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Bernau-Eberswalde

das obergeniale Tagebuch von Ackebua

Vor einiger Zeit fanden nigerianische Mammutforscher im ewigen Eis der brandenburgischen Gletscherplatte 11 mumifizierte Gestalten, von denen einer sein Tagebuch noch in der steifgefrorenen Hand hielt. Einen Auszug daraus möchte ich hier zum Besten geben:

„…da fahren wir nun. Das Termometer zeigt 32 Grad unter Null. Der Himmel ist nicht vom Horizont zu unterscheiden. Bereits seit 3 Wochen schneit es unaufhörlich. Der scharfe Ostwind läßt tiefe Risswunden in unserer Haut entstehen. Meter um Meter schleppen wir uns und unser Begleitmaterial voran. Noch sind wir alle fröhlich. Keiner mag seine Zweifel ob des Erreichens unseres Zieles eingestehen. Das Lachen wirkt zwanghaft.

10:38 Uhr: Die Suche nach unserem verschollenen Kameraden hat sich gelohnt – er ist gerettet. Ohne uns würde er keine 3 Stunden im Eis überleben. Wir sind also wieder komplett, das stärkt unseren Mut.

11:54 Uhr: Kaum einer sagt mehr etwas. Man spart Kraft, wo man nur kann. Unsere Tritte werden immer langsamer. Trillian, eine unserer Frauen, ist stark verletzt. Mehrmals noch haben wir versucht, sie auf unseren Schlitten mitzuziehen. Alle wissen, was jetzt das beste ist, wenn wir überleben wollen. Keiner will es sagen…

2 Minuten später: Trillian ist bereits ohnmächtig, spürt sicher nichts mehr. Wir haben beschlossen, sie zurückzulassen. Schlittenführer Rob hatte vorgeschlagen, sie aufzuessen. Trotz des schmerzenden Hungers, der uns alle überfallen hat, konnte sich keiner so richtig dafür begeistern…..Wir ziehen zu zehnt weiter.

12:31 Uhr: Zitronenöl, der ganz kurzfristig zur Expedition gestoßen war, speit seit gestern Blut. Blausäure hat seine Lungen fast volständig zerfressen. In dieser Höhe hat ein Unerfahrener keine Chance. Als sein Herz nicht mehr weiterschlagen will, fallen G. und Rob wie Hyänen über seinen Leichnam her. Verzweiflung läßt selbst gestandene Männer zu Kannibalen werden. Fassungslos, doch es ihnen gleich machend, reisse ich auch ein Stück aus Zitronenöls linkem Oberschenkel – Ekel überkommt mich, doch der Hunger ist für ein paar Stunden besiegt.

13:40 Uhr: Unsere Gruppe, die noch gerade 9 Mann zählt, ist sich nicht mehr einig. Einige planen eine Routenänderung. Doch gibt es hier in dieser eisigen Landschaft wirklich Abkürzungen? Pda, den wir anfangs schon einmal fast verloren glaubten, fantasiert jetzt wild. Er ist nicht mehr zu halten und zieht mit Iris und G., in dessen Mundwinkeln noch die Reste von Zitronenöls rechter Niere hängen, direkt Richtung Nordosten. Sie werden nicht durchkommen, das wissen wir alle. Aber sie mit uns zu nehmen, wäre unser sicherer Tod. Ich schaue ihnen noch eine Weile hinterher, während ich versuche, meine schwarz gefrorenen Zehen abzutrennen, damit der Gefrierbrand nicht auch noch den restlichen Teil meiner Füße befällt. Der Schmerz wird unerträglich. Unser Anführer Jockel versucht uns Mut zu machen. Ich schaue um mich und blicke in 5 bleiche, müde Gesichter, deren Augen keinen Funken Hoffnung zu versprühen vermögen.

Ca. 15:00 Uhr: Ich spüre meine Beine nicht mehr. Vor mir sehe ich Jockel sich durch den mannshohen Schnee schleppen. Ich höre nur meinen eigenen schwerfälligen Atem und blicke mich um – außer EL, unser Proviantträger, ist keiner mehr zu sehen. Ich schreie nach vorn, doch mein Ruf verstummt in der tief verschneiten Landschaft. Langsam lasse ich mich niedersacken. EL schließt zu mir auf und hockt sich neben mich. Minuten später kommen Rob und Arthur, dessen Nahrungsvorräte vollständig aufgebraucht sind, endlich auch bei uns an. Arthurs Augen wollen sagen: Geht ohne mich, ich kann den Tod schon riechen. Doch Jockel, zu uns zurückgekehrt, mahnt uns an, nur nicht aufzugeben. Das rettende Zwischenlager ist nicht mehr weit.

Ohne Zeitangabe: Da, ich sehe Zelte! Will schreien, doch mein Mund bewegt sich nicht mehr. Wir haben es geschafft! Arthur liegt leblos neben mir, regt sich nicht mehr. Jockels roten Augen entgleiten einige Tränen. Was ist nur los? Ich zerre mit allerletzter Kraft eines der Zelte auf – verlassen! Kein wärmendes Feuer, kein rettender Zwieback. Ich merke, wie mich Ohnmacht überfällt. Ich falle in den harschen Schnee und sehe Rob, Arthur und EL bereits totenstarr da drüben liegen. Jockel wirft mir noch einen letzten Blick zu: Es hat nicht sollen sein, daß wir überleben! Ich hoffe, man wird mein Tagebuch eines Tages finden. Mir ist so kalt. Es wird dunkel…“

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