Schwuppen bei „Rund um das Main-Taunus-Zentrum“ und „Der Flug des Schwans oder ESK stürmt durch den Taunus“

Wieder ist der 1. Mai ohne nennenswerte Randale und Ausschreitungen an der Mainmetropole vorbeigegangen. Besucher aus aller Herren Länder waren vor Ort, um sich entweder als Zuschauer oder sportlich Mitwirkende zu beteiligen. Eine kleine Selektion der ESK-Schmalspurfraktion gab sich bei Eule in Bockenheim ein Stelldichein.

Autor: Ackebua

Es ist kurz nach 1600 am 1. Mai 2006, Bockenheims Himmel ist wolkenverhangen, es ist leicht kühl, ich spüre noch immer Theresias warmen Kuß auf meiner Wange…

Eigentlich war es so:

Es ist kurz nach 1600 am 1. Mai 2006, Bockenheims Himmel ist wolkenverhangen, es ist leicht kühl, ich spüre noch immer dieses fiese Ziehen im meinen Beinen. OnkelW nestelt nervös an seiner Kamera herum, macht sich über diverse Passanten lustig, während Eule ernst das bevorstehende Ereignis kommentiert. Eine Unzahl an Schutzmännern hat die Kreuzung fest im Griff, Pilonen markieren den Weg, den die Titanen der Straße gleich nehmen sollen. Da kommt auch schon die Karawane an Werbe-, Begleit- und Organisationsfahrzeugen über die Brücke, begleitet von einem Heer an Blaulicht-bewaffneten Krafträdern. Und schließlich sind zwei ausgemergelte Körper auszumachen, die in einer unheimlichen Geschwindigkeit die Schloßstraße herunterfliegen. Ein paar Sekunden später knallen Sinkewitz und Vogtes Carbonfelgen mit einem Höllengepolter über die Straßenbahnschienen an unserer Kreuzung, und ich brülle aus voller Kehle: „Jens, gib Gas! Patrick hat nix auf Tasche.“ Dann verschwinden beide im Zuschauermeer.

Eineinhalb Minuten später kachelt das übriggebliebene Hauptfeld an uns vorbei, daß von Milram angeführt wird, bevor irgendwann dann die letzte angehängte Gruppe folgt. Sofort ruft Eule zum Einnehmen der Sitzgelegenheiten vor dem TV-Gerät in seiner Bude, wo wir den Zieleinlauf noch zeitnah miterleben dürfen. Ein schöner Tag neigt sich dem Ende, und ich spüre noch immer dieses fiese Ziehen in meinen Beinen. Warum nur?

Es ist kurz vor 1000 an eben diesem 1. Mai in Frankfurt, ich stehe zusammen mit Chubika, OnkelW und Eule im Startblock C. Egal wo man hinschaut, alle sind tierisch aufgeregt. Dann zählt der Offizielle die letzten 10 Sekunden bis zum Start, und schon setzt sich der riesige Troß in Bewegung. Wie gewohnt wird von 0 auf 50 beschleunigt, als wäre das Rennen an der nächsten Ecke vorüber. Ich schaue die ganze Zeit nur, ob sich Chubi und Onkelchen in der Nähe befinden, und zusammen arbeiten wir uns recht zügig durch die jetzt schon entstandenen Grüppchen nach vorn. Immer wieder reißen zu einem so frühen Zeitpunkt schon Löcher, weil irgendwelche Plinsen das Tempo nicht halten können. Aber im Vergleich zum vergangenen Jahr ist es nicht so hektisch und eng, alles ist viel langezogener. Ohne einen Knall oder Geschepper liegen mit einem Mal 2 verknotete Räder mitten auf der Straße, und ihre daneben liegenden Fahrer halten sich schützen die Hände vors Gesicht, aber das Feld schwimmt elegant auseinander und dahinter wieder zusammen, als wäre nichts gewesen. Nur der leichte Hauch von verbranntem Gummi läßt erahnen, daß hier die Anker betätigt wurden.

