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Eule meets Eule

TOUR DE FRANCE in Deutschland:

Es war Freitag der 8. Juli im Jahre 2005 nach der Niederkunft unseres Heilands, als Johannes (Yo Gomez) und ich uns aufmachten die badische Metropole Karlsruhe via Asphaltband zu erreichen. Zahlreiche Familien aus den nördlichen und westlichen Anrainerstaaten (vornehmlich mit gelben Nummernschildern ausgestattet) bereiteten diesem Unterfangen wenig Freude und so setzten wir die Reise nach dem malerischen Heidelberg auf der Landstraße fort. Doch auch diese war nicht Menschenleer, tummelten sich dort bereits auffallend viele Zweiradler in Richtung Süden.

Bereits einmal verfasste ich einen meiner längsten Beitrage und löschte ihn versehentlich vor dem abschicken, trotzallem will ich es noch mal wagen, den geneigten Leser mit langwierigen und noch langweiligeren Buchstabenaneinandereihungen zu belästigen.

TOUR DE FRANCE in Deutschland:

Es war Freitag der 8. Juli im Jahre 2005 nach der Niederkunft unseres Heilands, als Johannes (Yo Gomez) und ich uns aufmachten die badische Metropole Karlsruhe via Asphaltband zu erreichen. Zahlreiche Familien aus den nördlichen und westlichen Anrainerstaaten (vornehmlich mit gelben Nummernschildern ausgestattet) bereiteten diesem Unterfangen wenig Freude und so setzten wir die Reise nach dem malerischen Heidelberg auf der Landstraße fort. Doch auch diese war nicht Menschenleer, tummelten sich dort bereits auffallend viele Zweiradler in Richtung Süden.

In Karlsruhe angekommen wurden wir bereits an der ersten Kreuzung von freundlichen Menschen an roten Ampeln mit Infomaterial und Frei-Cola versorgt. Straßenzüge waren gesperrt und verwandelten sich in Fußgängerzonen, überall Party! Wir fanden einen kleinen Parkplatz nur 200m entfernt von der 3km Marke. Da wir noch genügend Zeit hatten schlenderten wir in Richutung Ziel und genoßen die Atmosphäre der Buden und Menschen aus aller Herren Länder. Leider war am 450m vor dem Ziel eine riesige Tribüne aufgebaut, so daß die Sicht auf die Strecke verbaut war und wir nicht im Besitz der VIP-Tickets für die Tribüne. Wir entschieden uns für eine Stelle 1500m vor dem Ziel, dort sollten die Fahrer aus einer Unterführung schießen und wir waren gespannt ob sie wohl etwas an Tempo verlieren würden.

Zuerst kamen die Fahrzeuge der Werbekarawane, dazwischen immer wieder Offizielle, Technik, Presse, Polizei, etc. Etwas spärlich bedachte uns die Karawane mit Krimskrams, außer einem Wasser waren nur zwei schäbige Schlüsselbändchen drin. Dabei mußte ich dem raffgierigen Jungvolk einmal die Vorteile von SPD-Cleats demonstrieren, „KLACK – Mein Bändchen!“… 😉

Die herannahenden Hubschrauber signalisierten uns die kurz bevorstehende Ankunft des Pelotons. Die Ausreisversuche wurden allesamt wieder eliminiert und so stand einer Sprintankunft auf der bestimmt 4km langen Zielgerade nichts mehr im Wege. Zuerst knallten Betreuerfahzeuge und Jean-Marie Le Blanc an uns vorbei und dann kam das Feld. Unglaublich wie zwei Staffeln mit je fünf-sechs Fahrern das langgezogene Feld bei Tempo 70 diesen leichten Anstieg hochführten. Nur ein Schlenker und es hätte sowas von derbe gescheppert, Hammer!
Aber gottseidank passierte nichts bei uns (kurz vor dem Ziel lagen dann doch drei Fahrer auf dem Asphalt) und die Meute schoß mit weit aufgerissenen Mündern und großen Augen an uns vorbei. Einzig ein paar zuvor bereits gestürzte Fahrer wurden ziemlich entnervt von ihren Teamkollegen etwas langsamer zum Ziel begleitet.

Über das Handy bekamen wir dann auch mit, daß der allseits beliebte Australier Mc Ewan Tagessieger wurde. Wir gingen zurück zum Auto und verließen Karlsruhe in Richtung Schwarzwald. Entgegengesetzt einem Teil der darauffolgenden Etappe fuhren wir durch liebliche Täler und steile Berge gen Startort Pforzheim. In den Orten war überall schon großer Trubel und als wir die erste Bergwertung runter fuhren, waren die Ränder der Straße schon mit Wohnmobilen, Fahrzeugen, etc. dicht beparkt. In Neuenbürg wohnt zufällig meine Tante und so quartierten wir uns über Nacht dort ein. Nach leckeren lokalen Spezialitäten ließen wir den Abend bei der Eurosportzusammenfassung und einem Glas Wein ausklingen.

