Sudeten-Cross mit Skiern – eine Tour in 11 Etappen

Mittwoch, 01.03. – 5. Etappe: Horni Mala Upa – Peklo

An diesem Morgen hatten wir wichtige Entscheidungen was die Routenwahl betraf zu treffen. In Mitten der Etappe stand nämlich eine Überführung per Bus an, nämlich von Trutnov nach Nachod. Nun war die Frage, wie wir nach Trutnov kommen sollten. Den ganzen Weg zu laufen wäre sehr lang gewesen und wir wussten nicht so recht, wie es in tieferen Lagen um 400m Höhe um den Schnee bestellt sein sollte. Also blieb die Möglichkeit schon vorher, z.B. in Dolni Mala Upa, in den Bus zu steigen. Dadurch würden wir aber einige schöne Passagen verpassen. Also liefen wir ersteinmal los. Wir planten nach ca. 8km ins Tal abzuiegen und dort einen Bus nach Trutnov zu nehmen. Die Kilometer bis dorthin verliefen bei bewölktem Himmel und guten Loipenverhältnissen recht entspannt. Wir passierten Dolni Mala Upa und erreichten wenig später besagte Wegkreuzung an der Lysanecki Bouda. Hier wollten wir schon ins Tal Richtung Bus abbiegen, als uns ein Wegweiser auffiel, auf dem Trutnov mit 23km angegeben war. Wir überlegten kurz und dank der Ausrede, dass diese 23km ja größtenteils bergab gingen, entschieden wir uns dafür, die Strecke komplett durchzulaufen.

Nach einigen Kilometern direkt entlang der polnisch-tschechischen Grenze im tief verschneiten Wald erreichten wir die Wegkreuzung am Ryhcorsky Kris, von wo aus es in den gleichnamigen Wald Ryhcorsky Les geht, auf deutsch nennt man diesen kleinen Bergzug auch Rehhorngebirge. In diesem seit langer Zeit ungestörten Waldgebiet entwickelte sich ein richtiger kleiner Urwald, mit einer Mischung aud Laub- und Nadelbäumen, ganz urig und verwildert. Der Weg ging zunächst weiter auf und ab. Doch an der Weggabelung namens Koutna zweigte der rote Weg nach Trutnov ab. Hier lagen noch 19km bis Trutnov vor uns, nun ging es aber wirklich rasant bergab durch den dichten Wald.

Nach etlichen Kilometern verließen wir den schützenden Wald und wurden in tieferen Lagen auf offenen Wiesen kräftig vom Wind bearbeitet. Hohe Schneewehen türmten sich auf dem Weg auf, welcher immerwieder gesäumt war von riesigen Bunkeranlagen aus Vorkriegszeiten. Langsam drangen wir in die Zivilsation ein.

Nun wurde auch der Schnee spärlicher. Des öfteren kratzten wir mit den Skiern über den steinigen Untergrund. Außerdem war der Schnee in diesem tiefen Lagen nass und schwer. Kilometer um Kilometer folgten wir dem roten Weg, welcher sich nun über Höhen um 500m dahinzog. Wenige Kilometer vor Trutnov ging es eine schmale Schneise bergab, wobei der Wind direkt von vorn kommend uns den Schnee deratigins Gesicht wirbelte, dass man sich nur mit fast gänzlich geschlossenen Augen vorwärtsbewegen konnte. Am Ortseingang von Trutnov zogen wir unsere Straßenschuhe an, mussten wir doch noch ca. 2 oder 3km bis ins Stadtzentrum gehen. Die Innenstadt von Trutnov war nicht unansehnlich. Wir fanden sofort den Busbahnhof und stiegen eine halbe Stunde später, es war bereits drei Uhr nachmittags, in den Bus nach Nachod. Dieser spuckte uns anderthalb Stunden später am Zielort wieder aus. Zielort? Nun, bis zur Peklo mussten wir noch ca. 7km in die Berge laufen. Also machten wir uns, nachdem wir noch Geld am Auotmaten zogen, sofort auf den Weg stadtauswärts. Zu unserer Enttäuschung mussten wir deutlich weiter zu Fuss laufen als gedacht. Mit der Dämmerung erreichten wir den Ortsausgang eines Vorortes, wo wir uns endlich wieder die Skier anschnallen konnten anstatt sie zu tragen. Jetzt hatten wir noch ein paar Kilometer am Flussufer vor uns. Und wir konnten eine geografische Besonderheit bestaunen: an dieser Stelle geht man nämlich flussabwärts [I]in[/I] die Berge, was uns zunächst sehr verwirrte und sich nur mittels Kartenstudium als richtig herausstellte. Hier, auf ca. 300m NN lagen nur ca. 10cm Schnee, aber erstens reichte das gerade so aus, um auf dem Weg langzurutschen und zweitens hatten wir Glück, dass der Winter so schneereich war, sodass in diesen tiefen Lagen überhaupt noch welcher lag.

Wir machten uns natürlich große Sorgen. Die Peklo-Baude lag sehr abgeschieden und alleine in diesem tiefen Tal. Mittlerweile war es schon sehr finster und wenn die Baude aus irgendwelchen Gründen geschlossen hätte oder ausgebucht wäre, dann hätten wir ein großes Problem gehabt. Zudem waren wir bereits sehr erschöpft von dem langen Tag, der hinter uns lag. Mit letzter Kraft erreichten wir die wunderschöne, dem Drakulaschloss in Transilvanien nachempfundene Hütte.

Zu unserer Überraschung stellte sich heraus, dass wir die einzigen Gäste waren. Wir bekamen ein wirklich schönes Zimmer zugewiesen und wurden im Gastraum großartig bewirtet. Das Essen war unglaublich, großartig, lecker. Das Schwarzbier rann die Kehlen herunter. Was für eine Entschädigung für die Strapazen. Da unsere Kräfte langsam schwanden, entschieden wir uns dafür, hier am morgigen Tage einen Ruhetag einzulegen.

Daten: ca. 36 km, 445 hm bergauf, 1145 hm bergab, mit Fussweg 7 h Laufzeit
Route: Horni Mala Upa, Dolni Mala Upa, Cestnik, Lysanecki Bouda, grüner Grenzweg, Ryhcorsky Kris, Koutna, roter Weg, Trutnov, Bus, Nachod, Peklo

6 Kommentare

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  • Endlich hast Du es geschafft, Deine Reiseabenteuer hier zu veröffentlichen. Ich musste mir gestern schon anhören, hier würden nur noch Rennberichte gepostet. Danke Rob.

  • Robsen, alter Schneehase, mich würde die Sache doch eher im Winter und dann auf Skiern locken. Wirklich klasse!

    @Jockel: Buxe wieder ganz… 😉

  • Endlich habe ich die Geschichte mal in ihrer ganzen Länge gelesen. Einfach toll, Rob. Plant ihr schon etwas für den kommenden Winter?

  • danke danke.
    wenn wir nächsten winter eine tour unternehmen, dann wird es sicher nicht eine so lange werden, da ich dann mit meiner siplomarbeit beschäftigt sein werde.

    was ich aber viel interessanter fände, wäre eine skihüttentour im kreise des esk über ein langes wochenende im kommenden januar/februar. das würde sich aber aufgrund der unsicheren schneeverhältnisse eher spontan ergeben. ich weiß aber, dass einige kader auch langlaufskier ihr eigen nennen.

    rob

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