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Geburtstagscross Berlin (Bericht von Anneke)

Vor ein paar Wochen lief mir , außerhalb von HFS, im World Wide Web über den Weg. Ein unbezwingbarer Drang zur Kontaktaufnahme überfiel mich. So gingen ein paar kurze PN's und Mails hin und her und, wie konnte es anders sein, es kam die Frage ob ich denn nun zum Störtebeker Cup komme. Meine Reaktion: Er möge mal zu einer derben Crosstour einladen, dann können wir gerne über eine Reise nach reden. Und die Einladung kam postwendend: „Am 1.12. macht der eine von 100km. Wenn Du lange bei Kälte durchs Gelände fahren möchtest und keine Angst vor dem Klappspaten zeigst, dann bist Du bei uns richtig.“ Der erste Dezember? Das ist ein Donnerstag. Da hat sich Twobeers wohl vertan? Nein, hat er nicht denn: „Am ersten Dezember habe ich Geburtstag. Also gibts eine lange Tour und danach ein gemütliches Beisammensein (mit zwei Bier).“

So kamen wir zu einer Geburtstagseinladung wie es sich ein Radsportler nicht besser wünschen kann.

„Wir treffen uns um 9:00 im Cafe Esstilo. Nachfolgend knapp 90km ohne Einkehr, also Riegel einstecken.“
Wir stehen überpünktlich beim Café im Stadteil Pankow. Sechs Eisenschweine trudeln aus verschiedenen Richtungen ein. Freundlich werden wir begrüßt, neugierig beäugen wir die ESKler. Die Dame vom Café putzt störrisch ihre Scheibe von innen und weicht unsere Hallo-wir-wollen-rein-Blicke geschickt aus. Die Tür bleibt zu. Ohne Begrüßungsgeburtstagskäffchen machen wir uns also gleich auf dem Weg. Vorher weisen wir noch kurz darauf hin dass wir vom Dorf kommen und vor roten Ampeln anhalten. „Keine Sorge, wir fahren gleich raus aus Berlin!“ Indertat sind wir erstaunlich flott im Berliner Aussenbereich und haben genauso flott auch schon den ersten Platten: „Panne!“, „Wer?“, „Na Du!“, „Neeee“, „Doch!“, „Ooohh….!“ Boom muss den Schlauch wechseln, alle Anderen schauen zu und kommentieren. Wie zuhause.
Weiter gehts. Immer wieder „kleine Heimatkunde“ von Twobeers: „Was schätzt Du wie alt diese Bäume sind?“……ich sehe nur uninteressante spargelige Bäumchen. Was soll daran besonders sein? „20 Jahre! Wir sind hier auf dem ehemaligen Schutzstreifen!“. Upp, was wir nur aus Geschichtsunterricht und Fernsehen kennen ist hier vergangene Realität. „Schwupp“ geht es unter der U-Bahn durch und sind wir wieder auf „der anderen Seite“ (auf welcher jetzt?). Hochhäuser (ehemalige Plattenbauten?), schön farbig angemalt. „Hier wohnt unser Integrationspreisträger Bushido! Und Sido wohnt hier auch!“

Wir fahren durch Wohnsiedlungen, hier sind die Straßen nicht überall geteert. Sowas gibt es bei uns nicht. („Im Westen sind die Feldwege geteert“). Weihnachtliche Deko aber auch hier. Im Randgebiet fallen mir die vielen Schrebergartenkolonien auf. Die Häuschen stehen sehr dicht aufeinander, viel Garten ist da nicht. Nur Schreberkolonie? Gibt es das?

Nun sind wir mit 4 Crossräder und 4 's richtig im Gelände und kann die Seentour beginnen (Summter See, Mühlenbecker See, Gorinsee, Liepnitzsee, Hellsee, Plötzensee, Lobetalsee). Wald, Wiese, Wasser im Wechsel. Wie zuhause. Wir kommen an einer Bauruine am See vorbei. „Sollte mal ein Wellnesshotel werden“ erzählt mir Taucher-. Nach 30 km einen kurzen Verfahrer. Halt! Umdrehen! Zurück! „Der Pirat“ sieht 'ne Hütte und verlangt nach Stullenpause. Jetzt schon? Antrag wird abgelehnt. Noch zu früh. „Anneke?! Mußt Du pullern?“……Bitte??… ich halte an, drehe mich um und sehe einen Teil der Rotte pinkeln. Aha!, Kommando Austreten. Nee, 'schmussnich….
Weiter geht es durch einen Buchenwald. Es wird kurz querfeldeiniger, ich muß mich auf den Untergrund konzentrieren. So habe ich den, angeblich filmreifen, Abgang von Twobeers verpasst. Ich sehe ihn mit verdattertem Blick am Baum angelehnt sitzen. Ein kleiner böser Stubben war schuld, mit dem Pedal hängen geblieben. Nix passiert, richtige Männer kennen keinen Schmerz. Kurz schütteln, aufsitzen und weiter!

Auf halber Strecke dann Pause bei einem der vielen Seen. Boom hat für jeden ein mit Eroica-Käse belegtes „Türkenbrötchen“ dabei. Ausserdem noch Jagertee in der Thermoskanne, worüber er sich selbst anscheinend am meisten freut.

