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42nd Traverse oder wie fährt man Bergfahrrad auf dem Kopf?

Nachdem Indiana Ampel an den westlichen Rand der besiedelten Welt geschickt wurde, um die Vorherrschaft des ESK zu sichern, war es an mir das gleiche am östlichen Rand zu bewerkstelligen. Kurzum packte ich die Koffer und machte mich auf den langen Weg nach Neuseeland. Natürlich lag mein ausschließlicher Fokus auf der Bewertung einer möglichen Nutzung dieser abgelegenen Inseln für das ESK.

Durch lange Freundschaft verbunden luden uns die beiden Kiwis Sabine und Chris zum Jahreswechsel in ihr Ferienhaus im beschaulichen Örtchen National Park nahe des Tongariro NP ein. Rein zufällig findet sich in unmittelbarer Nähe der Einstieg zur 42nd Traverse, nach Aussagen der Kiwis eine der besten Mountainbike Strecken der Nordinsel.
Nach einer kurzen konspirativen Besprechung beschlossen Chris und ich, die Strecke am Sylvestertag zu befahren. Das Höhenprofil der ca. 45km langen Traverse zeigt überwiegend nach unten, dennoch schien es den einen oder anderen aufwärts gerichteten Stich auf dem Weg zu geben. Sabine lieh mir großzügiger Weise ihr Rad. Somit stand der Inspektionsfahrt nichts mehr im Wege.

Chris macht sich bereit

Carl ist bereit.

Die beiden Mädchen fuhren uns mit dem Auto zum Startpunkt und schon radelten wir, die drei Vulkane Tongariro, Ngauruhoe und Ruapehu im Rücken, los. Der Weg war anfänglich eine recht breite Schotterstrasse, die sich durch die Wildnis des Nationalparks schlängelte. Kurze Zeit später passierten wir das Einstiegsschild der Traverse, welches insoweit erwähnenswert ist, als dass sich die Sicherheitshinweise doch ein wenig von denen in Deutschland unterscheiden. Allerdings wurde nicht vor den wirklichen Gefahren gewarnt, aber dazu später mehr.
Meine zu diesem Zeitpunkt schon dreiwöchige Fahrradabstinenz führte dazu, dass ich mich mehr auf das Radfahren als auf die Landschaft konzentrierte und somit das Tempo relativ hoch hielt. Dennoch waren die Blicke zur Seite sehr beeindruckend, wilde Buschlandschaft mit klassischen Vulkanen im Hintergrund, eine sehr unwirkliche Szenerie. Bald erreichten wir den ersten Fluss, den es mangels Brücke zu durchfahren galt. Natürlich wollte ich mich nicht lumpen lassen und wagte mich als erster in die Furt. Leider übersah ich den Schweinskopfs großen Stein direkt vor mir und wurde von meinem Bike über den Lenker geworfen. Sehr zum Vergnügen von Chris kam ich seitlich im knöcheltiefem Wasser zu liegen. Eine etwas peinlich Situation.

Die Sonne erreichte den Zenit und die Vögel zwitscherten. Bisher hatte ich Chris immer den Vortritt gelassen, da er besonders bei den Abfahrten, eine ordentliches Tempo vorlegte. Allerdings wollte ich ihm zeigen, dass auch in Deutschland verstanden wird Geländefahrrad zu fahren und setzte mich bei der nächsten Abfahrt an die Spitze. Der Weg war zu diesem Zeitpunkt eine Schotterpiste und es rollte gut. Bis zur nächsten Kurve! Ich registrierte kurz hinter dieser Kurve zwei Quadbikes, die direkt auf mich zukamen, und leitete einen Bremsvorgang ein. Dummerweise zog ich ein bisschen zu stark an dem vorderen Verzögerer und das Rad warf mich erneut über den Lenker. Ross und Reiter kamen kurz vor dem ersten Quad zum Stehen bzw. Liegen. Auch hier war das Glück mit den Tüchtigen, außer einem leicht lädiertem Knie und einem kleinen Schock, der durch das Gewehr, welches der Quadfahrer quer auf seinem Schoss liegen hatte, noch verstärkt wurde, war nichts passiert. Das geliehene Rad bekam nicht mal eine Schramme ab. Die Quadbesatzung zeigte sich besorgt, bedauerte allerdings, dass sie nicht rechtzeitig einen Fotoapparat zu Hand hatten.
Mit dem Eindruck von zwei Stürzen innerhalb weniger Minuten, verlangsamte ich ein wenig meine Bergab-Geschwindigkeit.

