Home » Feldzüge » Zwischen Eisen und Fels

Zwischen Eisen und Fels

wetter-1Schnell bin ich über die Grenze, auch die Kontrolle geht achtlos an mir vorbei, geschafft, fürs erste zumindest. Eine Nacht werde ich noch unten im Tal verbringen, bereits auf italienischen Boden. Eine letzte Henkersmalzeit bevor ich mich ins ungewisse stürze.

 

Ein Bus transferiert mich zum Startort Madonna di Campiglio – Groste Bahn. Mein Gepäck für die ganze Woche musste in einem 30 Liter Rucksack platz finden, keine Zeit für lange Überlegungen was man da einpackt um diese kleine Expedition zu überstehen. Das wichtigste ist dabei die Ausrüstung um gut am Fels und Eisen gesichert zu sein, aber auch für Schnee und Eis muss gerüstet sein. Wer weiss schon was einen da oben so erwartet. Und so geht es mit der bequemen auffahrt via Groste Seilbahn auf die Passhöhe Groste. In einem 2 Stunden Marsch durch grobes Gestein finde ich mich am Ende des Tages auf der Tuckett Hütte wieder. 
leitern
Der nächste Morgen beginnt mit Sonnenschein, zumindest für das erste. Danach immer wieder dichter Nebel, die Feuchtigkeit der Berge zieht noch weit hinauf und verdeckt mir so manchen Blick hinüber zum Feindgebiet. Immer wieder ansteigend wird entlang des Felses traversiert. Über eiserne Leitern geht es mal hinauf, mal hinab in eine Bergschlucht – Sentiero SOSAT. Um mich herum nur Fels, die Vegetation hat hier oben schon längst aufgehört. Nach der ersten Ferrata streifen wir die Brentai Hütte nur auf einen kurzen Kaffeestopp, der Tag ist noch nicht zu Ende. Was uns erwartet ist noch ein langes Schneefeld das steil nach oben geht über den Sattel. Im zügigen Schritt schraube ich mich nach oben auf den Sattel, noch eine kleine Schneewelle und dann der kleine abstieg zur Tosa Hütte.
 
band

Jeder Tag wird eine neue kleine Aufgabe auf mich warten. Ein neuer Weg der sich Steil über Fels und Bänder durch diese besondere Welt schlängelt – Sentiero Palmeri. Über einen ausgesetzten Weg, über Schneefelder Queren wir den Kessel. Um den nächsten Berg herum. Der Nebel ist an diesem Vormittag wieder so dicht das man nur über die Geräusche die nahe Hütte erlauschen kann. Der Generator läuft bereits fleissig und wird so für uns am Abend für eine erfrischende Dusche sorgen. Halbzeit auf unserer Nachthütte Agostini und kurzer Stopp. Am Nachmittag wagen wir noch einen kurzen Ausflug über den Due Denti zurück zur Agostini Hütte.

holzbohle

h_tte

So weit oben scheint zumindest kurz nach dem Sonnenaufgang immer die Sonne. Aber es hilft nichts, zum verweilen bleibt auch an diesem Morgen kaum Zeit. Über ein Geröllfeld geht es gleich streng nach oben hinein in die Gletscherreste  der Vedretta d´Ambiez. Hier ziehe ich auch die Steigeisen an um mich weiter nach oben zu schrauben. Nach einem langen Rechtsbogen sehe ich bereits den Einstieg in den Fels. Doch den ersten Teil des Steiges werde ich die Steigeisen an den Füßen lassen. Auch auf dem Steig queren immer noch Gletscherreste und Schneerinnen den Fels. Auf schmalen Bändern wo es mal rechts, mal links hunderte von Metern hinab geht bewegen wir uns weiter voran. Brentari – der älteste Brentasteig. Wieder auf der Tosa Hütte angekommen habe ich an diesem Nachmittag Zeit ein wenig am Fels herum zu Spielen und versuche ein Paar Klettermeter vor dem Essen.

steigeisen

Bocchette Centrale – das Herzstück der Brenta erwartet uns am 5 Tag der Woche. Ausgesetzt über Bänder, Freie Kletterstellen, Leitern und eine Hängebrücke säumen den Weg. Fernblicke über die bizarre Felswelt lassen mich den Atem stocken. Immer wieder geben Blaue Lücken einen grandiosen Blick frei. Man möchte gar nciht hinab steigen sondern gerne verweilen. aber die Zeit drängt und es sind noch einige Km zu laufen. Und so steigen wir am Ende des Bocchette Centrale über ein langes Schneefeld hinunter. Mit Kaffee und frischem Kuchen werden wir in der Alimonta Hütte empfangen. 

