Sudeten-Cross mit Skiern – eine Tour in 11 Etappen

Sonntag, 05.03. – 8. Eatppe: Bartosovice – Jodwow

Der Plan für den heutigen Tag war einfach: durch den südpolnischen Zipfel, welcher weit nach hineinragt und deswegen nicht umgangen werden kann, sollte es ins Glatzer Schneegebirge gehen. Unterhalb des höchsten Gipfels gibt es dort eine einsame, raue Baude. Doch da wir wussten, wie schlecht es oftmals um die Wanderwegbeschilderung in Polen aussieht, waren wir etwas skeptisch. Zum Glück hatte ich einen Tag vor Abreise im Kartenladen Schropp noch eine passende Karte gekauft. Wenn diese auch aufgrund des Mastabes (1:100.000) etwas ungünstig war, so war sie doch dringend von Nöten.
In den Ort Bartosovice ging es über einen kleinen Grenzübergang für Fußgänger auf die polnische Seite des Adlergebirges in Form seiner südlichen Ausläufer. Nach einigen Kilometern auf einer unbefahrenen, schneebedeckten Nebenstraße, gelangten wir in die Ortschaft Lesica. Diese langgestreckte Siedlung war bespielhaft für die peripher gelegenen, vom wirtschaftlichen Niedergang (der letzten Jahrzehnte) besonders betroffenen Regionen Polens. Schätzungsweise nur die Hälfte aller Häuser in dem Dorf waren bewohnt (wahrscheinlich hauptsächlich alte Leute), gar ein Drittel teilweise oder komplett zerstört – ein schlimmes Bild.

Der Weg bis in die Stadt Miedzylesie dauerte länger als gedacht. Auf der Straße ging es über einen kleinen Bergrücken hinab in das weite Tal, leider nur zu Fuß, da die Straße mit viel Splitt bestreut war, sodass man nicht skilaufen konnte. Erst gegen 1200 erreichten wir Miedzylesie. Wir durchquerten das Städtchen, in dem es sogar ein Internetcafe und einen Geldautomaten gab, und fanden recht bald einen Wanderwegweiser, welcher unseren blauen Weg kennzeichnete, der uns bis zur Baude bringen sollte. Von hier aus ging es fast nurnoch bergauf. Zunächst führte uns der Weg über weite Felder ostwärts. Die Beschilderung war in Ordnung, bei schlechterer Sicht hätten wir aber keine Chance gehabt, da es keine Spuren im Schnee gab.


Miedzylesie im Mittelgrund des Bildes

Nach einigen Kilometern erreichten wie ein kleines Dörfchen namens Szklarnia. Die Menschen am Straßenrand schauten uns an wie Außerirdische, anscheinend gaben wir als Skiläufer ein seltenes Bildnis ab. An einem Gartentor stand ein halbes Dutzend Männer um die 30-40 Jahre. Wir grüßten. Aufgrund der Sorgen um die vorangeschrittende Zeit sagte mein Vater einem der fragend dreinblickenden Männer, dass wir hinauf zur Sneznik wollten (so heißen die Baude und der höchste Berg des Glatzer Schneegebriges). Erstaunt, ja kaum fassbar schlug man fast schon verhöhnend die Hände überm Kopf zusammen. Mit Händen und Füßen sowie auf unsere Karte zeigend, wollte man uns die länge der Strecke (7h), die Höhe des Schnees oben in den Bergen (2m), also insgesmt die Unmachbarkeit unseres Vorhabens begreiflich machen. Einer der Männer konnte etwas Deutsch und riet uns, im nächsten Dorf unterzukommen und am nächsten Tag aufzusteigen. Das war wohl das beste, was man aus dieser Situation machen könne. Kurz hinter Szklarnia ging es auch gleich steil bergan. 300hm am Stück mussten wir überwinden. Der Aufstieg in dem nassen, schweren Schnee zehrte an den Kräften. Oben angekommen mussten wir uns zunächst neu orientieren. Der Weg war nicht mehr zu erkennen und auch im Folgenden nicht wiederzufinden. Die ungefähre Richtung peilend schlugen wir uns zunächst durch dichtes, junges Birkengestrüpp, ehe unser Blick auf den Ort Jodwow fiel, welcher unten im Tal lag.

Quer über die Felder steuerten wir auf die Ortsmitte, den Kirchturm zu, und verloren dabei wieder etwa 100hm. Nun begann die Suche nach einer Unterkunft. Ganz in der Nähe war eine ausgeschildert. Aber es wieß auch ein zweites Hinweisschild weiter gerdeaus, das Tal hinauf. In Anbetracht des schweren Aufstieges am nächsten Tag hofften wir, weiter oben im Dorf noch eine weitere Pension zu finden, sodass es am nächsten Tag weniger zu laufen wäre. Und wir wurden nicht enttäuscht. Das letzte Haus des langgezogenen Ortes, die Straße endete hier, war eine kleine Familienpension ([URL=“http://www.jodlow.hg.pl/indexde.html“]Ostoja[/URL]). Wir wurden freundlich empfangen. Vor dem ultraleckeren Abendessen (ich garnicht mehr aufzählen, was da dazugehörte, aber es war unfassbar gut) hatten wir noch Zeit uns auszuruhen, außerdem studierten wir die Karte. Aufgrund der geringen Zahl an Übernachtungsmöglichkeiten würde die nächste Etappe wohl die Königsetappe der Tour werden. Uns wie sich zeigen sollte, war es sehr sinnvoll, am heutigen Tag die über 400 restlichen Höhenmeter nicht mehr anzugehen. Ihr könnt gespannt sein…

Daten: nur ca. 16km, 650hm bergauf, 420hm bergab, 5,5h Laufzeit
Route: Bartosovice, Lesica, Miedzylesie, blauer Weg, Szklarnia, Jodlow

6 Kommentare

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  • Endlich hast Du es geschafft, Deine Reiseabenteuer hier zu veröffentlichen. Ich musste mir gestern schon anhören, hier würden nur noch Rennberichte gepostet. Danke Rob.

  • Robsen, alter Schneehase, mich würde die Sache doch eher im Winter und dann auf Skiern locken. Wirklich klasse!

    @Jockel: Buxe wieder ganz… 😉

  • Endlich habe ich die Geschichte mal in ihrer ganzen Länge gelesen. Einfach toll, Rob. Plant ihr schon etwas für den kommenden Winter?

  • danke danke.
    wenn wir nächsten winter eine tour unternehmen, dann wird es sicher nicht eine so lange werden, da ich dann mit meiner siplomarbeit beschäftigt sein werde.

    was ich aber viel interessanter fände, wäre eine skihüttentour im kreise des esk über ein langes wochenende im kommenden januar/februar. das würde sich aber aufgrund der unsicheren schneeverhältnisse eher spontan ergeben. ich weiß aber, dass einige kader auch langlaufskier ihr eigen nennen.

    rob

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