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Zzzzzorro’s Sehnsucht

Der Tourbericht von Zzzzzoro

„Sehnsucht regierte lange Zeit ein Herz. Glaubte es soll ewig leiden. Sehnsucht, oh ewiger Schmerz. … Treuestes aller Leiden.“ Kurz vor dem Feste setzten sie nach Regentagen endlich ein, die lang ersehnten Fröste und leichter Schneefall. Wegen zahlreicher Verpflichtungen und Unternehmungen war es mir um die Feiertage leider nicht vergönnt, eine lange Runde mit dem Silberpfeil durch unser schönes Mecklenburg zu reiten. Ein wenig freie Zeit konnte ich jedoch zu ausgiebigen Planungen am Kartentische nutzen, denen eine feine Auswahl möglicher Streifzüge für die kommenden Wochenenden galt. Meine erste Wahl für den ersten Sonntag im Jahre 2004 fiel auf eine Strecke westlich Neobrandts. Besonders die Kombination einiger liebgewordender Teilstücke in dieser Richtung ließ diesen – mittlerweile nächtens gefassten – Entschluss reifen. Da ich mir sicher war, den ein oder anderen Getreuen Neobrandts noch an meine Seite zu ziehen, verkündete ich das Unternehmen im Forum der Turbobienen. Wegen des regen Treiben um zahlreiche andere Themen dort, die steigenden Zugriffszahlen des Aufrufes und das offenkundige Ausschweigen darum, beschlich mich die Gewissheit, das es ein Alleinritt würde. Auf einer Zusammenkunft am Vortage ward das Thema erneut angesprochen, aber Furcht vor dem Eise, die „frühe“ Startzeit sowie andere Verpflichungen wurden als hinderliche Gründe vorgetragen.

Der Tourtag begann wie jeder andere sehr früh, da ich mein geschätztes Haupt zu fast jeder Zeit schlafen legen kann, sobald aber die Morgendämmerung einsetzt, die innere Uhr auf Wecken steht. So nutzte ich die „gewonnene“ Zeit zu einem ausgiebigem Frühstück bei leicht geöffnetem Fenster und den zarten Klängen einer illustren Kapelle namens Immortal, deren Spielleute u.a. Kälte besangen, die nicht nur Haut gerbte. Nach dieser Einstimmung begann das übliche Vorbereitungsschauspiel. Zunächst galt es aber jemanden zu begrüßen, der nunmehr fast 4 Jahre und über 30T Kilometer mein treuer Begleiter ist. Ja Silberpfeil, guter Freund, uns verbindet ein mächtiger Treueeid! Nachdem ich ihm im Dezember seinen ersten und bis dahin einzigen Kurbelsatz bei einem bergan führenden innerörtlichen Sprint ausgebrochen hatte, musste er zunächst mit dem des Arabers Vorlieb nehmen. Zum Jahreswechsel ward ihm aber ein neuer zudem silberner Satz Kurbeln verpasst. Stolz scharrte er nun ungeduldig mit den Hufen. Für mich nur Antrieb die eigenen Vorbereitungen zügig voran zu treiben. Den Läufer im Flur wollte ich schließlich nicht auch noch ersetzen. Also fix in die Pellen, zwei Bananen eingepackt und den Tee in die Flaschen gegossen. Kaum vor der Haustüre angekommen befand ich es für besser, die Ohren heut lieber unter dem kürzlich erstandenen Funktionszwirn zu verstauen. Ich möchte nicht sagen, dass es kalt war, denn davon bei gerade mal -6°C zu sprechen, wäre dem tollen Wetter nicht gerecht geworden. Es war also frisch, zwickte ein wenig an den Ohren, die Wege waren leicht gezuckert und die Sonne schickte sich an aus dem Wolkenmeer hervorzutreten.

