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Von Tanke zu Tanke 2

Wer hätte das gedacht? Gestern gab es gerade mal die zweite Auflage des Paarzeitfahrens von Tanke zu Tanke, und schon ist dieses Sportereignis eine Institution! Die ursprüngliche Idee von TwoBeers, dem Zeitfahrtier schlechthin, fruchtete ja schon im vergangenen Jahr und sorgte für eine solide Basis, um ein weiteres Großereignis des ESK zu etablieren. Der Abend war rundum gelungen: Das Organisationskomitee perfekt besetzt und zahlenmäßig ideal aufgestellt, Kaltgetränke direkt am Start/Ziel-Bereich, feinstes Rennwetter und eine beinahe leere Havelchaussee. Ich möchte nun als Teil des Siegerteams gern ein paar Impressionen aus meiner eigenen Wahrnehmung heraus – sofern überhaupt vorhanden – preisgeben.

Überpünktliches Erscheinen sollte mir die Möglichkeit geben, mich mit der Strecke und meinen verkümmerten Gliedmaßen vertraut zu machen. Radfahren kenne ich seit Monaten nur von der regelmäßigen Fahrt zum Bäcker und von 3 mordsanstrengenden Touren beim Harzsturm. Hinzu kommt, daß ich in einem Anfall von geistiger Umnachtung Husten fragte, ob er nicht mit mir ein Team bilden wolle. Er sagte natürlich ja! Kurze Zeit später sah ich Husten bei einem Kriterium in Lichterfelde und muß gestehen, bereits dort nach Ausreden gesucht zu haben, warum ich leider absagen muß. Scheiße, sah der Mann schnell aus!

Gestern also Auto geparkt und Rad ausgepackt. Dann klopft es auf meine Schulter: Husten! Perfekt, also können wir gemeinsam ein paar Meter rollen und noch einmal über die Strategie reden. Strategie? Wir trafen uns im Vorfeld einmal auf Havelchaussee, um uns und unsere derzeitige Form etwas genauer kennenzulernen. Dabei legten wir grob fest: Wir wechseln eher öfter durch, der in den Berg Hineinfahrende bestimmt das Tempo und wird dann erst kurz vor der Kuppe vom Anderen abgelöst und hinübergezogen, um mit genügend Tempo in die Abfahrt zu gehen.

Andrang beim Einschreiben

Am Start traute ich meinen Augen nicht. So viele Aktive und Schaulustige hätte ich im Leben nicht erwartet. TwoBeers und WOnkel waren schon wild am Herumorganisieren, die anderen jammerten sich gegenseitig einen vor, wie schlecht die Form sei, wie wenig man gefahren sei und daß man seit der Crossaison eigentlich nur noch krank gewesen sei. Ich sah Profimaterial, Scheibenräder und eingeölte Fleischkolben. Meine Herren, und hier soll ich also um die rote Laterne mitfahren? Schwuppdiewupp gingen die ersten Teams auch schon auf die Reise. Husten und ich waren als 4. dran.

