Gutingi im Jahre 6

Widerstrebend fiel ich nach hartem Kampf gegen 400 an einem Sundach morgen aus dem Bette. Ein Blick zum Himmel zeigte sternenklaren Nachthimmel, der vergangene Tag war warm und sonnig, wieso sollts in Gutingi anders sein? Oder anders gesagt, Waldhessen – die Wetterscheide.

Also coach onkel hat mir meinen Enthusiasmus ein wenig genommen, denn die angebliche Teamanfrage kam vom Team Tritop und nicht Gerolsteiner. War auch nur die Einladung zu einem ersten AC. Wenn ich Glück habe , bekomme ich was zum Mixen.
Nee, aber weiter: Ich fahre also das Feld heldenhaft in den Berg hinnein. Und wie wird es mir gedankt? Alee ziehen sie oben an mir vorbei. Auch Janina fliegt leichten Trittes heran und schreit was wie, Quäl dich.
In den Augen sah man aber, dass sie dachte” Gut, dass das Motorrad neben ihm fährt, so fällt er auf die Strasse, wird überrollt und denkt wenigstens, dass er angekommen wäre”. Ich fühlte mich jetzt wirklich wie Ulle. Und das lag nicht nur an der mangelnden Form und den überflüssigen Pfunden. Nee, Kälte zieht echt. Bei jeder Abfahrt wurden die Muskeln so steif, dass man dachte, man bekäme Krämpfe. Was ja aber bei einem vom Onkel gecoachten Leptosom nicht möglich ist.
Gut nur, dass ich die Strecke kannte, denn von den Vereinskollegen, die sich laut Stallorder gerade jetzt vor ihren Käptn spannen sollten, waren alle im Feld untergegangen und keiner schaffte es sich so weit nach hinten zu arbeiten. Auch wenn sie es wacker versuchten. Aber es war ein zum scheitern verursachtes unternehmen. Schließlich kam über Teamfunk die Prämisse: Jetzt für die Mannschaft: lasst den Käptn, der schafft es alleine. Aber ich hatte ja noch die Trumphkarte schlechthin.
In voller Kenntnis aller Umstände hatte der Coach den Joker in den dritten Startblock gestellt. Nun bellte Onkel in den Teamfunk:”los Eule, schnapp ihn dir.” Der Kaderzug dampfte los. Trotz frisch entfernten Miniskus und schlechter Psyche am Anfang des Tages, wuchs Kaderathlet DD über sich hinaus. Er Kämpfte sich durch das Feld nach vorne und gewann so loker schon 5 bis 10 Minuten, da er ja taktisch in Block C gestellt wurde.
Am hohen hagen war es dann so weit. Er sah das Trikot und die Mütze ( dank an coffee ). Trotz Regen, ging ein unheimliches Leuchten von dem reinem Weiß des Stoffes aus. DD flog heran. Und dann der einzige Fehler, der dem Team unterlief, welcher aber schwere Folgen nach sich zog.
Der Teamfunk meldete sich: ” Los, jetzt DD, zieh ihn, keck!”
Und was kam an?: ” Los , jetzt DD, zieh ihm weg!”
Und so kam es, dass ich doch nicht Erster wurde.
Kennt Ihr den?:
Stehen zwei ESK-Recken am Berg, fragt der eine den anderen: “Wie das war es schon?”
Jaaaaaaa, so ist das. Nachdem Tobias 2 Stunden am Gipfel des Berges auf mich gewartet hatte, hielt ihn verständlicherweise die begeisterung nicht mehr.
Ich überlegte unterdessen, ob es nicht auch mal ne show wäre, sich einfach Rückwärts rollen zu lassen. Aber nachdem mir versichert wurde, dass es keinen Sonderpreis hierfür geben würde, mobelisierte ich letzte Reserven. Ich glaube ein Unterarm wurde dafür verdaut, und rutschte über den Berg. ABER nicht ohne Genugtuung, denn ich teilte nicht Willis Schicksal.
EXKURS: Willi
Am Hohen Hagen musste ich nach langem, zähem Kampf, krampfgeschüttelt absteigen. Aber ich war nicht allein. Schiebend überhole ich zwei weitere Kämpfer, deren Gesicht gezeichnet erscheint. Und dann kommen Sie meine Fans. An sich will ich mit stolzgeschwellter Brust an ihnen vorüberfliegen, aber ich höre im gehen nur vereinzelte Zurufe, die im strudelnden und brausenden Lärm des im Kopf hämmernden Blutes untergehen. dann fühl ich helfende Hände. Ich sitze wieder auf dem Rad, sollte ich den Hohen Hagen doch auf dem Blechesel erstürmen. Tatsächlich fliege ich ohne Anstrengung dahin und erreiche den Gipfel. Ich sehe das Licht , Jaaa. Dank an die Helfenden Hände.
EXKURS: Willi, ENDE
Und so erlebte ich die Geschichte. Als ich die 2te Rampe des Hohen Hagen erreichte und DD schon fast im Ziel war, hörte ich Rufe.
Komm Willi.
Das schaffst Willi.
Man mach nicht Schlapp, alter Junge.
Und dann sah ich ihn, den Willi, wie er schiebend im Berg stand. ( Da Onkel ihn kannte, versicherte er mir, dass Willi sonst ein absolutes Tier ist).
Der Willi, der sah richtig kaputt aus, also so wirklich kaputt. Nicht leicht angeschlagen wie ich, neee, so als ob er gerade Arved in die Arktis gefolgt wäre und ihn alleinb auf seinen Händen rausgetragen hätte. Nicht ohne die Huskies vor Eisbären zu schützen und die Willie-Fahne auf dem Pol zu hissen.
Und dann sah ihn ein Kumpel und es kam der alles entscheidende Satz:
Was denn das? Der Willi sitzt nicht auf dem Bock. Bist du nicht ganz Echt? Rauf auf das Ding und unter allgemeiner guter Laune schoben sie den Willi den Berg hoch.
Und wieder war ich allein. Aber jetzt fanden sich die Recken aus der Vorstartphase und gemeinsam hetzten wir die letzten KM ins Ziel!
Ja, ich bin angekommen.
Grinsend sassen alle anderen schon im Ziel. DD beglückwünschte mich zu meinem phänomenalen Ritt und wir gingen alle zur Nudelparty. Jedoch nicht ohne ein Kameraposen vor unserem Coach. Vielleicht schafft er es ja morgen, die Fotos einzustellen.

