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„L‘ Eroica 2005“ oder „Mit ESK Ausweis kommt man überall rein“

Aktualisiert am 13.10.05 (Vierter und letzter Teil)

Die nachfolgende Geschichte hat sich genau so zugetragen. Der Text stammt von Menis:

in der regel wird in der „“ von handgewickelten carbonlaufrädern, von geckoleder bezogenen magnesiumsätteln und von mondsteingestrahlten titaninnenlagern berichtet. doch als ich sie vor etwa einem jahr aufschlug, da waren dort wollhemden, stahlrahmen, holzfelgen und männer meines alters zu sehen. es war der erste bericht über die l´eroica, über den ich je stolperte.

seit dieser zeit liegt diese ausgabe auf meinem nachttisch und nicht selten glitten meine müden augen über die bilder der , die sich auf sandigen wegen bergauf quälten, an verpflegungsständen rotwein aus flaschen einlaufen liessen und den hunger nicht mit klebrigen zementriegeln, sondern mit salamie, schinken und pecorino stillten.

durch diese eindrücke geprägt, nahm ich wohl hundert mal an dieser veranstaltung in meinen träumen teil, bevor ich zart, in einem unbeobachteten moment, die buchstaben „e-b-a-y“ in meine browserleiste eintickerte, um einfach mal so zu schauen, was es denn so geben könnte. ein RU FA sport von 1966 war im angebot. der zustand sah recht beachtlich aus. so wurde kurzerhand das haushaltsgeld auf diese karte gesetzt und nägel mit köpfen gemacht. bevor der rechner wieder aus war, gehörte der alte stahlkahn mir.


hier breits mit den tufo-schlauchreifen, die mir auf ewig langen schotterpisten zum rechten freund werden sollten


das rad kam aus niedersachsen und wurde so mit einer für flache kurse geeigneten halfstep-schaltung (danke für dieses schöne fachwort) ausgestattet. die beiden vorderen kettenblätter sind nahezu gleich groß und bieten somit einen zwischenschritt zu den hinteren gangstufen.


die klassischen weinmann-bremsen erfordern bei jeder abfahrt ein tiefes, unerschütterliches vertrauen in den lieben gott.

nun stand es fest – 2005 geht es nach gaiole in zur l´eroica. bei der anmeldung per internet wurde mir klar, dass noch einige klassische details fehlten, ohne die ich wohl eher als rennradschwucke, denn als heroischer klassikerdepp in wollsocken durchgehen würden. es mussten also schuhe für hakenpedale her, ein wolltrikot, wollhosen und vor allem – eine lizenz, denn die lange strecke über 200km war nur für lizenzfahrer zugelassen!

nach einiger bedenkzeit fiel mir meine fünfundzwanzigjährige mitgliedschaft im wieder ein. es war nicht einfach, denn die offiziellen des stellten sich auf anfrage wie immer quer und olliweiß wie hart es ist, diese eisernen beamten zu erweichen. doch schliesslich (ja, es flossen spendengelder) gab die leitung nach und ich bekam den notwendigen ausweis der mich sogar für die teilnahme an der TdF berechtigt:

nochmal, weil er so schön ist [die Redaktion]

(aus datenschutztechnischen gründen wurde das bild unkenntlich gemacht)

irgendwann hatte ich also meine gesamte verkleidung zusammen und sogar meine holde ehefrau war bereit, mich auf der reise ins fremde italien zu begleiten. die zeichen standen gut und so ging es ende der letzten woche bei sonnigem wetter richtung süden. ohne die sonst üblichen staus rauschten wir durch unser schönes land und schon bald tauchten die silouetten der am horizont auf. etwas südlich von insbruck, in mutters, suchten wir uns einen hervorragenden gasthof für die erste übernachtung. mit dem prickelnden gefühl der vorfreude schlummerten wir in einem himmelsbett ein. die welt war gut und so sollte sie auch bleiben.

