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Tour Of Death And Darkness And No Return!

Sonntag, Totensonntag im Jahr 2014. DerSachse will die Mannen um sich scharen, um sie ins untere Odertal bis nach Stettin zu führen. Leider fahren an diesem Tag aber keine Züge in diese Richtung – die Lokführer tragen keine Schuld daran -, Stettin muß also warten. Doch der Fläming und seine Burgen werden jedes Jahr zur kalten Jahreszeit einer Inspektion unterzogen, eine schöne Alternative. Und Tonis erste Ausfahrt nach der langen Verletzungspause.

Zu den Recken im Ornat gesellen sich noch fünf Fahrer vom Team RADDOC.
Team RADDOC

Die Anreise im Zug verläuft entspannt, Toni hat mit Hilfe seiner Wetterapp für €2,95 Sonne gekauft und kurz nach 10:00 setzt sich der Tross in Wusterwitz in Bewegung. Die Teamfahrer schauen ungläubig auf die Bordinstrumente, als der Havelkanal mit Tempo 35 abgefahren wird. Die Ansage des Oberst war eindeutig „Durchfahren ohne Angst und Pause!“, die Frage war nur, würden alle durchhalten?

Die Kaderschleuse wäre normalerweise schon aufgrund ihres Namens eine Einkehr wert, heute fuhren wir vorbei. Die Kaderschmiede haben wir leider nicht gefunden, dafür wenig später das Kloster Ziesar. Der dort erfundene Salat ist das wohl berühmteste Gericht der Nobelgastronomie. Die Legende, dieser Salat wäre von Cesare Cardini (gesprochen Tscheesare) erfunden worden, wird schon bei der Lautschrift des Namens (Ziesar) ad absurdum geführt. Das Burgfräulein ist überrascht von unserem Besuch, möchte uns aber lieber nicht begleiten.

Burg Ziesar

Der Oberst beklagt im folgenden (und bis zum Abend), dass es heute mal wieder nicht rollen würde. „Gott sei Dank“ hecheln die Fahrer hinter ihm und erreichen die Wüstung Dangelsdorf mit der Kirchenruine. Rund um Belzig gibt es rund 75 Wüstungen, die Fachliteratur ist sich uneins ob der Ursachen, warum die blühenden Dörfer aufgegeben wurden. Blicke ins Archiv des ESk könnten Aufschluß geben…

Keine Ahnung, wer hier beißen könnte...

Jedenfalls ist es mittlerweile so warm, dass einiges an Trikotagen in den Rucksäcken verstaut wird. Nächstes Ziel ist Wiesenburg, immernoch sind einige Wohnungen im Schloß frei und zu verkaufen. Die Fahrer vom Team Raddoc müssen ihre Flaschen füllen (die Flaschen der Kader wurden zu diesem Zeitpunkt noch nicht angetastet), die Dauer dafür treibt dem Oberst Zornesfalten auf die Stirn.

Wiesenburg
Rast

Man beachte die unterschiedlichen Nahrungsmittel….

Endlich geht es weiter durch den herrlichen Schloßgarten. Ein Mitfahrer mit dem bezeichnenden Namen Gigawatt (später in das mehrdeutige Terrawatt umbenannt) ist erstaunt ob der Vielfalt und Schönheit der durchfahrenen Orte und Landschaften. Sein Blick wird im Laufe des Tages nur noch die Wände eines dunklen Tunnel wahrnehmen….

Zwischen Wiesenburg und Burg Rabenstein werden Verluste an Mitfahrern beklagt. Der Oberst nutzt einen Abzweig und seine Führung, um trocken und bequem voranzukommen, Sebfritz findet nach einem unkonzentrierten Moment nicht mehr den Weg zum Peloton. Frohlockend zieht die auf 10 Fahrer geschrumpfte Schar durch den Wald. Leider hatte der Planer der Tour die Option „Fahrrad“ mit der Option „Harvester“ verwechselt. Der Weg war also tief, teilweise gar tückisch tief und nass, so dass einiges an Trikotagen dreckig und nass wurde. Zum Glück blieb keiner der Schuhe im knietiefen Schlamm stecken, die neuen Schuhe von Opi gewannen durch die Patina, Mod mußte die Funktion seines Klettverschlusses mit Panzertape optimieren.

Rast
MoBro Toni auf Burg Rabenstein

Burg Rabenstein, der Oberst wartete in der Backstube und wollte am liebsten den Knüppel zwischen den Rentnern tanzen lassen, die drängelnd und voller Ungeduld an den Kuchen wollten.

