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Auf ein Bierchen nach Torfhaus

Es ist Donnerstag, Markus und ich sitzen in einem Mietwagen mit der Robbe drauf und kurven durch Berlin. „Kommste morgen mit in den Harz, Mountainbiken? Schierke sagt 15°C und Sonnenschein.“ Ich überlege. Neeja, die Arbeit und überhaupt war mein Kopf an diesem Morgen noch wenig entscheidungsfähig. Markus bohrt zwei Stunden später nach. „Und, hast’es dir überlegt?“. „Hab‘ ich nicht, aber ja, lass uns fahren!“. Wir haben noch Frö überredet und so war Markusens privates Vierrad effizient gefüllt. Freitagmorgens um 0700 wurde die Karre beladen und ab ging’s auf die Autobahn.

Die Autobahnfahrt wurde zum Kartenstudium genutzt. Ich benutze meine bescheidenen lokalen Kenntisse um eine Ganztagestour, gespickt mit ein paar harzer Highlights, zusammenzustellen. Schließlich war der Harz für die beiden Neuland. Am Ortsende von Hasserode, einem Ortsteil von Wernigerode, kannte ich gute Parkmöglichkeiten und eins zwei flux waren auch schon die Pferdchen gesattelt. Einem gemächlich ansteigenden Forstweg folgend konnten wir an der gegenüberliegenden Talseite die schnaufende und rauchende Harzer Schmalspurbahn beobachten, toll.

Alsbald erreichten wir Drei Annen Hohne. Eine anspruchsvolle Abfahrt wollte ich vor Schierke noch ins Programm einbauen, also fuhren wir ein Stück gen Brocken und umrundeten den Berg mit dem fruchtigen Namen Erdbeerkopf. Dort in der Nähe begann der Pfarrstieg, ein steiler, verblockter Wanderweg der uns bis nach Schierke hinab bringen sollte. Dieser Weg gibt einen netten Vorgeschmack dessen, was einem im Harz fahrtechnisch erwarten kann. Mich selber hat es zweimal abgeworfen, so richtig schön mit Überschlag, aber außer kleinen Kratzern und einer Prellung ist nichts passiert. Mischung aus Ungewohntheit und Übermut.
Von Schierke ging es auf einem im Winter als Skiloipe ausgewiesenen, breiten Weg. Restschnee machte das Vorankommen schwierig. Zwischendurch gönnten wir uns eine schöne Pause an der Kalten Bode. Etwas paradoxes hatte dieser Tag schon ansich. Bei 15 Grad und herrlichstem Sonnenschein, kurze Hose, kurzes Trikot, kämpften wir uns im Hochharz durch Schneebarrieren.

Schon erreichten wir den westlichen Teil des Harzes. Vom Oderstausee aus wollte ich den Märchenweg probieren, kannte ich ihn doch selber noch nicht. Leicht ansteigend war der Wanderpfad technisch sehr anspruchsvoll. Wurzeln, Steine, Matsch, Plankenwege – nach den zwei(?) Kilometern waren wir ganz schön angeschlagen. Nun aber mussten wir nurnoch nach Torfhaus rollen. Die Sonnenterrasse war offen und drei frischen Weizenbier dazu zauberten ein breites Lächeln auf unsere Gesichter. Wieder alles richtig gemacht, so soll ein Freitag sein! Wir legten eine verschmitzte Gedenkminute für alle Bürohegnste ein.

Nun stand noch die Umrundung des Eckertstaussees an und die finale Erstürmung des Brockens auf dem Plattenweg. Letzteres ist natürlich ein Muss für jeden Harzfrischling.
Zunächst ging es ein paar Kilometer auf dem Goehteweg zurück, ehe wir in den Trail hinab zum Stausee einbogen. Ein tolles und abwechslungsreiches Terrain, bis man nach etlichen Kilometern die Staumauer erreicht. Aufgrund des geringen Schneefalls lag die Uferlinie einige Höhenmeter tiefer und das Stauwehr war gänzlich geschlossen.
Zum Aufwärmen ging von der Ostseite des Sees einen steilen Trail bergan, aber das richtige Saustück sollte erst noch folgen.

500 Höhenmeter auf vier Kilometern bis hinauf zum höchsten Gipfel Norddeutschlands, gänzlich umrhythmisch auf einem alten Betonplattenweg und teilweise mit deutlich steileren Rampen. Es war wie zu erwarten eine Qual. Aber da kommt man im Harz nicht drumherum. Ein paar vereinzelte Wanderer gaben Motivation nicht abzusteigen. Kein Blick für die schöne Landschaft, kein Genuss der Abendsonne, volle Konzentraion auf die Linie und die Atmung. Erst wenige zehner Meter vor dem Gipfel machte der Schnee ein Weiterfahren unmöglich. Was für ein März! 10°C und Sonnenschein, der Brocken weitestgehend schneefrei.

Doch der Wind war etwas frisch, sodass wir uns ersteinmal auf der Brockenstraße hinabstürzten, um weiter unten im Schutze der Bäume den Weg zurück nach Wernigerode auszusuchen. Hierbei ist es leider meinem geringen Streckenkenntis verschuldet, dass ich, mit der direkten Abfahrt auf dem Höllenstieg, einen für uns drei starrbegabelten Flachländler doch etwas zu anspruchsvollen Trail ausgewählt hatte. Zudem die Kräfte nach diesem langen Tag im Harz auch schon etwas am schwinden waren. Teils konnten wir fahren, teils mussten wir tragen. Etwas mehr Übung braucht man für diesen Downhill schon. Frö hat es einmal kräftig abgeworfen, so mit Atemnot und Rückprellung. Aber ein paar Minuten später ging es wieder. Auch die Steinerne Renne bot keinen sehr glücklichen Abschluss dieser tollen Tour. Merke: niemals nicht wieder nie die Steinerne Renne!

Ein großartiger Tag neigte sich dem Ende und als wir am Auto ankamen versank die Sonne gerade knallgelb direkt hinter dem Brocken.

70km/1900hm

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