Donnerstag, kurz vor sechs, 2 Stunden vor Sonnenaufgang. Didi A. Senftenberg bekämpft seine senile Bettflucht mit einem Schultheiss. Ist doch egal, ob man vor dem Morgengrauen das erste oder das letzte trinkt. Außerdem muß er sich auf die Zeitumstellung vorbereiten, dieses Jetlag ist jedes Mal furchtbar. Leider weiß er nie, wie die Uhr verstellt wird, das macht die Sache unnötig kompliziert. Er steht auf, nimmt die letzte Münze und steckt sie in die Jukebox. 5:59. „It's Only Rock 'n Roll…“
„But I like it, like it, like it, yes I do!“
Laut schmettert er den Refrain, tritt aus der Tür des „Imma uff“ und wird geblendet, fast blind. Als er sich von dem Lichtblitz erholt hat, stehen drei uniforme Recken vor ihm. Sie stellen ihre Räder ab und ordern Schultheiss.
„Wat machtn ihr hier?“
„SfdW!“
„Wat?“
Carolin, die übernächtigte Wirtin, bringt eine Runde. Sie steht seit gestern 15:00 am Hahn und wartet auf den Schichtwechsel.
Anstoßen, daß die Krüge fast zerspringen, eine tiefer Zug, daß der Krug fast leer ist.
„ESSS EFFF DEEE WEEEE!“ tönt es auf drei Kehlen gleichzeitig über die noch schlafende Neue Kantstrasse.
„Klar, ess ick ooch.“ Senftenberg nimmt einen Schluck.
„ESS EFFF wat?“
„Mann, jeden Donnastach! Hat der LKW jesacht.“
„Klar, wer morjens anne Pulle hängt, der spricht ooch mit Autos!“
„Mensch, der LKW. LandesKaderWart!“
„Der LKW jedenfalls hat jesacht, wir solln imma donnerstags fahrn, richtig Krawall aba nachts und denn eenen uffn Friedn.“
„ESSS EFFF DEEE WEEEE halt, Saufen fürn Weltfrieden. Und weil wa abens nich können, ham wat uff morjens jelecht.“
Senftenberg muss schlucken ob des gezeigten Aktivismus, hatte er doch erst gestern einen Gerichtstermin verpasst. Es ging um nicht wichtiges, die Räumung seiner geliebten Wohnung war schon vor Wochen vollzogen und er wohnte neuerdings im Hinterzimmer eines Charlottenburger T-Shirtshops. Verdammte Zeitumstellung!
Nächste Runde, diesmal begleitet von „Got save the Queen“ von den Sex Pistols. Die Neue Kantstrasse liegt immer noch im Tiefschlaf, der erste Bus fährt vorbei, er ist noch leer. Didi A.Senftenberg hat sein altes Ramones T-Shirt an und denkt darüber nach, wann er das letzte Mal mit dem Rad gefahren ist. Richtig, das ist noch garnicht so lang her. Er drehte eine Runde durch seine Wohnung und fuhr sich eine Reißzwecke in den Hinterreifen. Verdammt! Aber die geliebte Wohnung wurde geräumt und damit sind die Radtouren auch passé.
Nanna kommt angeschlendert und löst Carolin ab. Leider bringt sie keine Schrippen mit, egal, noch ein Bier. Gleich wird die Sonne aufgehen. Was wird der Tag bringen?
Schön jeschrieben als wär ick dabei gewesen!
Ohhauaha, unsereiner liegt noch in den Federn und träumt vom zweiten Frühling, da guckt ihr schon über Kreuz. Und neue Freunde gefunden habt ihr auch!
Wat wird der Tag bringen? – Pelz uff die Zunge!
Na dann wolln ma kicken wat heute Abend am Glas so läuft….
Jungs,
habt Ihr mal an therapeutische Hilfe gedacht?
schosse <- besorgt
Von wegen „noch schlafende Neue Kantstrasse“ ick war da schon sportlicher unterwegs als ihr mit Euren Mollen im imma uff!
Hier mit SatellitenBeweis: blog.kunstgriff.net/?p=10975
Freu mich auf die Bande am 1.11.!
Lieber Schorsch,
in dem obigen Artikel steht „Der LKW jedenfalls hat jesacht, wir solln imma donnerstags fahrn, richtig Krawall aba nachts und denn eenen uffn Friedn.”
Dem entnehme ich, daß die Sportsmänner selbstverständlich eine Trainingsrunde absolviert haben, bevor sie an die Labestation kamen.
Kantstrasse! Heißt wohl so, weil man sich dort die Kante gibt wa? Früh aufstehen oder spät in die Heia kommt dort wohl aufs Gleiche raus. Beste Astra-Grüße von der Elbe.
Wie mir von einer mir nahestehende Kantstraßenbewohnerin berichtet wurde, ist diese Imma-uff nich imma uff! Scheint mir die Nanna hat es nicht so mit der pünktlichen Übernahme der Schicht und so ist Immer-uff och mal su.