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Vier Schläuche für einen Schokostich

Dies ist die Geschichte eines Mannes, der auszog, den Schmerz kennenzulernen.

Am 4. 3. war ich zur ersten echten Radtour auf der Kurzstrecke der Tour d´Energie in Göttingen mit den Jungs und Mädels vo RSC Göttingen verabredet. Wir trafen uns um 10 Uhr am Jahnstadion und es kamen immerhin 9 Leute zusammen. Wir machten eine schöne gemütliche Lullertour und ich war ganz zufrieden. Die lange Radabstinenz hatte such nicht so sehr bemerkbar gemacht, auch am Hohen Hagen, wo ich im Groupetto hinter den Heißspornen herhechelte, kam ich relativ gut hoch (der Hohe Hagen ist nicht die , aber für Untrainierte sieht er so aus- findet ihn aber ziemlich locker, die alte Kampfsau). Ich kam auf entspannte 65 Kilometer und war frohen Mutes, dieses Frühjahr einen Blitzstrat hinzulegen. Immerhin hatte ich ja brav meine Dauerläufe gemacht und mich als Fundament für die Kraft am Berg mit fiesem Training in der Beinpresse gequält.

So motiviert verabredete ich mich für Mittwoch mit meinem Freund Marcus auf eine Radrunde. Ich wollte am liebsten dieselbe Runde nocheinmal fahren, um mir zu zeigen, dass ich wirklich ziemlich gut drauf sei. Marcus hatte aber eine andere Route im Kopf, die mir auch prima vorkam. Diesmal wurden es 80 Kilometer mit heftigem Wind. Die Oberschenkel brannten wie Feuer und nur mit Mühe konnte ich meinem Gefährten folgen. Die erkältungsgeplagte Lunge rasselte. Na toll und dabei hatte ich mich zwischendurch noch richtig gut gefühlt und bergauf versucht, mich an einen Schlepper zu hängen, der an uns vorbeidieselte. Na ja, sagte ich mir, die Muskulatur muss sich eben noch umgewöhnen, außerdem habe ich es ja auch ein bisschen im Hals. Ein Held bin ich trotzdem. Diese Heldenhaftigkeit büßte ich am folgenden Tag mit bohrenden Kopfschmerzen, wie sie zu einer ordentlichen Überlastung gehören. Trotzdem stieg meine Motivation weiter an. Es war ja erst die zweite richtige gewesen und dafür war es doch super…

Also stieg ich am Samstag wieder aufs Rad. Ich fühlte mich richtig gut, wollte mal eine kleine Feierabendrunde fahren aber mich dafür so richtig quälen. Machte ich auch. Machte tolle Fahrtspiele, drückte die Plesse mit 42-20 hoch (der Plesseberg ist ein anderer steiler Hügel in der Göttinger Umgebung, der relativ steil ist.)

Ich tobte mich so rchtig aus und ließ es auch auf dem NAchhauseweg so richtig krachen. Nur die letzten 2 Kilometer wollte ich es ruhig angehen. War jetzt doch schon ordentlich fertig. Da kommt doch so eine Arschkrampe mit Trekkingrad und Trachtenjankerl und versucht, mich abzuledern. Normalerweise kein Problem, wenn mal einer schneller fährt. Aber der dachte scheinbar, wir machen ein Rennen. Kannste haben, Bursche! Meine Güte, wenn der wüsste, was ich heute schon hinter mir habe. Und schnell ist er auch noch. Egal, heute mache ich keine Geschenke. Überhole und düse im Sauseschritt davon. Diese Ratte fährt auch noch durch meinen Schleich weg hinter mir her. Danach geht es wieder bergauf. Ich muss dre Treppenstufen hoch. und er kommt schon wieder angefahren. Jetzt langt es. wie Pantani anno 98 gehe ich aus dem Sattel und bresche davon. Meine immer noch kaputte Lunge will mir aus dem Maul springen, die Oberschenkel jaulen, ich sehe schon kleine helle Punkte vor den Augen, aber dem gönne ich es nicht. Auftrag ausgeführt. Ich bin völlig fertig, aber zuhause.

Und schon er Sonntag bringt die nächste Tour mit den Jungs. Ganz locker, so GA1 hatten sie gesagt. Es geht auch recht locker los, aber bergauf ist Essig mit GA 1. Da prügeln sie ale hoch, als wäre der Leibhaftige hinter ihnen her. Und meine Beine sagen: ey, Gehirn, bist du noch bei uns? weißt du eigentlich noch, was wir gestern leisten mussten? Und die Lunge sagt: Ey Gehirn, hast Du dir heute frei genommen? Wir sind schließlich immer noch nicht gesund. Das Gehirn sagt: Jungs, die haben wirklich GA 1 gesagt, GA 1 heißt doch Puls unter 130, nicht über 180, oder? Und von irgendwo kommt eine kleine gemeine Stimme, die sagt: Du bist eben eine schlappe Sau, deine Zeit ist vorbei. Die Jungs machen dich nass, du musst reißen lassen und kannst dich dann noch schön eine Stunde lang alleine im Wind quälen.

