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In Velo Veritas – oder „Ich muss im früh’ren Leben a Reblaus g’wesen sein“

Ich muss im früh'ren Leben a Reblaus g'wesen sein,
sonst wär‘ die Sehnsucht nicht so gross nach einem Wein;
drum tu den Wein ich auch nicht trinken, sondern beissen,
und hab den Roten grad so gern als wie den Weissen.
Und schwören könnt'ich, dass ich eine Reblaus g'wesen bin,
ich weiss bestimmt, ich hab‘ gehaust in einem Weingarten bei Wien,
drum hab‘ den Gumpoldskirchner ich so vom Herzen gern,
und wenn ich stirb, möcht ich a Reblaus wieder werd'n

Der , von jeher bekannt für seine genuß- und trinkfreudigen Kadermitglieder, erhörte die Rufe der beiden Urwiener Moser Hans und Watzl Horst und entsandte sechs von ihnen, sich am Wein zu laben. Weiterer Auftrag: sich die Hügel und Schotterpisten des Weinviertels mit dem Material und im Gewande der Altvorderen untertan zu machen und der Konkurrenz bei der In Velo Veritas das Fürchten zu lehren.

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Auserwählt wurden die Recken 2Bier, , Mitstreiter, PDaWinnen, DerSachse und JanBoomRaas. Drei von ihnen, die letztgenannten nämlich, reisten im verbrennungsmotorgetriebenen Teamfahrzeug an, um die Gegend zu erkunden und die heimischen Weine vorzutesten. Diesen Auftrag erfüllten die drei Gesandten in vorbildlicher Manier und stuften den g'mischten Satz des Weingutes Oberschil-Rieger in Hagenbrunn nach ausgiebigen Testen als durchaus leistungsfördernd ein. Dies konnten sie bei der anschließenden schwankenden Rückfahrt ins Hotel unbezweifelbar unter Beweis stellen. Der (vermeintlichen) Konkurrenz aus den bayerischen Gestaden konnte hier schon ein kleiner Hinweis auf die Leistungsfähigkeit des ruhmreichen Eisenschweinkaders, am Tresen und auf dem Rad, gegeben werden. Auch der Kieberer ließ sich nicht sehen und ließ die Recken gewähren, ohne sie auf österreichische Promillgrenzen hinzuweisen.

Packwunder

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Am Folgetag wurde auf große Taten auf dem Rad verzichtet, zu schwer der Kopf – zu nah der Sonntag mit seinen unerbittlichen Anstiegen, Schotter- und Pflasterpisten. Einschreiben, Ablichten und geruhsames Schlendern auf dem kleinen Teilemarkt standen auf dem Programm. Am Abend wurden die restlichen drei begrüßt um gemeinsam auf dem Wolkersdorfer Markt den lauen Sommerabend zu genießen, das heimische Bier zu probieren und erstaunt den Fachgesprächen der vielen anwesenden Stahlnerds zu lauschen.

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Teilemarkt

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Der Sonntagmorgen brach an, Wecker schrillten und Unmengen an Reisebusrentnern hinderten den Leistungskader vorübergehend an adäquater Nährstoffzufuhr. Später wurden die üblichen Vorbereitungen getroffen und die Sportsmänner präparierten sich für die bevorstehende Tortour.

Vorbereitung

09:00 Uhr, Schloßplatz Wolkersdorf – neutralisierter Start hinter einem bildreporterbesetzten Pritschenwagen. Nach fünf Kilometern erfolgte dann die Freigabe der vermeintlichen Genußausfahrt. Hier nun nahte die Stunde von Mitstreiter. Dieser nämlich schoß – als ob die in 15 Kilometern enden würde – die erste von vermutlich 1000 folgenden, verkackten Rampen hinauf. Auch DerSachse ließ sich nicht lumpen und raste hinterher. Dies sollte sich nun die nächsten 60 Kilometer wiederholen.

Start

Start

Vor Mikulov das erste Blutopfer. Der, ob des kupierten Geländes sichtlich angeschlagene und genervte JanBoomRaas ließ am Anstieg die Kette aufs Tretlager fallen und war – zu lange – guter Hoffnung sie durch hektische Umwerferbewegungen zurückbefördern zu können. Nun, es gelang nicht und der Held kippte geschwindigkeitslos stumpf auf den Asphalt. Den fragenden und besorgten Blicken und Gesichtern der Kameraden konnte er zurufen „Aufi Burschis, fahrt's weiter, i kimm glei!“ um sich dann aus den Pedalkäfigen zu befreien und nach kurzem Kontrollblick hinterher zu eilen.

Knie

In Mikulov, im fürstlichen Ambiente des Schlosses, eine weitere Labe. Buchteln und Schinkenbrötchen wurden gereicht um die Helden für die nächsten Kilometer zu wappnen. Nach der Stärkung dann die ersten Schotterpassagen und Feldwege. Hier feierte der gefallene Held JanBoomRaas seine Auferstehung und gelangte zu neuen Kräften. Von nun an hieß es für ihn: am Berg nicht überdrehen, in der Abfahrt und Ebene aufschließen und auf Schotter und Pflaster herausschießen und voraneilen um an der nächsten Rampe wieder herauszufallen.

