Home » Wettkämpfe » Ein heißes Wochenende im Rhein-Main-Gebiet

Ein heißes Wochenende im Rhein-Main-Gebiet

Während Berlin und andere nördliche Bundesländer arbeiten durften, genoß der Süden einen arbeitsfreien Donnerstag. Ich nutzte diesen um meine fiebrige Erkältung bei strahlend blauem Himmel und herrlichem Sommerwetter im Bett auszukurieren. Aber es lagen noch ein paar heiße Tage vor mir…

Am Freitag Vormittag schlug eine nicht unbekannte Szenegröße aus Berlin bei mir auf. Der allseits bekannte Schwan von Pankow mit seinem Asphaltschneider stand in der Tür und verlangte nach Asyl. Nachdem er sich zu überhöhten Preisen mehr schlecht als recht gestärkt hatte, führte ich ihn zu gewünschten Anstiegen im Taunus.

Auf einer meiner Lieblingsrunden zeigte ich ihm zunächst die Bergwelt Frankfurts und das es auch im Stadtgebiet fiese Rampen gibt. Anschließend gings im lieblichen Sonnenlicht über verkehrsarme Landstraßen und asphaltierte Feldwege zum Einstieg in den Taunus. In Friedrichsdorf-Köppern überließ ich ihm seinem Schicksal, mußte mich ja noch krankheitsbedingt schonen. Er arbeitete sich zum Munitionsdepot hoch und anschließend durchs Usinger Becken. Über eine zweite Welle fuhr er durchs Weiltal hinauf zum Großen Feldberg. Dann rollte er noch über Streckenteile des Henninger Rennens und irgendwann fand er den Weg zurück zu mir nach Frankfurt.

Am Samstag begleitete ich den Schwan dann bis nach Bad Soden zum Einstieg in die Königsteiner Straße. Ich war immernoch rekonvaleszent und hatte zudem am folgenden Tag etwas „großes“ vor. Die Strecke welche der Schwan entlang gleitete war nicht minder imposant als tags zuvor, jedoch soll er etwas darüber berichten. Bei seiner Rückkehr sah er zumindest ziemlich fertig aus 😉

Sonntags verweigerte ‚Uns-Acke‘ dann die Arbeit wegen Schlafdefizit und müden Beinen. Ich dagegen schwang mich um 600 aus der Koje und belud meinen Quattro. Um 700 traf ich noch auf Theresia und Lorenzo, die zwei begleiteten mich dann nach Kiedrich zum Austragungsort des Rheingaumarathons. Die Veranstaltung besuchte ich in diesem Jahr zum dritten Mal, es ist eine Non-Eventagentur Geschichte und mit nur 11,-EUR Startgebühr und familiärem Flair einfach schön. Zudem haben die Veranstalter das schöne Wetter gebucht, man kann sich eigentlich sicher sein einen Sonnenbrand zu bekommen. Auch in diesem Jahr war das wieder so, ich hatte die Creme vergessen…

Die Strecke hat etwa 60km mit ca. 1300-1500hm, dies variiert von Jahr zu Jahr, wegen immer neuer Streckenführung. In diesem Jahr emfand ich die Strecke als deutlich schwerer als in den Vorjahren. Der Untergrund war zwar knochentrocken, aber gespickt mit Unimogrillen, Steinen, Totholz und offenliegenden Wurzeln. Ein Trail jagte den nächsten und Höhenmeter gabs satt. Es gibt auch nur eine Strecke und alle 1000 Teilnehmer werden Punkt 900 losgelassen.

Dank meiner Vorjahresresultate (2004: 51 von 745; 2005: 55 von 826) durfte ich in den Startblock der ersten Hundert. Naja, es war dann mehr ein Startblock der ersten 200 plus einiger übermotivierter „Ich-bin-schnell-und-muß-vorne-stehen“. Immer wieder lustig diese Pappnasen dann im ersten Uphill zu überholen. Weiter hinten im Starterfeld entpuppte sich das dann aber beim ersten Trail als fiese Staufalle und war garnicht so spaßig.

Ich zog mit den ersten 100 jedenfalls weg und wie an der Perlenkette aufgereiht kletterten wir den schmalen Trail 200hm nach oben. Das Verfolgerfeld der Spitzenfahrer entzerrte sich nur langsam und mehr oder weniger große Gruppen bildeten sich. Ich hielt mich irgendwo so um Platz 60-70 und versuchte nicht zu überdrehen. Leichter gesagt als getan, eigentlich dachte ich es lägen bereits 40km hinter uns, als ich zum ersten Mal einen Blick auf den Kilometerstand meines Tachos warf. Schockiert stellte ich fest, daß da die Zahl 29,85 stand.

