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Die Prinzessin, der scharlachrote Drache und die Hexe

Im Gegensatz zu meinen sonstigen ausschweifenden und lautmalerischen Umschreibungen, möchte ich meinen neuesten Urlaubsbericht in den Dienst der ES-Kader Aktivitäten stellen und mich ganz der aufklärerischen Funktion im Sinne Kants widmen.

Im Gegensatz zu meinen sonstigen ausschweifenden und lautmalerischen Umschreibungen, möchte ich meinen neuesten Urlaubsbericht in den Dienst der ES-Kader Aktivitäten stellen und mich ganz der aufklärerischen Funktion im Sinne Kants widmen.

Es gibt eine Auswahl von drei mir sehr lohnenswert erscheinenden Touren, hier und da gespickt mit landschaftlichen und kulturellen Informationen, allerdings auf Bauernprosa verzichtend. Beginnen wir mit einer kurzen geographischen Einordnung im Raum:
Fuerteventura ist eine der Kanarischen Inseln, politisch gehört sie zu Spanien (damit zur EU und €-Land). Sie liegt ca. 120-150km westlich der marokkanischen Küste im Atlantik. Die größte Nord-Süd Ausdehnung beträgt etwa 120km, Ost-West zwischen 10 und 35km. Die höchste Erhebung der Insel liegt auf der Südhalbinsel Jandía mit dem gleichnamigen Berg 812m ü. NN. Dieser ist jedoch nur zu Fuß oder mit dem MTB zu erreichen. Für Schmalspurige ist die höchste, per Asphalt zu erreichende Höhe der Morro de Veloso mit 675m ü.NN im Landesinneren bei Betancuria gelegen.

Sowohl die Hauptstadt Puerto del Rosario, als auch die großen Touristenzentren Corralejo (im Norden) und Jandía (im Süden) liegen an der Ostküste. Dies mag zum einen auf die Nähe zum spanischen und afrikanischen Festland, zum anderen auf die geschützte Lage gegenüber der zum Atlantik offenen und rauhen Westküste hindeuten.
Das Straßennetz ist halbwegs vernünftig ausgebaut, hier und da fehlen noch Verbindungen. Aber dank zahlreicher Gelder aus Madrid und Brüssel sind die vorhandenen Straßen meist in einem sehr guten Zustand (nagelneu). Südfranzösischen Asphalt findet man nur noch gelegentlich auf kurzen Teilpassagen.

Mein Ausgangspunkt war die an der nordöstlichen Spitze gelegene Touristenhochburg Corralejo, sie liegt nur eine halbe Schiffstunde entfernt von Lanzarote. Auch ein Tagestrip auf die Nachbarinsel ist also durchaus möglich, Kostenpunkt für Hin- und Rückfahrt beträgt 34,95€ inklusive Fahrrad.

Tour 1:
Die erste Tour soll einem ersten Kennenlernen der Umgebung und des nördlichen Teils dienen. Startpunkt ist die Hauptstraße von Corralejo. Diese befährt man stadtauswärts in Richtung des Wasserparks Baku zum großen Kreisel. Am Kreisel wählt man die zweite Ausfahrt (also im Prinzip geradeaus) in Richtung La Oliva. Nachdem man die ersten 30hm bereits zu diesem Zeitpunkt hinter sich hat, steigt die Straße im weiteren Verlauf noch auf etwa 90m ü. NN an. Sie schlängelt sich in ein paar langen Kurven und einer ewig langen Gerade bis zum Nest rechter Hand. Der Name dieser Ansiedlung ist mir leider entfallen, jedoch ist der Gefängnis-Charakter unschwer zu erkennen. Sie wird rechts liegen gelassen und der Straße nach La Oliva FV-101 weiter gefolgt. Am Scheitelpunkt der Abfahrt geht es rechts ab nach Lajares, bzw. El Cotillo, aber das ist eine andere Tour. Jetzt heißt es treten, denn langsam steigt die Straße an und man gewinnt an Höhe.