darkdesigner

13 Kommentare

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  • Vorweg: Nicht Onkel kennt jeden Dritten.
    Jeder Zweite kennt Onkel. Jeder dritte versucht sich nur anzubiedern, um von der Trainereigenschaft ein wenig abzusaugen, was den Onkel gerade körperlich, Wie du ja so treffend „abgemagerter Jurastudent“ erkannt hast.

    Hinterher: Ich bin geplatzt! Aber nicht erst am Hohen Hagen.

  • Tobias, das ist einer der besten Berichte seit langem!
    Es war etwas komisch, diesmal selbst nur Zuschauer zu sein, zumal bei meinem Heimrennen, aber ich habe mich wirklich ein wenig an Eurer Euphorie angesteckt!

    Respekt auch für Jan, der trotz mangelnder Vorbereitung im ESK-Trikot über die Berge flog.

    Das Wetter wurde in Göttingen wieder schön, als die Profis kamen (Petacchi zum 5. Mal Sieger).

    Es ist schade, dass ich nicht mehr Eisenschweine motivieren konnte, hier im Herzen Deutschlands mal die Fahne hoch zu halten. Eule weiß ja nun, wie ausgezeichnet man sich hier um die Athleten kümmert. Und teuer ist es auch nicht.

    Ich habe auch ein paar Fotos gemacht, habe die aber heute nicht dabei.

