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La Primavera

Da die Schönheit der Strecke von Oranienburg nach Usedom bekannt ist genauso wie die grandiose Stimmung bei Sonnenaufgang, möchte ich nur kurz von den Besonderheiten der diesjährigen Frühjahrsausfahrt berichten.  Wackelkandidat Bo möchte uns nichtmal ein Stück begleiten, Acke wird von einem Arzt knapp das Leben gerettet. Dann wäre da ein Staubi in der Bahn, der zwar unter Verstopfung leidet, jedoch friedlich mit dem Bahnpersonal umgeht. Da ist außerdem der mit einem gelben Kopftuch gekleidete Icke, der, würde sein Rad in den Proportionen angepaßt, wie Pantani aussehen würde. Und da ist außerdem zum ersten Mal Konnie, der sich noch nie auf eine solch lange Strecke gewagt hat. Er ist bekannt vom KSGC, wo er unerschrocken trotz eisiger Temperaturen halbnackt antritt. Beinlinge trug er diesmal, doch auf Handschuhe vezichtete er, zeigte doch sein Potsdamer Außenthermometer satte 10°C über Null. Nun ja, in Oranienburg und der Umgebung war Reif auf den Feldern und die Sonne sollte erst später an Kraft gewinnen. So steckte Konnie während der Fahrt teilweise die Hände in die Achselhöhlen, trotzdem wollte er am liebsten vor Schmerz schreien. Er bekam dann ein Paar Handschuhe geliehen.

Vor 2 Jahren kam zum ersten Mal ein mensch auf einer alten 5gängigen Gazelle mit, der sich aus Klebeband, einer Gabelscheide und einem Plastegriff einen einarmigen Liegelenker gebastelt hatte. Durch bis heute nicht vollständig geklärte Umstände fuhr er in einem uckermärkischen Dorf nicht auf der gepflasterten Straße sondern auf dem mit Platten ausgelegten Fußweg und dort gegen eine aus Feldsteinen gemauerte Toreinfahrt. Der Krankenwagen brachte ihn fort und ich hoffte, dieses eigenwillige Rad nie wiederzusehen. Doch er stieg -trotz abschlägigen Bescheides durch Icke- aus  dem gleichen Zug wie wir und reihte sich grußlos in Peloton ein. Triathleten zeigen manchmal merkwürdiges Gebaren….

Ging die Fahrt bis Feldberg im geschlossenen Verband, so offenbarten die Überreste der letzten Eiszeit wieder ihre Tücken und die Wellen zogen das Feld auseinander. Kurz vor Woldegk – ich sammelte gerade die Nachhut ein – kam es zu einem Sturz, ausgelöst durch einen entgegenkommenden LKW und dessen Luftverwirbelungen. Dabei bremste Rifli seinen fast neuen Mantel durch, Ole brauchte Ersatz für seinen gebrochenen Sattel.

Nach einem Frühstück in Woldegk wurde der von freundlichen Passanten empfohlene Fahrradladen aufgesucht Dabei handelt es sich um Auto- u. Fahrradservice Burkhard Hecht, wo der Inhaber liebend gerne einen Service an Riflis Rad  vornehmen wollte und dafür fast Prügel bekam.

Nach längerer Suche kam ein Drahtreifen mit der Aufschrift „Continental Contact“, einem guten Pfund Gewicht und herrlichem Profil zwischen den ansonsten reichlich vorhandenen Schubkarrenreifen zumVorschein. Rifli montierte ihn auch entgegen der empfohlenen Laufrichtung und zerblies den ersten Schlauch mit des Meisters Kompressor. Noch ein Viertelstündchen später hatte sich Rifli die Hände gewaschen, Ole einen feinen breiten Gelsattel gekauft und Meister Hecht trug mit stolzgeschwellter Brust im feinsten blauen Kittel Riflis Leichtbaurad vor die Werkstatt. Sein Angebot, uns künftig bei allen Ausfahrten mit seinem Materialwagen zu begleiten, wurde von seiner Frau allerdings sofort wieder kassiert.

