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Wilde Tiere

von Jockel

Madbull weilte in der Stadt und er wünschte, dass sich eine Schar edler Reiter finden möge, auf das diese ihm das brandenburger Land näherbringe. Es fügte sich, dass sowohl rob, als auch ich die Zeit fanden um uns seiner Sache anzunehmen. Ich hatte ursprünglich vor, im Alleingang einige der letzten weißen Flecken von der Brandenburgkarte des ESK zu tilgen, aber warum denn nicht auch in einer kleinen Gruppe, welche zudem die verwegenste Schar seit dem Verbleichen des seligen Sir James Cook darstellte?

Man traf sich am gar nicht so frühen Morgen des Samstages, welcher Pfingsten einläutet und bestieg in Lichtenberg die Regionalbahn in Richtung Löwenberg. Der kleine Triebwagen war bereits proppevoll mit Stadtfluchtwilligen, zu denen auch eine vielköpfige Schar blutjunger Mädels gehörte, welche Robs Blut ordentlich in Wallung brachten (…ich glaube mich zu erinnern, das der Gute die Fahrt über, mit seiner Front zur Bordwand verbracht hat). Um nun etwas Platz zu schaffen, wies ich die ES-Kader an, es sich auf der Treppe „…wie die Hühner auf der Stange…“ bequem zu machen und ließ mich nieder. Offenbar hatte ich ungenügend Schalldruck erzeugt, um die discogestählten Ohren von rob und Madbull zu erreichen, so das nun anstelle der lieben Kameraden die Hühner neben mir saßen. Was meine Ohren in den folgenden Minuten zu hören bekamen, darüber schweige ich lieber. Allein der Hinweis möge genügen, dass ich – wenn mir das Blut in den Adern nicht schon vor Jahren gefroren wäre – ein ums andere Mal errötet wäre. Madbull unterließ es nicht, die Hühner in der ihm eigenen freundlichen Art darauf hinzuweisen, dass sie von mir nichts zu fürchten hatten, könnte ich doch bereits gut ihr Vater sein…

Na egal, weiter im Text. Ich hatte also vor, eine neue Route auszubaldovern, welche ich in Gedanken schon öfter auf Landkarten vollzogen hatte. Bereits nach wenigen Kilometern realisierte ich, dass die Zeit gegen uns freiheitsliebende Geländeradsportler arbeitet. Bund und Land hatten es für notwendig erachtet, etliche einstmalige Feld- und Waldwege in Asphaltbänder zu verwandeln, den Rest hatte der ADFC erledigt, indem er, bisher von die Straßenbauwut verschonte Wege, ebenfalls mittels Asphalt in „Fernradwanderwege“ verschandeln ließ. Was für eine Verherung? Auf diese Weise kamen doch mehr Asphaltkilometer zustande, als sie für ESK-Touren üblich sind. Hinterher ergab sich zwar, dass es nun doch nicht so viele waren, wie gefühlt, aber ich empfinde bereits 1,5 zusammenhängende Straße als quälend lang. Um mich abzulenken, kamen mir die plötzlich auftauchenden Maikäfer, welche es mit ihrem Auftauchen am 29. Mai gerade noch geschafft hatten, ihrem Namen gerecht zu werden, gerade recht.

Weiter ging die Fahrt. Um Madbull unsere Heimat näher zu bringen, wurde dem Hohen Timpberg und dem darauf befindlichen Bismarkturm ein kurzer Besuch abgestattet. Leider war der Turm, welcher sonst ruinös und unerkannt in der Gegend umherstand entdeckt und sogleich verrammelt worden. Man konnte aber auch so schön gucken.

In Burgwall angekommen ergab ein prüfender Blick ins Kartenwerk die Möglichkeit, weiteres Neuland zu betreten. Entlang der Havel sollte uns der Weg mehr oder weniger in Richtung Lychen führen. Leider ergaben unsere Recherchen, dass die in den Kartenwerken verzeichneten Havelübergänge nicht oder nicht mehr vorhanden waren, so dass wir statt dessen wesentlich weiter östlich bei Hammelspring aus der Landschaft gespien wurden. Jetzt kommt eine Ansage: Havelübergänge! Nach eingängigem Studium der mir zur Verfügung stehenden Navigationsmittel erkläre ich: Es ist noch nicht vorbei. Ich werde, entgegen anderslautenden Bekundungen, wiederkommen und euch finden. Ehrenwort!

Von Hammelspring aus wurde der Röblinsee angesteuert, an dessen Ostufer sich ein feiner Pfad entlangzieht, welche wieder so etwas wie ein Lächeln auf die staubigen Gesichter der Reisegesellschaft zauberte. Leider stellten sich uns im weiteren Verlauf der Strecke erst ein Kommitee Bauarbeiter, dann eine wütende Sau entgegen, so das wir im Örtchen Hindenburg (jaja die Brandenburger…) wieder mal eine Straße erreichten. Das machte aber nichts, da wir ohnehin vorhatten, im schönen Templin die Speicher zu füllen, was auch geschah. Beim Verzehr von lecker Erdbeerkuchen schwor ich die Mitreisenden ein, den ersten Teil der Tour, aufgrund der Aspahltkilometer, als gewesen einzuordnen und den weiteren Verlauf als neue Tour und somit neues Glück aufzufassen. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wußte, war der Umstand, das mein Lieblingsverein (der ADFC) gerade dabei war, einen vormals schönen Weg, welcher von Templin einige Kilometer durch herrliche Feldmarken in Richtung Alt Placht führt, in ein (ihr erratet es bereits) Asphaltband zu verwandeln. Ihr könnt Euch vorstellen, wie mir der Hals schwoll. Möge es den Verantwortlichen gegeben sein, mir nicht im wahren Leben zu begegnen… Die nächsten Kilometer, wurden wutbedingt etwas schneller zurückgelegt. Gottseidank war der gesammte Rest der Strecke, welche uns schließlich nach ~110 Kilometern auf den Fürstenberger Marktplatz brachte, so, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Landschaft, bestehend aus Feld und Wald, mit einem extrem geringen Anteil an Menschenberührung und diversen Tiersichtungen, welche mich hiermit spontan veranlassen, einige meiner Aufnahmen, zur Ansicht zu bringen…

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