Nach einer ewigen Flachpassage sind wir in Eppstein, es geht in das erste Pavé dieses Tages, bevor dann die wirklich erste harte Prüfung am Schulberg folgt. Onkelchen und Style-Queen Chubi sind immer noch bei mir. Es geht langsam in den Anstieg, der sich erst aus der Altstadt raus durch ein Wohngebiet schlängelt und dann in der eigentlichen Rampe von 19% endet. Ich komme mir so langsam vor wie eine erkältete Schnecke, bin mit Chubi aber das schnellste Paar oben auf dem Col. Das Mistding ist allerdings so fie, daß er oben etwas flacher wird und man denkt, man hätte es geschafft. Dann gibt es jedoch noch einmal eine längere Linkskurve mit ordentlich Prozenten, daß es einem beinahe den Helm vom Kopf schießt. Endlich oben, läßt sich Chubi in die Abfahrt fallen, und ich folge ihm halb erblindet und mit Blutrauschen in den Ohren. Es hat sämtliche Grüppchen zersprengt, und viele einzelne Fahrer kommen unten im nächsten Dorf an. Jeder sucht sich ein paar Mitstreiter zum „Gruppe aufmachen“, und so fliege auch ich umgeben von vielleicht 15 Mann der weiter vorn liegenden Gruppe um Chubi hinterher. Das ganze dauert wieder eine halbe Ewigkeit, und ich merke wiederholt, daß die Flachstücke mir einfach nicht schmecken wollen. Nach weiteren 10 Km sind wir fast an der Gruppe dran, als es in die erste Bergwertung nach Glashütten ging. Hier bin ich nach der Hälfte des Anstiegs nicht mehr imstande, das wirklich sehr hohe Tempo der Chubi-Gruppe zu halten, ich hätte sonst das Ziel nicht lebend wiedergesehen. So bleibe ich mit dem Großteil der Nichtfolgenden zusammen, und wir kämpfen uns den Rest des Stiches gemeinsam hoch. Oben an der Bergwertung sind wir nur noch 8 Mann, hinten hat es die anderen zerlegt. Ich fühle mich jetzt sehr mit meinem Tempo sehr gut am Anstieg und fahre meinen Mitstreitern immer weiter davon, was sich wenig später als dummer Fehler herausstellen soll. Als ich über den Paß rolle, sehe ich eine Gruppe vor mir unten schon wieder verschwinden und weiß, die bekomme ich nie. Meine ehemaligen Begleiter sind noch lange nicht oben, und so nehme ich die Anfahrt allein. Unten muß ich dann weiter allein durch die Wälder fahren. Scheisze, kann mir denn keiner helfen? Wie in Trance wundere ich mich über mich selbst, daß ich permanent über 40 Stuckies drücken kann, das schafft man doch sonst nicht!? Bis zum nächsten Berg sind es noch ein paar Kurven, und ich fahre hier mutterseelenallein durch Hessen!

Endlich geht es in den letzten Anstieg nach Ruppertshain und beschließe, etwas klüger zu fahren und die von hinten heraneilenden Mannen aufschließen zu lassen. Hinten wittert man, daß ich vielleicht schwächeln könnte, und zwei/drei Fahrer fahren aus der Gruppe weg. Als sie bei mir ankommen, sind wir noch nicht ganz oben. Ich sage zu ihnen: „ Laßt uns oben gleich eine Gruppe aufmachen.“ Wir sind wenig später oben und schaffen es auch, nach der Abfahrt im nächsten Dorf ein paar Ausgespuckte aus der Gruppe vor uns aufzusammeln. Das Rennen ist für mich eigentlich gelaufen: Ich habe Chubi nicht halten können, wir sind zu wenige für die weite Strecke bis zum Ziel, und letztendlich gibt es bis auf ein paar kleine Wellen keine Berge mehr.

Es geht über endlos lange Straßen in Richtung Frankfurt. Auf dem Weg nehmen wir noch einen kleinen Stich auf leichtem Kopfsteinpflaster, aber die Gruppe bleibt zusammen. Wir sammeln nach und nach ein paar vereinzelte Fahrer auf, die anscheinend vorn nicht mitfahren konnten. So ist unsere Gruppe ungefähr 25 Mann stark, als wir in Frankfurt einfahren. Das Tempo ist hoch, aber bequem, da sich 3 Typen von einem Team einig sind und die Führungsarbeit übernehmen. Ich mach anfangs noch mit, lasse aber dann ab, als alle anderen nur noch lutschen wollen. Wir fahren kreuz und quer durch Frankfurt und steuern allmählich auf den Henninger Turm zu. Ich weiß, daß die Straße leicht ansteigt und es letztes Jahr höllisch geschmerzt hat. Nur müssen wir dieses Jahr noch 20 Km wieder raus aus der Stadt.

Als es in die Steigung geht, ziehen die 3 Typen volles Rohr an. Ich fahre rechts hinter ihnen mit und gehe an der 300m-Marke vorbei. Wenn ich ich jetzt wegkomme und mir vielleicht 3 oder 4 Mann folgen können, könnten wir es allein bis zum Ziel schaffen. Oben am Henninger Turm geht es sofort rechts weg und runter durch ein Wohnviertel. Gerade ein einziger Fahrer kann mir folgen, und wir drücken gemeinsam durch die engen Straßen. Hier tummeln sich jetzt Unmengen von roten Startnummern und Kurzstreckenfahrern. Wir brüllen abwechselnd: „Bleib rechts, bleib rechts!“ Es ist ein Graus. Meine Beine platzen fast, und es gelingt uns beiden nicht, allein das Tempo auf 50 zu halten. Von hinten kommen jetzt wieder 10 Mann, die volle Pulle Perle fahren. Wir also mit rein. Von hier an gebe ich mit Gedanken zufrieden, mehrmals etwas versucht zu haben, aber allein nichts ausrichten zu können. Es geht in wilder Schlängelfahrt durch die Frankfurter Innenstadt, immer wieder das gleiche Spiel: enge Kurve, Herunterbremsen auf 30, aus dem Sattel und voller Antritt auf über 50, gleich wieder Anker werfen, … Es riecht nach jeder Kurve nach verbranntem Gummi, und in den Gesichtern sieht man nicht unbedingt ein entspanntes Lächeln. Mir tun inzwischen dermaßen die Oberarme weh, daß ich das leichte Zucken der Beine nicht mehr spüre. Jetzt nur keinen Krampf bekommen! Wir sind wieder außerhalb der Stadt und streben auf elendig langen Schnellstraßen dem Ziel entgegen. Es geht schließlich auf die Autobahnauffahrt, dann eine lange Rechtskurve auf das Gelände des Main--Zentrums und schließlich rollen wir alle wie erlöst durchs Ziel.

