Bisschen Sonne hier, krasser Regen da: Fangschleuse, Scharmützelsee, Erkner.

Rifli's Andacht

Liebe Gemeinde hier nun das Wort zum Sonntag. Im festen Glauben daran, seine Grundkondition zu verbessern, startete G-Punkt einen Aufruf in der Gegend seiner schlechten Kinderstube. Es folgten: Rikman der beim Anblick einer B- nicht Nein sagen kann und endlich mal Herr über seine Reserven ist, Rob, der die Hoffnung hatte, seinen Restalkohol wegzutreten und Schlaf nachholen wollte Nautilus, der glaubt mit jedem Kilometer sein manisches Grinsen aus dem Gesicht zu bekommen – Fully fahren ist so geil. und Ritzelflitzer, der nicht auf seinen Körper hören kann und trotz Halskratzen und Kribbeln in der Nase an einer garantierten Regentour teilnimmt.

Die Eckpunkte waren klar, fehlte nur noch das pünktliche Erscheinen am Startort Ostbahnhof, welches Gleis war es nochmal, hoffentlich S-Bahn, da kann man Notfalls in 20min nachfahren – ahh Nautilus steht zumindest auch noch da. Aber sonst keiner weiter, kurzer Telefonkontakt und ein Zwischensprint unter den Gleisen und der verspätete Regionalexpress nahm 5 trockene und wagemutige Sonntagsradler in sich auf. Kurze Zeit später spuckte uns die Bahn in Fangschleuse aus und los ging die Hatz.

Die ersten Kilometer wurden entsprechend einer B-Tour ruhig angegangen, vereinzelte Sanddünen liesen kurz den Puls hochschnellen, aber die langezogenen Geraden der südöstlichen Mark dämpften schnell diese Spitzen und der Puls fiel zurück in den Ruhebreich. Kurze Aufregung vor der Überquerung der Spree, als Rikmans Lenker sich selbstständig machte. Zwock dürfte es bei diesem Anblick kalt den Rücken runtergelaufen sein, mußte der Arme doch auf Mallorcatraz mehrere Kilometer zu Fuß durch die Pampa laufen, um einen neuen Vorbau zu besorgen. Zum Glück hatte Rikman mal wieder im bekifften Zustand seine Vorbauschraube festgezogen und hatte damit eindeutig zu wenig Kraft, im Gegensatz zu Zwock der mit seinen Bärentatzen und dem kurzem Ende des Imbusschlüssels seiner Schraube den Garaus machte.

Auf den folgenden Kilometer wurde unser Puls vor allem dadurch gereizt, das lustige Schildchen für uns aufgestellt wurden, auf denen die Bezeichnung der einzelnen Forstabschnitte standen. Küchengestell und ähnliche Worte ließen uns doch kurzzeitig das Zwerchfell anspannen und bei Ludergestell suchten wir vergeblich nach den Selbigen.

Kurz vor den Rauener Bergen stießen wir auf eine Veranstaltung, die uns sehr merkwürdig vorkam. Männer im Sportdreß mit Nummern auf den Rücken, die öffensichtlich ihre Fahrrader vergessen hatten, liefen kreuz und quer durch den Wald als ob sie ihren Untersatz im Wald verloren hätten und ihn nicht finden konnten. Ob es an den anfeuernden Rufen oder dem Trassierband lag, das wir plötzlich unser Tempo verschärften und uns gegen unseren Willen eine 30% Steigung hochjagen ließen, war nicht mehr feststellbar. Schnell verließen wir die sportliche Wettkampfstrecke und schlugen bald in Saarow ein. Eine kleine Exkursion in welchem Haus welcher Lehrer gewohnt hatte, zeigte uns, wer hier mal seinen Kindheit verbracht hatte.

Die Umrundung des Scharmützelsees stand an, die kleinen schauerartigen nieselnden Regentropfen störten am Anfang wenig, als aber die Huschen sich zu einer gewaltigen Entladung vereinigten, ärgerte ich mich doch keine Wechselklammotten dabei zu haben. In wenigen Sekunden waren wir bis auf die Knochen durch, jetzt konnte es losgehen der war in seinem Element, selbst beim Nichtschwein Nautilus war das manische Grinsen immer noch zu sehen. Lag es an den günstigen Wetterbedingen oder an der tadellosen Funktion seines Fullys? Egal, Hauptsache FAHREN, sobald man eine Sekunde nur stand, gefroren einem die Glieder. Kurz nach der ersten Umrundung meinte Pedrus wir hätten genug und schloß seine Pforten. Er schob sogar die Wolken weg und ließ unsere Kleider trocknen, das hatte sofort eins zur Folge: die Tour mußte wegen widriger Witterungsbedingungen abgebrochen werden…

Wir haben natürlich nicht die Tour abgebrochen! Wir fuhren in der Hoffnung weiter noch so eine Regenhusche abzufassen. Leider vergebens, so mußten auf den letzten Kilometern noch eine Bäckerei in Bad Saarow überfallen werden und in Fangschleuse die trockenen Kehlen mit lecker Bier erfrischt werden. Und mir ist auch nicht klar warum ein Weizen 1,60� kostet und die gleiche Menge Radler oder Pils 2,60�. Trotzdem oder gerade deswegen drückte ich der Kellnerin für mein Radler selbstbewußt nur 1,60� in die Hand, die sie auch dankend annahm. Mit Brille wär das nicht passiert.

Die anschließende Fahrt durchs Löcknitztal war nochmal ein Highlight. Kurven ohne Ende, links, rechts, knapp an den Bäumen vorbei, driftend in die Kurve, am Hinterrad des Vordermannes langschrappeln, Vollbremsungen, Bunny Hops über Stämme, Drifts übers Vorderrad, alles da was einem das Adrenalin durch den Körper jagen läßt. Das Adrenalin pumpte noch ordentlich durch die Ader als uns der Wald wieder ausspuckte und die Zivilisation uns wieder hatte.

Der Sprung in die S-Bahn beendete unsere Tour bei 96km. Noch völlig high vom Gefühl des Eins seins mit dem Wald, holte uns ein paar Stationen später die reale Welt wieder ein. Ein Kampfsäufer wie er im Buche steht, war der Meinung auf Grund seiner sportlichen Leistung sich zwischen uns setzen zu dürfen. Nur die zu kleinen Lüftungsluken der BR 477 bewahrten in davor durchselbige in die Freiheit zurückbefördert zu werden. Jegliche Kommunikation erstarb, als er auch noch sein Maul aufriss und seinen süßsauren Alkoholpennerduft verbreitete und anfangen wollte zu palavern. Kurze verbale Ohrfeigen brachten in zum Schweigen, was ihn aber nicht daran hinderte an Nautilus Schalthebeln herumzunesteln. Wir konnten gerade noch verhindern, das Nautilus in aus dem Zug warf. Es hatte uns schon einige Mühe gekostet ihn zu beruhigen und den Säufer davon zu überzeugen, dass sein letztes Stündlein noch nicht geschlagen hat.

So konnte dann der Tag ohne Todesfälle doch noch beendet werden.

Kommentar hinzufügen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Archiv

Archive

Folgt uns auf