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TyrannoStaubus Rex

Heute sollte es auf eine gemütliche Kuchenrunde über 100km in den Norden gehen. Staubi im Ankündigungsthread: „Wenn nicht so gerast wird, könnte ich mich durchaus dafür erwärmen…“. Ha ha. Nach seinem Sieg beim Einzelzeitfahren sehr glaubwürdig. Als sich dann noch Dieter Kemper ankündigte, schwante Acke und mir nichts Gutes. Beim Treffpunkt erwähnte ich meine Formschwäche nach den vier großen Bieren gestern (die in Wirklichkeit nur drei waren, aber ich fühlte mich wirklich schwächlich). Staubi beklagte natürlich ebenso wie Acke sofort, dass er im Aaasch wäre. Alles klar…

Los ging es mit Rückenwind, der sich bei Dieters erster Führung mit einer 4 auf dem Tacho prompt in Gegenwind und dann in Kantenwind verwandelte, so dass Acke und ich mit kalten Beinen abplatzten. Müssen Staub und Kemper sich nicht warmfahren? Da stimmt doch etwas nicht!

Die beiden nahmen etwas raus, während wir uns der schrecklichsten Strasse von Brandenburg näherten, der zwischen Börnicke und Albertshof. Die sieht aus wie der Rücken von Moby Dick. Rissig und mit dicken Kratern übersät. Ich verwickelte Staubi in ein Gespräch über Geschwindigkeiten beim Radfahren, besonders heute.

Staubi: „Ich fahre jetzt sowieso nicht schnell“.  Angenehme Gefühle durchströmten mich. Bis mir klar wurde, dass Staubi eben sehr schnell fahren wollte. Am Ende der schrecklichsten Strasse von Brandenburg stand 49,55 als Vmax auf meinem Tacho. Okay, bei Rückenwind, aber auf dem Terrain? Ich wollte ruhig fahren! Ich fing an zu überlegen, ob ich noch Führung fahren könne und ob ich überhaupt mit den dreien zusammen ankommen würde. Acke kam wieder zu uns und schlug vor, ich solle Staubi und Dieter allein den Weg zum Kuchen in Lehnitz zeigen. Na toll. Wir fuhren dann doch zu viert weiter.

Der Wind kam noch eine Weile ein bißchen von hinten und dann von der Seite oder schräg von vorn. Immer wenn die beiden Wilden in Führung nach dem Unterlenker griffen, wurde mir übel. Besonders bei Staubi hat das etwas echt Beängstigendes und Grauenhaftes. Der greift die Dinger wie Waffen…

Mittlerweile hatte ich mir vorgenommen, auf jeden Fall bis zum Ende mitzufahren, da es sonst zu niederschmetternd wäre. Ich lies „einige“ Führungen aus, ich hatte meine eigenen Probleme in Form dicker Beine.  Leider stand ich als Schlußmann bei Kantenwind immer im Regen, denn die Strassen im Norden sind schmal und recht viel befahren.  Also besser doch mal wieder mit nach vorn wandern. Im Wind von Stolzenhagen sah ich nackte Legomännchen mit Schokoladenkuchen in den Händen, die mir vom Strassenrand aus zuwinkten und ging zur falschen Seite aus der Spitze. Sorry, ich war grau. In der Nähe von Wensickendorf holte Staubi mal einen Riegel aus der Tasche und aß ihn. Oder er tat jedenfalls so. Sicher nur aus Höflichkeit mir und Acke gegenüber.

Kurz vor Kuchendorf konnte ich noch einmal ein paar Minuten führen, aber fast bei Maximalpuls. Acke kramte bei meiner wiederholten Erwähnung der Biere vom Vorabend eine Und-ich-habe-vorgestern-5-Guinness-getrunken-das-war-viel-schlimmer-Geschichte hervor. Dafür hat er aber gut Tempo gemacht.

Endlich war unser geliebter Bäcker in Sicht! Wir orderten Gebäck und Kaffee und hockten uns in die Sonne. Staubi quetschte sich ein paar Schweißperlen auf die Stirn und behauptete, es hätte ihm sehr weh getan (das Tempo, nicht die Schweißperlen). Auf unser mildes Lächeln: „Doch, echt! Ich hatte richtig zittrige Hände!“
Ja, wahrscheinlich, weil es ihm so einen Spaß gemacht hat, uns zu quälen und er sich ein irres Kichern verkneifen mußte. Dieter Kemper drückte auch seine Bewunderung von Staubis Form aus: „Staubi, das wird echt krass mit Dir bei der L’Eroica. Ich mache mir richtig Sorgen um die Strassen dort.“ Und: „Die Weintrauben dort werden verbrannt von den Reben fallen.“

Nachdem alles verdrückt war, machten wir uns auf den Heimweg von ca. einer Stunde. Staubi und Kemper…bla bla bla. Jedenfalls mußte Staubi fast mit dem Knüppel aus der Führung vertrieben werden, unglaublich! Er verbiß sich wie ein Kampfhund. Ich glaube, heute hatte sogar der Wind Angst vor ihm.

Am Ende hatte ich knapp über 100km auf der Uhr bei einem 35er Schnitt. Sicher bin ich nicht tot, aber es war sehr anstrengend. Und Staubi macht mir echt Angst. Darum schreibe ich das hier überhaupt. Gottseidank ist er nicht mein Feind.
PS: glaubt ihm kein Wort, wenn er jetzt hier etwas von Erschöpfung schreibt oder so…

3 Kommentare

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  • Ja – Siggi ist in der Form seines Lebens! Ich denke es ist nicht übertrieben wenn ich behaupte, dass Staub momentan der beeindruckenste Fahrer unseres Landes ist! Seine geschmeidige Fahrweise, die kontrollierte Pace, die schier endlose Ausdauer – einfach eine Klasse für sich! Ich denke, dass wir die verdammten Italiener pürieren werden, sofern ich seinen Schatten halten kann… D. Kemper

  • Jawohl, es ist an der Zeit, diesem unserem Heroen Staub für alle Ewigkeit zu huldigen und der Welt zu zeigen, welch Ausnahmeathleten die Kaderschmiede ESK hervorbringen kann. Bei meiner geplanten Befahrung des Ventoux im Frühsommer des kommenden Jahres (noch Geheimsache) werde ich die olle Blechtafel von Simpson einfach ins Geröllfeld kicken und die bis dahin hoffentlich fertiggestellte überlebensgroße Büste Staubs auf dem Sockel platzieren.

    Schön war es übrigens gestern…

  • Ich glaub euch kein Wort, in Wirklichkeit hatte keiner von euch die Führung übernehmen können, denn wisset: aus dem Windschatten platzen und 5 km hinter Hernn Staub hinterhecheln ist nicht Führungsarbeit leisten!
    Nach dem Wochenende finde ich es aber doch sehr mutig von euch mit ihm eine Tour zu fahren und zu überleben.

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