Etwa zwei Kilometer nach dem Abzweig erreicht man Villaverde. Vor Villaverde liegt rechter Hand der Straße zuerst das kleine Kunsthandwerkmuseum „Casa la Rosita“ und kurz danach der Abzweig zur „Cueva del Llano“. Bei der Cueva handelt es sich um eine unterirdische Lavahöhle, sie entstand beim Auskühlen eines Magmastromes.

Sehr toll gemacht und informativ ist neben der Führung auch das kleine Interaktiv-Museum.

Villaverde selbst glänzt durch seine feinen herausgeputzten Gärten, netten Lokalitäten und schönen Villen.

Beim Erreichen des Ortsschildes glaubt man oft der Gipfel sei erreicht, jedoch geht es im Ort selbst noch einmal ca. 30-40hm hoch und erst am Ortsausgang fällt die Straße nach La Oliva ab. La Oliva ist nun auch schon zu sehen und keine zwei Kilometer später erreicht man den regionalen Verwaltungssitz.

In La Oliva hält man sich im Zentrum links (in Richtung Centro Cultura), man kann schon die kleine Straße in Richtung Caldereta am Berg sehen. Nach etwa 3km und ca. 120hm kommt noch vor Caldereta ein Abzweig nach rechts (genau auf dem Kamm), diesen nehmen. Er führt ins Vallebrón mit gleichnamiger Siedlung.

Vallebrón ist von vier Seiten von Bergen umschlossen und nur eine Straße führt von Ost nach West (oder andersrum) durch dieses kleine Tal. Ein Traum!

Nachdem man das Örtchen durchquert hat, steigt die Straße in Richtung Tindaya erneut an. Am Ende des Anstiegs erwartet einen ein wunderbarer Ausblick an die Westküste, ein Blick auf den heiligen Berg Tindaya, das gleichnamige Nest (mit Ziegenkäseverkauf) und eine superschnelle Serpentinenabfahrt. Ich bin die Strecke auch andersrum gefahren und kann bei Ostwind nur davon abraten sich die Serpentinen (13-16%) hochzuquälen.

Am Ende der Abfahrt sollte man rechtzeitig bremsen, denn ohne weiteres hat man hier über 70km/h drauf und es wartet ein STOP-Schild, welches durchaus Beachtung finden sollte. Mein Vorschlag an diesem Punkt ist links zu fahren und nach knapp 2km rechts ins Örtchen Tindaya abzubiegen. Dort kann man bei Bedarf Wasser in der Dorfkneipe nachtanken oder in der Queseria einkaufen. Raus kommt man nun über die andere Verbindung zur FV-10 gen La Oliva.

Gleich am Ortseingang von La Oliva geht es links ab nach El Cotillo, linker Hand liegt eine Tankstelle (Wasser, Luft für Reifen). Ab dem Ortsausgang von La Oliva verliert man kontinuierlich an Höhe, von über 200m ü.NN geht es schließlich ans Wasser. Nach etwa 7km liegt rechter Hand Lajares (Abzweig auf kleine schmale Straße mit rauhem Asphalt), man folgt jedoch der gut ausgebauten Neubaustrecke nach El Cotillo. Etwa 2km vor Cotillo fährt man durch El Roque, am Ortseingang liegt rechts ein kleines Restaurant (2002 war es ganz gut, diesmal nicht getestet).

Nach El Roque sieht man schon das Meer und es sind nur noch wenige Meter. El Cotillo verfügt über einen kleinen Fischerhafen an dem man sich in den kleinen Bars den fangfrischen Fisch schmecken lassen kann.

Links des Ortskerns kommt man über Schotterpisten zu den Surferbuchten (Schotter=MTB!) und rechts zu den kleinen Sandbuchten und dem Leuchtturm.

