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Frühsport mit Frühschoppen

Vor nunmehr 6 Jahren kauften sich zwei (damals) junge Männer unabhängig von einander fast identische Räder und lernten sich kurze Zeit später kennen. Viele Stunden verbrachten sie gemeinsam auf dem Rad, ferne Gegenden bereisten sie, dem Gegenwind trotzend. Über die Jahre veränderten sich die die häuslichen Gemeinschaften durch Zuwachs, so daß die gemeinsamen Stunden weniger wurden. Doch ab un dzu muß es sein.

Und so auch am vierten Advent. Ein Anruf bei Schosse, die Abfahrt wird auf 8:30 terminiert, Pünktlichkeit ist eine Zier, los gehts. Die Wege sind voller Pfützen, das Geläuf ist tief, die Temperatur wohl für die Jahreszeit zu mild, die Stimmung bestens. Dazu noch die erste Fahrt mit dem neuen Bock im Gelände, herrlich. Über Summt und Gorinsee wieder nach Pankow, den Frauen wurde die Heimkehr für 12:00 mittags versprochen. Doch wir sind schon früher da, und so bleibt noch Zeit für eine Molle in der Weinstube.

Ach wie herrlich ist die Stätte der Gastlichkeit, eine Zeitreise in die Wochenenden unserer Väter und Großväter. Die Schankstube ist voller Menschen, Männer und Frauen. An mehreren Tischen wird Skat gespielt, kalte Spirituosen fließen ölig in befrorene Gläser. Der Dunst von kaltem und neuen Tabakrauch schwängert die Luft, der Oldiesender reicht dazu die passenden Weihnachtslieder. Blubbernd steigt der Husten aus geteerten Lungen von Menschen, die seit einem halben Jahrhundert rauchen. Daheim würde ich nicht erklären müssen, daß ich in der Kneipe war, man würde es sofort und unmißverständlich riechen. Und keine Spur von Brunch, Teelichtern oder Kaffeespezialitäten mit unaussprechlichen Namen. Nach 3 Runden Bier rückt die Mittagszeit näher, „Neun sechzig, bitte!“ „Für jeden?“ fragt Schosse ungläubig. „Für allet.“ kommt die Antwort.

Fazit: Radfahrn wird überbewertet, Frühschoppen ist eine grandiose Erfindung, die leider immer mehr in Vergessenheit gerät.

twobeers

4 Kommentare

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  • Schosse lebt?

    @Twobeers: just am letzten Sonnabend befiel mich ein Anflug von Durst, und ich sehnte mich kurzum auf ein kühles Blondes in einer nahen Destille. Doch war es bereits nach 19:00, und Du ja wohlweißlich schon auf dem abendlichen Kneipengang. Ich wünschte mir in diesem einsamen Augenblick nichts sehnlicher, als dass Du einen tragbaren Fernsprechapparat Dein Eigen nennst. So ging ich stattdessen den recht kurzen Weg auf die heimische Terrasse, um mir eines der noch vorhandenen Modebiere mit exotisch klingendem Namen zu holen. Hach ja…

    • „Bukowski in Lycra“ welches Bild wäre treffender gewählt? Der Preis der treffendsten Formulierung geht mal wieder an Dich Onkel.

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