Rast
Düster dreinblickende Rentner entgingen nur knapp der Züchtigung

Damit die Fahrer nicht auskühlen, wurde die Länge der Pause auf ein Minimum begrenzt und die letzten 20km wurden in Angriff genommen. Ein schmaler Knüppeldamm wurde zur Lenkerprobe, über 70cm wurden gefährlich. Der mittlerweile umbenannte Terrawatt wollte nicht mehr so recht, einzig der positive Eintrag im Muttiheft „ESK-Tour von Anfang bis Ende überstanden“, hielt ihn noch aufrecht.

Pünktlich mit Sonnenuntergang wurde Burg Eisenhardt genommen, Sebfritz war auch dort, die Schar also wieder komplett.

Auf Burg Eisenhardt
Die Kader auf Burg Eisenhardt

Im zur Bad Belziger BürgerBrauerei gehörenden EisCafé wurde die Tour für 9 Fahrer beendet, drei vom Team RADDOC wollten die Dunkelheit nutzen, um noch bis Berlin auszurollen. Der Rest labte sich am Spezial. Und weil das so gut war, nahmen wir noch zwei kleine Fässchen mit in den Zug.

Überraschung im Zug über den Zugbegleiter: Das Fahrradabteil biete Platz für 4 Räder, meist, so sagte der Zugbegleiter, passen aber nur zwei, weil die Radfahrer zu blöde seien und ihre Packtaschen an den Rädern lassen. Wir stapelten unsere 9 Räder mit Schwung und Leichtigkeit auf 3 Quadratmetern, das Material würde das schon aushalten. Für dieseraumnutzung erhielten wir Lob vom Zugbegleiter. Wir boten ihm ein Bier an, er lehnte mit sichtlichem Bedauern ab.

Im ZUG
Erbauendes und Entspannendes mit dem Oberst

Der Rest der Heimfahrt verlief erignislos, zumindest fehlt die Erinnerung. Allerdings soll es leichte Verletzungen gegeben haben.

twobeers

11 Kommentare

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  • Zitat: Der Oberst nutzt einen Abzweig und seine Führung, um trocken und bequem voranzukommen,…

    Falsch! Ich möchte hier noch einmal und mit Entschiedenheit Gerüchten entgegentreten, mein – in aller zu Gebote stehenden Bescheidenheit – nicht unerheblicher Vorsprung auf den Abschnitten Wiesenburg – Burg Raben bzw. Burg Raben – Belzig wären der Benutzung asphaltierter Wege geschuldet. Dem ist nicht so. Statt dessen verlor ich keine Zeit mit lautem Wehklagen ob der teilweise überaus ausgefahrenen Wege und Stege. Vor allem aber unterließ ich es, andauernd an der Bremseinrichtung des Fahrzeuges herumzufummeln. Statt dessen trat ich, ein kleines Liedchen auf den Lippen, munter in die Pedale. Einmal beschleunigt, entwickelten die großen Reifen ein außergewöhnliches Beharrungsvermögen, so dass ich jeweils bereits einige Kilometer vor den Etappenzielen die Beine hochnehmen konnte.

  • Scheeen wars!

    Danke fürs mitnehmen in dieses für mich noch unbekannte Gelände.

    Sobald die Kneipe mal wieder näher am Zuhause ist, bleib ich auch auf´s ! Konnte ja keiner verantworten mit dreichacht im Turm noch den weiten Weg nachhaus zu rollen.

  • Tolle Sause,

    ich brauche unbedingt auch so ein neumodisches Bergfahrrad.

    Wundervoll auch das Schlussbild. Der geübte Beobachter kann hier eine vollendete Allegorie auf den Gegensatz der weltlichen zu den theologischen Tugenden entdecken.

    Während das Jungschwein kraft seiner ungestümen Jugend mit Glaube, Liebe und Hoffnung die harte, entbehrungsreiche Irrfahrt überstehen konnte, kann sich das erfahrenere Exemplar mithilfe seiner über die Jahre erworbenen Tugenden der Weisheit, Tapferkeit, Mäßigung und vor allem Gerechtigkeit mit galanter Selbstverständlichkeit den Widrigkeiten des Lebens stellen.

    Auch in der äußeren Form ist der Gegensatz frappant. Auf der einen Seite: besoffene Hingabe, auf der anderen Skepsis und Bewusstsein. Sogar der väterlich erhobene Zeigefinger wird geschickt hinter dem Pappbecher versteckt um das Jungschwein nicht bloß zu stellen.

    Mir geht es da wie der Dame im Bildhintergrund und ich kann mich des Zaubers der Szenerie nicht entziehen.

    schosse <-bewegt

  • Also Herr Schosse,Sie sind ein Poet!!
    Meine Hochachtung für diese bedeutungsschwangeren Worte,welche den Moment perfekt beschreiben.
    Es verbeugt sich voller Ehrfurcht,DerSachse

  • Lieber Schosse, die Tour an sich hätte dir noch besser gefallen als der schnöde Bericht. Allerdings gäbe es einen nüchternen Betrachter weniger….

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