Kulturlandschaft unter ESK-Stollen: Granseer Schleife

Jockels Sicht der Dinge:

„Rob is back“

Was wir alle, die wir ihn mögen, schon seit Monden hofften, ist nun wahr geworden. Rob ist wieder im Lande. Und das er ganz der Alte geblieben ist, davon konnte ich mich gestern überzeugen. Denn obwohl er das letzte halbe Jahr in Regionen zubrachte, deren Parameter vermuten lassen, dass mitteleuropäische Landschaften dagegen kaum anstinken könnten, hat ihn seine innige Beziehung zur brandenburgischen Heimat nicht ansatzweise verlassen. Ich zumindest kann das gut nachvollziehen.


Hier sagen sich Fuchs und Pampahase gute Nacht.

Freitag Morgen, kurz nach 09:00, Bahnhof -Alexanderplatz. Der Regionalexpress nach Stralsund über Neubrandenburg fährt pünktlich ein. Unmittelbar an meinem Standort öffnet sich die Tür und Rob grinst lustig raus. Er sieht noch genauso aus, wie vor 7 Monaten, als er Berlin in Richtung „Home of Militärdiktatur“ verließ um ein richtiger Mann zu werden. Dieses Vorhaben schlug in gewisser Weise fehl. Das ist aber vielleicht auch besser so, denn was sollte das mit einem richtig erwachsenen Rob anfangen?

Kurz nach Abfahrt des Zuges begann ich meine Brennstoffspeicher mit diversen, kurz zuvor erworbenen Lebensmitteln zu füllen. Gleichzeitig wurde Rob fleißig ausgehorcht, um den Grad seiner Verwicklungen in die politischen Verwerfungen Südamerikas der letzten Monate herauszufinden. Rob, offensichtlich intensiv vom paragyaischen Geheimdienst geschult, ließ sich allerdings kaum hinreißen, so das mein diesbezügliches Informationsdefizit kaum kompensiert werden konnte.

Wenige Baguettes und lecker Kuchenteilchen später wurde Gransee pünktlich erreicht, die notwendigen Dinge wurden erledigt und schon konnte die eigentliche beginnen.
Geplant war, eine Runde zu drehen, welche Gransee als Start und Zielort haben sollte. Heraus ging es in Richtung Nordosten, wobei die Tongrubenfolgelandschaft im Großraum Zehdenik als erstes auf dem Programm stand. Auf einstigen Bahndämmen der Tongrubenbahn (Für Fachleute: 600mm Feldbahn) ging es durch mannshohes Gesträuch und so manches Spinnennetz nach Ribbeck.


Versunkene Welten, nicht nur in New Orleans

Ein kleiner Schlenker nur und schon war Marienthal erreicht, welches ein paar Meter weiter seinen Namen wechselt und von da an Tornow genannt werden möchte. Nun galt es, dem Lauf der Unteren Havel zu folgen, welche zwischen Burgwall und dem Stolpsee bei Fürstenberg einen hübschen Bogen nach Nordwesten schlägt. Wir glühten durch sonnendurchflutete Wälder, wobei mir noch etwas die Hände zitterten, da mich Rob – im Rückgriff auf eine alte indianische Kriegslist – am Abend zuvor besoffen gemacht hatte. Das konnte dem Spass aber keinen Abbruch tun. Rob hatte stets anerkennende Worte für die uns umgebende Landschaft und so wurde bei mancherlei Geschwätz, die Landschaft und dies und das betreffend das schöne Havelstädtchen Fürstenberg erreicht.

Gleich am Waldrand konnte ich endlich die Überreste einer alten Eisenbahnfähre entdecken, von deren Existenz ich zwar schon länger wußte, deren Standort ich aber bis dato nicht genau kannte. Über diese Fähre wurde in früheren Zeiten eine Textilfabrik mit dem für die Produktion Notwendigen versorgt und die Fertigprodukte abgefahren. Inzwischen sind sowohl Fabrik als auch Fähre und Bahnanschluss den Weg alles Irdischen gegangen. Im Gehölz kann man noch die Reste einstiger Industrieanlagen ausmachen, welche auf eine recht große Ausdehnung schließen lassen.


