Westalpen: von Bern ans Mittelmeer

Meine Rückfahrt nach sollte mit dem Nachtzug von Verona in Norditalien gehen. Da musste ich also noch hin. So bin ich am Tag 8 vormittags nach Sanremo gerollt und dort am Mittag mit Regionalzügen in 8h über Genua und Mailand nach Verona. Dort abends im dunkeln angekommen, keine Unterkunft gefunden, alles ausgebucht oder teuer, nur verfahren, total verzweifelt einfach aus der Stadt rausgefahren, zich mal im Kreis, Ausgang nicht gefunden, dann ein Schild zum Gardasee, plötzlich mit dem Rad auf der Autobahn, nächse Abfahrt Fussballstadion, irgendwann eine Landstraße gefunden. Abends um 23Uhr nach nächtlicher Irrfahrt auf unbekannten Straßen in Lazise am Gardasee angekommen. Suche nach Campingplatz. Riesen Camping-KZs, nur Deutsche. Ihgitt. Tausende und abertausende in so abgeschotteten Camping-Communities. In der zweiten noch ein(!) freier Platz. Teuer und scheiße, aber essen und schlafen.
Am nächsten Tag, dem neunten, wieder die 30km zurück nach Verona rein. Den ganzen Tag in der Stadt versucht dei Zeit totzuschlagen. Wie langweilig. Echt ein nervenden Endes eines so tollen Ulraubs. So schön dei Stadt auch, können elf Stunden des Wartens sehr lang werden. Widersprüche bleiben. Die Zugfahrt zurück war schön. Liegewagen-Nachtzug kann ich nur empfehlen. Wenn man erstmal liegt, ist alles schön. Ich hatte eine Reservierung auf Fahrradstellplatz 148, es gab aber nur 141 bis 147. Es ging ja trotzdem. Toll, dass in Zeiten der Computerisierung solche Fehler noch passieren können.
Zu den Widersprüchen verweise ich auf meine Einleitung.
So eine lange werde ich alleine sicher nicht noch einmal unternehmen. Die ersten Tage waren sehr schön um klar zu kommen im Kopf. Und auch ansonsten musste ich diese Fahrt alleine machen. All die Unwegsamkeiten in der Planung der Etappen, der Schlaforte, des Essens und der Fahrt. Zu Mehreren hätte das so nicht funktioniert. Aber ein nächstes Mal mache ich so eine Bergtour gerne mit ein paar Leute zusammen. So kann man seine Gedanken, Erlebnisse und Eindrücke austauschen und dadurch, finde ich, gewinnen diese an Gewicht.


Verona


Kleiner Flohmarkt in Verona

13 Kommentare

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  • Rob, du coole Sau! Gern wäre ich an deiner Seite gewesen, hätte Ausblicke, Abfahrten, Gewitter, Sonnenbrand und Wein mit dir geteilt! Ein tolle Tour und ein toller Bericht! Wirklich Rob, vielen Dank für die Eindrücke, die Motivation und die Inspiration! Ja, da ist er wieder – der Herr Stelzenacker, der einsame Held staubiger Landstraßen!

    Hut ab, ergebens, dein Herr Kemper

  • Jojojo, echt großen Respekt vor der Leistung und Deiner zähen Beharrlichkeit unbedingt draußen schlafen zu wollen. Bett und Dusche am Abend sind das absolute Muss für mich bei einer solchen Tour. Und bei der nächtlichen Aktion in Verona wäre ich wahrscheinlich schon nach 10 Minuten ins Hilton für 250,-€… ;-)))

  • Rob, ich bin einfach nur sprachlos! Nach 2 Tagen im Sattel und ein paar Höhenmetern ohne Gepäck ist mein Körper schon ziemlich am Ende. Grandioser Bericht, jetzt muß ich mir erstmal in Ruhe die Bilder ansehen.

  • Rob, haste fein gemacht. Falls du mal einen nicht murrenden Partner für solch ein Abenteuer brauchst und die Familie mir frei gibt bin ich zu allen Schandtaten. bereit. Bei dem Bericht verblassen natürlich unsere mini Schotterpassagen der letzten 2 Tage in Harz und Kyffhäusergebirge.

  • Wow! Ich gehöre ja auch zu denen, die abends ein Kopfkissen unter dem Haupt wünschen und fließend Warmwasser. Das erhöht meinen Respekt vor Deiner Erlebnistour. Nur nachmachen möchte ich es nicht, solange der Kreditkarte noch etwas abzupressen ist… 😉 Besten Dank für die schönen Impressionen.

  • Geiler Ritt Rob! Und Mümmeltüte war die richtige Entscheidung für die Nacht, oder?
    Wenn die Partner noch einigermaßen auf hartem Boden nächtigen können findet sich der Rest dann auch.

  • Hey Rob, absoluten Respekt. Würde mir selbst die Zeit, die Kondition und den Mut für ein solches Unterfangen wünschen. Auf die Annehmlichkeiten der modernen Welt (wie z.B. Matratzen, Kissen, Seife 🙂 …) könnte ich für ein solches Erlebnis locker verzichten. Bin selbst ab und zu der Typ für solche „Alleine-Touren“, bei denen man alle Eindrücke ungestört in sich aufsaugen kann. Manchmal (nicht immer) sind Ruhe und überwältigende Gefühle wichtiger als immer alles zu „teilen“. Deswegen ist Deine Leistung nicht weniger „wert“. Dein Bericht ist alles andere als langweilig. Ich hoffe, Du fühlst Dich großartig !!

  • Habe mir erlaubt, einige dieser für Sterbliche unerreichbaren Pässe abzuspeichern, damit ich sie, immer wenn ich mich für einen guten Radfahrer halte, als Hintergrundbild aufleuchten lassen kann. 5 Sterne!

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