Der Geist der guten alten Zeit

Menis‘ Erlebnisse

nachdem ich um 0630 mein karges frühstück vertilgt hatte, nahm ich auf der gemütlichen fizik-bank meines mir angetrauten gt platz und steuerte gen osten in den frühen morgen hinein. die stadt erwachte, die spuren der love-parade waren deutlich sichtbar und so fuhr ich auf noch gesperrten, mit müllfahrzeugen vollgestellten und mit scherben gepflasterten paradestrassen richtung ostbahnhof. der 17juni, die gold-else, das brandenburger tor, unter den linden – ach, wie schön ist unsere stadt!

viel schneller als erwartet erreichte ich den ostbahnhof und nutzte die übrige zeit um mich durch dieses, mir doch nahezu unbekannte terrain zu bewegen. neben wankenden pennern und restalkoholisierten jugendlichen traf ich auch auf einen herrlich verschlafenen „antik-markt“. einen flohmarkt, wie es ihn in anderen teilen der stadt schon lange nicht mehr gibt. mir stach sofort ein besonders attraktives angebot ins auge und wäre platz im camelback gewesen, so hätte ich garantiert zugeschlagen: ein einzelner, völlig abgetragener und verranzter turnschuh einer mir unbekannten marke für nur 50 cent! ja, und das meine ich ehrlich – wie schön ist unsere stadt!

doch zum kern: kaum auf dem richtigen bahnsteig platz genommen, erscheint auch schon eine von einem mysteriösen glanz umgebene figur auf der plattform. lässig rollt die hochklassige, chriskingrasselnde maschine nebenher – ein überlegenes lächeln spielt über sein gesicht, entspannt hält er einen grossen becher heissen kaffee in der rechten hand, angemessen schreitet er – den bahnsteig zum laufsteg werden lassend – auf mich zu.

ist nicht gleich radfahren“ denke ich. nachdem der oberst neben mir platz genommen hat, begann ein spektakel, welches mich sofort hätte misstrauisch machen müssen! der oberst nahm ein riesiges, mit vielen unterschiedlichen hühnern belegtes brot aus dem reisegepäck und begann in germanischer art und weise das ganze teil zu vertilgen. kaum fertig damit, packte er ein stück kuchen nach dem anderen (!) aus und auch diese hydratreiche nahrung wanderte flugs über die lippen des obersten. warum wurde mir da nicht alles klar? warum wusste ich nicht sofort, was hier vor sich ging? wieso schoss mir das wort „druckbetankung“ nicht durch den kopf? wieso kein misstrauen? keine frage? nun denn – die antworte sollte nicht zu lange auf sich warten lassen.

doch zunächst erschienen die anderen kameraden am gleis und so verlor ich die alarmierende spur wieder ganz aus den augen. die anreise folgte und bei schönem wetter wurde die durchaus motiviert begonnen. eine um die andere stunde verging, eine um die andere steigung wurde genommen und der griff in die trikottasche machte mir deutlich, dass ich dem zustand der unterernährung bald ins rot-geäderte auge zu sehen haben würde. wie jetzt verhandeln, ohne die schwäche den anderen zu offenbaren? mir war klar, dass ein einfaches „hab hunger“, oder vielleicht „gibt´s was zu essen“ nicht auf fruchtbaren boden fallen würde und so beschloss ich möglichst lange durch zu halten.

weitere stunden gingen in die wunderschöne mark und ich kann nun zugeben, dass mir manch eine zuckersandetappe etwas zu lang und manch eine steigung etwas zu steil vorkam. dann noch immer rob – dieses elende wiesel! rattert er doch in den härtesten steigungen mit seinem vorderrad an meinem hinterrad, als wenn der sensemann zur letzten messe anklopfen würde. „schuldigung, war mit absicht – ähh – ohne versehen!“.

in meinem kopf formierte sich ein riesiges fragezeichen? selbst wenn wir irgendwann wieder menschen sehen, selbst wenn wir irgendwann wieder essen (es war bereits 1430 und mein frühstück lag 8 stunden zurück), wie soll ich mich dann nur für die rückfahrt wieder erholen? der oberst derweil verdaute wohl gerade am fünften von den acht hühnern, oder am vierten von den sechzehn brownies – jedenfalls glühte er vor esprit und elan.

kurz nachdem mein puls nicht mehr über die 78-schwelle steigen wollte, kurz bevor sich der tunnelblick zum einheitlichen schwarz verengte, kurz bevor ich das telefon zum letzten gespräch mit frau und kindern zücken wollte, erreichten wir doch noch die burg. die nahrungsburg! endlich! überlebt!

und dann die nachricht des tages: hier war tourende!

ich wusste nicht einmal das der ort über einen bahnhof verfügt. nun gut, umso besser. wir setzten uns um den tisch und feierten alle unser kollektives weiterleben. mann jungs, es war so nett! mann jockel, du bist eine steinhartedrecksmistsau! was für eine coole tour! dank an jockel, dank an alle und es lebe der … menis

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