Die Reste der als einst als „Seewolf“ gefürchteten Fähre

Weiter ging es, unter kurzer Berührung von Fürstenberg wieder in den Wald und durch diesen nach Steinförde. Von dort in Richtung Süden, entlang des westlichen Ufers des Petschsees (dieser wurde durch die Russenmafia kurzzeitig als Endlager für unloyale Geschäftspartner genutzt) nach Dagow/Neuglobsow, wo – wie Rob bereits bemerkte – diverse Speisen und Getränke verkonsumiert wurden, um auch die letzten Kilometer noch geschmeidig in Angriff nehmen zu können.

Nach dem lecker Fresschen wurden die Zweiräder wieder zornig gemacht und ohne Gefangene zu machen Neuglobsow in Richutng Süden verlassen. Hierbei konnte man kurzzeitig den durch Fontane hinlänglich bekannten Stechlinsee erkennen, ehe uns wieder die schier unendlichen Wälder des Rheinsberger Umlandes umfingen.

In Dollgow fand ein vorläufiger Richtungswechsel statt, welcher uns nunmehr bis Wolfsruh nach Osten führte. Hier wieder ein Schwenk und weiter nach Rauschendorf und Schönermark. Kurz vor dessen Erreichung ließ ich die Maschinen stoppen, sah Rob tief in die Augen und fragte ihn, ob er sich, so kurz vor Feierabend noch einer weiteren Herausforderung stellen mochte. Nicht ganz auf dem Laufenden, wo wir uns gerade befanden und sich darüber im Klaren, dass ich es ihm nicht verraten würde, so er sich gezwungen, gute Miene zum bösen Spiel zu machen und so war der kurze Abstecher in die Granseer Bergewelt beschlossene Sache. Wer Rob kennt, weiß, dass man sich um ihn keine Sorgen machen muss und so war klar, dass er auch die letzten Kilometer meistern würde. Um keine Langeweile aufkommen zu lassen, führte ich unser kleines Fähnlein noch hinauf zum Granseer Wartturm, über welchen Fontane in seinen „Wanderungen durch die Mark “ einen schönen Schwank zu berichten wusste. Nach dem ich Rob diesen langatmig erläutert hatte und kurz bevor der Gute darüber eingeschlafen wäre, wurde wieder aufgesattelt und die verbleibenden Meter zum Gransseer Bahnhof gerollt. Nach exakt 90km wurde dieser erreicht und kaum 10 Minuten später kam der Regionalexpress, welcher uns wieder retour in die große Stadt führte, deren Einwohner kaum wissen, welche Landschaften am Stadtrand auf sie warten. Und das bleibt auch hoffentlich so.

Fazit:

War wieder mal prima, Rob ist immer noch der Alte und manche Dinge ändern sich nie (was auch gut ist).

Beschlüsse:

Das ESK wird in naheliegender Zukunft eine Expedition ausrüsten, welche Brandenburgs höchsten Berg – den Golmberg – in Angriff nehmen wird. Ziel der Expedition wird es sein, außer naturwissenschaftliche Beobachtungen anzustellen, zu klären, inwieweit des ESK den Berg wieder auf 200m bringen kann, welche er einstmals hatte.

Das Massiv des Golmberges, wie es sich den Einwohner Märkisch-Beiruts (Deckname: Baruth) darbietet. Noch ist nicht bekannt, ob hinter der scheinbar unüberwindlichen Bergkette menschliches Leben existiert oder sich das Ende der Weltenscheibe verbirgt. Es gibt außerdem Gerüchte, der Yeti habe sich, aufgrund der massiven Nachstellungen in seiner Heimat, hierher zurückgezogen.

2 Kommentare

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  • Wahre Worte, Comandante!

    Nicht einmal die Suprahochgebirgswege im südlichen Amerika können auch nur einen Bruchteil des Glanzes unserer heimischen Ländereien verblassen lassen – ist das nicht toll?

    Ich durfte in jüngster Vergangenheit selbst wieder einmal einem von Jockels Streifzügen durch das Mecklenburger/Brandenburger Grenzgebiet beiwohnen, und auch ich muß sagen, daß ich hier gern zu Hause bin!!!

    Lieb Vaterland…

  • Auch Nordlichter aus Hannover können Gefühle haben, und ich muss sagen, das ich die Schreibe von dem Jockel echt gut finde. Gibts das schon in Buchform? Zahle jeden Preis. Gruss Sven-Arne

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