Am Ortsmitte sind es etwa 4-5km bis zum Leuchtturm, dieser ist auf einer nagelneuen, für 4-spurigen Verkehr ausgelegten Asphaltpiste zu erreichen. An dieser Straße sieht man leider auch mal das Umweltverständnis von Teilen der hiesigen Bevölkerung. Trotz Ernennung zum Naturschutzgebiet und dem Protest zahlreicher Anwohner betonierten lokale Baugrößen einfach die Gegend zu. Jetzt existiert eine superbreite nagelneue Piste mitten durch die Natur. Den Rennradler freuts, alle anderen eher nicht…

Vom Leuchtturm besteht mit einem MTB die Möglichkeit die Northshore entlang zurück nach Corralejo zu kommen, mit dem RR bleibt nichts anderes übrig als zurück. Nach El Cotillo und El Roque zurückliegen, kommt nach ca. 3km linker Hand ein Abzweig (Durchfahrt verboten). Dieser führt über die alte Straße nach Lajares, das Verbotsschild ist getrost zu übersehen, kaum ein Auto befährt diese schmale Straße mit rauhem Charme.

In Lajares kann man entweder Kunsthandwerk oder Surferware erstehen. Zahlreiche Surfer aus aller Welt haben sich hier abseits des Touristenrummels niedergelassen und ihre Shops eröffnet, unter ihnen der Sylter Jürgen Hörscheid (Shop: Northshore) und die Legende Neill Pryde (Shop: Magma).

Nach Lajares führt die FV-109 zurück nach Corralejo, den zu Beginn der Tour rechts liegengelassene Abzweig wird nun erreicht und links auf die FV-101 abgebogen. Nun sind es noch ca. 6km bis zum Zentrum von Corralejo. Insgesamt hat die Tour etwa 70-75km, je nachdem was man alles rechts und links der Straßen noch erkundet.

Tourenprofil (Auf dem Profil bin ich von Lajares über La Oliva und Villaverde zurück, anstatt direkt von Lajares nach Corralejo):

Tour 2:
Die zweite Tour soll in die Bergwelt des Landesinneren führen. Wieder ist der Startpunkt Corralejo, auch diesmal führt die Hauptstraße stetig ansteigend in Richtung La Oliva. Diesmal werden die 250hm bis Villaverde deutlich entspannter hochgedrückt, schließlich hat man ja jetzt Übung. Locker rollt man runter nach La Oliva, um diesmal den Ort komplett zu durchqueren. Am Ortsausgang hält man sich auf der FV-10 in Richtung Tindaya/Puerto del Rosario. Bei dem Hinweis „Puerto del Rosario“ immer vorsichtig sein, denn so gut wie alle Straße der Insel führen irgendwann und irgendwie nach Puerto del Rosario…

Diesmal wird rechter Hand der Abzweig nach Tindaya ebenso wie linker Hand der Abzweig nach Vallebrón liegen gelassen und die FV-10 weiter befahren. Nach einem Anstieg und dem Ausblick rechts auf den Montana Quemada (Monumento a Don Miguel de Unamuno nicht zu übersehen) kommt ein Abzweig nach Tefía. Das heißt jetzt rechts runter auf die FV-207 und erstmal 100hm verlieren. Die Abfahrt ist schnell und unten wartet eine enge Linkskurve (aufpassen!). Nach etwa 5km erreicht man Tefía, dort gibt es einen kleinen Supermercado, nette Menschen und eine günstige Gelegenheit Wasserreserven aufzüllen. Ungefähr einen Km nach Tefía passiert man das Ecomuseo de la Alcogida, dort kann man sich die Landwirtschaft der Insel in allen Details anschauen und erklären lassen. Blick vom Ecomuseo in Richtung Tefía:

Jetzt sieht man zum ersten Mal die Paßstraße

Die Tour führt weiter geradeaus auf der FV-207, der Abzweig nach Puertito de los Molinos FV-221 wird rechter Hand passiert und weitere 3,5km später gelangt man an einen Kreisel. Dort geht es geradeaus nach El Almácigo, links nach Casillas del Angel und rechts nach Llanos de la Concepción. Dieser wird genommen, also auf der FV-30 nach Llanos de la Concepción. Durch den Ort und weiter der Straße folgen, als nächstes Dörfchen erreicht man Valle de Santa Inés. In Santa Inés liegt linker Hand eine nette Einkaufsmöglichkeit, das „Casa de Queso“.

