Angermünde – Bernau

robs Geschichte

Der Herbst, von den vielen Jahreszeiten wohl eine der schönsten die es gibt, die kunterbunten Blätter die vom Wind in alle Richtungen getragen werden, die letzten, noch halbwegs warmen Sonnenstrahlen die sich fast ungehindert durch das lichte Zweigwerk ihren Weg zum Boden bahnen, die Ruhe und Abgeschiedenheit in den endlosen Wäldern Brandenburgs – das ist die Jahreszeit in der der aufbricht zu neuen Heldentaten. Und während sich einige unerschütterliche Kader bei Sturm und Schneeregen aufmachten in grenznahe Bergregionen um dort den lieben langen Tag nichts anderes zu tun als in der warmen Baude zu sitzen und billiges aber umso besseres tschechisches Bier zu trinken, rafften sich drei Unerschrockene auf die viel zu selten erkundeten Regionen nördlich des Finowtales abzuradeln. Wer anderes als der Oberst wäre prädestinierter ein solches Unterfangen anzuführen, Routenwahl, Tempo und die Kürze der Pausen vorzugeben. Da ich selber noch jede verpasste die etwas weiter in den Norden ging hielt ich mir besagten Termin frei und so konnte mich auch die Party am Vorabend, welche mich erst gegen 0400 zu Bett gingen ließ nicht abhalten an diesem sonnigen Sonntagmorgen in neuer Frische aus dem Bettchen zu springen.

Am Vortag entschloß ich mich auf Rikmans Rat hin doch noch einmal zu schalten, fuhr zum -Shop und legte das 16er Ritzel drauf. Nach einer recht kurzweiligen einstündigen Zugfahrt erreichten wir Angermünde. Wie üblich wurde auf den ersten Metern nicht mit Tempo gesparrt, bei kühlem Gegenwind ging es zunächst in nordwestlicher Richtung zum Wolletzsee. Dieses malerische Gewässer ist geradezu typisch für . Ein großer, klarer See, eingefasst von dichtem Buchenwald und hügliger Landschaft in der es einige Rampen zu erklimmen gab. Nach dem See erreichten wir Altkünkendorf, ein gar hübsch gelegenes Örtchen, dessen Besonderheit laut Jockel zum einen die Kirche, im Stile der Hugenotten erbaut, sowie ein riesengroßes Speicherhaus ist. Der Speicher würde sich bestens als ESK-Unterkunft eignen. Von hier aus könnte der ESK dann unzählige drehen, zum Beispiel in die Polnischen Berge – einem herrlichen Kleinod. Meiner Vermutung nach handelt es sich dabei um einen Endmoränenrest der Angermünder Staffel, eines Endmoränenzuges entstanden im Pommerschen Stadium der Hochweichselkaltzeit vor ca. 14800 Jahren.

Anders ausgedrückt: die Polnischen Berge haben es verdammt in sich! Das ein oder andere Mal musste ich Jockel und an den fiesen Anstiegen ziehen lassen. Und weil diese Landschaft so schön ist fuhr Jockel auch gleich mehrmals hin und her in den Bergen. Nicht jedoch ohne die Hauptfahrrichtung außer Acht zu lassen, denn im Folgendes sollte es südwestlich hin zum Werbellinsee gehen. Die aufgrund der Bahnarbeiten von den tonnenschweren LKW's total zerfurchten Wege sauten uns endlich richtig schön ein. Überrascht von der regen Bautätigkeit zeigte sich Jockel kurz abwesend, weswegen wir den falschen Weg einschlugen. Doch wer Jockel kennt, der weiß das es für ihn keinen falschen Weg gibt. Ohne auch nur einen Blick auf die Karte zu werfen wurde eine neue Route aus dem Kataster gezogen, halbwegs direkt zum See. Der Trail entlang des Werbellinsee ist einer der ganz großen Sorte. Eng über dem Wasser entlang führt er auf und ab, J-Coop hatte noch stunden später ein breites Grinsen im Gesicht. Auf diesem Pfad wurden wir von möchtegernnaturschützenden Pilzsammlern auch aufgeklärt, wir dürften in keinem Fall den Hang runter fahren, wegen dem guten Moos und so (zur Erklärung: ein Befahren des Hanges am östlichen Werbellinsee entbehrt jeder Vorstellung, hat er doch ca ein Gefälle von 60° und endet abprubt im kalten Wasser des Sees).

Nachdem wir in Altenhof am See ein paar kulinarische Sachen zu uns nahmen um uns für die nächsten 40km zu stärken ging es straight Richtung Süden, nicht aber ohne die Rampen in den Wäldern östlich des Werbellinsees auszulassen. Wir gelangten nach etlichen Kilometern über leicht hügliges Terrain nach Finowfurth (Wo wir uns immer wieder gerne an Arthur Dent's historisch hysterischen Ausratser errinnern „Kann mir mal einer sagen wo wir überhaput langfahren, der Bahnhof liegt doch ganz wo anders!“). Hinter Finowfurth verblassen meine Erinnerungen langsam, ich kann mich nurnoch an die Gehackten Berge entsinnen, ein paar schöne Hügel die mich stark an die Rauener Berge errinerten. Irgendwann kam dann auch Jockels Spruch: “ Komm schon, is nich mehr weit!“. Die letzten 15km führte uns der Oberst noch über herrlichste Kopfsteinpflasterfeldwege und schönste Äcker ehe wir irgendwann in Bernau rauskamen. Der Weg zum Bahnhof auf der Straße wurde standesgemäß locker ausgerollt (gute 30km/h).

Es war wirklich wiedermal seit langem eine dieser wunderschönen Touren im brandenburger Umland. Und mit dem Singlespeeder war sie gut fahrbar, wenn ich auch hin und wieder an den zerrigen Anstiegen etwas zurückblieb. Erstaunlich für mich war, dass ich zum Schluss zwar ganz schön dicke Beine hatte und kaum mehr Tempo machen konnte, dass es mir aber ansonsten im Gegensatz zu früheren Touren noch ganz gut ging. Mit Schaltung hätte ich zum Schluss wohl in viel zu kleine Gänge geschaltet, wodurch ich noch langsamer gewesen wäre, was mich viel mehr deprimiert hätte. So gings halt nicht anders. Danke Jockel.

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