RieWu killt sein Schaltwerk

RieWu's Story

Ehrlich gesagt, mir fehlen im Grunde noch immer die Worte, um diesen sonntaglichen -Ausritt gen Eberswalde gebührend zu beschreiben … doch ich will mich angesichts der einschneidenden Erlebnisse nicht in einen Mantel des Schweigens packen, sondern versuchen, meine Doppelpackung Frust für alle hier im Forum einigermaßen nachvollziehbar zu kompensieren.

Also der scheinbar so einladend sonnige Tag begann für mich mit einem bezeichnenden Akt: meine Camelbagblase – von jeher mit dem Laster unverhofft einsetzender Inkontinenz behaftet – riss beim morgentlichen Kolenhydratbeladen am Einfüllstutzen ein und nässte unangenehm bereits vor dem ersten gefahrenen Kilometer. Alle Versuche sie mit geschmolzenen Plastik und Streichhölzern wenigstens kurzzeitig von ihrer eigentlichen Bestimmung zu überzeugen, schlugen kläglich fehl.

Was nun? Den ESK-Terroristen bei ihrem feisten Anschlag auf meine KH-Speicher ohne geeignetes Stimulationsmittel folgen oder die gesamte Aktion unverrichteter Dinge einfach abbrechen? Letzteres wäre im Nachhinein sicher besser gewesen, aber meine Entjungferungsfahrt ins Berliner Niemandsland wollte ich selbstverständlich nicht wegen dieser kleinen Widrigkeiten aufs Spiel setzten.

Also rin det Ding und aufgesessen! Am S-Bhf Schöneberg traf ich dann auch meinen Mitstreiter Paperman und mit wohlig feutem Rücken machte ich bzw. wir uns bei rund 6 Grad und blauem Himmel auf den Weg zum Ostbahnhof. Pünktlich – 0948 – trafen wir dort auf die Gemütlichkeit suggerierende Meute. Clemens, sein netter Bruder, dann auch Rikman, Understatement-rob und natürlich All-Zeit-Bereit Oberst Wasjutin Jokkel. Rifli der Profi-Prolet, war scheinbar noch angeschlagen von der nächtlichen Bierzeltbrüllerei des Vortages und kam zu spät, aber er kam! Das machte 8 Eisenschweine in freudiger Erwartung auf die nun vor ihnen liegenden 60 Kilometer … doch vorher hatte der liebe Metallschweingott noch eine kleine Zugfahrt mit einem nervig lahmen Bummelzug nach Eberswalde gesetzt. Für diese unnötige Distanzüberwindung wollte man dann auch noch fette 8 Euro von mir abziehen, obwohl – und das fällt mir natürlich jetzt erst ein – ich zu Hause eine Bahncard liegen hatte. Na was macht man nicht alles, um Solidarität zu beweisen.

Nach ekligem Rheumapasten-Schmiergelage im Abteil und ner Runde kluger Sprüche kamen wir endlich im sonnigen Eberswalde an. So um 1100 setzte sich der Tross dann in Bewegung und nach anfänglicher gemütlicher Sondierung des Einsatzgebietes begann es auch bereits einigermaßen hektisch zu werden. Jokkel vorne weg und alle anderen hinterher, wolang kann ich beim besten Willen nicht sagen. Durch feinen Zuckersand und über zig umgestürzte Bäume, auf wunderbar verwilderten Forststrassen im morgentlich duftenden Mischwald gings jedenfalls zunächst recht ebenerdig voran.

Irgendwann nach 20 Kilometern türmte sich dann wie aus dem Nichts ein mittelgebirgsänliches Felsmassiv vor uns auf! Und die nun folgende Serie von langgezogenen Anstiegen forderte bei mir zumindest nach kurzer Zeit ihren Tribut. Mein kleiner Winterpuls schwappte bereits bedrohlich über die 170 und sendete damit alarmierende Signale an meinen, hoffentlich gesunden Verstand: Mensch Junge, mach dich nicht schon nach 25 Kilometern kaputt! Doch der Schweinehund obsiegte nicht und ich hielt mit starrem Auge Blickkontakt zu rikmans und Jokkels Hinterreifen, auch wenn ich nicht immer die aufgedruckte Zollzahl lesen konnte!

