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Nachlese zum Frühjahrsklassiker durch den Oderbruch

Zusammengefaßt war es ein Tag ganz nach meinem Geschmack.
Pünktlich zum Start gab es den versprochenen Starkregen, und die Temperaturen dürften auch nicht höher als in Archangelsk Anfang Januar gewesen sein. Frohen Mutes setzte sich das hochkarätig besetzte Peloton pünktlich um 1000 in Bernau in Bewegung. OnkelW, Staubi, RiFli, Steppenwind und Acke stürzten rückenwindig bis Trampe, bogen links bei und zielten direkt auf Eberswalde. Dort wurde Steppenwind auch schon wieder verabschiedet, da sein Fahrzeug offensichtlich nicht für Geschwindigkeiten jenseits der 36 konstruiert wurde. Auf Wiedersehen, nordischer Freund!

Bereit für die erste Härteprüfung gingen wir die kurze Anhöhe hinter Eberswalde an. Unter leichtem Laktateinfluß wurde die Welle hochgestochen, bevor es wieder hinunter nach Niederfinow ging. Dort erwartete uns nagelneuer, pechschwarzer und aalglatter Asphalt. Endlich ist auch der belgische Teil der Straße nach Oderberg zeitfahrreifentauglich. Hinter Liepe mußten unsere Knie ein zweites Mal unter Vollast ächzend die zwei Kehren hoch zum Oderblick leiden, dann war die Spitzengruppe auch schon wieder unten in Oderberg.

Eine kleine Schleife in Richtung Oder über einen äußerst üblen Weg aus Betonresten, Sand, Großtierexkrementen und den Gebeinen entlebter Leidensgenossen mußte bewältigt werden, bevor wir an der Oder-Neiße-Friedensgrenze südwärts entlang reisten. Schiffmühle war schnell genommen und damit stand schon die nächste Erhebung auf dem Marschplan. Von Falkenberg hoch nach Hohenfinow wurden nach alter Väter Sitte die Venen mit Laktat geflutet, und allen Aspiranten konnten die paar Höhenmeter in den purpurnen Gesichtern abgelesen werden. Ein kleiner Haken über Cöthen führte uns wieder zurück nach Falkenberg.

Inzwischen kehrte ein wenig Ruhe ins Feld, da ein jeder sich auf den bevorstehenden Höllenritt durch das Brandenburger Hochgebirge vorzubereiten versuchte. Die sagenumwobene Wand von Bad Freienwalde mußte von Nordosten genommen werden, und es gab keinen Weg daran vorbei. Während der Ortsdurchfahrt durch Bad Freienwalde, versüßt durch die Zuschauerspaliere, konnte noch ein letztes Mal durchgeatmet werden, bevor die Kette aufs 39er wanderte. Nichtendenwollende 4,6 Km mit einer unmenschlichen Steigung von 5% forderte uns alles ab, was noch in den ausgelutschten Körpern vorhanden war, und nach einer halben Ewigkeit erreichten wir den Paß. Oben hieß es Mannschaft sammeln und vereinigt in die Abwärtswellen schießen. Ein letztes Mal sollten wir in Harnekop die Erdanziehung zu spüren bekommen. Fieses Pflaster, leicht ansteigend und nach oben noch etwas steiler werdend, galt als letzter Scharfrichter des Tages. Nachdem auch dieser erfolgreich genommen wurde, wurden die Schreie nach Nahrungsaufnahme immer lauter.

Der öffentlich zugängliche Verpflegungspunkt in Gielsdorf war für den ein oder andern Fahrer eine willkommene Zwischenstation. Lassen wir Worte sprechen: Käsekuchen, Milchshake, Kaffee, Eisbecher, Cola… Unser kleines Tischchen hatte ob der Unmenge an Köstlichkeiten leichte Schlagseite, und wir alle waren uns einig, daß es bis hierher bereits ein schönes Ründchen war. Zeche gezahlt und weiter gegen den immer stärker werdenden WestnordwestWind. Durch Strausberg durch und weiter bis Werneuchen, dann trennten sich unsere Wege. Während Staubi und WOnkel nach Bernau strebten, nahmen RiFli und ich den Weg nach Ahrensfelde. Dort bogen wir nördlich bei, kämpften uns gegen den Wind nach Lindenberg und ließen es die restlichen Km bis Malchow etwas gemütlicher angehen. Berlin war erreicht, und auf der Uhr standen am Ende des Tages 165 sehr merkbare Km.

Es existiert kostbares Bildmaterial, das RiFli vielleicht schon Ende 2009 veröffentlichen wird.

5 Kommentare

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  • Danke Acke, aber ohne Bilder nur halb so schön 😉

    Übrigens war auf unserer Runde bei Leibe nicht nur Asphalt…
    Schotter (feine, mittlere und grobe Korngrößen), Waldböden (hart, weich, wurzelig, tief-morastig, gelaubt, genadelt, gelocht), Forstwege (Autobahnen, Unimogschneisen, verholzt), Graspisten, Pfade aller Art „pflasterten“ unseren Weg.

  • Na also, ein packender Radsportkrimi. Ich sehe schon, vor der Ronde van Gutingen musst du keine Angst haben.

  • DD, Du hast vergessen, dass nicht nur Pfade unseren Weg pflasterten (was für ein Wortspiel), sondern auch diverse Wanderer! Vor allem auf der einen Abfahrt… 🙂

  • Ach herrlich,
    Danke für diese – im nachhinein – schöne Worte. Die letzten 5 Kilometer gegen den Wind (angeklampt bei OnkelW) waren die Hölle und kamen mir vor wie 200. Ein schöner Tag!

    Hochachtungsvoll
    Staubi

  • Nun liebe Freunde, wie ich sehe hat Euch der Hinterodrige doch nicht gepackt und ihr hattet einen schönen Ritt durch die bergigen Regionen im Lande der Männer Ohne Latschen.

    Leider war mein Gefährt wie schon bemerkt, nicht wirklich für solch hohe Geschwindigkeiten geeignet und auch der Rest meines Körpers nicht auf Hochgeschwindigkeitsrennen vorbereitet.

    Aber die wenigen km mit Euch, die zusammen mit meiner Vorlage doch immerhin 70 ergaben, als ich wieder bei meinem Heim angerollt war und die noch dazu mental durch einen mit Hilfe von fiesen Resten von Kaltgetränkehüllen zerstochenen Hinterreifen verlängert wurden, haben mich dazu bewogen, noch über Ostern mein mehrgängiges Dackelschneiderad wieder aufzumöbeln, so daß ich einer erneuten Herausforderung vielleicht besser standhalten kann.

    Ich freue mich auf ein nächstes Mal.
    STW

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