09. Juli 2005
Der nächste Morgen begann früh, die Sonne blinzelte durch den Rollladen in meine Augen und der blaue Himmel signalisierte einen traumhaften Tag. Wir packetn unsere grobstolligen Freunde aus dem Auto und machten uns nach dem Frühstück auf, die ersten 10km nach der Neutralisation abzufahren. Die Straßen wurden leider erst kurz nach 9:00Uhr gesperrt und so hatten wir noch teilweise mit starken PKW-Verkehr zu kämpfen. Aber als wir im Enztal den Fuß der ersten Bergwertung erreichten, schoß das Adrenalin durch meinen Körper. Das Schild ‚6km Bergwertung‘ am Straßenrand entdeckt und ab ging es. Ich knallte den verdammten Berg hoch, obwohl ich mich eigentlich für den kommenden Tag schonen sollte, als ob es mein letzter sei. Immer wieder wurden andere Hobbyathleten und Fahrzeuge überholt, ich kam mir vor wie ein Wasserträger der zurück ins Feld fahren muß. Der letzte Kilometer schien endlos, aber da war das Rot-Weiße Ziel erreicht. Unterwegs die Menschen am Streckenrand die einem zujubeln und anfeuern, echt gigantisch… Ich habe übrigens für die 6km 21min gebraucht, allerdings mußte ich dreimal Vollbremsungen vornehmen, da einige Autofahrer meinten die Straße zuparken zu müssen.

Nun hieß es aber auch für uns warten und so standen wir ab 9:30 Uhr direkt hinter der Bergwertung. Wieder zog die teilweise nervige Werbekarawane an uns vobei und wir erhaschten das ein oder andere Souvenir. Planmäßige Ankuft der Pedaleure sollte 12:04 sein. Um 11:45 Uhr fuhr plötzlich eine ganze Ladung von Betreuerfahrzeugen an uns vorbei, als Johannes zu mir meinte: „Da, Eule“ Ich erspähte den T-Mobile Audi und schrie aus voller Kehle: „EEEEEEEUUUUUUUUULLLLLLLLLLEEEEEEEEEEE!!!!!!!“ Und was macht Eule?
Er streckt den Kopf aus dem Autofenster, dreht sich zu uns zurück und winkt freudig!!!

Mir kommen immer wieder die Tränen wenn ich an diesen Augenblick denke, ach Eule…

Jetzt ging es aber auch Schlag auf Schlag und mit Jean-Marie Le Blanc in seinem roten Tour Direktionsfahrzeug war die Ankunft des Feldes eingeläutet. Zuerst erreichte der Däne Rasmussen vom Team Rabobank den Gipfel und kassierte die vier Punkte, die Favoriten folgten nur kurze Zeit später. Das Feld war aber bereits hier total auseinander gepflückt und das waren nur 6km mit 400hm… Kirsipu zum Beispiel sah echt bescheiden aus und stieg am folgenden Tag dann auch aus, Minutenabstände bereits nach 12km. Als sich das Chaos nach der Durchfahrt so langsam legte, fuhren wir unseren Spochtgeräten entsprechend durch den schönen Schwarzwald im Gelände zurück zum Ausgangsort und unserem Auto. Fazit: Die Tour ist echt ein Ereignis, nutzt die Gelegenheit um mal dabei zu sein und fahrt auf einem Teil der Strecke, Gänsehaut feeling!!!

10. Juli 2005 Erbeskopfmarathon

Mit diesen beiden Tagen im Kopf hieß es dann am Sonntag für Johannes und mich wieder früh aufstehen und bereits um 530 klingelte der Wecker am Sonntag Morgen. Unser Ziel hieß heute Hunsrück, genauer der Erbeskopf (höchste linksrheinische Erhebung Deutschlands mit 860m ü. NN) und der dort stattfindende gleichnamige Marathon. Während Johannes sich mit 65km begnügte, wollte ich es richtig wissen und hatte für die 110km mit 3030hm gemeldet. Um 900 erfolgte der Startschuß und 126 Fahrer/innnen setzten sich in Bewegung. Meine Taktik lautete eigentlich die ersten 70km ruhig angehen und dann auf den letzten 40 km Leute einsammeln. Wie so oft ist nach dem Startschuß jede Taktik hinfällig und ich knallte mit dreißig anderen in der Spitzengruppe vom Feld weg. Wir fuhren die ersten 20km ein mörderisches Tempo und mein Puls lag wohl dauerhaft bei 180. Klar war das es nicht lange gut gehen würde.

Irgendwann hatte ich am Berg nen Kettenklemmer und ließ die erste Verfolgergruppe ziehen, reihte mich dann wieder in die zweite ein und fuhr weiter. Als ich nach 60-65km auch diese Gruppe reißen lassen mußte, spürte ich erste Anzeichen von schweren Beinen. Bei Kilometer 70 sah ich die erste Frau in einer Serpentine unter mir wieder, ich hatte bestimmt 10min Vorsprung bei KM 40 auf sie. Mir war klar das meine Taktik gut war, hätte ich mich bloß daran gehalten… Ich versuchte alles um sie und andere Fahrer in Schach zu halten, nie zuvor habe ich soviel gegessen und getrunken bei einem Rennen. Doch bei km 80 passierte es, mein rechter Oberschenkel machte zu und krampfte. Ich streckte kurz durch, entspannte die Muskelatur und weiter. Die Strecke ist einfach nur brutal, immer rauf und runter, keine Sekunde Erholung, leicht abfallende Passagen müssen über holprige Wiesen absolviert werden, Sitzen ist nicht drinn. Selbst meine Waden meldeten nun Alarm und am nächsten Berg überholte sie und ein weiterer Fahrer. Im nächsten Anstieg schlug ich nocheinmal zurück und erkämpfte mir meine Position wieder, doch kurz vor dem Gipfel erneut Oberschenkelkrampf.