Pano

surfing
Der Wetterdienst sagt nichts gutes. Ein Wettersturz ist für den nächsten Tag zu erwarten. Um diesen zu umgehen, und den Bocchette Alte zu machen heisst es früh, sehr früh aufstehen. Gegen 4.30 verlassen wir im dunkeln die Hütte und steigen mit Stirnlampen hinauf über das Firnfeld zum Einstieg. Leiter an Leiter reihen sich hinauf immer das Wetter im Nacken. Nach 2 stunden Aufstieg haben wir jedoch das große Band noch nicht erreicht. Das Wetter ist schneller als erwartet und so wird entschlossen das wir wieder zurück gehen, Umkehren. Im zügigen Tempo steigen wir wieder hinab, legen den gleichen weg zurück, Leiter für Leiter bis wir wieder auf die Alimonta Hütte stossen. Uns bleibt nur Zeit für eine kurze Pause denn nun geht es den längeren Weg zurück zur Tuckett Hütte. Nach bereits 4 Stunden in den Beiden werden die nächsten 4 Stunden wirklich zur Qual. am ende kann ich kaum mehr einen Fuß vor den anderen setzen und erreiche gerade bei den ersten Blitz und Donner die sichere Hütte. Kaum im trockenen keimt auch schon der Sturm mit Hagel und Donnerblitzen. War es doch die richtige Entscheidung umzukehren.

grad

Die ganze Nacht stürmt es und die Temperatur ist deutlich gesunken. Die Schneegrenze ist deutlich unter 2000 m gesunken. Im strömenden Regen steige ich über das Vallesinella hinab. Durchnässt und geschafft erreiche ich Madonna di Campigllio.

alte

Am Ende dieser Woche kann ich sagen das nun auch der Gebigszug zwischen Molveno und Madonna die Campiglio in fester Hand ist und alle Stellungen überprüft wurden. Es gibt keine Verluste zu verzeichnen. Der Sieg ist unser 🙂

alimonta

7 Kommentare

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

  • Sehr schön, Coffee,
    bis zum Rifugio Graffer bin ich schonmal auf Transalp-Durchreise gekommen – nun ist auch endlich jemand in die höheren Regionen vorgedrungen! Eines der schönsten Gebirge auf jeden Fall – da muss ich Dir Recht geben!!!
    Viele Grüße,
    Yo

  • Zu Fuß im Gebirge, für mich eine Qual ohne Geländerad, aber in solch schwindelerregenden Höhen muss das Adrenalin nur so durch deine Adern geschossen sein. Was für ein Abenteuer!
    Aber von wegen keine Zeit für lange Überlegungen, was in deinen Rucksack passt – du hast doch dafür länger gebraucht, als der Urlaub gedauert hat. Hat sich das Buckeln der Spiegelreflexkamera gelohnt? Auf den kleinen Bildchen kann man das nicht so richtig erkennen 😉

  • @ rifkli, sind erstmal nur die fotos aus der kleinen cam. bei der großen ist die speicherkarte zuhause leider in zwei teile zersprungen, versuche sie gerade zu retten 🙁

  • Hallo Coffee,

    sieht wirklich fantastisch aus. Ich habe selbst vor zwei Wochen einen Teil des Wegs „München-Venedig“ (von Innsbruck bis Brixen)zu Fuß zurückgelegt, der allerdings technisch nicht so anspruchsvoll war, wie Deine Tour. Nur hinter der Friesenbergscharte wurde es kribbelig. Bin aber auch angefixt und will noch höher hinaus. Vor allem bei den Fotos…

Archiv

Archive

Folgt uns auf