Es ist sehr gemütlich in dem Unterstand doch leider auch sehr zügig. Also schnell wieder aufgesessen. Schöne Seetrails kommen jetzt unter den Stollen, ein paar gibts es dazu. Einige unwegsame Stücke werden mit geschulterterm oder geschobenem Rad durchquert. Ein schönes Bild, leider steckt die Knipse tief im Rucksack. Es ruft einer „Lag hier nicht mal die Wildschweindecke?“, es hallt begeistert zurück „Joooh!“ Wir kommen Berlin wieder näher und die die Heimatkunde nimmt wieder zu. Wir überqueren Erichs eigene Autobahn die zur damals abgeschottete Wohnsiedlung der SED-Politbüromitglieder führte. Westlich der Panke fahren wir durch die Rieselfelder. Viele Jahrzehnte wurden hier die Berliner Abwässer über große Flächen „verrieselt“. Das Gelände wird jetzt aufgeforstet und dient als Erholungsfläche. Zum Schluß bekomme ich im Vorbeifahren noch das Schloss Schönhausen gezeigt, Sommersitz der Königin Elisabeth Christine, Gemahlin Friedrichs des Großen.

Die Tour endet um 13:30 Uhr wo sie angefangen hat: bei Estillo. Wir dringen ein und müffeln zufrieden grinsend vor uns hin. Die Eingangstür wird von der Bedienung zum Lüften geöffnet. Ja, so ist das wenn das Begrüßungskäffchen im Anschluß getrunken wird. Strafe muß sein. Hättet Ihr mal euer Türchen um 9:00 Uhr geöffnet.

Der Tag ist noch nicht zu Ende. Wir gehen kurz zum Frischmachen ins Hotel, dackeln dann rüber zum Twobeershouse. Im kleinsten Raum hocken die Eisenschweine zusammen, alle mit einem riesigen Bierglas in der Hand. Twobeers wuselt dazwischen rum, mal an der Zapfanlage, mal am Backofen wo die Blechkartoffeln garen und mal am großen Topf beim blubbernden Grünkohl der umgerührt werden muß. Die Vorfreude auf das prächtige Mahl mit den extra aus Oldenburg eingeflogenen Pinkelwürste ist Twobeers anzusehen. Der Tisch wird gemeinsam gedeckt, die Teller vom Geburtstagskind persönlich befüllt. Es wird gegessen, gefachsimpelt, getrunken und gelacht.

Sauschön wars!

Dankeschön!

Anneke

twobeers

4 Kommentare

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  • „(“Im Westen sind die Feldwege geteert”).“ – Na weit sind wir davon auch nicht mehr entfernt…. *heuelschluchz* :,(
    Auf alle Fälle sehr interessant zu lesen, wie jemand von außerhalb so ne regionale Geburtstagstour er“fährt“! 🙂

  • Da hilft auch kein ERiNNERUNGS phone, ich werde Geburtstage vergessen. Glückchen zur Feierrunde und Abschlussparty.
    Die Anneke könnte eine Esau werden, oder was meint der Kader?

  • Titel: Bonus Tracks
    Antworten mit Zitat
    Twobeers & Uwe:
    „Hält Anneke das Tempo?“
    „….sie kann ja pfeifen“
    „….ist schlecht ohne Luft“
    „….hmmwpfff….“
    *****************************************************
    Während Booms Schlauchwechsel:
    „Wo kommt Ihr genau her?“
    „Zwischen Hamburg und Bremen“
    „Ah! Scheeßel! Hurricane!“ (bekanntes Land! Wink)
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    Am Ende der Tour an eine Kreuzung:
    Twobeers: „Hier müsstet Ihr von der Autobahn runter gekommen sein“.
    Uwe schaut sich fragend um, zuckt die Schulter: „…….wenn Du das sagst….“
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    Wir sitzen um den Esstisch. Das Telefon klingelt, immer wieder.
    Da sagt Boom so vor sich hin: „Ich finde es unhöflich zum Geburtstag anzurufen.“
    Erstaunte Reaktionen: „Wah? Wieso das denn?“
    „Na, ist doch klar das Besuch da ist. Nervt doch. Kann man doch einen Tag später anrufen?“

    Empfehlend Empfehlend Empfehlend
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    Markus erscheint später und bekommt noch einen deftigen Teller Grünkohl gereicht.
    Etwas skeptisch beäugt er die Pinkelwurst.
    „Das ist Pinkelwurst! Aufschneiden und essen!“
    „Da ist Gries, Speck und Hirn drin!“
    Der Blick wird noch skeptischer.
    Uwe: „Sei mal beruhigt, Speck und Gries sind nur der geringste Anteil…“
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    Markus nach dem Essen: „Sag mal, haste nicht noch was zum Präpeln?“
    Twobeers: „Wie? Du willst jetzt noch was zum Präpeln?“
    und dann zu uns: „Wisst Ihr aus dem Westen überhaupt was präpeln ist?“
    Nöö, keine Ahnung.
    „Na, präpeln, das ist naschen, knabbern!“

    Smile Präpeln hört sich gut an, ab sofort wird beim Fernsehen gepräpelt.
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    Eine Bildungslücke muß unbedingt noch geschlossen werden.
    Leise frage ich meinen Tischnachbarn was dass nun mit „dem Klappspaten“ auf sich hat?
    Breites Grinsen. „Also, wenn der Klappspaten rausgeholt wird gibt es keine Gnade.
    Dann wird Kante gegeben. Wer reißen lässt muss sehen wie er nach Hause kommt!“
    Aaah ja, so ähnlich hatte ich es mir schon fast gedacht.

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