Während einer Pause mitten im Nirgendwo diskutierten Chris und ich die möglichen Ursachen der beiden unfreiwilligen Abstiege. Nachdem abwegigen Theorien wie ungenügende Fahrtechnik, zu kleines bzw. zu kurzes Rad oder überhöhte Geschwindigkeit entkräftet werden konnten, einigten wir uns darauf, dass nur die, für mich als Nordhalbkugelbewohner falsch herum wirkende, Corioliskraft alleinige Ursache der beiden Malheure gewesen sein konnte.

Die Strecke wurde verblockter und teilweise sehr schlammig. Flüsse kündigten sich durch ein extrem steiles Gefälle an, welches sich nach der Querung (die ich ab diesem Zeitpunkt alle ohne Sturz bewältigte) in eine eben solche Steigung wandelte. Wir entwickelten eine hervorragende Technik, Chris fuhr voraus und brüllte bei Flussquerungen: „Shift gears mate!“ was mich in die Lage versetzte, die Steigungen nach den Flüssen locker pedalierend zu überwinden.

Carl ist durch

Dann tauchte wie von selbst und viel zu früh das Endschild der Traverse am Wegesrand auf. Nach einem letzten Stich warteten wir in einem netten Cafe auf den Abholdienst. Mein blutendes Knie verschaffte uns die ein oder andere Nachfrage, die wir mit den abenteuerlichsten Geschichten beantworteten.

Fazit: Neuseeland ist für die Besiedlung durch das ESK geeignet. Ein sehr großer Pluspunkt ist, neben der extrem schönen Landschaft und der wilden Natur, dass für lange Zeit keine Gefahr besteht, dass Wald- oder Naturwege asphaltiert werden.

Epilog: Wegen seiner heldenhaften Unterstützung, seiner allgemeinen Einstellung zum Geländeradfahren und seinem unübertroffenen Humor habe ich in der üblichen langwierigen Prozedur Chris eines meiner Hemden verliehen. Im Gegenzug wird er in regelmäßigen Abständen Fotos und Berichte von weiteren Touren auf der anderen Seite der Welt liefern. Eine erste Kostprobe gibt es schon in Form eines Bildes von seiner Tour zur Bridge to Nowhere im Whanganui NP.

18 Kommentare

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  • Alter bist Du verrückt. Erst mutest Du mir Deinen Anblick ohne Bart zu und dann vermutete ich beim kurzen Durchsehen der Bilder, Du hättest zugelegt. Aber nun scheint ja alles i.O. zu sein. Das mit Chris geht – glaube ich in Ordnung – auch wenn ich in Personalentscheidungen momentan lieber Rob den Vortritt lasse.

    Nur noch ein Wunsch: Lass den Bart wieder wuchern. Bitte!

  • Gut, wenn Carl Neuseeland für ESK tauglich hält, dann sollten wir unsere nächste Reise dort hin planen. Und jetzt wo es auch schon einen Aussenposten dort gibt, muß man sich über die Berherbergung keine Gedanken mehr machen 😉
    Carl, was für eine schöne Reise. NEID ! !

    Bis Freitag
    S.

  • wieder einmal eine reise in ein fremdes gebiet die neugierig macht auf mehr. es ist schön so viele eindrücke durch den kader zu bekommen und es ist noch schöner das wir zukünftig wieder ein stück land erobert haben. weiter so 🙂

  • Gut, wenn Carl Neuseeland für ESK tauglich hält, dann sollten wir unsere nächste Reise dort hin planen.

    Aber erst zum über übernächsten Harzsturm. Dieses Jahr ist Tchechien dran und nächstes Jahr geht es nach Thüringen. 2009 dann gerne für drei Tage nach Neuseeland.

  • Neuseeland? Das heißt Neu-Seeland, ist bei Großräschen – etwa 20km südwestlich von Cottbus. Carl – nun mach mal nicht sonne Welle, nur weil es dich mal bis ins Brandenburgische verschlagen hat. Dennoch – ein sehr schöner Bericht und eindrucksvolle Fauna zu dieser Jahreszeit! Sieht wirklich aus wie im Sommer. Jaja, der Klimawandel… menis

  • Carl ohne Bart ist nicht das gleiche wie El ohne Schnurrbart. Nur beides ist ungewohnt und irretierend. Aber dafür war Carl in Neuseeland und El ist noch in Dunkeldeutschland. Wo will man eher sein?

  • Willkommen zurück!

    „Mein blutendes Knie verschaffte uns die ein oder andere Nachfrage, die wir mit den abenteuerlichsten Geschichten beantworteten“ — Jesses, ein richtiger Mann!

