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Sonnenwende 2017

Was machen an den längsten Tagen des Jahres, wenn es auch noch knalle heiß ist und der Sommer sich von seiner besten Seite zeigt?
Na klar, das Licht nutzen und Kilometer machen! Da dienstliche Belange sportliche Aktivtäten am Mittwoch nicht zuließen, wurde der Plan auf Donnerstag, den 22.06. verschoben. Das Wetter verspricht noch größere Hitze und am Nachmittag/Abend schwere Unwetter – es wird spannend!

Um 300 lässt mich die Wärme im Schlafzimmer nicht mehr schlafen, vielleicht ist es auch die Aufregung. Ich packe meinen Kram zusammen, schmiere mir noch zwei Brötchen fürs Frühstück on the road und um 415 rolle ich von meiner Bude im Norden Frankfurts los. Die ersten Meter leicht bergab bis zur Überquerung der Nidda. Frisch ist es noch um die frühe Stunde, ich ziehe die Weste über. Von der Nidda geht es hoch zum höchsten Punkt auf Frankfurter Stadtgebiet, knapp 100 sind zu bewältigen. Ab da den „Kammweg“ Hohe Straße bis Windecken, eine kleine Welle und ab jetzt den Vulkanradweg. Dieser führt vom Flüßchen Nidder (nicht zu verwechseln mit der Nidda) bei Eichen über den Vogelsberg bis nach Lauterbach. Dabei handelt es sich um eine der vielen stillgelegten Bahntrassen, welche in Form von Radwegen eine neue und sinnvolle Nutzung erfahren.

Am Abzweig von der Hohen Straße in Richtung Vulkanradweg geht um 515 die Sonne über den Hügeln des Büdinger Waldes auf. Der rote Glutball lässt erahnen, welche Temperaturen heute noch geboten werden. Aber noch ist es angenehm kühl zum morgendlichen Lichtspiel. Kurz vor 6oo passiere ich Altenstadt, die frühen Pendler stehen am Bahnsteig und warten auf den Zug gen Frankfurt. Bis Glauburg-Stockstadt führt der Radweg noch neben der aktiven Bahn, ab dort dann auf den nicht mehr existenten Gleisen. Ich nehme ein erstes Frühstück und rechne mit einer Ankunft um Punkt 900 in Lauterbach am Ende des Vulkanradwegs, ca. 75km bis dahin.

Die meiste Zeit ist der Anstieg mit 1-2% äußerst moderat, lediglich zwischen Gedern und dem höchsten Punkt bei Hartmannshain auf 570m ü. NN hat es ein paar steilere Abschnitte. Ab dort rollt man mehr oder minder stetig bergab bis nach Lauterbach. Kurz vor dem Städtchen verliert man auf einer steilen Abfahrt 200 Höhenmeter. In Lauterbach nehme ich um 900 ein zweites Frühstück und fülle die Trinkflaschen nach. Es ist bereits merklich wärmer geworden. Entlang des Bachs Schlitz bis zur gleichnamigen Stadt und von dort weiter an der Fulda über Nieder-Aula bis nach Bad Hersfeld. Der Weg ist auch hier zum großen Teil ein alter Gleisabschnitt der ehemaligen Knüllbahn. Um 1100 erreiche ich die Festspielstadt, die Temperatur zeigt bereits >30°C an.

Der Kilometerstand zeigt 160 an und es liegen noch knapp 100km vor mir. Ab jetzt geht es wieder bergauf, steiler als bisher und die Strecke ist mir nicht bekannt. Ich vertraue auf die gute Ausschilderung, doch das wird sich rächen. Ab Hersfeld fahre ich auf dem Solzradweg, ebenfalls eine stillgelegte Eisenbahntrasse und Teil des hessischen Bahnradwegnetzes. Über Schenklengsfeld geht es nach Ransbach. Dort ereilt mich in der Abfahrt ein Plattfuss am Hinterrad. Highnoon, pralle Mittagshitze und dann Schlauch wechseln – Trinkflaschen auch fast leer, besser geht's kaum. Während der Reparatur sehe ich Radweghinweisschild „13km bis zum Ulsterradweg“. Prima, dann nehme ich doch den Weg und spare ein paar Meter, anstelle den Solzweg bis Philippstal und ab dort den Ulsterweg zu fahren.

Es war das einzige Hinweisschild, auf einer schmalen Landstraße geht es mit Schwerlastverkehr auf freiem Feld knackig bergan. Motivationsschub Nummer 2 nach dem Platten… Endlich an der Ulster angekommen biege ich ein Dorf weiter in Buttlar erneut falsch ab. Anstelle im Tal zu bleiben, fahre ich völlig unerklärlich einen Pilgerweg stetig bergauf gen Osten. Nach ein paar Kilometern bemerke ich den Fauxpas und rolle zurück. Erstmal Wasser tanken und noch eine Stärkung bevor es nun endlich „richtig“ den Ulsterradweg nach Tann geht. Vor ein paar Wochen bin ich hier mit Icke in umgekehrter Richtung unterwegs gewesen. Scheinbar war ich schon so grau, dass ich nicht mehr viel wahrgenommen habe.

Bei Aura biege ich auf den von Hilders kommenden Milseburgradweg ab. Der ist einigen Kadern noch vom Harzsturm und Ickes fulminanter Mannschaftszeitfahrattacke in Erinnerung. Heute bin ich nicht halb so schnell unterwegs. Um 1500 erreiche ich das östliche Tunnelportal. Völlig im Sack falle ich förmlich vom Rad und stärke mich an der mehr schlechten als rechten Imbissbude. Im Tunnel ist es über 20° kälter, dafür bergab. Ich donnere nun mit fast 40km/h in Richtung Fulda. Nur noch ein Ziel treibt mich an. Die von Westen heranziehenden Unwetterwolken und mein Zug, der um 1608 an Gleis 1 ab Fulda fährt. Um 1558 bin ich am Ortseingang, aber noch trennen mich zahlreiche Ampeln und Meter vom Bahnhof. Mit letzter Kraft schaffe ich es um 1606 in den Zug.

Ca. 255km mit knapp 1800 Höhenmetern zeigt die Auswertung an. Zwischen Gewitter 1 und 2 komme ich bei Blitz und Donner in Frankfurt wieder an. Mit ein oder zwei Mitfahrern, mehr Training und stabilem Wetter wäre sicher noch etwas mehr drinnen gewesen. Mal schaun, was die Sonnenwende bringt…

darkdesigner

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