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Die 1. offizielle ESK-Frauentour: Den Nordpol geschaut!

Aus einer Sponti-Idee und einigen freudig ausgetauschten E-Mails war der Plan entstanden, eine Tour nur mit Berliner ESK-Frauen – so ganz ohne Männer – zu fahren. Die Voraussetzungen waren bestens: Der Wettergott und die Klimakatastrophe waren uns milde gestimmt, PDa übernahm die Eisenferkelbetreuung und die ESK-Männer sicherten in einem eigenen Ausritt die nordöstliche Flanke.

So schwangen sich an diesem güldenen Sonntag drei holde Eisensäue auf ihre Alu-Rösser, um dem Geländeradsport in weiblicher Kompagnie zu frönen. Die beiden anderen Walküren waren leider verhindert, so wurde aus dem Quintett ein buntes Trio: 2xBrunette, 1xFeuerlocke; 1xEingang-, 2xVielgangfahrrad.

Luzie, S-Punkt und meine Wenigkeit fuhren direkt vom Friedrichshagener Bahnhof in die Müggelberge für eine kleine Runde durch die grüne Nachbarschaft. Die asphaltierten Brezellenker-Wege jenseits des Spreetunnels ließen wir schnell hinter uns. Dieses war schließlich eine ESK-Tour. Unsere Mission: Spaß auf Rädern im Unterholz.

Zwischen Kiefern und Buchen ging es flugs hoch zum Müggelturm. Die Aussicht von dort oben ist auch um diese Jahreszeit den Aufstieg wert: Durch nacktes Geäst schillerten die Seen in zarten Blau- und Silbertönen direkt vor uns. Wir seufzten kurz ergriffen, betätigten den Selbstauslöser und schossen mit breitem Grinsen im Gesicht die Trails der Müggel- und Kanonenberge wieder runter. Irgendwo am Wegesrand blitzten Fuchsohren rot im Dickicht auf.

Schon waren wir auf dem Weg entlang des Langen Sees, von dem aus wir immer wieder schöne Blicke auf das von der Herbstsonne gewärmte Ufer erhaschen konnten. Zwischendrin lehrte S-Punkt noch einigen nordischen Gehern durch ein gewagtes Bremsmanöver, dass der Moutainbiker der natürliche Feind des Stockträgers ist. Nachdem selbige sich den Sand aus dem Gesicht gewischt hatten, honorierten sie diese Erkenntnis mit einem verängstigten „Hui“.

Luzi hatte für uns nicht nur eine feine, sondern gar spektakuläre Strecke ausgesucht. Auf einer kleinen Halbinsel am Ufer des Seddin Sees bot sich uns ein schockierender Anblick: Aufgrund ihrer nördlichen Ausrichtung konnten wir zwar nicht bis nach Afrika sehen, doch reichte der Blick hoch zu den Polkappen, denen wir an diesem frühlingshaften Novembertag beim Schmelzen zuschauen konnten. Selbst das laute Krachen des auseinander brechenden Packeises war zu hören. Nun wollten wir jedoch nicht in die heroische Geschichte des ESK als die drei Grazien eingehen, die von einem Eisberg in der norddeutschen Tiefebene getötet wurden. Deshalb klickten wir rasch wieder in die Pedale ein und steuerten Woltersdorf an.

Auf dem Weg dahin gab es noch einen lustigen kleinen Trail parallel zum Gossener Kanal, auf dem in grauer Vorzeit eine Steinbeißerfamilie ein paar kantige Granitkrümel zurückgelassen hatte. Darüber zu hoppeln bereitete mir jedenfalls ein kurzweiliges Vergnügen, welches in Erkner ein jähes Ende fand. Die von uns gestreiften Ecken Erkners waren so hässlich, dass wir fest die Augen zusammenkniffen und sie erst wieder in Woltersdorf öffneten.

