Die offiziellen Berichte zur HEW Cyclassic 2005

von Nautilus

Nun endlich will auch ich zusammenfassen wie es mir ergangen ist. Soviel vorweg: ES WAR ENDGEIL!

Das ganze drumherum haben nun wirklich schon alle schön zusammengefasst, da brauch ich nicht mehr viel zu sagen. Es war in jedem Fall mal wieder so richtig schön im Kreise gleichgesinnter Freunde ein Wochenende mit klönen, fachsimpeln, Schwachsinn labern, Messestände plündern, Mehlspeisen vertilgen, Bier mit und ohne Alkohol saufen und natürlich Rad fahren zu verbringen!

Ich glaube meine am häufigsten verwendeten Worte dieses Wochenendes waren „Oh man, ich hab die Hosen gestrichen voll.“ Und genau so war es auch. Ich hatte so dermaßen Schiß in der Hose wie noch nie. Die Geschichten aus dem Vorjahr von krachendem Metall und Massenstürzen haben mir gehörigen Respekt eingeflößt und meine Gemütslage sprang fast sekündlich zwischen riesiger Vorfreude und totaler Verzweiflung hin und her: Soll ich mich wirklich freuwillig in derartige Gefahr begeben? Werde ich morgen abend zufrieden nach Hause fahren? Oder werde ich vielleicht in irgendeinem Krankenbett meine Augen aufschlagen und mich dafür verfluchen, dass ich überhaupt gestartet bin? Die Angst kam vor allem von der Gewissheit, dass man schlicht und einfach von anderen abhängt. Wenn man sich bei einem - auf die Fresse legt, ist man eigentlich fast immer selber schuld und es liegt meist am eigenen Unvermögen. Da kann man sich dann wohl auch mit abfinden. Aber bei diesem Event kann es passieren, dass vor einem einer Mist baut und man völlig unverschuldet Probleme kriegt.

Diese zweifelnden Gedanken sorgten auch dafür, dass ich irgendwelche Ziele bezüglich Platzierung und angepeiltem Durchschnitt komplett aus meinem Hirn gestrichen hatte. Obwohl ich wochenlang vorher über minimal und maximal Ziele gegrübelt hatte, war das plötzlich kein Thema mehr. Heile durchkommen war die Devise!

Die Nacht zum Sonntag verlief also ziemlich unruhig. So richtig zur Ruhe gekommen bin ich nicht und obwohl ich eigentlich zur Gattung der Langschläfer und Morgenmuffel gehöre bin ich an dem Sonntag bereits vor dem Alarm des Weckers einfach so aufgewacht. Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns also auf den Weg. Die Stadt war natürlich bereits voll mit mehr oder weniger Gleichgesinnten jeder Couleur. Das fing wirklich bei Rentnerpärchen mit Cityrädern an und hörte bei nach Sixtufit riechenden Oberposern auf und dazwischen war jede Facette vertreten. Es gab lediglich zwei Verbindende Elemente: Alle waren auf zwei Rädern unterwegs und trugen Startnummern.

Nachdem wir also die Titelverteidiger vorne im Startblock A verabschiedet hatten und uns alle gegenseitig auf die Schultern geklopft hatten, machten OnkelW und ich uns auf nach hinten in unseren Startblock. Es wurden noch etliche kleine „Warmfahrrunden“ gedreht, stillstehen hätte ich sowieso nicht gekonnt, bevor wir uns dann mit dem mittlerweile ebenfalls aufgetauchten in den Startblock C begaben. Dort erblickte ich zunächst glatt noch den ein oder anderen Outlaw wie mich: unrasierte Beine und Camelbag. Auch die Fahrzeuge der Konkurrenten waren eine bunte Mischung und nicht wie ich erwartet hatte alles Carbonrenner mit einem Wert welcher näher an dem meines Vierrades liegt als an dem meines Tschechenblitzes. Erste Erleichterung machte sich breit. Vielleicht war ich doch nicht ganz falsch hier?

Der Startblock füllte sich langsam und ab etwa acht Uhr kam leichte Unruhe ins Feld. Gegen 8:15 ging es dann endlich los. In den ersten Minuten waren alle geschmiedeten Pläne erst mal vergessen. Ich versuchte mich irgendwie an OnkelWs Hinterrad zu heften. Das war nicht ganz einfach, denn der hatte offensichtlich vor sich möglichst schnell im Feld nach vorne zu arbeiten. Als dann allerdings die ersten querlaufenden Bahnschienen kamen, sah ich den ersten Verletzten aus einem der vorderen Blöcke am Rand auf die Sanis warten. Dies in Kombination mit der Durchschnittsgeschwindigkeit jenseits der 40km/h und mit den Schlenkern, welche das gesamte Feld bei jeder weiteren Querung von Schienen machte, schoben meine guten Vorsätze wieder in den Vordergrund: Mensch nauti, durchkommen war die Devise!