Na ja, nach etlichen, insbesondere fahrtechnisch recht schwierigen Rampen, die gemeiner Weise von mit Äxten bewaffneten alten Frauen in den leider nicht mehr ganz permagefrorenen Waldboden gehackt wurden, standen wir auf dem „Gipfel“ und freuten uns auf eine Folge rasanter Waldwegabfahrten. Die Downhills waren super, wobei natürlich auch hier die obligatorischen kleinen Stiche nicht ausbleiben. Und bei genau so einem Antritt im Windschatten vom Oberst bretterte ich mit dem Hinterrad über ein kindararmdickes Aststück und ab hier beginnt eine ganz andere Geschichte.
Die Geschichte des traurigen RieWus

Das verdammte Ding klemmte sich, wie als ob es dafür vergesehen worden sei, zwischen mein Schaltwerk und beim nächsten Kurbelantritt (mind. 400 Kilo!!!!!!) krachte es einfach nur noch laut und vorbei wars mit meinem Pferdeantritt! Ein fürchtiger Blick nach unten lies mich erkennen, was ich ich instiktiv schon geahnt hatte: Aaaarrrggghhhhh, mein Klasse XTR-Schaltwerk Bj. `95 hängt wie nix Gutes in meinen Speichen! Fuuuuuck! Der gesamte Käfig war mitsamt dem Gewinde aus dem Schaltauge rausgerissen. Schlimmer als der scheinbare Verlust meines Retro-Werks aber war, dass ich kein auswechselbares Schaltauge an meinem Manitou HT Rahmen habe. Und das in sich heftig verbogene Schaltauge machte mir nicht den Eindruck als ob es sich mit ein paar kleinen Handgriffen wieder einrenken lies.

Die war für mich gelaufen. Alles Trösten und „Mach dir mal keine Sorgen, dass kriegen wir wieder hin“ half nix. Riechende Wunde war und ist traurig! Dank vereinten Kräften bastelten Rifli, rikman und Jokkel dann schnell einen Singlespeeder aus meinem Bike und so konnte ich wenigstens noch zum nächsten Dorf mit Eisenbahn abrollen. Doch auch hier war mir das Glück nicht hold. Der nächste Zug sollte erst in 1 1/2 Stunden die heimatlichen Gefilde ansteuern und das bei 8 Grad und ohne Wartehalle war dann doch ein bissl zu hart. Also akzeptierte ich zögerlich den Vorschlag vom Oberst und begab mich auf einen Schlammweg ins nächste mit Gastronomie gesegnete Örtchen. Selten bin ich durch so ein Schlammloch gerutscht, dass es mich nicht noch der Länge nach hin gelegt hat, war alles. Abwechselnd zogen mich Jokkel, Rifli und Rikman durchs Gelände, da mit dem einen Gang einfach nicht mitzuhalten war.

Nomen est omen, wir kehrten im Gasthaus „Zur guten Hoffnung“ in Liepow (?) ein und verzehrten auch nicht mehr ganz permagefrorenen Kirschkuchen mit Streuseln oben drauf. Das mit dem Kuchen war dann eben Pech, wie uns das Sonnenstudio gebräunte Nilpferd in dem Schuppen sevicegerecht verklickerte! Na ja, mir wars egal, zum einen hab ich keinen Kuchen gehabt zum anderen hats gepasst! Dann hab ich mich gerade noch rechtzeitig von meiner Tafelrunde verabschiedet und Paperman zog mich unter dem bekannten Schiffshebewerk in Niederfinow zum nächsten Bahnhof. Allein hätte ich das Ding verpasst, lieber Oberst! Kaum angekommen saßen wir auch schon im Zug und waren Stunden später endlich wieder in .

Zu Hause in meiner Badewanne hab ich kurz überlegt, ob ich den Fön mal fallen lassen soll, aber dann hätte meine Freundin immer mit nassen Haaren zu Arbeit gehen müssen. Das will ich nicht, also ich lebe noch auch wenn das Leben ab heute ein gutes Stück weniger Spass macht!

Ansonsten wars ne geile Tour und mit nem Haufen netter Leute, jederzeit wieder, auch wenn ich erstmal ausser Gefecht gesetzt bin. Hoffe die anderen hatten noch ne Menge Spass und dass sich die Verzögerung im Rahmen gehalten hat.

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