(fortsetzung auf Seite 2 [die Redaktion])… menis

10 Kommentare

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  • Verdammt noch mal, was heißt da Fortsetzung??? Ich hänge hier in Hamburch am Rechner und lese diese absolut hochwertige Radgeschichte und will jetzt, aber sofort, auf der Stelle und gleich wissen wie es weitergeht!!!
    Lieber Menis, wie geil ist das letzte Foto denn, da verblassen alle HEW-Henninger-Schwuppen Fotos um Längen, DANKE!!!

    Ich warte,
    dd „Eule“

    Wie gerne wäre ich als junger Eule dabei gewesen 😉

  • L’Eroica! Das wäre was für den Jockel. Mit alten, abgeranzten Ledertöppen, gewandet mit seinem gammligen, himmelblauen, mit XXL-Syndrom versehenem „Lokomotive Pankow“ Trikot und ab geht die Luzi… Was könnte es für ein schöneres Ziel im Leben eines Mannes geben?

  • Herrlich! Wenn mir nicht schon das geld fehlen würde, meine modernen Räder in Schuss zu halten, ich würde in diesem Winter kräftig einkaufen, um in Deine Fußstapfen zu treten. Schließlich sehen die alten Schwarz-Weiß-Bilder immer irgendwie wilder und romatischer aus, als die modernen Hochglanzfarbfotos der aktuellen Profis!

  • sehr schön,

    das war wirklich ein herrlicher bericht. ich wähnte mich beim lesen so richtig selbst auf diesen staubigen schotter-pisten. fertig, durstig und nur noch stupide richtung ziel stampfend. dabei voller nostalgie, pilgerern gleich, die das matyrium ihrer heiligen nachzuleiden suchen. naja, so haben wir nun beide eine ganze weile damit zugebracht, die fahrberichte des anderen zu studieren. vielleicht kommen in der nächsten saison ja noch weitere hinzu. bis dahin…

    mirko (der aus dem tour-forum mit der transalp-story)

  • wahnsinn.
    die beste radfahrgeschichte, die ich je gehört hab.
    und eine wirklich großartige leistung… kompliment auch an die tomaten-mozarella-rennbegleitung für den support.
    esk sollte medaillen vergeben, an beide. das rote ritzel am hanfband oder sowas…
    r e s p e k t !
    jensB von rennradnews/forum

  • …tolle Veranstaltung und Geschichte! Kannst Du mir sagen woher man einen Streckenverlauf oder eine Karte der Strecke bekommen kann? – Ich fahre im April in diese Gegend und würde unheimlich gerne die Strecke nachfahren!

    Vielen Dank im Voraus

    Christoph

  • ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, dass es eine karte gibt. irgendwo im netz (google) habe ich mal eine karte gesehen, aber die kleinen „weissen strassen“ sind teilweise nicht einmal verzeichnet. sorry – aber da kann ich dir leider nicht weiter helfen (schliesslich habe ich es selbst bei ausgeschilderter strecke geschaft, mich zu verfahren…). grüsse… menis

  • In einem Bericht über die 2005er L’Eroica hab ich gelesen, dass die 200-km-Strecke jetzt permanent beschildert werden soll (wann das soweit ist, stand da aber nicht drin).
    @Menis: Dein wunderbarer Bericht schlägt den aus der „Rennrad aktiv“ (oder so) um Längen! L’Erocia wäre wohl das richtige Einsatzgebiet für mein altes Bianchi, das ich erst vor kurzem wegen akutem Eisenmangel erstanden hab…

  • Bin dieses Jahr die 200km gefahren und mir ist sogar der Berichtsschreiber Dieter, im gleichen Outfit, in Gaiole auf dem Marktplatz aufgefallen. Ich kann eigentlich nur noch hinzufügen, dass dieses Rennen ein für immer unvergessliches und beispielsloses Erlebnis ist und für jeden Hobbyfahrer eine tolle Herausforderung darstellt.

    Christoph, falls Du die Strecke immer noch abfahren willst, ich habe die Strecke als pdf. und kann diese gerne mailen.

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