Unser Support Team um Theresia, Muschifix und Kumpel sind sofort zur Stelle. Dann ist auch Onkelchen im Ziel, und schließlich kommt Eule angerollt. Dieses zähe Stück Vieh hat sich trotz seiner angeschlagenen Gesundheit und Schmerzen echt hart durchgeschlagen – Respekt! Chubi kann uns auch noch finden und nach all dem offiziellen Tamtam sitzen wir wenig später in dieser kleinen Gartenschänke und laben und an Frankfurts Köstlichkeiten. Und dann ist es auch schon wieder kurz nach 1600…

Schön war es wieder einmal, für das erste Rennen im Jahr lief es für mich auch recht gut. Bis bzw. Mecklenburg habe ich allerdings noch ein paar Hausaufgaben zu erledigen.

Und weiter mit Chubikas Impressionen:

darkdesigner

9 Kommentare

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  • Eule – ein großer Tag. Beim Lesen deiner Zeilen, wurde mir regelrecht „blümerant“, leichtes Vibrieren der Nerven setzte ein, ein kurzes Zucken des Augenlids durchlief mich, die Oberschenkelmuskulatur krampfte leicht – scheinbar befand sich mein Körper im Alarmzustand, bereit alles für den ESK zu geben, sich für die Mannschaftswertung zu verausgaben. Ich danke für deinen tollen Bericht und fiebere den nächsten entgegen. Bis bald… menis

  • wow und das trotz deiner vorherigen OP. glückwunsch an alle fahrer für diesen kadererfolg. weiter so jungs

  • Eule , ich glaube, die Regenerationszeit seit Göttingen war zu kurz für Dich. Ging mir im letzten Jahr ähnlich!

    Insgesamt eine hervorragende Teamleistung!!!

  • Na Ihr Säcke, wieder schön ne ruhige Kugel auf Asphalt geschoben? Naja, trotzdem herzlichen Glückwunsch, vor allem natürlich chubika, der seine grelle Hose an allen Fronten wehen läßt. Danke auch an Darki, dem alten Hinkefuß für seine dramatische Schilderung einer entspannten Radtour durch Frankfurts Problemkieze. Wir sehen uns in der Rhön, diesem Hort berghessischer Mountainbikeromantik.

  • Ja das war mal wieder eine schöne Lullerrunde durch die Hügellandschaften des niederen Taunus. Die Idylle wurde nur ab und an durch einen kurzen Stich gestört, bei dem der Puls dann mal knapp über 100 geklettert ist. Aber länger als 150 m waren die ja selten, was soll ich da sagen… Eine „Jockeltour“ war ja leider nicht im Programm an diesem Wochenende, die sind viel länger, schneller und gehen direkt durch den Wald. Im Vergleich zum Rennrad kann man da die km noch mal mit 1,5 multiplizieren.
    Aber egal, so durften wir wenigstens mal mit dem Fahrrad über Frankfurts Schnellstraßen lullern. Das war zwar nicht ganz so schön wie im Taunus, vor mir fuhr da aber immer eine Blondine, die hatte einen süßen Hintern. Das ist ja schließlich auch was.
    Frankfurt hat übrigens auch sehr hübsche Radwege am Main entlang. Die sind nur ab und zu mal durch kopfsteingepflasterte Brückenunterführungen oder Löcher so groß wie das Vorderrad von Herrn Kules seinem Dirtbike gestört.
    Alles in allem eine gelungene RTF, ich habe aber leider nicht mitbekommen wer den Pokal für den ältesten Teilnehmer, die weiteste Anreise und die größte Mannschaftsbeteiligung bekommen hat.

    OnkelW

  • Ach Jungens! Was für schöne Berichte! Da tropft ja regelrecht Adrenalin aus dem Rechner. Allerdings scheint das Rennen schon einige organisatorische Lücken aufzuweisen, besonders wenn es um die Streckenführung geht. Nichtsdestotrotz – vielen Dank für eure super Berichte und auf bald… menis

  • Chubi, Du bist echt ne Granate!!!

    Auflösungen:
    – Es gab keinen Block A, bzw. waren dort die Promis. Der letztjährige Ironmansieger aus Hawaii (Farik Al-Sultan was weiß ich denn) hatte übrigens in etwa Deine Zeit.
    – Die roten Nummern nach der Streckenzusammenführung waren in der Regel die Flachstreckenfahrer der 75km langen Runde
    – Es heißt Schwalbach 😉

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