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Da drüben muß Afrika sein – Ein Herbstausflug an die Oder

Aus einer fixen Idee zweier Kader, den frühen Donnerstagmorgen für eine kurze Runde durchs Unterholz zu nutzen, wurde durch mehrere fernmündliche Konferenzschaltungen am späten Mittwochabend ein etwas größeres Unterfangen für den kommenden Tag beschlossen. Und so kam es, daß sich 4 Naturfreunde auf ihren Zweirädern zusammenfanden statt in der Fabrik die Stechuhr zu betätigen.

Die Bahnhofsuhr am Alex schlug 0820, als Jockel und meine Wenigkeit inmitten von eilenden Werktätigen die ersten morgendlichen Sonnenstrahlen auf dem Bahnsteig genossen. Alsbald rollte der S-Bahnzug aus dem tiefen Westen ein, und man konnte deutlich 4 ängstliche Augen den Nahbereich des Bahnsteigs absuchen sehen. Erleichterung machte sich bei Husten und Menis breit, und wir fielen uns in gewohnter Manier um die Hälse. Der nächste Zug sollte uns dann endlich nach Strausberg bringen, von wo aus unsere Fahrt begann.

Strausberg wurde erreicht, und ich half noch schnell einer jungen Mitreisenden, ihren klemmenden Ständer einzuklappen, bevor wir uns endgültig auf die Räderchen schwangen. An dieser Stelle erspar ich dem Leser die detaillierte Abfolge der einzelnen angefahrenen Örtlichkeiten, da dies dem Erlebnis kein Mehrgewicht verleihen würde. Stattdessen wird Menis hoffentlich (!) noch das herrliche Bildmaterial veröffentlichen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schon nach wenigen Minuten verließen wir zivilisiertes Straßenland und tauchten frohlockend in die wilde Natur ein. Den noch müden Gliedern wurde sofort ein sehr zügiger Schritt abverlangt, und ich hatte anfangs meine Mühe, mich so richtig wohl zu fühlen. Dennoch genossen wir alle 4 den frischen Duft von feuchtem Laub und das einmalige Licht der noch tiefstehenden Sonne, das sich zwischen den kahlen Baumwipfeln in einer traumhaften Farbe brach. Die Strecke führte bis zur Hälfte durch altbekanntes Terrain unzähliger Befahrungen, aber trotzdem begegnete man jeder Lichtung, jedem Fernblick und jeder Anhöhe mit einem unterstreichenden „…kein schöner Land…“.

Bei Km 40 kündigte ein Wegweiser die bevorstehende und von allen wohlwollend erwartete Einkehr an der Pritzhagener Mühle an. Bei gemütlicher Musik wurde sich an Zupfkuchen und Kaffee gelabt, bevor wir wieder in die durchfeuchteten ESK-Pellerinen schlüpften. Zumindest Jockel und ich mußten entsetzt feststellen, daß die Jäckchen den Ansprüchen eines solchen Klimas nicht Genüge tun. Dem freundlichen Wirt wurde beim Verlassen der Hütte noch die hungrige Meute angekündigt, die am Sonnabend unter Loveboat-Börges Führung einfallen wird. Kurzerhand entschloß er sich, den Pavillon bereits am Freitag winterfest zu machen.

 

 

Die Märkischen Höhenzüge verlassend wurde wieder stur die forsche Gangart angeschlagen. Sportfreund Menis schien dies überaus zu gefallen, und auch Husten merkte an, daß dies in der Natur einer ESK-Tour liegt. Ich hingegen erwischte mich nicht nur einmal dabei, wie ich einen Blick nach links oder rechts wagte, um einen heimischen Raubvogel zu studieren oder mich am Anblick einer prachtvollen Aue zu erfreuen, dabei aber unvermittelt 100 m auf das enteilende Peloton verlor und nur tiefgebückt und mit spitzem Mund den Anschluß wiederherstellen konnte.

Wir erreichten schließlich das Oderufer in der Nähe von Lebus und erklommen zur Sichtung der Lage flugs eine kleine Anhöhe. Unter dem Einfluß der wärmenden Sonnenstrahlen weilte das Quartett eine Weile und schlemmte lecker Käsebemmen. Von hier aus bot sich eine Fernsicht bis zum afrikanischen Kontinent, und Husten meinte sogar riesige Gnu-Herden beobachten zu können. In scharfer Fahrt stürzten wir uns schließlich von unserer Aussicht herunter und strebten der Odermetropole Frankfurt als endgültigem Ziel der Fahrt entgegen. Die letzten Km zogen sich auf herrlichen Wiesenland entlang der Oder, die es mit ihrer kräftigen blaugrauen Färbung verstand, uns in Ihren Bann zu ziehen.

