Westalpen: von Bern ans Mittelmeer

Heute wieder gleich ein spannendes Experiment. Um die vielbefahrene Fernstraße über den Großen Berhard-Pass zu umfahren, suchte ich mir in den Weiten des Internetzs eine Alternative. Es gibt einen Wanderpass, der auch gerne von Mountainbikern befahren wird. Nur sind die letzten 500hm Schieepassage. Nungut, ob ich nun ein Mountainbike oder ein schiebe ist egal, also habe ich den Pass in die Route mit eingebaut.
Noch hing der Nebel im Tal. Anfangs ging es auf Asphalt, später dann aber auf Schotterwegen und steil bergan. Bei 2000m Höhe war Schluss und der Wanderpfad began. Noch hielt sich hartnäckig der Nebel, doch es war kaum windig. Ich schob das Rad bergan wie früher auf meinen Alpencrosstouren mit dem Mountainbike. Hin und wieder konnte ich sogar ein paar hundert Meter Wanderweg fahren, hehe. Oben auf Passhöhe dann starker Gegenwind und eisige Temperaturen. Passfoto. Bergab der Trail wegen unzähliger Wasserrinnen leider fast nie fahrbar. Also über 500hm bergabschieben. Doch das Wetter klarte auf und bald gab der Nebel den Blick auf das gandiose Mont Blanc Massiv frei. Atemberaubend!
Ab der ersten Wanderhütte ging es ein paar Kilometer auf Schotterpiste, alsbald aber auf guter Teerstraße hinunter in das Aostatal bis auf 1000m über Null.


Col du Grand Ferret

Mit vollem Magen ging es in den nächsten Anstieg, 1200 hinauf auf den ersten großen Straßenpass, den Col de Petit St. Bernard. Angenehm zu tretende Steigung, etwa 30 Serpentinen, wenig Autoverkehr. Oben starker Gegenwind. Passfoto. Rasende Abfahrt. Abzweig ins Iseran-Tal, kleiner Verfahrer, 200hm umsonst bergab, wieder hoch, dann weiter runter in den Talboden des Val d'Iseran. Starker Verkehr. Ich erreiche gegen Abend den Wintersportort Val d'Iseran. Hotelhochburgen, nein danke. Alles häßlich. Verzweifelte Suche nach einer Unterkunft. Auch im nächsten Ort nur ein Hotel, 70 Euro ohne Abendsessen, nein Danke, wieder zurück. Einkaufen für den Abend. Zwischen den Ortschaften ein neu gebautes aber verlassenes Haus an der Straße entdeckt. Überdachte Terrasse mit Blick auf die Berge, perfekt. Isomatte ausgebreitet. Essen und Feierabendzigarrette. Die Nacht auf knapp 2000m Höhe weniger kalt als erwartet.


Im Hintergrund das Bergmassiv des Mont Blanc


Col du Petit Saint Bernard

Tag 3: La Fouly – Val d'Iseran: ~108km / 3100hm

13 Kommentare

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  • Rob, du coole Sau! Gern wäre ich an deiner Seite gewesen, hätte Ausblicke, Abfahrten, Gewitter, Sonnenbrand und Wein mit dir geteilt! Ein tolle Tour und ein toller Bericht! Wirklich Rob, vielen Dank für die Eindrücke, die Motivation und die Inspiration! Ja, da ist er wieder – der Herr Stelzenacker, der einsame Held staubiger Landstraßen!

    Hut ab, ergebens, dein Herr Kemper

  • Jojojo, echt großen Respekt vor der Leistung und Deiner zähen Beharrlichkeit unbedingt draußen schlafen zu wollen. Bett und Dusche am Abend sind das absolute Muss für mich bei einer solchen Tour. Und bei der nächtlichen Aktion in Verona wäre ich wahrscheinlich schon nach 10 Minuten ins Hilton für 250,-€… ;-)))

  • Rob, ich bin einfach nur sprachlos! Nach 2 Tagen im Sattel und ein paar Höhenmetern ohne Gepäck ist mein Körper schon ziemlich am Ende. Grandioser Bericht, jetzt muß ich mir erstmal in Ruhe die Bilder ansehen.

  • Rob, haste fein gemacht. Falls du mal einen nicht murrenden Partner für solch ein Abenteuer brauchst und die Familie mir frei gibt bin ich zu allen Schandtaten. bereit. Bei dem Bericht verblassen natürlich unsere mini Schotterpassagen der letzten 2 Tage in Harz und Kyffhäusergebirge.

  • Wow! Ich gehöre ja auch zu denen, die abends ein Kopfkissen unter dem Haupt wünschen und fließend Warmwasser. Das erhöht meinen Respekt vor Deiner Erlebnistour. Nur nachmachen möchte ich es nicht, solange der Kreditkarte noch etwas abzupressen ist… 😉 Besten Dank für die schönen Impressionen.

  • Geiler Ritt Rob! Und Mümmeltüte war die richtige Entscheidung für die Nacht, oder?
    Wenn die Partner noch einigermaßen auf hartem Boden nächtigen können findet sich der Rest dann auch.

  • Hey Rob, absoluten Respekt. Würde mir selbst die Zeit, die Kondition und den Mut für ein solches Unterfangen wünschen. Auf die Annehmlichkeiten der modernen Welt (wie z.B. Matratzen, Kissen, Seife 🙂 …) könnte ich für ein solches Erlebnis locker verzichten. Bin selbst ab und zu der Typ für solche „Alleine-Touren“, bei denen man alle Eindrücke ungestört in sich aufsaugen kann. Manchmal (nicht immer) sind Ruhe und überwältigende Gefühle wichtiger als immer alles zu „teilen“. Deswegen ist Deine Leistung nicht weniger „wert“. Dein Bericht ist alles andere als langweilig. Ich hoffe, Du fühlst Dich großartig !!

  • Habe mir erlaubt, einige dieser für Sterbliche unerreichbaren Pässe abzuspeichern, damit ich sie, immer wenn ich mich für einen guten Radfahrer halte, als Hintergrundbild aufleuchten lassen kann. 5 Sterne!

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