 

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Die Formation des ESK wusste die vielen Kilometer bis ins Ziel in meist geschlossener Formation zu beeindrucken. Zwei dauerhafte Mitfahrer gesellten sich zu ihnen, der Rosa Kurier und ein Legnano fahrender und ebenso bekleideter Oberösterreicher. Der rosa Kurier, ausgestattet mit Plattformpedalen und Turnschuhen wollte dem Wind nicht trotzen und versteckte sich meist hinter den mächtigen Silhouetten der Kaderfahrer. Am Berge fuhr er dann allein seines Weges, um dann in der Ebene den wieder den Mannschaftsschutz zu suchen. Der Legnanomann dagegen war ein Held und wahrhaftiger Kämpfer welcher trefflich kreiseln konnte und sich mit gegen den Wind stemmte.

Das Geläuf wurde zusehends schlechter und naturbelassener. Kellergassen mit Kopfsteinpflaster stellten sich den Recken in den Weg oder wollten die rasante Schußfahrt bremsen. Dies gelang ihnen nur bedingt.

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Lizenz: WikiCommons/KarlGruber
Lizenz: WikiCommons/KarlGruber

Die letzte Labe 36 Kilometer vor dem Ziel. Die erste, in welcher Alkoholisches in Form von Bier feilgeboten wird. Die, ob des nie vorhandenen Weinangebotes, enttäuschten Kaderathleten griffen zu und labten sich am kühlen aber urdeutschen Getränk.

Gestärkt von Bier und Kuchen wurde das Teilstück in Angriff genommen. Hier konnte der Rosa Kurier distanziert werden. Auch der Legnanomann fiel irgendwann zurück. Auf den nun folgenden Schotterpassagen konnte sich die Equipe Ti-Raleigh von der Gruppe absetzen um dem Ziele entgegen zu eilen. Gebremst durch die eine schlecht zu erkennende Abzweigung wurden PdaWinnen und JanBoomRaas wieder gestellt. Letzterer wagte wenige Kilometer vor dem Ziel eine beherzte Attacke auf dem, von ihm so geliebten Schotter und konnte als Erster der Berliner Abordnung unter dem Bogen hindurchfahren. Hinter ihm platzierten sich Mitstreiter und PdaWinnen.

Die Kaderformation beeindruckte das Publikum im Zielbereich durch die Platzierungen 8 bis 11 und 13 – 14. Nur der grüne Legnanomann konnte sich in das imposante, schwarz-rote Gesamtbild zwängen. Aber dies sei ihm gegönnt, zu gut fügte sich der grüne Coureur in die gemeinsame Arbeit ein.

Im Ziel dann Freude und Umarmungen sowie Gratulationen vom Watzl Horst. Sogar ein Mikrophon wurde den Einkehrenden vor den Mund gehalten um Informationen aus erster Hand in Erfahrung zu bringen. Doch aus ausgepumpten Körpern ist selten hochwertiges Sprachgut zu hören. So konnte nur „fesch“ und „kein Wein“ gestammelt werden. Auf dem Schloßhof und im Schloßpark genossen die tapferen Recken erste alkoholische Getränke, tauschten sich mit Mitfahrern und Deklassierten aus und berichten von immer zahlreicher werdenden Heldentaten.

Der Tag der Tage klang mit Bier, Regenerationsbädern im Pool und einem Besuch im Heurigen aus. Dort wurden die Speicher mit deftigen Schlachteplatten und dem hiesigen Wein aufgefüllt. Ein letzter Schnaps im Hotel wurde durch eine zugesperrte Bar vereitelt, so daß die Helden aus ohne einen letzten Absacker ins Bett sinken mußten.

Am Montag dann brachen die Zugreisenden am frühen Morgen in Richtung Prag auf. Keineswegs jedoch auf dem Schienenweg – nein – per Vélo! Der benzingetriebene Teilkader besuchte Wien und seine Attraktionen und betrachtete diese über ein phantastisch ausgebautes Radwegesystem.

 Ringradweg Wien

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Nun bleibt nur zu sagen: Dös war eh alles fesch, Danke Horst Watzl!

 

Lyrics: Hans Moser
Lizenz Foto Kellergasse Poysdorf: WikiCommons/KarlGruber

 

6 Kommentare

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  • Sauber. erst hab´t´s ihr eich als Drahrer hervor getan, dann habt´s ihr als Fahrer gnädig ghabt! Dös Geschichtl taugt mir!

  • Schöner Bericht – vielen Dank! Da zuckt es ja regelrecht im Bein, wenn man die hervorragenden Bilder sieht! Allein das „Mutti, es blutet sogar“-Bild würde ich in Frage stellen wollen, da selbst in der U11 solche Kratzer die Pixel kaum Wert sind. Des weiteren möchte ich unterstreichen, dass Sigfried Staub mir weder Rezept, noch Bezugsquelle der Polnischen Tropfen je verraten hat. „Meine Mutter kennt nen Rinderarzt, der in den 30er Jahren aus Sibierien nach Polen vertrieben wurde…“ irgend so eine Geschichte hat er mir immer aufgetischt und wenn ihm nach der Einnahme noch die Tränen im Auge standen, dann habe ich kurz die Flasche an den Hals gesetzt. Das wirkt, das gute Wasser und wenn die Beine brennen, dann läuft es wie warmes Öl über die entzündeten Nervenbahnen und schon rollt der Diesel wieder. Nun denn Jungens, würdige Tour, wenn auch bei den schneckenlahmen Österreichern ein Platz 8 den alten Fauss in den Gehirnschlag getrieben hätte. Bis bald…D.K.

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