Geschichten aus dem Pfälzer Wald

Am nächsten Morgen sind meine Handwerkerfreunde bereits aufgebrochen, als ich um halb Acht den Speiseraum betrete. Ausgiebig stärke ich mich, aber schon um kurz vor 9 Uhr sitze ich wieder im Sattel.
Es geht wieder mal zum, na schwer zu erraten: Johanniskreuz. Mit Gepäck kein besonderer Spaß, aber es muss halt sein.

Waldesruhe am Morgen

Oben deponiere ich meine schweren Sachen im Haus der Nachhaltigkeit, „bis 17 Uhr haben wir offen“ bekomme ich zu hören. Na, bis dahin wollte ich bereits im Zug zurück nach Frankfurt sitzen.

Haus der Nachhaltgkeit

Meine heutige Tagestour führt mich zunächst auf die 2 nach Waldfischbach-Burgalben. An dieser Stelle möchte ich den Originaltext auf der Homepage zitieren: Die 48 km lange alltagstaugliche Sportbikertour durch das idyllische Holzland. Über die Ortsgemeinden Heltersberg, Johanniskreuz und Schmalenberg geht es auf einsamen Singletrails, Forstwegen in unberührter Natur und rasanten Downhill-Passagen zurück zum Ausgangspunkt.
Diese Route eignet sich für die Sonntagstour mit Freunden, genauso wie als Trainingsstrecke für den Radprofi … und davon gibt es im Holzland bekanntlich so einige. Getreu dem Motto: „Kette rechts“ und „Quäl Dich du Sau“ wird diese Runde von diesen „locker“ mit einem Durchschnittstempo von über 20 km/h „abgedrückt“.“

Alle Wege treffen sich am Johanniskreuz

Von wegen 20er Schnit, von wegen Sonntagstour mit Freunden… Die Tour 2 entpuppt sich in meinen Augen als äußerst anspruchsvoll. Steile Rampen, verblockte Trails, technisch schwierige Abfahrten, da bleibt kein Auge trocken. Doch zunächst geht es wirklich sehr angenehm über den „Gümpels Weg“ hinunter durch das sog. „Kanonenrohr“ direkt zum Campingplatz „Sägmühle“. Dieser spiegelt sich an diesem Morgen romantisch auf der Wasserfläche des Sees.

Campingplatz Sägmühle

Nach der Sägmühle ist Schluss mit lustig, rund um Heltersberg (Heimatort von Udo Bölts) geht es mächtig zur Sache. Ich bin heilfroh, als ich endlich Waldfischbach im Tal sehe. Eine Ehrenrunde durchs Dorf und wieder hoch und retour nach Heltersberg. Unter einer schönen „Sonntagstour“ stelle ich mir etwas anderes vor…

Trail im Herbstwald

Waldfischbach-Burgalben

Auf dem Rückweg fahre ich diesmal nicht bis ganz rauf zum Johanniskreuz, sondern biege am Zusammentreffen mit Tour 1 auf diese ab. Entgegengesetzt der offiziellen Route kämpfe ich über Leimen hoch zum Eschkopfturm. Das Befahren entgegen der Beschilderung entpuppt sich als schwieriges Unterfangen. Ständig suche ich nach Schildern und werde leider nur selten fündig. So verfahre ich mich mehr als einmal und denke schon wie hässlich der Eschkopfturm ist.

Wieder mal nen blockiger Trail

Aber nach einem Blick in die mitgeführte Karte erkenne ich meinen Fehler, es handelt sich hier oben nicht um den Eschkopf. Vielmehr ist eine alte und verlassene Abhöranlage der US-Streitkräfte. Seit Jahren tummeln sich hier oben höchstens noch irgendwelche Wehrsportgruppen oder andere Paintball-Schützen.

Ex-Militärgelände

Nach zähem Kampf durchs Gelände schaffe ich es dann doch noch zum Eschkopfturm und genieße die Aussicht über die Baumwipfel des Pfälzer Waldes. Hier oben auf 619m ü. NN weht eine frische Briese, in weiter Ferne kann ich die Gipfel der Vogesen sehen.