Die noch verschlafene Stadt verließ ich von der Seeseite aus über die Brodaer Höhe. Dort folgte ich einem Feldweg, der kurz vor dem Weihnachtsfeste eine rechte Modderpiste war, auf der die Hufe des Silberpfeils tief versanken und so auch ich reichlich Schlamm abfasste. Nun war jedoch alles festgefroren und man hätte die zügige Fahrt durch tiefe von motorbetriebenen Kutschen gelegte Spuren durchaus mit Trailsurfen vergleichen können. Anschließend begab ich mich auf den alten Bahndamm Hamburg-Stettin, dessen Reize sich mir erst wieder in der zweiten Jahreshälfte 2003 erschlossen. Seine Gleise wurden einst im Zuge zu erbringender Reparationsleistungen nach Russland verbracht. Übrig blieb sein Gleisbett, alte Brücken/-reste, zahlreiche Gebäude und an mancher Stelle finden sich auch Reste von Verladerampen u.ä.. Dem Bahndamm folgend führte mein Weg über Wulkenzin, Mallin, Penzlin, Marihn nach Möllenhagen. Eines jedoch war eigenartig, da ich es ausschließlich auf dem Bahndamm wahrnahm. Das Funktionsstirnband, welches die Ohren wärmte, erzeugte beim Überfahren des mittlerweile von reichlich Mutterboden bedecktem Schotterbett ein Grollen, wie man es aus Filmen kennt, bei denen eine Artillerie aus abertausend eisernen Rohren feuert.

Kurz vor Möllenhagen hatte es dann auch Klärchen geschafft, die ihren Schein hemmenden Wolken zu vertreiben. Die zarten Strahlen taten den vom vielen Gestaune über die landschaftlichen Reize mittlerweile etwas kühl gewordenen Muskeln gut. Um das noch ein wenig zu fördern beschloss ich den Vorstoß auf direktem (also asphaltierten) Wege nach Klockow, mich dafür aber im Springtannen und Boeker Forst (Kernzone I des Müritznationalparks) ein wenig umzusehen. Das Asphaltband war schnell abgefahren und so stieß ich tief in die Wälder vor. Es ist immer ein Genuss dort zu fahren, ein Geflecht aus wild verschlungenen Pfaden und Forstwegen bietet dem Geländeradfahrer einiges. Wildkontakt ist dort ebenfalls garantiert und wenn man sich nicht zu hektisch bewegt, kann man sogar ganz nah heranfahren. Da es mich nun aber fröstelte, gedachte ich meine schwarze Tracht erneut ein wenig der Sonne preiszugeben. Ein Blick auf die mitgeführte Messtechnik offenbahrte allerdings einen Temperaturabfall auf -8°C. In Möllenhagen waren es vorher schon -3°C. Die Wälder vor Waren/Müritz haben es allerdings bekanntermaßen kälteseitig in sich. Schon im Spätsommer empfiehlt es sich dort ein zweites Trikot bzw. eine Weste mitzuführen. Ich kann mich nur zu gut an die Durchquerung des Warener Stadtforstes Ende September erinnern, als die Kälte uns in dünner Tracht bekleidete Pedaleure fast lähmte. Gewundert hat mich aber, dass dort in der Kernzone des Nationalparks an diesem Morgen mehr motorbetriebener Verkehr zu verzeichnen war, als auf der übrigen bislang zurückgelegten Strecke.

Ab Kratzeburg folgte ich dem Betonplatten-/Asphaltband bis Brustorf und von dort aus weiter dem Tourverlauf der Adventradtour 2002 bis Neubrandenburg. Die Wege waren allesamt frei, erst ab Klein Nemerow wurde es etwas hektisch, da das schöne Wetter Spaziergänger in großer Zahl vom heimischen Ofen gelockt hatte und manche ihre der-tut-doch-nichts-Hunde nicht unter Kontrolle hatten. Mir konnte das aber ob des tollen Ausfluges nicht die Stimmung verderben. Ein Vergnügen blieb mir aber noch nach der Heimkehr. Den Tee hatte ich in normale Trinkflaschen gefüllt und nun konnte ich köstliches Kirschteeeis löffeln.

„Das Leben ward doch wunderschön. Er hatte seinen Traum gesehen. Viele Wege ging er schon und vermeintlich fast am Ziel. Tränen wollten nicht mehr fließen. War’s doch wie’s ihm gefiel.“

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