Also ließ ich OnkelWs Hinterrad eben OnkelWs Hinterrad sein und verzog mich nach hinten. Von dort aus hatte ich eine gute Übersicht nach vorne. Es hatte sich ganz vorne eine große Traube gebildet und diese Traube zog einen langen Schwanz an Fahrern hinter sich her, welche in Reihen von zwei bis drei Fahrern fuhren. Fragt mich nicht wie ich auf den Gedanken kam aber irgendwie erinnerte mich der Anblick dieser großen Gruppe, welche sich durch die Straßen schlängelt an ein Spermium auf dem Weg ins heiß ersehnte Ziel. In dieser Position fühlte ich mich relativ sicher, konnte ich doch ziemlich genau sehen was vor mir passiert und war der Meinung so vielleicht auch einem Sturz vor mir ausweichen zu können. Die Kehrseite der Medaille war allerdings, dass ich bereits hier den Wind ziemlich deutlich spürte und mir war bereits dort klar, dass ich so irgendwann Probleme kriegen werde das hohe Tempo zu halten. Aber was solls, Augen zu und durch.

Ein echtes Problem stellten die „Vattenfallidioten“ dar. Wie ich mittlerweile weis, war das gesamte Vattenfall Team mit 400 Fahrern aller Leistungsstufen zwischen Block B und C gestartet. Diese wurden nun in kleinen Grüppchen von unserem Feld aufgesogen und hinten wieder ausgespuckt. Solange keine Kurven kamen funktionierte das auch Problemlos. Allerdings war mir klar, dass das früher oder später zu Problemen führen würde. Also beschloß ich doch noch mal einen Versuch zu starten, bis zum Körper des Spermiums vorzudringen um nicht schon so früh den Anschluß zu verlieren. Schließlich waren wir mittlerweile aus raus, die Unruhe im Feld hatte sich etwas gelegt und ich hielt es nichtmehr für zu gefährlich. Mehrfach scherte ich also aus, um mich langsam an dem langen Spermienschwanz (geiles Wort oder?) vorbei zu mogeln. Nachdem ich drei oder vier Reihen passiert hatte, versuchte ich mich kurzzeitig wieder einzureihen um etwas Windschatten zu genießen. Erwartungsgemäß war das natürlich nicht ganz einfach und es wollte keiner auch nur einen Zentimeter platz machen. Die etwa 150m bis da vorne allerdings voll im Wind alleine zu fahren traute ich mich auch nicht. Also versuchte ich andere zu animieren einen kleinen Kreisel zu bilden und gemeinsam nach vorne zu fahren. Die haben mich alle nur verständnislos angeguckt und genau dann passierte es: Eine kleine Gruppe Vattenfallidioten wird ins Feld aufgesogen und nach hinten durchgereicht. Als sie etwa auf der hälfte des Feldes lagen, kam eine Kurve, die Vattenfallidioten traten nicht schnell genug an, Zieharmonikaeffekt quadriert sozusagen und vorne ging der ICE ab. Nun gut, ich mußte mich wohl damit abfinden, dass ich von jetzt an nur noch im D-Zug unterwegs war.

Der Fehler sollte mir auch nur einmal passieren. Von nun an wollte ich mich in meiner Gruppe weiter vorne aufhalten. Das gelang mir auch die nächsten 10km ganz gut, allerdings hatten wir inzwischen nach Norden abgedreht und der Wind kam ziemlich fies von links vorne. Der Wind war so stark, dass sich in meiner Gruppe einfach keine Traube mehr bilden wollte. Stattdessen wurde sehr sauber in Zweier- bis Dreierreihen gefahren. Lediglich in der Spitze wurde gekämpft und einreihig dem Wind getrotzt. Ich versuchte da auch ein bisschen mitzuspielen und war erstaunt wie gut meine Beine mitmachten. Nur dass die anderen in der Gruppe sich so einen Schei$ zusammenfahren, damit habe ich nicht gerechnet. Der Wind kam von links vorne und der erste ganz vorne hielt sich schön fein säuberlich am rechten Fahrbahnrand auf. An Windschatten war also nicht zu denken. Ich versuchte mehrfach wenn ich vorne war, nach links zu ziehen um so meinem Hintermann Windschatten zu geben. Aber keiner folgte diesem großzügigen Angebot. Schlimmer noch, wenn ich dann versuchte mich wieder einzureihen, hat natürlich wieder keiner Platz gemacht. Als ich verbal versuchte einen der anderen darauf aufmerksam zu machen, dass es vielleicht etwas mehr Sinn macht wenn der erste links fährt, wurde mir ein unfreundliches „rechtsfahrgebot“ entgegengeschleudert. So kämpfte ich einige Kilometer mit den Verhältnissen und zog mich dann wieder nach hinten zurück.