Ich hatte da bereits die erste Verpflegung passiert, nicht nachgetankt, die Flasche war fast leer und mein Powergel verschossen. Meine Beine waren bereits jetzt schwer und ich ob der zurückliegenden Erkrankung zusehens geschwächt. Das konnte ja was werden…

Und doch griff ich am nächsten Berg an, ich überholte in den Steigungen immer wieder Fahrer. Auf den flachen Stücken versuchte ich keine Zeit zu verlieren und in den Downhills hieß es Angriffe abwehren. Mein superleichtes Ht hat gerade ich wurzeligen Abfahrten doch erhebliche Probleme den Bodenkontakt zu wahren. Leichte Race-Fullys waren am heutigen Tag eindeutig im Vorteil (und das aus meinem Munde…).

Irgendwann war dann der Knackpunkt, die Hallgarter Zange erreicht und nach einem elend langen Geholper, mal schnell, mal langsam, sah man Kiedrich. Das Ziel vor Augen geht es noch zwei Kilometer durch die Weinberge. Just in dem Augenblick zwickte meine rechte Wade, ich verlagerte den Pedaldruck auf links. Nur wenige Umdrehungen später zwickte dann auch die linke Wade. Ich klickte beide Beine aus und versuchte durch dehnen dem bevorstehenden Krampf zuvorzukommen. Verdammt, von hinten rauschten die nächsten heran und das Ziel war nur noch wenige Meter entfernt.

Ich mußte wieder aufs Pedal, nun versuchte ich es im Stehen. Lockout war nicht drin, der Schotter war dafür einfach zu tief und der Weg zu wellig. Mit letzter Kraft kämpfte ich mich ins Ziel, einen Fahrer mußte ich jedoch ziehen lassen. Er war einfach einen Tick fitter im entscheidenden Zielsprint. Aber ohne Krampf hätte er es nicht geschafft, ich schwör auf Koran!

Viele waren noch nicht da und mit einem 54.Platz bin ich ob der Krankheiten nicht unzufrieden. Meine Zeit war 2:43:27, Luft nach vorne noch vorhanden (2:22:29 Siegerzeit), ärgerlich nur die verlorene Minute, mit der wäre ich endlich unter den Top-50 gelandet… Ich konnte zumindest die Vorjahresergebnisse bestätigen. An dieser Stelle noch ein ganz großes Lob an Lorenzo!!! In seinem ersten Rennen fuhr er auf Platz 173 mit einer Zeit von 3:06:18 von 730 Zielfahrerinnen und Fahrern. Und das trotz schlimmen Krämpfen, welche ihn zu einem mehrminütigen Fußmarsch zwangen. Theresia konnte trotz Traningsrückstandes immerhin Platz 640 mit Zeit 4:27:55 erringen.

Altersklassenmäßig sieht unser Ergebnis dann noch besser aus:
Theresia wird 5. bei den U-23w, Lorenzo wird 90. und ich lande auf Platz 23. bei den Senioren1.

Profil

darkdesigner

6 Kommentare

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

  • Wie so hast du so kurz vor dem Ziel einen Krampf bekommen? Ging doch nur bergab, hättest eigentlich nur ins Ziel rollen müssen….und nur 52km/h max bei 400hm Gefälle auf 5km, da ist noch mehr drin! 😉

  • tobias, endlich bin ich mal dazu gekommen, deinen tollen beitrag zu lesen. und erstmal respekt für den harten kampf, den du immer wieder an den tag legst – gegen die anderne und gegen dich selbst! cooles rennen! und tolle platzierung bei den senioren 🙂
    welchen grund hatte denn eigentlich der ausflug des schwans nach frnkafurt m.?
    schöne worte, danke, rob

  • Rob – die beiden mögen sich und Acke spielt so gern mit Eules Kloutensilien.

    Eule, du Beisser – du bist ja wohl schon wieder voll auf Kampf gebürstet und mähst alles nieder was sich dir in den Weg stellt! Freue mich auf Hamburg – oder, vielleicht bin ich im July nochmal in Frankfurt. Bis bald… menis

  • Zufällig am 12.07.? 😉
    Da werde ich ebenfalls in Frankfurt gastieren (allerdings ohne Bike). Wenn wir wieder so reinhauen wie beim letzten Mal, ist mir auch egal wie und wo ich die Nacht schlafe…

  • Endlich habe ich es also auch geschafft den Bericht zu lesen. Zu dem Marathon kann ich nur sagen meinen Respeckt, ich durfte die Landschaft dort ja auch schon kennenlernen, irgendwie ist es dort fast wie in der Heimat, immer nur Wellen (natürlich einige hm höher). Ich freue mich schon darauf heute Abend die Berichterstattung noch einmal live erleben zu dürfen!

Archiv

Archive

Folgt uns auf