Dort angekommen, mussten wir feststellen, dass die listigen Schildbürger dieses kleinen Weilers mit armen Touristen ganz hinterhältige Spielchen treiben: Zwecks Steigerung des Getränke- und Eisabverkaufs haben die Woltersdorfer Jecken dieselben Häuser, Pflastersteine und Wegweiser einfach zweimal hintereinander gebaut, um beim oberflächlichen Betrachter das Gefühl zu erzeugen, er/sie sei im Kreise gefahren. Doch so leicht ließen wir uns nicht foppen! Wir fuhren stoisch weiter, bis die Landschaft wieder der Karte entsprach. Dann bedurfte es auch nur noch eines kleinen Stiches durch den Wald und schon sahen wir den Bahnhof Wilhelmshagen vor uns. Dort gönnten wir uns noch Kaffee und Kuchen auf einer Parkbank und rumpelten anschließend mit der S-Bahn in die Hauptstadt zurück.

[Anm. d. Red.: Am Bildschirm jetzt die Schmalzablassschraube öffnen] Krönender Abschluss für mich war dann noch gemeinsames Tiramisu vernaschen mit meinem Liebsten im Bett und sich bis zum erschöpft-seeligen Einschlafen Geschichten von Wurzeltrails und schöner Landschaft ins Ohr flüstern. Seufz. [Schmalzablassschraube wieder schließen]

Fazit: Klare Waldluft in der Lunge, das Radl unterm Hintern, Freundinnen vor sich, die Herbstsonne im Gesicht. Schöner kann ein Sonntag nicht sein! PDa wird hoffentlich häufiger mal die Ferkelbetreuung übernehmen, denn Luzi ist in den Wald geschossen, als wäre sie seit Monaten eingesperrt gewesen. Und noch eine Erkenntnis: Auf einer ESK-Frauentour kann man das Thema Fahrradteile ansprechen, ohne mit 3 Stunden Techtalk bestraft zu werden 😉

Also, meine Damen: Mit Euch jederzeit wieder!

8 Kommentare

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  • BOOOAAAAHHHHEEY – sind unsere Ladies stylisch! Ich bin begeistert und finde es wirklich super, dass ihr konsequent Jockel aus den Bildern gelassen habt. Weiter so und hoffentlich bis bald… menis

  • Brezellenker – das finde ich jetzt gar nicht komisch!!!
    Wißt Ihr, daß ich beinahe versucht hätte, Euch im Wald aufzulauern und mit meiner Anwesenheit bei Eurer Tour zu belästigen? Hätte ich unsere Jungs nicht mehr erreicht, wäre ich schnurstracks in Richtung Südost gefahren. Außerdem hätte ich Jockel ganz gern mal wieder gesehen. Naja, dann eben beim nächsten Mal.
    Sehr schöne Zeilen im Übrigen, schreib doch öfter mal etwas!

  • Meine liebe Jen*, das ist wirklich sehr schön geschrieben. Das darsft du jetzt immer übernehmen.
    Ein wunderschöner Ausflug mit so tollen Freundinnen ist schon etwas Feines.

    Ich kann auch nur noch hinzufügen : Luzi is back on bike !
    Es ist unglaublich, woher dieses kleine Persönchen diese Kraft nimmt. Man kann sich gar nicht vorstellen, das sie mal eben für 1/2 Jahr ausgesetzt hat und ganz nebenbei vor 4 Monaten einen kleinen Buben zur Welt gebracht hat.
    Und PDa hat bei unserer Ankunft immer noch gestrahlt und der erste Kommentar war nur “ ihr seid ja schon wieder da…“

    Auf ein neues meine Damen !
    S.

  • Na ein Glück, das wir an dem Tag selber so schön untewegs waren. Ansonsten hätte ich mich zu einer Geschlechtsumwandlung überreden lassen, um solche lesenswerte Ausritten mit den Grazien des ESK nicht zu verpassen und persönlich zu erleben.

    Übrigens. Luzi hat am Dienstag immer noch gestrahlt und sprühte nur so vor Energie!

  • Super Bericht. Schön, wenn Brezelchen so viel Spaß haben :-). Macht weiter so.
    P.S. Ich möchte – wie des öfteren geäußert – auch so ein CHICES Trikot haben ;-).

  • drei grazien on bike! Sehr hübsch!
    Danke für den schönen Bericht und die teils sehr lustigen Fotos. Den nächsten Text gibts dann am Montag, Jenny, oder?? Wenn nicht, wäre schade!

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