Ab dem Ortsausgang steigt die Straße nun rapide an, die ersten Meter bis zum Kreisel (links nach Antigua) sind noch zum aufwärmen. Aber spätestens dort, wenns rechts Richtung Betancuria geht, heißt es klettern! Auf den nächsten 3km sind etwa 250hm zu bewältigen, dann kommt links der Abzweig zum Gipfel. Meist ist die Schranke unten, das soll einen Radfahrer jedoch nicht stören. Der letzte Kilometer wartet dann nochmal mit schlechtem Belag und fast 100hm auf einem KM auf, beißen! Oben auf dem Morro de Veloso angekommen entschädigt die Aussicht für alle Strapazen, auch unterwegs sollte man seinen Blick immer mal wieder in Landschaft schweifen lassen.

Nach einer Mittagspause heißt es nun zurück, bis zum Kreisel nach Llanos de la Concepción auf gleichem Weg wie hin. Jetzt nimmt man aber nicht die FV-207 nach Tefía, sondern hält sich rechts auf der kleinen Straße nach El Almácigo.

Kurz nach dem verstreuten Weiler trifft man auf die FV-20. Rechts führt sie nach La Ampuyenta, man biegt jedoch links nach Casillas del Ángel ab. Kurz vor dem Erreichen des Peaks gibt es linker Hand einen kleinen Aussichtspunkt. Falls man diesen nicht besucht, kommt man nach weiteren 2km nach Casillas de Ángel. Der Ort ist schnell durchquert und leicht abschüssig rollt es sich locker gen Puerto del Rosario.

Da Puerto del Rosario und die umliegenden Straßen relativ stark frequentiert sind, bietet sich kurz nach Tesjuates am Kreisel die Möglichkeit wieder direkt nach Norden über schwach befahrene Pisten abzuzweigen. Man nimmt die letzte Ausfahrt nach La Asomada / Tetir auf der FV-225. Die Straße steigt nun wieder ordentlich an und nach einer weiteren Welle erreicht man Tetir.

Der Ort macht einen sehr ruhigen Eindruck und lädt zum Pause machen ein. In Tetir trifft man auf die FV-10 und folgt dieser in Richtung La Oliva. Erneut werden Höhenmeter erarbeitet, aber in La Matilla ist der schlimmste Teil bewältigt. Etwa 1,5km nach La Matilla kommt man am Abzweig nach Tefía vorbei, radelt jedoch wieder auf bekannter Strecke an Tindaya vorbei nach La Oliva. Immer geradeaus durch La Oliva gelangt man jetzt wieder auf die FV-101 nach Villaverde.

Jetzt kommt man von der anderen Seite mal hoch und kann sich auf die letzten 12km bis Corralejo freuen. Es sei denn es herrscht Nord-Nordostwind, in diesem Falle treten und auf die Zähne beißen…

Die dritte Tour gibts in einem Extrabericht die Tage.

darkdesigner

6 Kommentare

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  • Super, von so einem Trainingslager erzählt man noch seinen Enkeln.
    Hoffentlich hast du dem streunenden RR am Kreisel ein neues Heim gewährt.)

  • So mein lieber Eule, jetzt habe ich es endlich mal geschafft, Deine lyrischen Perlen zu begutachten und die Bilderchen wirken zu lassen. Sehr schön!!! Die Farben wirken fast wie aus Rosamunde Pilchers weichgemachten Heulfilmen. Perfekt!!!
    Hoffentlich hast Du genügend Form für FFM, bei der mageren Ausbeute an Höhenmetern mache ich mit da ernsthafte Sorgen – Malle hätte Dir bestimmt auch gut getan. 😉

  • hallo, super erlebnisberichte – die das herz schneller schlagen lassen, da ich diese strecken auch schon mehrfach abgefahren habe – da ich für andere touren auch ein profil anlegen möchte, meine frage: woher hast du die profilkarte?? über eine antwort würde ich mich freuen. viele grüße!

  • Da hat der Jakob recht, die Profile kannst Du selbst mittels Software und Übertragungskabel von Deinem Tacho (Cyclo434altiM) auf den PC beamen und dann dort erstellen.

    Oh man, bei den Bilden und dem was da draußen abgeht, könnt ich heulen…

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