Da ging es allerdings gleich weiter. Regelmäßig taten sich meterlange Löcher im Feld auf. Da ich nicht schon wieder den Anschluß verlieren wollte bin ich etliche male in den Wind gestochen und habe diese verdammten Löcher wieder zu gefahren. Ihr könnt euch vorstellen, wie viele sich da drangehängt haben. Aber es gab in dieser Gruppe neben mir nur einen anderen, der mitspielte und sich auch mal bemühte das ein oder andere Loch zuzufahren.

Bei Kilometer 70 schaltete sich aus irgendeinem Grund mein Verstand wieder ein. Die vielen Zwischensprints im Wind, das sowieso hohe Tempo und die vielen Tempowechsel zollten ihren Tribut. Meine Beine meldeten sich ganz langsam zu Wort. Nach einem Blick auf den Pulsmesser, welcher einen Durchschnitt von 177 anzeigte, fällte ich eine rationale Entscheidung: Bis zur Köhlbrandbrücke hältst du dich zurück! Gedacht, getan und so lies ich tatenlos geschehen was geschehen musste. Das bisher noch immer ziemlich Große Feld viel auseinander und vorne entstanden mehrfach kleinere Gruppen von etwa 20 Fahrern welche sich langsam entfernten.

Die Köhlbrandbrücke kam ich dann auch ganz gut rauf und oben angekommen sah ich eine der Gruppen etwa 100m vor mir. Die wollte ich kriegen und trat in die Pedale was der Körper hergab. Natürlich zogen gleich vier andere in meinem Windschatten mit und das war das einzige mal, dass sich ein funktionierender Kreisel bildete. Als ich bereits Sterne sah, schob sich langsam mein Hintermann an mir vorbei. Er hatte sogar die richtige Seite gewählt und ich konnte im Windschatten der vorbeifahrenden mich schön hinten wieder anhängen. Als sich der Fahrer zwei vor mir zu Schade war im Wind auch gas zu geben, zeigte mein Vordermann kurz nach links und während ich noch darüber nachdachte was er wohl meint, zog er plötzlich links rüber, schoß an dem anderen vorbei und schrie ihm noch ein „verpiß dich wenn du nicht mehr kannst“ zu. Dies passierte auch sogleich und er viel nach hinten weg als würde er stehen. Ich konnte grade so reagieren und den Windschatten halten. Danach musste ich noch einmal meinen Mann im Wind stehen und hatte dann sogar das Vergnügen das Loch vorne persönlich zuzufahren. Was ein geiles Gefühl, wenn man sich fast Zentimeterweise an das Feld heranarbeitet und dann aufeinmal den Windschatten spürt.

Nun musste ich aber zunächst mal wieder verschnaufen und als ich endlich wieder zu mir kam, viel mir etwas furchtbares auf. Die Gruppe an welche ich mich grade unter dem verschwenden von vielen, vielen Körnern herangearbeitet hatte, bestand fast nur aus Fahrern mit grünen Nummern. So eine verdammte Schei$e, alles umsonst. Und bei der Feldertrennung kam es wie es kommen musste. Ich war alleine mit einem anderen Fahrer aus der Gruppe übrig, alle anderen waren in Richtung Ziel abgebogen. Und schon wieder etwa 150m Abstand zur nächsten Gruppe nach vorne, nach hinten aber auch kein D-Zug im anrollen.

Ich hing mich also in den Wind und ging mit gutem Beispiel voran. Der Idiot hinter mir wollte aber partout keine Führungsarbeit übernehmen. Mehrfach forderte ich ihn auf aber er verzog nichtmal seine Miene. Starrer Blick nach vorne und keine Reaktion. Irgendwann war mir das zu blöd und ich nahm die Beine hoch um mich wenigstens neben ihn zu setzen und zu versuchen ihn zu animieren auch was zu tun. Der Penner nahm allerdings die Beine genau so hoch und blieb immer schön hinter mir. Alleine würde ich es nicht schaffen aufzuschließen und so radelte ich im gemächlichen Tempo durch Hamburg, hatte ausnahmsweise mal zwei A****löcher (mein eigenes und das was hinten drann hing) und wartete auf die nächste Gruppe von hinten.