Kurze Zeit später wurde Anklam erreicht, Ampel fand zu diesem Zeitpunkt die ganze Aktion schon ziemlich nicht mehr so toll. Ich fuhr mir eine Scherbe in den Schlauchreifen und der Rest Dichtmilch konnte nur noch einen Druck von knapp 3 bar auf dem Vorderrad garantieren, dadurch bekamen Kurvenfahrten einen deutlichen Flow. Kurz vor der Brücke auf die Insel gingen dann 3 hochmotivierte Beinglatzen auf die letzte große Hatz, während sich der Rest gemächlich über die letzten Wellen zum Ziel bewegte. Am Wegesrand saß ein Fischadler von Ausmaßen, daß der normalerweise zu sehende Bussard oder Habicht daneben wie ein Wellensittich wirkte.

Krämpfe machten sich breit, Unwohlsein und Mattigkeit. Doch alle erreichten das Ziel, das Strandrestaurant. Auf der Frage nach unserem reservierten Tisch wußte der Wirt keine Antwort. Auch unser Paket wäre nicht angekommen. Doch das klärte sich schnell und wir konnten ein erstes Bad in der bleiern daliegenden Ostsee nehmen, das Wasser hatte angenehme 5-6°C.

15:00, Getränkebestellung. Alle wollen dem dehydrierten Leib größeren Mengen zuführen, Konnie erstaunt die umsitzenden mit seiner Bestellung einer Cola mit Rum.

15:10, Bestellung des Essens. Konnie bestellt ein Bauernfrühstück ohne Speck, dieser Wunsch würde etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen.

15:30, Konnie und Ole wollen immernoch den Zug um 15:50 nehmen. Während der Rest beim zweiten und ich wahrscheinlich beim vierten Bier bin. Weitere Triathleten betreten grußlos die Schankstube und setzen sich ungebeten an unseren Tisch. Triathleten zeigen manchmal merkwürdiges Gebaren….

15:35, die beiden werden unruhig und fragen nach ihrem bestellten Essen. Das würde noch dauern, so ändern beide ihre Pläne. Nicht einen späteren Zug, nein ein anderes Essen. Ole nimmt Salzkartoffeln mit Sauce, Konnie ohne Sauce. Sie zahlen hektisch und bekommen gerade noch den Zug.

17:35 und viele Getränke später. Wir zahlen auch, teilen den vom Wirt in meinem Auftrag gekauften Kasten Bier auf und begeben uns zum Zug. Der ist pünktlich und nicht voll, alle können sitzen, das Material bleibt unbeschadet. Gesundheitliche Ausfälle wie schon von Oldboy erlebt bleiben aus, wir kommen pünktlich in Berlin an, die eine Kiste Bier reicht leider nur bis Prenzlau.

Der Zug fuhr ab Gleis 13, wir sahen allerdings nur 2 Gleise.

Bis zum nächsten Mal

twobeers

6 Kommentare

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  • Am besten hat mir die Stelle mit Meister Hecht gefallen. Rennsupport nach „alter Väter Sitte“ fiel mir dabei spontan ein.

    Vor der Essensbestellung sollte dem Veganer klar sein, dass das Herauslösen der Speckwürfel aus dem bereits zubereitetem Bauernfrühstück zu Verzögerungen führen kann.
    Im Übrigen scheint es mir eine Kulturlosigkeit, wenn man sich nach ca. 200 km nicht genügend Zeit für Speisen und Gebräuche der besuchten Völker nimmt. ESK und Anthropologie gehören zusammen wie Latsch und Bommel.

    Bei dem Gedanken an leckeren Hering kombiniert mit einem würzigen Norddeutschen Bier, läuft mir das Wasser im Mund zusammen.

  • Da ich den Kulturbeutel für den erkrankten Acke mitnahm, wollte ich auch was für seine Stärkung tun. Also ließ ich drei vortrefflich gebratene Heringe in Alufolie einwickeln und tat sie mit in den Beutel. Da sind sie auch heute noch…

  • Herrlich! Dank für diesen feinen Bericht und Gratulation an alle Teilnehmer, diesen Klassiker ein weiteres Mal mit Würde und Rumcola überlebt zu haben!

  • Eine schöne Reisebeschreibung. Umso trauriger bin ich, dass es mir wie Acke ging.
    3 Fragen noch: Wer hat die Wertung am Kavelpass gewonnen? Ist der Boverhannes in Jeans gefahren? Warum geht man bei den Temperaturen ins Wasser?! *brrr*

  • zu1: Taktische Meisterleistung, Boverhannes war eingeklemmt, es wurde nicht gesprintet.
    zu2: er ist ohne Jeans gefahren und sogar ohne Unterhose.
    zu3: danach schmeckt das Bier noch besser.

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