Dann Startschuss und ab auf die Piste. Ich komme gut ins Pedal und beschleunige erstmal verhalten. Husten hinter mir verzögert etwas, rückt auf und treibt mich an: „Los, fahr!“ Geschwindigkeit aufgebaut, erster Wechsel. Mein Maul ist bereits nach Sekunden pfurztrocken, aber nach 500m schon trinken? Die erste kleine Abfahrt ist Husten vorn und tritt eine ordentliche Boulette, wobei wir versuchen, bis zum Willi nicht volles Rohr zu trampeln. Dann ich wieder vor. Das Tempo ist stetig bei 43-45, das muß reichen, trotzdem tut es schon etwas weh. Ich höre Hustens ersten Euphorieausruf: „Yihaaa!“ Meine Fresse ist inzwischen dermaßen trocken, daß das Schlucken mir nicht mehr wirklich gelingen will. Es geht in den Willi rein. Pace erst 30, dann 27, aber es zwickt ganz schön. Im oberen Ende muß ich das erste Mal „ho“ rufen und mich bei 25 einpegeln. Husten zieht mich schön über den Pass und wir stürzen uns in die Abfahrt, meine Beine ruhen zum ersten Mal einige Sekunden, was beinahe mehr schmerzt als das Treten. Gegensteigung, Schwung mitnehmen, Husten wieder vor. Leider kann ich das Gesicht meines Partners nicht sehen, von hinten sieht er jedenfalls so locker aus, als führe er spazieren. Die flache Abfahrt runter bis zum Abbiegen auf den Postfenn rollt nicht wirklich und man muß schon ordentlich reinlatschen. Scheiße, denke ich, mit sauren Beinen in den Postfenn rein! Die Kurve ideal angefahren und Tempo in die Steigung mitnehmen. Ich halte den Speed das erste Drittel, dann knicke ich allmählich ein. Husten geht in den Wind, den man sogar bergauf noch bei 35 merkt , und zieht mich bis hoch zum Wendepunkt. Ich muß wieder zum „ho“ greifen und einen Km/h Erlass einfordern. Die Wende kostet richtig Kraft, Husten ist ein paar Meter vor mir und ich kann nur mit Mühe in die Abfahrt hineinbeschleunigen. Runter läuft der Postfenn auch nicht wirklich bequem, Husten lässt mich vorn gewähren. Die Kurve unten wieder ideal genommen, Wechsel auf Husten und rein in die fiese Steigung. Hier zeigt sich einmal mehr, daß Husten äußerst gut beisammen ist. Er tritt den Hügel mit einer Leichtigkeit hinauf, daß ich es von hinten regelrecht genieße, wie er arbeitet. Auf der Hälfte der Steigung merke ich, wie mir eine säuerliche Mischung aus Halbverdautem auf die Zunge schießt. Mir ist total übel und ich muß einen Gang zurückschalten. Husten bleibt vorn, bis wir in die Abfahrt gehen. Runter versuche ich, nicht zu sehr am Limit zu fahren, Kurve und wieder rein in den Willi. Kurz vor uns sehen wir ein anderes Team in grün. Auf halber Strecke – die Kuppe ist bereits zu sehen – gehen mir ein paar meiner nicht sehr zahlreichen Lichter aus. Ich werde zusehends langsamer und kann Husten nicht mehr folgen: „ho“. Irgendwie komme ich über den Berg. In der Abfahrt passieren wir das grüne Team. In der Kurve unten verliere ein paar Meter auf Husten und muß aus dem Sattel. Jetzt Tempomat bei 42 eingelegt und entlang an der Havel gejagt. Ich versuche mich noch einmal vorn. In der Ebene könnte ich jetzt noch so weiterbolzen, wenn nicht noch die letzte beschissene Rampe wäre. Husten vor und rein in den Stich. Ich muß jetzt alle Register ziehen, um nicht umzufallen. Gerademal 25Km/h kann ich noch aus meinen scheintoten Beinen herausquetschen, dann endlich oben. Husten bleibt vorn und möchte eine 5 auf der Uhr sehen. Im Windschatten erhole ich mich in Windeseile, so daß die letzten paar hundert Meter nochmal ein wahrer Zeitfahrgenuss sind. Ständig schaue ich an Husten vorbei und suche die erlösende Ziellinie. Sekunden später rauschen wir um die Kurve und kullern aus. Ich bin selten so oft ans Limit gegangen, einen riesigen Dank an meinen Teampartner für die Motivation!

Rifli

Als frühe Starter dürfen wir jetzt noch die meisten anderen Team bei der Zieldurchfahrt beobachten, vor allem die Titelverteidiger um Staub und Menis, die den mit Abstand schnellsten Zielsprint hinlegen. Am Ende gab es eine knappe Entscheidung mit dem ESK auf den Plätzen 1 und 2. Schön auch, daß der willkommene Besuch aus Köpenick es bis aufs Podium schaffte. So gab es auf dem Treppchen ein buntes Potpourri an Kleiderfarben: schwarz, blau, orange.

Siegerehrung

Nächstes Jahr also hoffentlich wieder, dann stehen immerhin schon vier Namen auf dem schönen Wanderpokal.

twobeers

4 Kommentare

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  • 30? Warst Du so im grau? Du hast mir vorab 300,- und Deine Kreditkartennummern gegeben. Wir werden mit der Kohle den kompletten ESK mit Zeitfahrmaterial ausrüsten. Ist alles schon bestellt und soll heute abgebucht werden.

    • Boom, ich nehme doch das Trek und nicht das Specialized. Dann aber den hohen Zipps, der Corima Scheibe und den Bora Ultras als Zweitlaufradsatz, ok?

      • Zu spät, geordert und gebucht sind Räder für alle bei Walser, 1x Lightweight Disc v+h, 1x Mavic iO Fivespoke und für windigere Tage die neuen Bora 10cm Hochprofil. Buy eurpean! Die Flugtickets und Mietwägen zum Vermessen in der Schweiz sind auch bezahlt. Bei den Laufrädern brauch ich nur noch die Angabe ob Ital- oder Japanfreilauf.

        Danke Schorsch!

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