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Abbruch

So Leute, nicht erschrecken, hoert sich schlimm an, ist es aber nicht. Ich habe meine Arbeiten in Bolivien abgebrochen, bevor sie richtig begonnen haetten. Das hat natuerlich seine guten Gruende, welche nicht in meinen letztens beschriebenen Motivationsproblemchen, sondern in arbeitstechnischen Dingen zu suchen sind.

Wo soll ich anfangen?:

An meinem zweiten Abend in Tarija habe ich mit der Cony, meiner deutschen Kontaktperson von DED, laenger ueber das Projekt, die Arbeitsablaeufe und meine moeglichen Aufgaben gesprochen. Und was dabei in mir ganz klar zum Vorschein kam, war, dass meine vorherigen Zweifel und meine Skepsis bezueglich der ganzen Sache zutiefst bestaetigt (oder gar potentienziert) wurden. Ich kannte ja bestimmte Bedingungen von meinem Praktikum im letzten Jahr, war aber anscheinend diesmal viel zu blauaeugig, als das ich die wirkliche Komplexitaet und Schwierigkeit sowie mein Umgang mit diesen Bedingungen vor Ort (mehr was die praktische Arbeit bei den Indigenen in der Peripherie, als was die Arbeit in der Organisation in der Stadt angeht) richtig einschaetzen haette koennen. Ich habe mich einfach nicht eingehend genug damit beschaeftigt.
Nun, je mehr ich mich auf der Reise Tarija naeherte und besonders natuerlich nach dem ersten, wichtigen Gespraech mit Cony, habe ich begriffen, mich hier in etwas zu stuerzen, dass weder meinem Naturell zu arbeiten, noch meinen persoenlichen Moeglichkeiten und Wuenschen entspricht. Vielleicht hoert sich das fuer euch etwas wischiwaschi an, aber es ist nicht einfach, dass in ein paar Zeilen verstaendlich auszudruecken. Dies ist auch keine Flucht vor den Aufgaben und eventuellen Schwierigkeiten, sondern eine ehrliche Einsicht. Bei der Komplexitaet der institutionellen und persoenlichen Verbindungen zwischen CER-DET (der NGO bei der ich gearbeitet habe und wieder haette), DED (Deutscher Entwicklungsdienst), Schmitts-Stiftung, APG (Asamblea del Pueblo Guaraní) und den Guaraní vor Ort, sowie der daraus erwachsenden Verantwortung, haette ein Scheitern zu einem spaeteren Zeitpunkt deutlich mehr Schaden, Enttaeuschung und Vertrauensverluste zwischen bestimmten Parteien verursacht, als dies jetzt der Fall ist. Zum jetzigen Moment gibt es eigentlich gar keine Komplikationen mit meiner Entscheidung, ausser der gewissen Enttaeuschung auf Seiten von Cony. Wir haben jedoch noch lange und ausgiebig ueber meine Entscheidung und deren Gruende gesprochen und Cony fand das letztendlich sehr ehrlich und auch mutig und meinte, das sehr gut zu verstehen. Und ich selber weiss UND fuehle, dass das genau die richtige Entscheidung war. Vielleicht kam die Erkenntnis etwas spaet (wegen dem Flug, den Kosten, der Zeit und so), aber gerade noch rechtzeitig.

Jetzt habe ich mich noch gar nicht zu den wirklichen Gruenden geaeussert. Das hier aufzudroeseln waere auch etwas umfangreich. Es hat zu tun mit:
der oben beschriebenen, institutionellen und persoenlichen Komplexitaet und der nach sich ziehenden, umfangreichen Kommunikation und Abstimmung zwischen allen auf allen Ebenen;; meinen, fuer diesen Job dieses Jahr deutlich unzureichenden Spanischkenntnissen und dazu den krassen Sprachbarrieren zu den Indigenen;; den Lebens- und Arbeitsbedingungen bei den Indigenen vor Ort, wo ich mich recht viel der gesamten Zeit hier haette aufhalten muessen;; der Erkenntnis, dass das einfach nicht meine Welt und meine Art zu Arbeiten ist (obwohl thematisch immer noch schwer interessant). Wahrscheinlich ist das fuer Aussenstehende nicht wirklich sehr durchschaubar und beduerfte noch mehr Erklaerungen.