  • große klasse, carl! ich bin auf weitere erzählungen gespannt (was ist am freitag?).

    ob deine sturzhäufigkeit auf die corioliskraft zurückzuführen ist, bleibt fraglich. konntest du denn bei deinen zwei stürzen eine signifikante häufung bezüglich der uhrzeigerrichtung feststellen?
    einige annahmen zu deiner these: der esk fährt seine eisenharten touren vornehmlich bei schlechtem wetter, also bei sich auf der nordhalbkugel gegen den uhrzeigersinn (links rum) drehenden tiefdruckgebieten. El jedoch fällt immer auf die rechte seite. dies würde deine these von der corioliskraftbedingten sturzwahrscheinlichkeit wiederlegen, wenn, ja wenn wir mitteleuropäer nicht eine der hiesigen corioliskraft zuwiderlaufende links- bzw. rechtslastigkeit – also bei entsprechender witterung – entwickelt haben. dies bleibt, unter vorsichtiger betrachtung historischer ereignisse (häufung von tiefdruckwetterlagen im jahr 1933?), zu untersuchen. da deine radtour in neuseeland offenslichtlich bei schönem strahlungswetter und hochdruckwetterlage (rotation der luftmassen gegen den urzeigersinn) stattfand, bleibt, um deine these zu untermauern oder in den wind zu schlagen, zu fragen, ob du eher nach links (in selber rotaionsrichtung wie die antizyklone fahrend gegen den uhrzeigersinn) oder eher nach rechts (mit dem uhrzeigersinn) gefallen bist. wie an el’s beispiel weiter oben erkenntlich, kann aber beides die schöne these stützen, jenachdem von welcher annahme wir ausgehen.
    zusammenfassend lässt sich sagen: ja, es liegt an der corioliskraft. ich schlage also vor, die corioliskraft präventiv abzuschaffen, um weitere stürze auf dem bzw von dem rad zu vermeiden. dazu müssten wir lediglich die erdrotation unterbinden. in diesem zuge bin ich für 24h sonne sommer satt in berlin – DDEule: handeln Sie!

    rob

  • Rob! Danke für die wissenschaftlich fundierte Ausarbeitung unserer These. Bei weiterem Nachdenken, womit ich mehr oder wenige den heutigen Tag verbrachte, kann ich feststellen, dass ich immer auf die rechte Seite gefallen bin. Ich bin natürlich ein Verfechter der Anpassungstheorie, die somit zu einer Überkompensation meinerseits führte und dem Schicksal seinen Lauf lies. Erschwerend kommt noch hinzu, dass ich wider meiner Natur versuchen musste, links am Quad verbeizufahren, da die Burschen dort unten ja bekanntlicherweise die falsche Seite der Straße befahren.

    Gern können wir diese Theorie am Freitag vertiefen.

    @all Ich mach dann schon mal die Planung für den Harzsturm2009.

  • Dringlichkeitsantrag an das Politbüro: Robsen muss umgehend der Konsum jeglicher Drogen auf der Stelle verboten werden.

    Jen*

  • Ich hab mir grad jean reno´ ohne Bart vorgestellt… schauderhaft sag ich euch. carl lass die gesichtsmatratze ruhig wieder wuchern und halt dich von scharfen gegenständen fern.

    2009 im Mai zu herrentag werden mich viele kluge köpfe sachen fragen worauf sie die antwort bereits wissen. Sachen die ich eigentlich auch wissen sollte welche mir aber gerade nicht einfallen wollen da ich momentan an euch da unten in neunseenland denk. DAS könnt ihr mir nich antun.

  • Ich würde bereits Mittwochs anreisen, Kiste Tannenzäpfle an Bord.

    Soll ich jetzt die Erde anhalten, mittels meiner mir gegebenen Möglichkeiten???

  • Mensch Karl, gut daß Du wieder heil zurück gekommen bist. Schlecht finde ich aber schon, daß Du den Jungs da an ihrem Vulkan rumgespielt hast! oder ist es nicht der Ruapehu, der da unten gerade droht, kaputt zu gehen?

    Übrigens, wenn es 2009 wirklich nach NZL zu unseren Antipoden gehen soll, möchte ich beantragen, auch als Nicht-ESKler mitfahren zu dürfen. Allerdings möchte ich vorschlagen, die Tour vielleicht doch auf 4 Tage vor Ort zu verlängern, sonst sieht man ja nur die Hälfte des Landes und geniale Tracks gibt es auch auf der Südinsel.

    STW

  • Hallo stw, der Vulkan ist doch nicht kaputt. Ich habe nur den Ausfluss vom See verstopft und nun droht eine Lahar.

    Den Antrag auf Mitreise kannst Du ja schon mal in fünffacher Ausführung inklusive einer entsprechend ausreichenden Anzahlung an das Zentralkomitee schicken.

    Carl

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