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Rundroute Regionalpark Rhein-Main

Werte Leserschaft,

lange ist es her, dass man von mir etwas zu Lesen bekommen konnte. Früher, in einem gefühlt vorherigen Leben, bin ich häufiger auf dem Rad unterwegs gewesen. Manchesmal schrieb ich meine Erlebnisse auf dieser Seite sogar nieder. Da waren aufregende im In- und Ausland dabei, sogar auf sogenannten „Jedermannrennen“ der Radsportmonumente soll ich gesichtet worden sein.

In diesem Jahr hatte ich zwei Ziele, zum einen sollte das letzte, noch fehlende Monument, die Lombardeirundfahrt in Angriff genommen werden. Zum anderen sollte endlich die 10. Langdistanz am Erbeskopfmarathon gefinished werden. Ein privates Ereignis machte jedoch im Sommer einen Strich durch die Pläne. Seitdem beschäftige ich mich außerhalb der beruflichen Verpflichtungen doch eher mit familiären Aufgaben, als in die Pedale zu treten. So ganz wollte ich die Saison dann aber doch nicht zu Ende gehen lassen, ohne wenigstens einen einzigen Akzent gesetzt zu haben. Im letzten Jahr hatte ich zweimal vergeblich versucht die Regionalparkrundroute an einem Tag abzufahren. Dieses Ziel sollte mein radsportliches Highlight 2015 sein.

Regionalparkrundroute 2015

Bei der Regionalparkroute handelt es sich um eine ca. 190 km lange Runde rund um Frankfurt. Die Strecke verläuft auf asphaltierten Wirtschaftswegen, geschotterten Pisten, Feld- und Waldwegen, Kopfsteinpflaster, sandigen Böden und über Wiesen. Man streift die ein oder andere Ortschaft, so kommt man im Norden über die Hohe Straße durch die Wetterau. Entlang der Speckgürtelperipherie des Vordertaunus erreicht man den westlichsten Punkt mit der Mainmündung in den Rhein bei Mainz / Wiesbaden. Durch die sandigen Spargelfelder des Rieds führt die Route über den Sprendlinger Horst durch den Rodgau. Bei Offenbach kommt man wieder zum Main, welcher per Fähre gen Hanau überquert wird. Zum Abschluss wartet der Anstieg zur Hohen Straße.

Nachdem meine üblichen Mitstreiter (der Amerikaner und der Italiener) in diesem Jahr „ihr“ Highlight mit der Querung der britischen Insel (from End to End) bereits absolviert hatten, konnte für diesen Eintagesevent keine Starterlaubnis mehr erworben werden. Zum Glück konnte ich für mein Vorhaben noch einen starken Partner gewinnen. Niemand geringeres als der 14. der Masterswertung der diesjährigen (), ein Vorbild auch noch in 10-15 Jahren fit zu sein.

Wir entschieden die auf dem Crosser zu bestreiten. Crosser heißt Rennrad mit Conti 4 Season, mangels echtem Crossrad. Aber das Material sollte halten, soviel kann ich vorweg nehmen.
Ordentliche Temperaturen und ausreichend Licht sind zwei Voraussetzungen, die ich für wichtig bei dem Unterfangen erachtete. Das letzte Septemberwochenende sollte beides bieten, Licht von 7 Uhr morgens bis 19 Uhr abends sowie 15° bis 20° C in der Vorhersage verhießen optimale Bedingungen.
Treffpunkt 700 Friedberger Warte am nördlichen Ausfalltor Frankfurts, Temperatur 8° C. Ein frischer Septembermorgen mit klarer Luft empfängt uns. Die ersten Kilometer rollen wie gemäßigt der Sonne entgegen aus der Stadt gen Osten raus. Bei der bereits erwähnten Hohen Straße handelt es sich um einen asphaltierten Feldweg, welcher im Mittelalter bereits ein Teil der Handelsroute Leipzig-Mainz war. Nahezu menschenleer an diesem Sonntagmorgen rollen wir die ersten Kilometer.

Dann verlassen wir die Hohe Straße und schießen auf einem Schotterweg etwa 100 in die Kornkammer Hessens, die Wetterau. Über Niederdorfelden fahren wir nun an die Nidda, entlang derer es ein paar Kilometer gen Norden geht. In Karben knicken wir von der Nidda ab und es geht leicht, aber stetig bergan an den Taunusrand. Insgesamt wohl die längste Steigung des Tages, aber zu einem so frühen Zeitpunkt kein Problem. In meiner alten Heimat Friedrichsdorf endet der „Anstieg“ und es geht über die Felder am Rand des Vordertaunus nach Westen. Zahlreiche Kommunen des Hochtaunus- und Maintauskreises werden mehr oder weniger angesteuert. Meistens fährt man nur am Rand des Dörfchens vorbei, manchmal geht es auch voll durch die Mitte.