Tja, ich weiß tatsächlich, dass ich irgendwann nicht mehr mithalten können werde, versuche aber so lange wie möglich im Windschatten zu bleiben. Irgendwann hinter Northeim passiert es, eine kleine Kurve macht mir den Garaus, ich schere aus und lasse die anderen ziehen. Die Oberschenkel haben längst mit Streik gedroht und erste Krampfgefühle aufkommen lassen. Aber dann kommt eine nette Geste. Meine Mitstreiter warten auf mich und ziehen mich im Windschatten zurück nachhause. Was für ein erbärmliches Gefühl. Na ja, die Dankbarkeit überwiegt und ich bin froh, als ich endlich zuhause bin.

Tja, jeden Frühling der gleiche Mist. Trotzdem bin ich schon ganz heiß aus die nächste Tour!

15 Kommentare

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  • Tja Onkelchen,

    manche Tage sind halt anders… 😉

    Während ich letzte Woche 100km an der Seite von Jockel mitfahren konnte und mich nur diverse Technikprobleme am attackieren hinderten, so zeigte mir der gestrige Tag/die gestrige Tour mal wieder eindeutig wo der Hammer hängt. Ich wäre fast gestorben, habe sogar mein Abschlußbierchen/Apfelweinchen verweigert!!! Das heißt was und ich wär wirklich fast vom Rad gekippt, klassischer Hungerast eben…

    Aber Dir ein Kompliment für die Leistungsbereitschaft, werden ja Ende April mal sehen wer den Bramwald und dann den Hagen schneller hochkommt 😉 Aber tippe mal ganz stark auf Dich, denn ich lasse es ruhig angehen.

  • Ach Tobi, Du Tier! Mich lederst Du locker ab. Bin ja so was von außer Form… Aber das können wir auch Am Donnerstag bei einem Äppler besprechen!

  • Samstag ist super!

    Denn höre ich mir auch mal Eure ganzen Geschichten an von diesen Dingern mit 2 Reifen. Wie hießen die noch gleich? Achja, „Fahrrad“… 😉

  • Ja Onkel, so ist es richtig. Lass sich die Jungen in Sicherheit wiegen. Wenn sich der Stand der Sonne wieder abflacht, wenn die bunten Blätter fallen, dann ist auch unser Onkel wieder fit. Dann sollen sie doch kommen…

  • @Jockel: Genau! In meinem reifen Radsportleralter braucht man zwar länger zum Formhöhepunkt, dafür kann man den aber länger halten. Wie Du ja jetzt Deinen Formhöhepunkt schon seit 22 Jahren hälst!

    @Yo Gomez und Eule: Geht auch Freitag? HAbe nämlich gerade einen Babysitterauftrag erhalten.

  • Unter Umständen, weiß noch nicht genau wann ich zurück bin. Werde mich über Landstraßen nach FFM durchschlagen und in Bad Frankenhausen zu Mittag essen. Der ein oder andere erinnert sich vielleicht noch an die Lokalität… Gut und billig, sag ich nur!

    Also Freitag, wenn dann nicht vor 21Uhr und ehrlich gesagt wäre Samstag fast besser, hab auf alle Fälle da für 1800 nen Tisch reserviert.

    Ich geh auch zwei Tage in meinen Stammpuff 😉

  • Na, das wäre doch was. Und der große Systemplaner lässt ja auch am Freitag um 16 Uhr den Hammer fallen, ;0), dem müsste es auch passen. Oder, Yo?

  • Ich habe übrigens meine Schwester zu Besuch an diesem Wochenende, von daher bin ich auch nicht ganz frei in der Auswahl der abendlichen (Sauf-)Aktivitäten…
    Aber einen Abend komme ich sicher mit!

  • Wie geil, sehr schöner Bericht, herlich. Immer wieder schön zu sehen das es auch andern ab und zu so geht, schmerzende Lunge, brenende Beine und forne fahren sie janz lässig gegen den Wind dafon, nur das ick da eher der aufgebe Type bin. Es aber ein Mittel (Ausrede) der ganzen Schinderei zu entgehen. Freeride! dicke Reifen, Klickis weg, Federweg rauf, lässig anziehen, Rucksack auf und schon brauch man niemand mehr was beweisen müßen, nich ma sich selbst.
    Und vor allem hört dan dieses ehlende rumgejamere in den Berichten auf 😀
    Bitte weiter so!

    Und vor allem bitte weiter auch im Ibc ab umd zu bescheid geben, meistens passt zwar irgendwas nich, aber wenn, würd es mich ärgern wenn ich mit euch fahren hätte können und nich bescheid wußte.
    Freu mich schon.

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