  • Sehr schön – gartuliere allen „Finishern“…! Ja, ein wenig bereue ich, dass Göttingen an mnir vorbei gezogen ist. Gern hätte auch ich mein ESK-Hemdchen der weiten Welt präsentiert. Nun, vielleicht kommt es in einem der folgenden Jahren dazu. DD – dein Bericht klingt jedenfalls derartig klasse, dass mir zumindest emotional ein wenig über das verpasste Großereignis hinweg geholfen wurde. Bin gespannt auf die Ergebnisse und rechne fest mit Eule unter den TopTen. Bis bald – und viel Glück mit dem Henninger Turm… menis

  • Oh mann – „…der Kessel der kleinen tapferen Lok platzt!“. Ich lache mich tot. Alles schaut her und fürchtet, der Wahnsinn hätte sich meiner bemächtigt. Onkel bitte mach weiter und grüße den Onkel recht herzlich von mir, wenn du ihn siehst… menis

  • Platzierungen:

    429 899 Springer Tobias AK 30 m 02:33:14.246 00:32:30

    573 204 Liebertz Jan AK 40 m 02:39:25.001 00:38:41

  • @onkel: Ist das Dein Fahrrad? ->
    426 1389 Handkammer Janina AK 30 w RSC Göttingen 02:33:06.803 00:32:23

    Wenn ja, habe ich um 8sec gegen Dein Fahrrad verloren, aber gegen hübsche Mädchen tue ich das gerne 😉

  • großartige geschichten, und die berichterstattung von kreuzpeilung verdient dabei sogar noch das prädikat „besonders wertvoll“. es hat wirklich irrsinnig spass gemacht, eure texte zu lesen.

    vorhin habe ich mit ddeule telefoniert und seine echtzeit-kommentation des letzten kilometers war wirklich beeidruckend.

    ganz große klasse, jungs!

  • Eule, sie war es. Das ist genetisch, die Onkelmaschine verleiht Flügel…

    @ Kreuzweise: Geiler, sehr geiler Bericht! alte Dampflock!

  • Respekt und Gratulation, Ihr alten Drücker. Mit ohne Knie ist DD ja noch schneller, da mache ich mir in Hinsicht auf Frankfurt jetzt schon in die Büchs‘.
    Wie Menis finde ich auch, daß man sich nach derlei hervorragenden Berichten einfach ärgern muß, nicht mitgefahren zu sein. Große Klasse…

  • Jaaa, und jetzt mal im Ernst. Onkel und Ich haben auch gerade festgestellt, dass ihr auch wirklich was hättet reißen können.
    Wer bei den HEW unter die top ten fährt, fährt hier mindestens aufs Treppchen UND in so ner dörflichen Idylle vergisst man nicht so leicht.
    Ihr würdet zu jeder Kirmes als Ehrengast eingeladen worden und dürftet so viele Würtschen essen und Bier trinken wie ihr wollt.
    Und außerdem mit der Wein,- Bier,- Hopfen…… und so weiter Königin …
    na lassen wir das .
    Wir freuen uns auf nächstes Jahr und auf Platzierungen von 1- 20.
    Das wär nen Ding.
    Udn dann und dann
    Die WELTHERRSCHAFT … gurgel … sabber

  • So Ihr Säcke, ich habe mir mal erlaubt, Euren Salat (zugegeben einen sehr leckeren) ein wenig zu ordnen. Kreuzpeilungs fulminantes Erstlingswerk erfuhr hierbei die Aufnahme in den eigentlichen Nachrichtenblock und onkels „Aber ich bin doch der echte onkel!“-Gestammel wurde rigeros entfernt (…macht ja nun auch keinen Sinn mehr.
    Abschließend noch meine vorbehaltlose Anerkennung Eurer Leistung. Meine spezielle Hochachtung gilt hierbei vor allem der literarischen Nachbereitung. Wenn mein Lieblingswestonkel nun noch die zweifellos vorhandenen Bilder von seiner Speicherkarte lösen würde, könnte man den Beitrag auch noch fein bebildern. Immer daran denken: Nicht jeder kann lesen! Rütli ist überall und wir wollen doch niemanden ausgrenzen.

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