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nihilo nisi duro

Ursprünglich wollte ich als Sonntagsfahrer gemütlich schnöde Runden zur körperlichen Erbauung in tausendfach befahrenen Terrain abspulen. Das Kadernetz förderte aber eine vielversprechende Unternehmung zutage. Empor Karlshorst schickt sich an, die Brandenburger Mark fernab jeglicher Zivilisation bis nach Frankfurt an der Oder zu durchstreifen.

Für sonntägliche Verhältnisse recht früh fanden sich die vier Vergnügungssüchtigen im Sachsenheim ein, um die erste Lagebesprechung abzuhalten. Der Oberst hatte die ganze Woche über im ferner Exil von der schönen Landschaft daheim geträumt und am Abend zuvor die Kartensammlung studiert um die allerschönsten Stellen geschickt miteinander zu kombinieren. Spätestens jetzt hätte man misstrauisch werden müssen.

Doch das Wetter war zu schön und die Aussicht auf die und die Adonisröschenhänge zu verlockend. Kurz darauf flogen 4 Kader durch diverse Heiden und Forste um auf kurzem Wege die Agglomeration zu verlassen. Bestrumpfte Wandergruppen und versprengte Gassigänger waren spätestens ab Strausberg kein Thema mehr, es wurde einsam. Mit unverminderter Schlagzahl ging es den Seen entlang den ersten Höhenmetern entgegen. Bald mussten immer wieder Stopps eingelegt werden um das Grüppchen zusammenzuhalten. Es wurde nicht gemurrt, es wurde still gelitten. Über Prötzel und Prädikow waren wir bald in der Märkischen Schweiz und mit der Auffahrt zum Dachsberg der schönste Anstieg der erreicht.

Die Pritzhagener Mühle sollte eigentlich links liegen bleiben, doch nach 80km und dreieinhalb Stunden mit der Aussicht auf wesentlich mehr führte kein Weg an Hefe und Kuchen vorbei. In Ampel reifte nun der Entschluss, dem Ausscheidungsfahren nicht bis Frankfurt beizuwohnen und dem Heimweg als Solist anzutreten. Die Urheber der Inschrift schienen schon geahnt haben, das jene Mühle erst die Halbzeit auf unserem Weg nach Frankfurt markiert.

Weiter ging es an Obersdorf vorbei nach Diedersdorf über Felder, durch Schlossparks und entlang versteckter Seen. Kleine fiese Wellen, die natürlich gnadenlos gedrückt werden mussten, zogen einem nun schon ordentlich den Saft aus den Leisten. Doch die oft praktizierte Oberst-Lücke-Feld-Nachzügler-Formation sollte sich auch hier wieder bewähren. Hin und wieder lockert ein kleines Detail in der Landschaft die langsam einsetzende Trance auf. Bewohnte Ruinen im Wechsel zu versteckten Landsitzen und kurios gestaltete Bushaltestellen bilden einen hervorragenden Hintergrund zum unverminderten Tempodiktat. Ein Hohlweg führt uns nicht nur von Carzig in die Tiefeben der Oder sondern auch an die Adonisröschenhänge an deren Flanken gelbe Punkte in die Landschaft strahlten. Für eine ausgiebige Inaugenscheinnahme bleib keine Zeit waren doch noch einige Felder zu queren. Da meine Trinkflasche wieder einmal trocken fiel, war ein kleiner Besuch im „Café Cimetière“ nicht von der Hand zu weisen und von allen auch gern in Anspruch genommen. Wind war an diesem wunderbaren Sonnentag kein Thema, egal in welche Richtung es ging ordentlich vorwärts. Ab Kilometer 120 hieß es dann mehrfach die letzten 20km seien angebrochen und mit erreichen der Oder waren die Türme von Frankfurt auch schon am Horizont auszumachen.