Atemlos auf dem Eschkopfturm…

Jetzt geht es tendenziell nur noch bergab, zunächst zurück zum Johanniskreuz. Im Nachhaltigkeitshaus steht ja noch mein Gepäck, zum Glück ist es lange vor 17 Uhr. Mit dem schweren Rucksack auf dem Rücken rolle ich jetzt auf der Tour 5 in Richtung Lambrecht. Der Trail runter ins Elmtal ist fein, meine Lust anschließend wieder bergauf zu klettern, hält sich in Grenzen. Zumal der Rucksack „erschwerend“ hinzu kommt.

Felsbröckchen am Wegesrand

Ich entschließe mich den Chickenway zu nehmen und baller Radweg/Straße gen Lambrecht. Um 15:50 Uhr geht meine S-Bahn in Richtung Mannheim. Kurz vor Elmstein sind es noch etwa 21km bis Lambrecht, zumindest sagt das Straßenschild diese Zahl. Es ist 15:05 Uhr, nach Adam Riese und Eva Zwerg sollte es bei einem 30er Schnitt zu schaffen sein. Es geht ja auch nur talabwärts und 22,5km sind theoretisch in 45min machbar…

Ich fühle mich Voigte bei seinem Stundenweltrekord, nach einer Viertelstunde brennt alles. Die letzten 9 Kilometer sind die absolute , Holzlaster von hinten, aufgemotzte Mopeds mit 150 km/h von vorne. Mehr als einmal erlebe ich den Nahtod leibhaftig. Mittlerweile sehe ich nur noch verschwommen, Schwindel, egal noch 5 Minuten und 2 oder 3 tausend Meter.

Da kommt das Ortsschild von Lambrecht, die Bahnschienen erkenne ich linker Hand. Durch den Ort, Ampeln, Stopschilder ignoriert und da das Schild „Bahnhof“. Ich zwinge den Gegenverkehr zum Abbremsen, ein freundlicher Rentner lässt mich durch. Ich sprinte mit Rad und Rucksack die Unterführung durch, die Treppen hoch zum Bahnsteig und es ist 15:49 Uhr.

Punktlandung

Ein paar Sekunden später fährt mein Zug ein und mit mir weiter in Richtung Mannheim. Bis zur kurpfälzischen Metropole habe ich mich wieder einigermaßen hergestellt. Zum Glück fahren wir unerwarteter Weise 8 Minuten Verspätung ein und ich sehe den RE nach Frankfurt bei 7 Minuten Umsteigezeit gerade noch ausfahren. Das an dem Tag nahezu jeder Zug bis auf den Verspätung hat, brauche ich wohl kaum zu erwähnen.

Die Hatz von Lambrecht war also für die Katz. Ich genehmige mir eine Friedensbier vom Eichbaum und warte auf den nächsten RE eine Stunde später.

Fazit nach zwei Tagen Pfälzer Wald:
Jo, ganz nett, viele Trails, kann man gerne wieder mal hin fahren. Ich hatte jeweils kanpp 100 Kilometer auf der Uhr, am ersten Tag waren es 1.700 Hm, am zweiten Tag nur noch 1.200 Hm. Weitere Bilder gibt es hier, vielen Dank und viel Spaß.

darkdesigner

2 Kommentare

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  • Zu dem Monteurstrupp in der Herberge und dem Torjubel beim Fussball muss man anmerken, dass es sich um das vorvergangene Wochenende handelt, nicht das eben vergangene. Dies sei ledigleich angemerkt, um Missverständnisse bezüglich der Nationalität der Handwerker zu vermeiden ;]

    Doe Pfalz ist sicher ein Ausflug wert und es ist schade, dass sie sooo weit weg von Berlin liegt. Darki, ein bisschen mehr Lokaltcolorit hätte mich bei Deinen Beschreibungen gefreut. Aber trotzdem schöne Einblicke.
    Kann man den auch abseits der ausgeschilderten Rundtouren des „Mountainbikeparks“ schöne Trails und Ziele entdecken, oder ist das schwierig bzw sogar verboten (Stichwort Wegbenutzung).

    rb

    p.s. schöner Titel
    :]

  • Ausgeschilderte Runden entgegen der vorgeschriebenen Richtung zu fahren – Teufelszeug! Gleiches erlebte ich im Sommer auf der WM-Strecke im Salzkammergut.
    Immer wieder schön, Deine Berichte aus mir fremden Gegenden.

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