Nächstes Highlight ist die wunderschöne Kopfsteinpflasterallee bei Hattersheim, bevor es durch die Sand- und Kiesgrubenlandschaft der Keramag geht. Nahtlos geht diese Landschaft in die Flörsheimer Schweiz über, das Tor zum Rheingau mit seinen ersten Weinbergen. Persönlich finde ich diesen Streckenabschnitt am Schönsten, aber Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.

Am Ausgang der Weinberge geht es bei Mainz-Kostheim über den Main. In Sichtweite der Mündung in den Rhein führt die Route nun südlich am Rhein entlang. Nach ca. 10-15 km knicken wir in die Spargelfelder des Rieds ab. Es ist flach, aber die körperliche Anstrengung nimmt zu. Schwere Pfade im tiefen Sand sind eine Herausforderung für die schmalen Reifen. Mit Erreichen des Nauheimer Sees ändert sich die Landschaft, nach offener Weite dominieren jetzt die flachen Wälder der südlichen Frankfurter Forstgebiete.

Der Fluglärm nimmt zu und spätestens am Mönchbruch weiß man, dass der Rhein-Main-Airport nur wenige Meter entfernt ist. Südlich umfahren wir die Startbahn West, in den 80er Jahren Schauplatz blutiger Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Protestlern. In Mörfelden wartet eine alte Mülldeponie, wer diesen kurzen Extra-Anstieg auf sich nimmt, wird mit einer herrlichen Aussicht auf die bereits absolvierten Kilometer belohnt. Der Tacho zeigt etwa 135 km, es ist mittlerweile 14 Uhr und wir sind seit 7 Stunden unterwegs.

Bis hierhin habe ich es zweimal geschafft, einmal brach mir eine Speiche, ein anderes Mal wurde es dunkel und kein Licht war zur Hand. Von nun an, also zum Teil neues Terrain. Nach Mörfelden kommen wir nach Langen, es geht munter rauf und runter. Nicht wirklich lange, nicht wirklich hoch und auch nicht wirklich steil. Aber man merkt es nach 150km auf dem Crosser.

Am Heusenstammer Schloss legt sich bei mir der innere Schalter um, ab jetzt wird im Tunnelmodus gefahren. Gefühlt gibt es keine Kompromisse mehr, Tempo und Strecke machen. Nahe Offenbach, bei Rumpenheim soll es eigentlich per Fähre über den Main gehen. Leider hat diese jedoch Sonntags Ruhetag, so dass wir weiter bis zur nächsten Staustufe Mainaufwärts am südlichen Ufer fahren. Dort überqueren wir den Main und setzen unseren Weg am nördlichen Ufer fort.

Nach einer gefühlte Ewigkeit erreichen wir endlich Hanau mit seinem herrlichen Barockschloss Philippsruhe. Ich muss mich an der nächstgelegenen Trinkhalle mit Schokolade und Redbull stärken. Nach einer weiteren schönen Schlossquerung mit dem Staatsschloss Wilhelmsbad heißt es auf die Zähne beißen. Noch vielleicht 15 Kilometer sind es bis Frankfurt, davor wartet allerdings der Anstieg zur Hohen Straße. Diese 80-100 Höhenmeter nach über 200 Kilometern tun einfach nur weh. Ich halte mich im Windschatten meines Mitfahrers und drücke einfach weiter. Endlich oben, genießen wir die letzten Meter bis nach Frankfurt mit schöner Aussicht über das Rhein-Main-Gebiet.

Abschließend kann ich sagen, gerne wieder, vor allem wenn der persönliche Fitnesszustand keine 3.500 Höhenmeter zulässt. Eine Herausforderung, welche an einem Tag zu schaffen ist und jederzeit auch Ausstiegsoptionen bietet. Wir hatten 213 km mit knapp 900 Hm auf der Uhr und benötigten inklusive Pausen etwa 11 Stunden. Vielleicht machen wir die Runde im nächsten Jahr andersrum, damit es nicht langweilig wird. Ich sage DANKE an meinen Mitfahrer Matthias und freue mich auf 2016.

Informationen zur Strecke und den Sehenswürdigkeiten gibt es unter folgendem Link:
Rundroute Regionalpark Rhein-Main

darkdesigner

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