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Mit allen Wassern …

der 7 Flüsse: Leine – Werra – Fulda – Lahn – Rhein – Mosel – Saar

15.07.2011
Nachdem ich 10 Jahre lang an meiner Lizzy Leichtbau betrieben habe, folgt nun das Gegenteil. Ich hoffe, Mensch und Material werden die nächsten 8 Tage gut überstehen. Kurs West-Süd-West. Gegenwind und Regen scheinen sicher. Heute früh jedenfalls ist Eisenschweinwetter. Alles Bestens!
unterwegs

Allein mit dem Bike auf weiter Piste hat auch seinen Reiz. Die Lizzy fuhr sich mit dem Gewicht wie ein Dampfer, aber wenn sie erstmal in Gang war, lief sie ziemlich gut und schnell.
Ich bin am Freitag morgens schon von Leinefelde aus, voll aufgesattelt zur Arbeit gefahren und nach Feierabend los. In Eschwege steht der Wohnwagen meiner (Ex)Schwiegereltern. Ein guter Platz für die erste Übernachtung und lockere 50km als fand ich völlig ok.

Am nächsten Tag bin ich früh gestartet und habe noch im Nebel die Werra überquert.
Die Sonne kam aber bald raus und der Morgen begann wunderschön am Hessischen Fernradweg R5. Die Dörfer im Wehretal waren hübsch und um diese Zeit noch verschlafen. Dann ging es bergan auf über 400m rüber zur Fulda. Diese Radwege laufen nicht immer über Asphalt, sondern teilweise über Feldwege oder durch die Wälder. Die Lizzy war das richtige Mädchen für diese Ritte. Gegen 11 Uhr war ich schon in Bad Hersfeld, um bei Niederaula den R5 zu verlassen und über das bergige Waldhessen Richtung Marburg an der Lahn zu fahren. Es sollte da den R2 geben, den ich aber nirgends finden konnte. Ich hatte von dem Gebiet auch nur eine grobe Karte und richtete mich nach Wegeweisern und Himmelsrichtung. Auf diese Weise fuhr ich doch ziemlich kreuz und quer durch die Gegend. Ab und zu fragte ich Eingeborene nach dem Weg, aber die waren wohl alle noch nie wirklich aus ihren Dörfern gekommen und schickten mich sonstwohin. Irgendwann hörte ich auf zu fragen und schlug mich so durch. Kirchheim, Oberaula, Neukirchen, Willingshausen (das aus 100 Dörfern zu bestehen scheint), bis ich in Neustadt endlich den R2 fand. Ich war einigermaßen müde und es war kurz vor 18 Uhr. Noch die 10km bis Stadtallendorf und Quartiersuche, was sich schwieriger gestaltete, als ich dachte. Die Hotels ausgebucht oder mit Familienfeiern, die Gasthöfe hatten Dauergäste, die auch übers Wochenende ihre Klamotten auf den Zimmern gelassen hatten. Einen hatte ich noch in Niederklein, sonst hätte ich mein Zelt am nächsten Waldrand aufgestellt, aber die freundliche Wirtin hatte Zimmer und Nahrung für mich. Das Essen war so üppig wie sie selbst, ich fands prima. Tageskilometer 150 und 1200Hm.