Ich stieg ab und wollte einfach nicht mehr, doch ich hatte geschworen ich komme auch laufend ins Ziel. Nach einer Minute Erholung ging es wieder und ich furh weiter. An der letzten Verpflegung bunkerte ich nochmal Energie in Form von Riegeln, Kuchen, Bananen, etc. und machte mich auf den Weg die letzten 500hm und 15km zu absolvieren. Doch was war das, oberhalb der letzten VP hieß es Abfahrt ins Tal und Ziel. Bei nur 100km und 2500hm stand ich da und wollte gleich meine eigene Disqualifizierung beantragen, als die Streckenpisten mich davon unterrichteten das ein Teil rausgenommen wurde. Toll das jetzt erst zu erfahren… Man war ich bedient, einerseits froh über die gesparten Schmerzen, andererseits voll auf Energie und außerdem hätte ich dann mehr geben können auf den letzten KM. Naja, ich wurde 40. von 126 mit einer Zeit von 5:38:08h bei einem Schnitt von 19,5km/h.

Wenn mir das jemand vor dem Rennen gesagt hätte, ich hätte ihn ausgelacht und für verrückt erklärt. So war ich aber doch etwa enttäuscht, ohne die Krämpfe wäre sicherlich der 25. Platz mit einer Zeit von 5:20 rausgesprungen. Naja, heute sehe ich das auch schon wieder positiver. Der Sieger kam aus Holland, fährt für Merida und brauchte 4:20 mit nem Schnitt von 25,6km/h AUßERIRRDISCH!!! Die Spitzenleute in der Halbdistanz hatten nen Schnitt von nur 21km/h…

Die nächste Zeit werde ich keine Rennen mehr bestreiten und nur Just-for-fun durch die Wälder in meiner Heimat düsen.
Johannes hatte dafür auf der 65er Runde 70km zu fahren mit 100hm mehr als angegeben, er benötigte 4:31:42 und wurde 159. von ca. 400 Startern.

Es ist und bleibt eine der härtesten Angelegenheiten in Deutschlands Mittelgebirgen…
dd „Eule“

darkdesigner

4 Kommentare

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  • Hi dd „Eule“,

    Mensch da haetten wir uns ja fast gesehen. Ich stand ca. 1200m vor dem Ziel in Karlsruhe. Da hat das ca. 170 koepfige Peleton ungefaehr 10 sec gebraucht unseren Standpunkt zu passieren.
    Am zweiten Tag standen wir am Anstieg hinter Bad Herrenalb, da konnten wir deutlich mehr sehen, besonders da keine Zaeune zwischen uns und den Helden waren. Ich habe wie bloed „Voigte“ gebruellt, als ich ihn in der ersten Verfolgergruppe entdeckte. Ich glaube das hat ihn dann einen Tag spaeter zu seiner grandiosen Tat ermuntert :-).

    Im Gegensatz zu Dir bin ich allerdings am Samstag schoen mit dem Auto zurueck nach Berlin gefahren und musste mich am Sonntag von den Strapazen erholen.
    Sich beim nem Marathon die Kante zu geben waere natuerlich auch ne Moeglichkiet gewesen! Meinen Glueckwunsch zum 40.

    Carl

  • Hi Carl,

    dann warst Du ungefähr an der Fußgängerbrücke,oder???

    Ich hatte leider erst am Samstag vor Dobel das ESK-Leibchen an, waren aber auch kurz im TV zu sehen ;-)))
    dd

  • Hi dd,

    stimmt genau kurz dahinter, aber der „Anstieg“ hat die Jungs kein bisschen gebremst. Aber schoen war es allemal.

    Wenn Ihr so weiterfahrt gibt es ja bald eine ESK Protour Mannschaft, dann sind die Shirts noch laenger im TV 🙂

    Carl

  • eule erblickt eule – was fuer ein historischer moment. da ist theatralik nicht fehl am platze.
    meine eltern standen mal in suedfrankreich (vor ein paar jahren bei der durchfahrt durch das oertchen montrilleu, 20km nordwestlich von carcassonne) an der strecke – und sie fanden es auch grossartig. das fahrerfeld ist durch die engen gaesschen des ortes geknallt und die sassen im strassencafe und haben milchkaffee geschluerft. und das beste ist: ich hab die in dtl im fernsehen live gesehen 🙂

    und meinen dicksten respekt zoll ich dir fuer die leistung am erbeskopf. 100km quall und kraft. nun, da darf man am anfang eben nicht so leichtfertig power verschiessen 😉
    tolltoll!

    rb

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