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Geschichten aus dem Pfälzer Wald

Fünf Jahre ist es her, da bereiste ich den westlichen Teil des grenzübergreifenden Biosphärenreservats Pfälzer Wald – Nordvogesen. Nun wollte ich mir endlich einmal die oftmals hochgelobten Trails des Pfälzer Waldes live und in Farbe anschauen. Altweibersommer ist für Ende September, Anfang Oktober vorhergesagt, Rucksack gepackt und ab zum Bahnhof. Von Frankfurt erreicht man die Einstiegsbahnhöfe in knapp zwei Stunden mit RE und S-Bahn.

Die Eingeborenen haben in liebevoller Arbeit ein Streckennetz von 300 Kilometern zusammen gebastelt. Von den Bahnhöfen in Lambrecht, Hochspeyer, Kaiserslautern, Schopp, Waldfischbach-Burgalben und Rodalben kann man auf die einsteigen. Insgesamt gibt es fünf Routen, welche allesamt jeweils in Form einer 8 am Johanniskreuz auf ca. 480m ü. NN zusammenlaufen. Die Touren haben zwischen 48 km mit 850 Hm und 75 km mit 1850 Hm, also alles kleine --Strecken.

Ich suche mir ein Quartier am Johanniskreuz aus, es liegt ca. 100 unterhalb im Weiler Schwarzbach. Das bedeutet, ab meinem Einstiegsbahnhof so schnell wie möglich den schweren Rucksack zur Herberge transportieren, um dann gewichtsoptimiert die Trails zu rocken.

Der Pfälzer Wald liegt an diesem Mittwoch Morgen noch im Nebelschleier, als mich die S-Bahn von Mannheim nach Kaiserslautern um kurz nach 9 Uhr am Bahnhof Hochspeyer auswirft. Etwas kritisch ob der frühen Stunde suche ich den örtlichen Zeitungsladen auf und decke mich mit der 1:50000er Karte des Mountainbikeparks Pfälzer Wald ein. Zum Preis von 9,50 € erwerbe ich ein ausgezeichnetes Kartenwerk, welches Strecke, Profil, Topographie und weitere nützliche Tipps enthält. Wem das noch nicht ausreicht, der kann sich auf der Homepage weiter informieren. Dort sind in der Regel auch aktuelle Streckensperrungen aufgeführt.

Die ersten Meter aus Hochspeyer raus sind noch ganz entspannt zum einrollen, doch gleich am Ortsausgang gehts in den ersten Trail. Dieser kreuzt mehrfach die lokale CC-Strecke, welche ebenfalls ein Teil des MTB-Parks ist. Mit meinen knapp 10 Kilogramm Zusatzgewicht auf dem Rücken bin ich nicht unglücklich über „Trails“ der etwas anderen Art.

Aspfalztrail

Doch nur wenige Meter später sieht es wieder ganz anders aus und ich darf mich über schmale Wege freuen.

Wurzeltrail Teil 1

Und gleich noch mal, ein Wurzeltrail über eine Länge von mehreren Kilometern!

Wurzeltrail Teil 2

Der Nebel hat sich hier oben mittlerweile verzogen und hängt lediglich noch in den tiefen Einkerbungen fest. Der Himmel ist blau, die Sonne scheint und ich werde mit herrlichen Aussichten über die Wälder belohnt.

Blick nach Süden

Erster Höhepunkt ist die „Pälzer Weltachs“ bei Waldleiningen. Ein Monument zu Ehren des Schriftstellers Paul Münch, es symbolisiert den Mittelpunkt der Pfalz (vielleicht auch mehr…). So ist auf den Felsen eingraviert: „Do werd die Weltachs ingeschmeert unn uffgebasst, dass nix passeert“. Ich habe mich brav daran gehalten und einmal kräftig geschmiert und gedreht.

Die Pälzer Weltachs bei Waldleiningen

Weiter folge ich den Schildern der 4, dies gestaltet sich ab und an nicht ganz einfach. Irgendwelche Gegner des MTB-Parks entfernen oder ändern hier und da die Markierungen. So stehe ich des öfteren vor der Wahl der weiteren Streckenführung. Dank der Karte und eines halbwegs funktionierenden Orientierungssinns gelingt es mir, den Fortlauf der Route zu identifizieren.