Ich bin dann recht schnell wieder aus Tarija weggefahren. Einerseits hat es mich nicht mehr sehr gereizt dort zu bleiben, andererseits muss ich mich hier in Buenos Aires zunaechst danach erkundigen, inwiefern es möglich ist meinen Flug ein zweites Mal umzubuchen und auf welches Datum.
Ich habe rueckwaerts dieselbe Fahrtroute genommen wie hinwaerts, ausser, dass ich diesmal noch in dem argentinischen Staedtchen namens General Güemes umsteigen musste. Manchmal hat man da doch mehr Glueck als Verstand: ich hatte anderthalb Stunden Aufenthalt an dem kleinen Busbahnhof, bevor mein Bus nach Buenos Aires (22h lange Fahrt) kommen sollte. Also setzte ich mich in eine Kneipe, bestellte ein Bier (hier immer 1 Liter Flaschen!) und schrieb etwas ins Reisetagebuch. Mein Bus sollte 22:10 fahren. Nach etwa einer halben Stunde, wer weiss warum, fiel mir beim Schreiben ein, dass zwischen Bolivien und Argentinien ja eine Stunde Zeitverschiebung sind. Ich fragte den Mann am Tisch neben mir: es war bereits 22:07. Sofort schnappte ich all meine Sachen, exte das übrige halbe Bier (Jesses!), bezahlte, sah meinen Reisebus kommen, rannte hin, gab den Rucksack ab, sprang hinein und wir fuhren los. Hat keine zwei Minuten gedauert :]


Grenzfluss Rio Bermejo zwischen Bermejo (Bolivien) und Aguas Blancas (Argentinien).


Die Haeuser vom Stadtviertel Abasto in Buenos Aires.

Ansonsten geht´s mir jetzt sehr gut hier. Ich habe schon vor, noch drei Wochen hier zu bleiben, wuerde dann aber recht bald auch wieder zurueckkommen, jenachdem wie es mit dem Flug moeglich ist. Es gibt ja auch in Berlin genug zu tun. Und ich freu mich sehr drauf. Danke an die, die es durchgehalten haben alles zu lesen und beste Gruesse an euch alle, Robert!

14 Kommentare

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  • Das ist ja eine ganz große Neuigkeit. Tut mir leid für Dich, Rob. Aber wirklich eine tapfere Entscheidung. Dann genieß die restliche Zeit als Urlaub und mach dann eben zuhause weiter.

  • Ich glaube, ich weiß was Du meinst. Wenn ich richtig liege, ist Deine Entscheidung richtig und gut. Nur musst Du Dich jetzt nach was Anderem umsehen. Untersuche einfach, wie lange die Brandenburgische Scholle, vorausgesetzt die Trockenheit der letzten Jahre dauert an, uns noch ernährt. Oder nein, mach lieber was lustiges.

  • Na endlich.
    Feiere und freu Dich noch ordentlich und dann zack zack hierher. Wir brauchen Dich im Laden.
    Vertrau‘ deinem Bauchgefühl. Bis bald.
    Mat.

  • Hallo Rob,

    ich find Deine Entscheidung auch voll okay, ohne Naeheres ueber die Hintergruende zu wissen. Situationen oder Lebensbedingungen falsch einzuschaetzen und kann man sich in Suedamerika kaum leisten. Ist wohl besser so! Sprachbarrieren sind so ohne nun auch wieder nicht, speziell was Guarani angeht. Wirklich ne schwer zu lernende Sprache.

    M’beichapa, Mann?

    Hoffe doch…

    Viele Gruesse aus Goa.

    Tschoe und bis dann.

  • Hey Roberto!

    dann seh ich dich ja doch frueher als geplant. Schade dass das nicht geklappt hat. Mach’s beste draus. Vielleicht findest du ja nnoch was in Argentinien. Viel Glueck und bis bald!

  • danke fuer die gruesse. fuer eine gute zeit in argentinien wird gesorgt 🙂

    so langsam wird auch das wetter besser, nachdem es die letzten tage etwas sehr kühl war. die disko gestern war wieder eine reinste enttäuschung. sonnenuntergänge am rio de la plata. asado auf dem dach. wanhsinnige aussichten vom 14. stock. das leichte leben auf der straße – zu allem bald ein paar bilderchen.

    hier im hostel hab ich in dem einen zimmer sogar den freie w-lan-verbindung mit meinem notebook 🙂

    mein rueckflug geht am 1.11., einen tag speater bin ich dann wieder in berlin.

  • Einsicht ist doch letztendlich ein Erfolg! Rob, mach dir schöne Tage! Wir warten mit dem Berliner in der FriedenStr.!!!!!!!

    BAsti

  • hey robert!
    schade, aber du wirst wohl das richtige getan haben. ich hab das ja auch schon hinter mir, aber danach fällt alles richtig von einem ab. geniesse also deine neue freiheit in den nächsten 4 wochen – dann wirst du wieder genug stress haben.

  • Moin Rob,
    wünsche Dir erstmal ne gute Heimreise. Ich habe mich darauf verlassen, das Zimmer wie vereinbart zu nutzen. Falls es nötig sein sollte würde ich aber schauen, ob ich schon zum Dez. rausgehen kann. Lass es mich rechtzeitig wissen, dann versuch ich was zu drehen.
    Bis dahin take care!
    Jan

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