Am nächsten Morgen regnete es. Das macht ja nichts. Der R2 lief bis zur Lahn durch den Wald und ich sah bald aus wie eine Sau. Erst in Cölbe gab es wieder feste Wege. Jetzt regnete es wie aus Eimern. Punkt 10 Uhr fuhr ich in Marburg ein. Alle Kirchenglocken läuteten wie doof, richtig, es ist Sonntag, und sauber war ich durch das viele Wasser von oben und unten auch schon wieder. Bin ein bisschen durch die Stadt gelullt und mir'n Cafe gesucht. Dann weiter: Fronhausen, Lollar, Wettenberg, Gießen. Dort hab ich irgendwo den Abzweig verpasst und bin die „falsche“ Seite am Fluß gefahren, immerhin eine Art netter Trail, der sogar mit 20kg Gepäck Spaß machte.
Heuchelheim, Wetzlar (lecker Mittagessen beim Griechen), Solms.
Kurz vor Weilburg ein Stück mit zwei jungen Typen gefahren, die auch mit Bike und Zelt unterwegs waren. In Weilburg wollten sie den Campingplatz anfahren, ob ich nich mit wollte. Aber dieser Campingplatz war riesig, viel zu ungemütlich. Ich fuhr weiter. Die Lahn führte jetzt durch Wälder, links und rechts schöne Felsen, gefiel mir sehr. Bis Limburg hätte ich es noch geschafft, aber dann kam der kleine Campingplatz Gräveneck. Ein italienisches Restaurant nebenan, der Regen hatte aufgehört, also Stopp! Leider gab es kein warmes Wasser in den Duschen, doch ich fand es trotzdem herrlich. Die Übernachtung kostete also auch nur 8 Euro. Den Rest des Tagesbugets investierte ich in Beefsteak und einen halben Liter Montepulciano. 131km.

Die Nacht auf der Isomatte war nicht soo toll, ich fuhr früh los. Irgendwo bei nem Bäcker gefrühstückt, die Basilika von Dietkirchen bewundert und in Limburg an der Lahn eingerollt. Eine wirklich schöne Stadt. Ich bin ne Weile dortgeblieben um mir alles anzuschauen, einschließlich natürlich dem Dom.
Wieder auf der Strecke hörte der Lahnradweg irgendwo bei Altendiez auf. Auf einem Schild stand die Empfehlung, die Bahn bis Laurenburg zu nehmen. Sonst müßte man 200hm hochkurbeln über ein Dorf namens Holzappel. Ich nahm natürlich Holzappel. War schon elend mühsam mit Gepäck, aber dafür ging es ziemlich flott den Berg auf der anderen Seite wieder runter.
Den ganzen Tag hatte es kaum geregnet, das kam dann aber am späten Nachmittag, als ich kurz vor Lahnstein war. Pechschwarzer Himmel und ein stürmischer Wind. Natürlich wie immer von vorn, schließlich fuhr ich gen Südwesten, Hauptwindrichtung.
Ich trat nochmal ordentlich rein und erreicht Lahnstein mit den ersten Tropfen. Das erste Schild „Zimmer frei“ war für mich. Rein, dann ging es draußen los. Ich hatte zwar erst 99km auf der Uhr, aber das Quartier war ganz gut und ein Grieche (schon wieder) unten im Haus.

Der Montagmorgen begann mit Schlauchwechsel am Hinterrad. Ich hatte mir einen Dorn eingefangen.
Lahnstein liegt an der Mündung der Lahn in den Rhein. Endlich da!! Bei Koblenz überschritten wir, die Lizzy und ich, den großen Fluß.
Ein Foto am Deutschen Eck, klaro. Dann ran an die Mosel!
An der Mosel fährt man gut und schnell. Es sind Unmengen anderer Radler unterwegs, auch ettliche Schwuchteln auf Rennrädern. Ich bin an allen vorbeigezogen, ehrlich. Auf der ganzen Strecken waren nur 2 RR, an denen ich auf Dauer nicht dranbleiben konnte und sie ziehen ließ.
Ansonsten ist es an der Mosel wunderschön und kitschig. Ich zog bis Traben-Trarbach, wo ich ein paar hundert Meter hinter den teuren Hotels am Ufer, eine nette, preisgünstige Herberge fand. ca 130km