Schildersalat

Nach einigen weiteren Aufs und Abs erreiche ich zum ersten Mal das Zentrum des Wegenetzes, das Johanniskreuz auf knapp 480m ü. NN.. Es ist bereits Mittag und die ersten Ausflügler entern die Gastronomiebetriebe. Ich finde ein Schild am Wegesrand, welches mir den Weg zu meiner Unterkunft weist. Der Name ist Programm, das Haus „Waldesruhe“ liegt völlig abgeschieden in einem engen Tal ca. 100 Höhenmeter unterhalb des Johanniskreuz. Viel los scheint hier nicht zu sein…

Johanniskreuz

Ich deponiere meinen Rucksack mit dem Gepäck auf dem Zimmer und fahre wieder hoch zum JK. Oben angekommen wähle ich nun die Route 3 „Schopp“. Vom Kreuz geht es in vielen Wellen bis nach Schopp. Auf der dortigen Radrennbahn hat niemand geringeres als der legendäre Udo Bölts sein Handwerk gelernt. Ich treffe ihn zwar nicht, dafür versorgt mich der lokale Nahversorger mit überlebensnotwendigen Speisen.

Höhenprofil der Tour 3, Copyright by www.mountainbikepark-pfaelzerwald.de/

Mittlerweile habe ich bereits 1500 Höhenmeter in den Beinen und spüre den altersbedingten Verschleiss in meinem müden Körper. Die Trails sind unerbittlich, es geht steil rauf, runter und wieder hoch. Zum Schluss muss ich in jedem Fall wieder rauf zum Johanniskreuz, JK wartet.

Trails ohne Steine

Trails mit Steinen

Vor Queidersbach komme ich kurzzeitig von der Strecke ab, ist aber kein Beinbruch, da auch hier Kunst und Kultur am Wegesrand die Fahrt verschönt. Der Weg durch das Schweinsbachtal (ja, das heißt wirklich so) ist wunderschön, nicht steil und überall stehen Skulpturen aus Stein. An einem Steinbruch steht diese Kreissäge:

Steinbruch mit großer Säge

Zwischen Queidersbach und Schopp auf dem Rückweg wird die Landschaft wieder offener. Man wird verwöhnt mit tollen Blicken.

Wiesenglück

Felsenspaß

Irgendwann komme ich wieder am Johanniskreuz an und bin sichtlich geschafft. Die letzten Meter zu meiner Herberge, ausgiebig duschen und dann Nahrungsaufnahme betreiben. Auf den Zimmern hält sich der Komfort in Grenzen. Gemeinschaftsbad auf dem Gang und TV-Raum für alle vor der Raucherterasse. Ich bin froh vor dem Monteurstrupp die Nasszelle nutzen zu dürfen. Nach dem Abendessen haben sich die Handwerksgesellen bereits lautstark vor der Glotze zum gemeinsamen Fussi schauen eingefunden. Das dabei noch ne Flasche Jacki geleert wird und das ein oder andere Tor bejubelt wird, ist mir ziemlich entgangen. Völlig erschöpft schlafe ich ein und wache erst am nächsten Morgen wieder auf.

darkdesigner

2 Kommentare

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  • Zu dem Monteurstrupp in der Herberge und dem Torjubel beim Fussball muss man anmerken, dass es sich um das vorvergangene Wochenende handelt, nicht das eben vergangene. Dies sei ledigleich angemerkt, um Missverständnisse bezüglich der Nationalität der Handwerker zu vermeiden ;]

    Doe Pfalz ist sicher ein Ausflug wert und es ist schade, dass sie sooo weit weg von Berlin liegt. Darki, ein bisschen mehr Lokaltcolorit hätte mich bei Deinen Beschreibungen gefreut. Aber trotzdem schöne Einblicke.
    Kann man den auch abseits der ausgeschilderten Rundtouren des „Mountainbikeparks“ schöne Trails und Ziele entdecken, oder ist das schwierig bzw sogar verboten (Stichwort Wegbenutzung).

    rb

    p.s. schöner Titel
    :]

  • Ausgeschilderte Runden entgegen der vorgeschriebenen Richtung zu fahren – Teufelszeug! Gleiches erlebte ich im Sommer auf der WM-Strecke im Salzkammergut.
    Immer wieder schön, Deine Berichte aus mir fremden Gegenden.

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