Von nun an war das Rennen zum üblen Kampf geworden. Die Gruppen waren so klein, es wurde so unintelligent gefahren und es taten sich immer wieder Löcher auf. Fragt mich nicht wo ich die Kraft herhatte aber irgenwie konnte ich die Löcher immer wieder zu fahren. Ich geb ja auch zu, dass das ein oder andere Loch auch durch Unachtsamkeit meinerseits sich direkt vor mir auftat. Diese fuhr ich allerdings alle eigenhändig wieder zu. Leider machten die anderen ebendieses nicht. So kamen noch einige Löcher hinzu welche eben auch von mir zugefahren wurden.

Irgendwann hatte ich dann das Vergnügen, das erste mal das ganz üble langsame Abplatzen von der Gruppe am eigenen Leib zu spüren. Drei bis vier Fahrer vor mir tat sich ein Loch auf. Es war zunächst nur zwei bis drei Meter groß aber keiner reagierte. Plötzlich waren es fünf Meter und ich merkte wie die Fahrer vor mir die Hoffnung verloren und langsamer wurden. Also reagierte ich, schoß nach links aus dem Feld heraus und trat in die Pedale das die Rübe platzt. Ich hatte zwei Leute mitgezogen, die Gruppe hinten viel schnell zurück aber der Abstand nach vorne blieb Konstant. Ich betete, dass einer der beiden hinter mir endlich an mir vorbei kommt und die paar Meter noch zu fährt. Aber weit gefehlt. Der Abstand wurde nun langsam größer. Sechs Meter, sieben Meter, zehn Meter, 15 Meter, 20 Meter,… Noch immer verbiß ich mich in den Lenker und wollte einfach nicht aufgeben. Vielleicht kommt ja gleich eine Kurve und der Zieharmonikaeffekt hilft mir. Weit gefehlt! Wir befanden uns auf einer ellenlangen graden Landstraße. Irgendwann ging es einfach nicht mehr und ich nahm die Beine hoch. Langsam wurde ich wieder klar im Kopf und spürte ein leichtes Schulterklopfen. Einer der beiden anderen war neben mich gefahren und entschuldigte sich. Er sagte so was wie: „Mensch schade, tut mir auch wirklich leid aber ich hatte alle Hände voll zu tun um in deinem Windschatten zu bleiben. An vorbeifahren war einfach nicht zu denken.“ Ich murmelte so was wie „Passt schon“ und fühlte mich ganz groß. Mein erstes Rennradrennen und ich empfand das Schulterklopfen einer wahrhaftigen Beinglatze fast als Ritterschlag.

Nun standen so etwa 120km auf der Uhr und zum ersten Mal keimten die Wochenlang überdachten Zielsetzungen wieder in mir auf. Ich wollte irgendwo zwischen 4 und 4,5 Stunden brauchen und mindestens einen Schnitt von 35km/h erreichen. Der Tacho zeigte einen Schnitt von 37,4 km/h und Zahlenmensch der ich nun mal bin, fing ich gleich an zu rechnen. 37,4 km/h auf 155km. Das würde ja bedeuten, dass ich unter 4 Std 10 min bleiben würde. Wie geil! Also weiter und hoffen dass ich durchkomme.

Bis Wedel fand ich auch immer ein passendes Hinterrad und konnte irgendwie mitrollen. Dabei hatte ich nichtmal ein schlechtes Gewissen. Schließlich hatte ich bereits jede Menge fürs Feld getan. Allerdings meldeten sich meine Beine nun vermehrt zu Wort und ich lies das ein oder andere Hinterrad dann auch mal ziehen. Große Gruppen gab es sowieso nicht mehr und ich hatte die Priorität verschoben: ich wollte den Schnitt bis ins Ziel halten. Als es in den fiesen Anstieg ging, passierte es dann allerdings gleich unten. Es machte Schnapp und meine Oberschenkel quittierten ihren Dienst. Schmerzverzerrten Gesichtes zwang ich mich die Kurbeln weiter zu drehen, musste aber einen nach dem anderen Gang runterschalten. Bis auf einmal kein Gang mehr da war in welchen ich hätte runterschalten können. Die Gegner flogen nur so an mir vorbei, die Zuschauer feuerten uns an aber ich versagte kläglich. Man war ich langsam, ich hatte das Gefühl zu stehen. Die Zuschauer sahen mich wohl leiden und feuerten mich ganz besonders an. Ich habs noch immer in den Ohren:“ Hopp, Hopp, Hopp, es ist nicht mehr weit, weiter so, treten, treten, treten,…“. Alles lief wie im Film an mir vorbei. Von Krämpfen geschüttelt überdachte ich an einem kleinen Absatz meine Strategie und schaltete um von „mit dem Schnitt durchkommen“ zu „ankommen und zwar noch lebend“. So machte ich es mir gemütlich, genoß die Atmosphäre und kurbelte ganz gemächlich bergauf. Der Puls pendelte sich zwischen 140 und 150 ein, ich konnte locker atmen aber die Beine wollten einfach nicht mehr.