Mit jedem Meter den wir uns unserem Ziel näherten nahm die Ausflüglerdichte wieder zu. Entspannt ob der letzten flachen Meter ließen die beiden Sachsen es gemütlich ausrollen. Und verloren den Oberst aus den Augen. Da wir zudem auch keine Ahnung hatten wo der Bahnhof war , hieß es durch Kontaktaufnahme mit der lokalen Bevölkerung dessen Standort zu erfragen. Nach kurzem Flanieren durch Downtown FFO waren auch wir 10min später am Bahnhof. Dem Einzelhandel wurde noch schnell ein Kaderbahnreisepaket – „feingehopft“ abgekauft und schon saßen wir in der Bahn Richtung Hauptstadt.

Ein wunderbarer Tag an der frischen Luft mit ordentlich Druck auf der Kette und ohne Schnickschnack fand nach 140km sein Ende. Ein großes Danke an Empor Karlshorst für eine Vielzahl neuer Wege. Ampel hat es auch bis auf den heimischen Hof geschafft, gezeichnet von einem aufziehenden Übel, gute Besserung.

mitstreiter

6 Kommentare

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  • Der Kader lebt! Es werden Touren gefahren, Heldenepen erzählt und in der Bahn ein Bier getrunken. Herrliche Zeilen in einem herrlichen März.

  • Lieber Mitstreiter, danke für die Zeilen!
    Eigentlich sollte es ja ein schöner Tag werden und ich war extra noch zum Friseur, hatte mir eine neue Gabel und schicke Schuhe gekauft und dann spürte ich schon morgens dieses leichte Kribbeln im Hals. Ein Blick ins Kinderbett im den unser Kleiner vor sich hin hustete und nieste, liess mich böses ahnen. Nichtsdestotrotz wollte ich mir die Gelegenheit auf eine Ausfahrt mit meinen Freunden nicht nehmen lassen. Hatte ich noch vorige Woche vor dem Sachen mit meiner tollen Leistung geprahlt, so war es schon nach den ersten 30 KM klar, dass der Tag in einem Fiasko enden würde. Irgendwie lief, außer der Nase, gar nichts. So war ich nach 70 KM dankbar über eine kleine Rast und beschloss dann, alleine die Heimfahrt Richtung Erkner anzutreten. Die fiesen Bazillen witterten jetzt erst richtig ihre Chance und so kam ich total grau nach 110 KM in Erkner an und fiel nur noch in die S-Bahn. Schön ist anders, aber es gibt ja immer ein nächstes Mal….

  • Das war ein schöner Tag. Trotz des gelegentlich vorgetragenen Gejammers „…wollen wir nicht lieber eine Runde drehen“ wurde endlich mal wieder Frankfurt an der Oder erreicht. Die gewählte nördliche Anflugvariante hat – zuviel muss man zugeben – ihre Längen, was aber auch Möglichkeit zur Kontemplation gibt. So kamen wir geistig wie neugeboren im Universitätsstädtchen an der Oder an.

    PS: Nachdem die beiden Sachsen an der nördlichen Frankfurter Stadtgrenze in Raum und Zeit verloren gegangen waren, beschloss ich – nach einer kurzen Wartezeit – gleich zum Bahnhof zu gurken. Hintergedanke: So konnten die Beiden nicht sehen, dass ich mir auf den letzten Kilometern die Beine etwas eckig getreten hatte. Das wäre möglicherweise am finalen Anstieg sichtbar geworden. Im Bahnhof der Oderstadt gab es das erwartete Wiedersehen. So konnten wir die Rückfahrt gemeinsam und in entspannter Atmosphäre genießen.

    Beim nächsten Mal werden wir etwas weiter südlich einfliegen. So kann der Frankfurter Stadtwald mit seinen Hügeln kurz vor dem Finish noch einmal die Axt im Felde kreisen lassen. Ich freu‘ mich drauf.

  • Dem ist nicht anzumerken,ausser dass ich manchmal das Gefühl hatte gegen bzw. Mit 2 Jockels zu fahren…ein traumhafter Tag trotzdem!!

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