Mein Ziel war Wallerfangen an der Saar, kurz vor Saarlouis. Dort wohnt ein Freund von mir. Man kann die Streckenlänge an den Flüssen schwer einschätzen. Es könnten 150km sein, oder mehr. Ich fuhr erstmal los, vielleicht war es heute noch zu schaffen.
Nach einer Stunde etwa, überholte mich ein Typ in meinem Alter (ich werde nächstes Jahr fünfzig, wer's noch nicht weiß) auf einem gelben Cannondale Caad3 . Er fuhr so zwischen 25 und30km/h und ich hing mich dran. Wegweiser „Wittlich“. Ich schloss auf, er grinste.
Ich sag: „Ich will nach Trier. Isses richtig über Wittlich?“
„Ja, ist schöner als an der Mosel. Ich fahr da jeden Tag zur Arbeit hin“
„Wittlich liegt nicht an der Mosel?“
„Nö, is schon Richtung Eifel.“
„Berge?“
„Nö, da gibts noch keine Berge. Komm doch mit!“
Nun, in der nächsten Stunde hab ich ihn mehrmals leise verflucht. Wir fuhren komplett raus aus dem Moseltal, ständig leicht berauf, und er behielt seine Geschwindigkeit. Ich biss die Zähne zusammen und blieb an seiner Seite.
Im Grunde war er ja doch ganz nett, denn in Wittlich brachte er mich noch ein paar km weiter, bis ich auf dem richtigen Radweg war in Richtung Trier. Und dann ging es als Belohnung 30km lang wieder leicht bergab. Um 14 Uhr erreichte ich Trier, 100km in den Beinen. Ohne Halt fuhr ich weiter nach Konz, dort wo die Saar in die Mosel mündet.
Meine Beine waren gut. Flußaufwärts fuhr ich an Saarburg vorbei, Mettlach und die große Saarschleife, sehr schön alles. Ich genoß meine letzten km. 170 waren es dann doch am letzten Tag.

Mein Kumpel hatte mich schon erwartet. Er fährt kein Rad. *lach*
Abends hat er mich in Saarlouis eingeladen. Indisch essen ist auch toll, und das Bier war sehr lecker.
Am Sonntag holte mich meine Freundin mit dem Auto ab. Leider hatte ich keinen Urlaub mehr, ich wäre auch gern noch zurückgefahren.
730km, ca. 2800Hm (wegen der Gewitter ist das nicht sehr genau) und ne sehr geile . Sicher nicht meine letzte dieser Art.

skr.

sketcher

Special Agent des Eisenschweinkader - Tourenbiker - Konstrukteur - Mountainbiker - Philipp, Tobias, Evelyn - Beck's Bier - Rembrandt - Bordeaux - Freunde mit und ohne Bike - Child In Time - Debian GNU/Linux - Over The Hills - Maschinenbau - Flightgear - Eichsfeld - Scotch Whisky - kleine und große Bäume - Thüringer Wald - Bergfahrer - apt-get - IBC-Forum - Hainich - Mozart - Alleinfahrer - Chianti Reserva - Led Zeppelin - Fachwerk - Flow - Michelangelo - Eichsfelder Stracke auf selbstgebackenem Brot - J. S. Bach - Gesellschaftsfahrer - Radeberger - EOS500 - einsame Trails - Tin Lizzy - Snowbiken - Jimi Hendrix - Hardtailfahrer - Ein Bier unter Freunden :-)

9 Kommentare

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  • welcome back, schade das man dich die letzten male nicht bei den harzstürmen begrüßen konnte. bis bald…hoffentlich

  • Mensch Sketcher, eine Spitzentour und fast bei mir an der Haustür vorbei. Eigentlich hättest Du Nauti begegnen können, der in umgekehrter Richtung unterwegs war (so bei Weilburg etwa). Der Campingplatz in Gräveneck ist wirklich nett, da werde ich am Samstag hoffentlich vorbeikommen. Du hättest alternativ auch oben in Braunfels (kurz hinter Wetzlar) übernachten können.
    Grüße
    dd

  • Hey Sketcher, tolle Sache das! Generell schön, dass man auch mal wieder etwas von Dir liest.
    Eine der vielen Rennradschwuchteln in der Koblenzer Ecke werde ich wohl gewesen sein – warum grüßt Du nicht?! Habe mich nämlich gerade selbst landverschickt und ziehe ein paar Runden durch die nahe Eifel.
    Bis bald, alter Haudegen!

  • *grins*
    Hi Acke, bei den RR gibts solche und solche. Von solchen, wie du einer bist, hab ich nur am Horizont den Kondenzstreifen wahrgenommen. Gegrüßt hab ich natürlich alle.
    Bis bald!

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