entlang, mit der Bahn zurück nach Neapel.
Flug gebucht mit Fahrradmitnahme, los Samstag 6:30, zurück am Sonntag drauf um 19:00. Als Rad das neue Gravelgerät, minimales Gepäck. Die Arschrakete wog bestückt 2,8kg, Die Rahmentasche noch mal 2kg, das muss reichen. Als nächstes einen Fahrradkarton vom Händler (Dank an den PremiumBikeShop) besorgt, der war ziemlich klein. Ein 29er in XL war mal drin, ich wollte den Vorbau nicht von der Gabel lösen, so wurde es ziemlich eng, passte aber. Als nächstes ein Bahnticket für die Rückfahrt von Reggio nach Neapel. Die italienische Bahn (trenitalia.it) kann auch deutsch, hat man das Ticket gewählt, wird man nach gewünschten Zusatzleistungen (Mitnahme von Hund oder Fahrrad) gefragt. Ja bitte, 3,50€, fertig. Für die Strecke ließ ich mich von Daniel Ehrl inspirieren, der war zum Jahreswechsel dort gefahren.
Am Freitag fuhr ich mit dem verpackten Fahrrad zum BER, ein Aufgeben von Sperrgepäck am Vorabend ist nicht möglich, die Gepäckaufbewahrung hat von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Was für ein Mist! Mit dem Karton beladen wieder zurück, neuer Tag neues Glück. Das Taxi um 4 kommt auch nicht, mehrere Telefonate, ein Taxi kommt und fährt viel zu schnell durch die Stadt, ich erwische gerade noch den Flughafenexpress in Gesundbrunnen.
Tag 1
9:00, Neapel, die Sonne brennt. Der Shutlebus bringt mich zum Garibaldi-Platz am Hauptbahnhof, von dort sind es nur 300m zum B&B, der Fahrstuhl ist zu klein, die Treppe aus Marmor schmal, doch ich komme -mittlerweile ziemlich verschwitzt- in der dritten Etage an. Ich habe 2 Nächte für das Ende der Reise gebucht und um Gepäckaufbewahrung gebeten, das klappt wunderbar. Es ist noch nicht 11, da sitze ich auf dem Rad. Nach 10m steige ich auf der anderen Straßenseite wieder ab und beginne den Urlaub.
Für heute sind nur 70km geplant, zuerst geht es auf den Vesuv. An einem Fahrradladen justiere ich den Luftdruck und gelange ungehindert aus der quirligen Stadt.
Auch am Vesuv gab es 2017 einen heftigen Waldbrand, doch die Natur erholt sich. Ab Observatorium dürfen private Autos nicht weiter, ich fahre noch bis zum Eingang des Nationalparks. Die letzten höhenmeter sind dann Wanderern vorbehalten, ich fahre wieder ab und Richtung Sorrent. Ich bin schon über eine Stunde unterwegs, der Marktplatz hat eine schöne Kirche, mehrere Bars laden zum Verweilen ein, keiner hetzt mich.
Die Halbinsel Sorrent ist bergig, die Straße schmal, für Strand ist kein Platz. Hier können Straßenbauer zeigen, wie schön Straßen sein können.
Hier wurde ein Strand geschaffen, die Badegäste bringen wohl mehr ein als die Fischer. Da muss man sich als Ort entscheiden, ich muss noch ein paar Kilometer weiter, da ist es umgekehrt.
Das Ziel des ersten Tages ist erreicht, das reservierte Zimmer wartet. Nach der Dusche gehe ich die steile Straße runter zum Wasser, genieße ein Eis (Pistazie und Mandel). Im Hafen liegen Yachten, Fischerboote, Netze werden geflickt, Katzen warten auf frischen Fisch. Auf halber Höhe der Felswand steht die Schutzpatronin der Seeleute Stella Maris, die Häuser unten sind teilweise in den Fels gehauene Höhlen.
Die letzten Fischer kommen bei Sonnenuntergang zurück.
Die Gärten sind voll mit den berühmten Zitronen von Amalfi.
Die Arme sind krebsrot, das Bier eiskalt und die Pizza traumhaft, während die Sonne bei Capri untergeht.
Tag 2
Ich bin noch nicht im Urlaubsmodus, der Tag beginnt also früh, am Lenker meines Rades hängt das vereinbarte Lunchpaket, die Bar öffnet kurz nach 6, beim ersten Espresso ist die Maschine tatsächlich schon heiß, so kann es losgehen. Etwa 150km stehen auf dem Programm, es ist Sonntag und morgen ist Feiertag in Italien (25.4. – Tag der Befreiung). Das lange Wochenende verspricht also viel Ausflugsverkehr doch am Morgen sind die Straßen traumhaft.
Ich überquere die Halbinsel und habe Positano als nächstes Ziel. Die Straße läuft auf halber Höhe zwischen Meer und Gipfel, noch sind keine Autos unterwegs, die Aussicht ist traumhaft.
Der Friedhof direkt an der Klippe.
Ein Hotel mit 10 Etagen.
Was für eine Straße!
Wie kommt da das Baumaterial hin?
Und da man direkt am Meer nicht ins Meer kommt, braucht man einen Pool!
Das Hotel hat noch ein paar Etagen mehr.
Und auch vor 800 Jahren wohnten schon Gäste in dem Haus.
In Salerno wird es eben, das große Spektakel ist vorbei. Dafür ein anderes, Salerno spielt, das Stadion liegt direkt an meiner Straße, tausende Fans pilgern dorthin (2. italienische Liga, Frank Ribery spielt dort). Aus der Stadt raus wird es ruhig und flach und landwirtschaftlich geprägt. Am Straßenrand sehe ich immer wieder (auch in den nächsten Tagen) meist ältere Leute, die wilden Spargel suchen. Plötzlich ist da auch Strand und Kiefernwald.
Nächstes Ziel ist Paestum, die griechischen Tempel.
Um die Tempelanlage sind alte Werkzeuge zum Tempelbau nachgebaut, die man ausprobieren kann. Also Steine schleifen, bohren, heben etc.
Direkt anschließend ein altes Gut, wie alt mögen die Mauern sein?
Jetzt geht es ins Cilento, ein Naturpark. Also weg von der Küste und gleich gehts hoch.
Ein Blick zurück zeigt, der Süden Europas ist ein Land unter Folie (für unser Obst und Gemüse).
Dafür bin ich jetzt einsam unterwegs, die Tiere werden wilder.
Sie (?) ist so lang wie ein Finger und auch so dick.
Es geht weiter durch Esskastanienwälder, für Getreideanbau ist es zu steil. Ob die Esskastanie wieder mehr in Mode kommt. Der Straßenrand liegt jedenfalls voll mit den stacheligen Früchten.
Ein Stück weiter ein Fuchs am Wegesrand. Er vertilgt gerade eine Maus und zeigt wenig Scheu.
Ländlich Idylle, strahlende Sonne, Auf und Ab auf wirklich einsamen und leeren Straßen. Wenn ein Ort kommt, sind die Gassen eng, so dass die Wohnungen schattig und kühl bleiben.
Noch ein letzter Caffe , dann ist das Ziel erreicht. Das tägliche Ritual, Radklamotten waschen und im Handtuch auswringen, dann erst duschen.
Danke fürs Mitnehmen!
Habe schon immer die Statusbilder genossen.
Prima! Endlich wieder ein Bericht.
Top. Wann gibt es mehr von Meer, Kaffee und Pizza.