 

 

Unmittelbar am Ortseingang ging meinem Frontpneu die Puste aus, und es bot sich für alle die einmalige Gelegen, die klatschnassen Kleider gegen trockene Garderobe zu tauschen. Wenige Minuten später erreichten wir den Bahnhof, erstanden noch Brühgetränke und Süßgebäck und erfreuten uns schließlich der wohlig warmen Fahrgastzelle des Reisezuges. Ein herrlicher Tag neigte sich langsam dem Ende, und die Nadel zeigte zu Hause auf hart erkämpfte 115 Km. Es war wieder einmal eine dieser ESK-Fahrten, die einem in schöner Erinnerung bleiben werden. Wir bildeten einen wirklich homogenen Haufen, und ein Herbsttag hätte schöner nicht ausfallen können. Mein Fazit des Tages kann nur lauten:
„ESK is ne dufte Sache!“

10 Kommentare

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  • Sollte der Titel nicht eigentlich „Vorstandsrunde“ heißen 😉
    Eventuell sollte man noch erwähnen, dass der Winter wieder Einzug gehlten hat. Dies äußerte sich unter Anderem darin, dass mir die ganze Zeit irgendwie kühl war. Offensichtlich verbrannte mein Körper ohne Rückfrage wichtige, eigentlich für den Vortrieb vorgesehene, Kohlen, so dass ich kurz vor dem Ziel recht froh über Ackes Plattfuss war. Konnte ich doch auf diese Weise relativ unauffällig meine Kohlehydratspeicher auffüllen und vermied es, dass man mich mit den Füßen voran in den Zug laden musste.

    PS. Ich habe mir erlaubt, einige von menis’sens Bildchen anzuheften.

  • Oh wie herrlich war es! Über 100 Kilometer beste Singlespeedlagen durch die heimischen Wälder drücken. Bei wunderschönstem Herbstwetter.

    „Were you expecting the Hanging Gardens of Babylon? Cracatoa erupting? Wildebeest sweeping the plains majestically….“

    oder einfach einen schönen Strom im goldenen Schein des herbstlichen Lichtes

  • Eins muss allerdings in aller Deutlichkeit gesagt werden: Es muss ein Verbot für blaue Radhosen in Kombination mit der edlen ESK-Kollektion ausgesprochen werden. Schämt Ihr Euch denn garnicht? Wie das aussieht…

  • Es ging das Gerücht, dass sich in den östlichen Gebieten des Kaderkerngebiets Kasachenbanden anschickten, Siedlungen zu verwüsten, Frauen zu verschleppen, Brunnen zu vergiften und sogar Fahrräder zu entwenden. So wurde zur vorsorglichen Absicherung des in naher Zukunft geplanten Familienausflugs, eine kleine Schar von erfahrenen, im Kampf gestählten Mitzwanzigern, vom Oberst selbst geführt, in das Gebiet entsand.

    Kaum wurde der Trupp des ESKs von den Spähern der Kasachenhorden geortet, traten diese selbstverständlich den sofortigen und vollständigen Rückzug an. Die Region darf somit als geräumt gelten und kann wieder für mögliche Spazier-, Kuchen- und Kaffeeausflüge genutzt werden… menis

  • Lieber menis,

    scherzen – wie geht das denn? Ich dachte, damit hört man ab 30 auf 😉

    Jedenfalls finde ich, dass der einzige, der in Eurer kleinen, aber feinen Gruppe als Mitzwanziger durchgeht, Frau Lemcke ist. Hat sie doch schon viele ihrer zahlreichen Verehrer mit diesem charmanten Wimpernaufschlag und der zierlichen Eleganz ihres bestrumpften Beines betört und zu der falschen Annahme verleitet, sie sei ein unschludiges 19-jähriges Radsportalent…

  • Jockel=“Sollte der Titel nicht eigentlich „Vorstandsrunde“ heißen ;-)“

    „VorRUHEstandsrunde“ war das wort, das du suchtest…

    Liebste Grüsse!

    Boerge

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