Ich fuhr sogar noch auf einen auf, dem es genau so ging. Ganz langsam kurbelten wir den Berg hinauf und ich textete ihn voll. Schließlich lag es nicht an der mangelnden Kondition denn der Puls war weit unten. Als er sich dann allerdings hinter mich hängte konnte ich mir nicht verkneifen, ihn darauf aufmerksam zu machen, dass er auch ruhig neben mir fahren könnte. Schließlich war bei Schrittgeschwindigkeit kein größerer Effekt von meinem Windschatten zu erwarten. Er stammelte irgendwas von er braucht das zur Motivation und wahrscheinlich hat er sich einfach gedacht das der Idiot (ich) doch endlich seine Klappe halten sollte und sich deshalb hinter mich gehängt.

Als wir so gemeinsam die letzten Berge niedergerungen hatten, hatte sich zwischen uns so was wie ein blindes Verständnis gebildet. So nach dem Motto, jetzt geht es für uns beide nurnoch ums ankommen also lassen wir die Schmach der unglaublichen Langsamkeit gemeinsam über uns ergehen. So rollten wir ganz gemächlich dem Ziel entgegen.

Die Stimmung dort brachte dann die Adrenalinausschüttung noch mal in Wallung. Wie geil das ist, dort durch die Massen zu fahren und den Alarm den die veranstalten zu genießen. Einmalig und alle Strapazen absolut wert. Obwohl ich eigentlich etwas enttäuscht darüber war, dass ich auf den letzten 20km noch etwa 15 min verloren hatte und so grade eben den Schnitt bei 35km/h halten konnte, hab ich diesen Moment genossen und mich gefühlt wie ein ganz großer. Der Zielstrich wurde nach 4 Std. 25 Min. überquert und ich hatte es geschafft. Noch schnell den Transponder zurück gegeben und dann auf zum vereinbarten Treffpunkt.

Dort warteten erwartungsgemäß alle anderen auf mich und als sie mich entdeckten, bekam ich noch meinen ganz eigenen -Jubelsturm. Offensichtlich zeigten sich die Strapazen in meinem Gesicht und die anderen fühlten sich genötigt meine wenn auch höchstens durchschnittliche Leistung zu würdigen. Das ist dann halt der Vorteil, wenn man der langsamste im Team ist. Die anderen waren eben alle schon da und hatten so viel Zeit gehabt nach ihrem Zieleinlauf, dass sie wieder die nötige Kraft für diesen einmaligen Empfang geschöpft hatten. Auf jeden Fall hatte ich eine Tradition hoch gehalten: Ein nautilus gibt nicht auf!

Die weiteren Geschehnisse des Tages könnt ihr dann wieder den Berichten der anderen entnehmen, meiner ist sowieso schon viel zu lang geworden. Nur eine ganze Latte Danksagungen muß ich natürlich noch los werden: Zuerst selbstverständlich an Norbert für seine unglaubliche Gastfreundschaft, an OnkelW für seine Fahrdienste (ich wäre nicht in der Lage gewesen noch nach zu fahren), an die Cheerleader welche uns am Vorabend motivierten, am morgen vor dem Rennen Zuversicht spendeten und uns dann auchnoch einen tollen Empfang bereiteten, an die Orga (speziell natürlich an den Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. U. V., meinen persönlichen Trainingsberater) für eine spitzen Veranstaltung und zu guter letzt an das Hamburger Publikum. Wie ihr die Fahrer gefeiert und angefeuert habt, dass sucht seines Gleichen. Nicht zuletzt durch euch war dieser Tag ein unvergessliches Erlebnis! Von wegen kühle Norddeutsche…

Auf ein neues nächstes Jahr, die verdammten 4Std.10Min. will ich noch knacken!

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